Liebe WüstenspurenleserInnen: Der Countdown hat begonnen! Noch wenige Tage bis zu unserer Abreise. Hier die letzten Eindrücke stichwortartig im Tagebuchformat.
Ich schaffs nicht mehr mit der täglichen Bloggerei, habe einen zweitägigen Hürdenlauf hinter mir. Es ist jetzt Donnerstag, 1745 Uhr Abu Dhabi Zeit. Vor wenigen Minuten bin ich ins Hotel zurückgekehrt. Ziemlich geschafft aber zufrieden, dass ich beinahe sämtliche Pflichten und Pendenzen abarbeiten konnte.
Gestern wie heute habe ich mich um 0730 auf den Weg gemacht. Hier meine diversen Stationen:
Mittwoch: Zuerst hole ich den Volvo im Workshop ab. Die Heckscheibe ist ersetzt. Man rät mir, die Fenster während der Fahrt nicht zu öffnen, um den Staudruck im Wageninnern möglichst tief zu halten.
Fahrt ins Etihad Headquarter. Mein Arbeitgeber hat mir eine Liste gemailt. Gemäss dieser Vorgabe kämpfe ich mich durch unzählige Büros; Staff Travel, Housing facilities, Finances, IT (Rückgabe des Laptops), Security (Rückgabe sämtlicher Ausweise) und Flight Ops. Überall gibts einen Stempel und eine Unterschrift. Was hier in knapper Sequenz aufgezählt ist, erweist sich in der praktische Umsetzung als schweisstreibende Knochenarbeit. Verbunden mit Fragen, Rückfragen, noch mehr Fragen und wenigen Antworten. In vielen Büros sitzen InderInnen. Und die nehmens ausnehmend akkurat. Um jeden Dirham, um jeden defekten Duschkopf oder jede gebrochene Steckdose wird gefeilscht.
Dazwischen bimmeln immer wieder SMS von Kollegen aufs Handy. Ein bolivianischer Copi will uns spontan zum Nachtessen einladen. Hany, ein ägyptischer Banker mit dem ich früher oft Squash gespielt habe, würde sich gerne persönlich von mir verabschieden. Die Kollegen vom Squash-Team suchen einen gemeinsamen Termin, um den Saisonabschluss zu feiern. Zwei Captainkollegen aus Sri Lanka würden sich über ein gemeinsames Bier freuen. Pushpa aus dem Flight Safety Büro möchte Martin Rau und mich zum Nachtessen einladen...
Ich fasse mein Flight Safety-Arbeitszeugnis aus, trinke einen letzten gemeinsamen Kaffee aus der Departements-Nespressomaschine. „Bye guys – let’s keep in touch...“
Heute Donnerstag geht es ähnlich weiter. Der Tag beginnt im Büro der Versicherungsagentur. Ich benötige für die Ausfuhr des Volvos eine internationale Police. Dann gehts zum Traffic Departement, wo der Wagen zuerst geprüft wird. Gegen eine Gebühr, versteht sich. Dann schrauben geübte Hände (nicht meine!) das Abu Dhabi-Nummernschild ab und ersetzen es durch eine blaue Export-Nummer. Natürlich erst, nachdem ich meine beiden Geschwindigkeitsbussen (600 Dirham) beglichen habe.
Noch einmal fahre ich zum Büro der Coast Guard. Der Check zur Rückerstattung meiner 7000 Dirham lässt auf sich warten. Natürlich ist er nicht eingetroffen. Was nun? Ich einige mich mit Mister Mansour auf ein bislang nicht erlaubtes Verfahren (gemäss Mister Mansour), bei dem der Check meinem Freund Russell ausgehändigt werden soll. Zu diesem Zweck verfasse ich vor Ort eine handschriftliche Bestätigung und deponiere zur Sicherheit eine Kopie meines Passes.
Anruf der Shipping-Company, die sich um die Ausfuhr meines Wagens kümmert. Die Dame, die ich während der vergangenen zwei Wochen konsequent als Mister angeschrieben habe (auch nach fünf Jahren UAE bekunde ich offenbar Mühe mit der Zuordnung gewisser Vornamen...), erklärt mir, wie ich weiter vorzugehen habe. Ich fahre umgehend ins Hotel zurück, verfasse einen Authorization letter und maile das Dokument zusammen mit dem Export Certificate und einer Kopie der Versicherung an den Transporteur.
Dann meldet sich überraschend die Mashreq-Bank, die es nun doch noch geschafft hat, den Payout order für meine überzähligen Kreditkarten-Dirham an die richtige Filiale zu schicken.
Um 1400 Uhr betrete ich – wohl zum letzten Mal – die grosszügige Empfangshalle des Eithad Hauptsitzes. Nach der Rückgabe meiner Ausweise bin ich vom Captain zum Visitor geworden. Statt meiner Personal-ID baumelt ein hundsgewöhnlicher Besucherausweis an meinem Hals. Die Sekretärin des Chefpiloten hat Brownies für mich gebacken. Ich wandere an diversen Schreibtischen vorbei (ein Vorteil der Grossraumbüros!!!) und schüttle unzählige Hände, lasse viele spontane (auch unerwartete) Umarmungen über mich ergehen, schaue in feucht-glänzende Augen und wiederhole mich immer wieder: „It’s not easy to leave. I’m gonna miss you guys...“
Kurz vor 1500 Uhr unterschreibe ich im Personalbüro den Wisch mit dem Final Settlement.
Eine Urkunde gibts gratis dazu, unterschrieben vom heiss geliebten CEO. Auf der Fahrt ins Hotel schaudert mich. Ich drehe das Radio ab, kann und will kein Gebrabbel hören. Als ich unser Zimmer betrete, empfängt mich Leere. Franziska ist unterwegs, organisiert Abschiedsgeschenke und erledigt – wie schon gestern und heute – letzte Besorgungen. Ausserdem fährt sie mehrfach für die Fertigstellung der Endabrechnung der Mediothek an die Deutsche Schule. Wir sehen uns selten, und wann, dann lediglich für wenige Minuten.
Noch einmal mache ich mich auf den Weg, diesmal zur Bezahlung der Rechnung meines Autotransportes. Der Taxifahrer findet die Adresse nicht und ich steige an einem völlig falschen Ort aus. Zu Fuss suche ich weiter. Drei Mal rufe ich die Sekretärin des Unternehmens an. Ihre Angaben sind entweder völlig wirr oder schlicht unverständlich. Kurz vor 1700 Uhr klappt es doch noch. Eine halbe Stunde später bin ich wieder zurück. Es reicht gerade noch, diesen Text fertig zu schreiben.
In einer Stunde sind Franziska und ich bei Anita und Frank zum Nachtessen eingeladen. Ich werde wahrscheinlich bereits beim Apéro einschlafen...
Thursday, June 16, 2011
Subscribe to:
Post Comments (Atom)
5 comments:
Vielen Dank für Dein ausdauerndes Bloggen!
Ich hoffe, Du hörst in der Schweiz nicht daimt auf.
Bei Deinen Schilderungen bin ich erstaunt, wie bürokratisch die VAE zu sein scheinen. Da ist vieles offensichtlich wirklich nur moderne Fassade. Ich ging bislang davon aus, solche Dinge liefen sehr effzient, halt ganz im Dienst der Wirtschaft.
Was heisst hier "effizient"? Früher nannte man einen Tag "erfolgreich", wenn es gelang, eine einzelne Sache fertig zu erledigen. Das Programm von Dide war ein Wunder.
Gute Erholung!
Dass der Anteil an Expats und Gastarbeitern überproportional gross ist in Abu Dhabi, war mir bekannt.
Doch das Ausmass an Bürokratie, mit der dieses stete Kommen und Gehen verwaltet wird, darüber machte ich mir keine Vorstellung!
Dies wird hier eindrücklich vor Augen geführt.
Gute Erholung, (einmal mehr) danke für's Bloggen und bis bald in den nicht mehr so üppigen Hallen unseres Ops. Bei uns gibts auch kein Zertifikat, dafür Vornamen, die sich dem Geschlecht zuordnen lassen ;-)
G!
وضع على جاكيتات، لذلك يمكنك أن تصبح أكثر وسيم
Post a Comment