Tuesday, September 29, 2009

Neue Mehrheitsverhältnisse

Kein Wahlkommentar, keine politische Propaganda. Nur ein bisschen Familienpolitik: seit Sonntag herrschen neue Mehrheitsverhältnisse bei uns: Die Mehrzahl der Familie hat einen Fahrausweis und darf vierrädrig über die Strassen rollen.

Ein bisschen "Wasta" und eine rund zweiminütige Fahrprüfung haben uns nach sechs Monaten Lehrzeit einen neuen, top motivierten und äusserst billigen Privat-Chauffeur frei Haus geliefert, was in einem Land mit "Nullpromill-Toleranz" auf keinen Fall zu unterschätzen ist...


Tuesday, September 22, 2009

Studenten-Leben

Der Campus wirkt gemütlich; rote Backsteinhäuserzeilen mit weiss gestrichenen Fenster- und Türrahmen und kleinen Vorgärten. Dazwischen Büro- und Unterrichtsgebäude im gleichen Stil, einfach ein bisschen grösser. Wer weiter ins Gelände vorstösst, trifft irgendwann auf moderne Holz- oder Betonbauten mit grosszügigen Glassfassaden. Moderne Baukunst als Zeuge fortwährenden Wachstums der etablierten Cranfield University bei London.

Am Sonntagabend stehen mein Arbeitskollege Azwan und ich, nach knapp acht Stunden Flug, einer Stunde Busfahrt und zwanzig Minuten Holper-Taxi vor der Rezeptionsdame, die uns mit freundlichem Lächeln die Zimmerschlüssel aushändigt. Das Gemach erinnert an eine Mönchskammer; eng, mit kleiner Schlafstatt. Die Bildfläche des Fernsehers verleiht meinem Laptop Flügel und macht ihn glauben, er wäre eine Grossleinwand.
Doch schliesslich sind wir nicht zum entspannten Filmgenuss hier. Auch nicht zum Vergnügen.



























































Lernen sollen wir, uns weiterbilden, den Horizont erweitern. „Flight Data Monitoring (FDM) and Flight Operational Quality Assurance (FOQA) in Commercial Aviation” – so lautet die verheissungsvolle Überschrift dieses viertägigen Lehrgangs. 46 Kandidaten aus der ganzen Welt haben den Weg nach Britannien gefunden; eingeflogen aus fernen Orten wie den Seychellen, Hong Kong, Japan oder Argentinien. Ich werte dies als positives Zeichen; für die Reputation des Instituts, wie auch für die Qualität des Gebotenen. Und ich werde – um es an dieser Stelle gleich vorwegzunehmen – im weiteren Kursverlauf keineswegs enttäuscht.

Die Auswertung von Flugdaten ist eine komplexe Angelegenheit. Es geht um die kritische Betrachtung von bis zu 2500 aufgezeichneten Parametern pro Flug! Was sich in der Luft abspielt, versucht der Experte anhand wild gezackter Linien und Kurven zu rekapitulieren. Dabei richtet sich sein Auge in erster Linie auf Übertretungen von Limiten, auf Abweichungen von Betriebsverfahren oder auf willkürliche Verletzungen von Vorschriften. Die Arbeit verlangt beinahe kriminalistisches Gespür, wenn es gilt, die relevanten Daten miteinander zu vernetzen. Um den Überblick zu erhalten, muss Unwichtiges eliminiert werden. Kombinationsgabe ist genauso wichtig, wie die Erfahrung des Analysten.

Bei Bedarf werden die aufgezeichneten Daten auch zur Erfassung von Trends oder zur Erstellung von Statistiken beigezogen. Wer Zugang zum „Flight Data Monitoring“ hat, verfügt über intimste Kenntnisse der Operation einer Airline. Aufgrund der Vertraulichkeit dieser Daten wird der Kreis der Eingeweihten bewusst möglichst klein gehalten. Nicht zuletzt auch zum Schutz der involvierten Besatzungen. Gerade der Umgang mit dieser Vertraulichkeit wird in unserem Kurs zum wiederholten Diskussionspunkt. Erst bei einer willkürlichen Verletzung von Vorschriften oder bei extremen Vorfällen mit grossem Unfallpotential werden allenfalls weitere Stellen der Flugoperation in die Untersuchung miteinbezogen. Doch wo liegt die Grenze? Jede Airline setzt eigene Massstäbe. Auch hier gilt, dass Piloten, die in einem Berufsverband zusammengeschlossen sind, besseren Rückhalt und in den meisten Fällen wohl auch solidere Vertraulichkeit geniessen.











































Neben Ethik haben wir uns in kurzweiligen Workshops mit zahlreichen Fallbeispielen beschäftigt. „Don’t jump on conclusions“ wird zum geflügelten Wort. Alles wird mehrfach überprüft, um sämtliche Zweifel aus dem Weg zu räumen. Wie peinlich wäre es doch, eine Besatzung eines Fehlverhaltens zu beschuldigen, um später zu realisieren, dass die Daten ungenau oder gar falsch interpretiert wurden.
In der gleichen Bankreihe wie ich sitzt der Vertreter von Air Zimbabwe. Ein bescheidener, ruhiger Mann. Er hört auf den Namen „Hopeful“ und hofft - Nomen es Omen - wie wir alle, mit seinem hier erworbenen Wissen einen wesentlichen Beitrag zur Sicherheit seines Unternehmens leisten zu können.

Die Tage auf dem weitläufigen Campus mit Pub, einem "Café Bookshop" und einem kleinen Einkaufsladen vergehen viel zu schnell. Die Stunden im Theoriesaal sind spannend wie anregend, die Buffets im Speisesaal üppig wie vielfältig. Bereits am zweiten Tag beschliesse ich, Morgen- und Mittagessen durch einen Apfel zu ersetzen. Allfällige Schwächeanfälle kompensiere ich problemlos mit englischem Gerstensaft aus dem Zapfhahn.

Am Schluss gibts ein Zertifikat für jeden Kursteilnehmer; beim offiziellen Schlussessen individuell ausgehändigt. Mit Handschlag. Erinnert ein bisschen an die Offiziersschule. Wenn da nicht der nuancierte britische Humor des Kursleiters wäre, der etwa die ausgemergelten Franzosen mit folgenden Worten nach Hause schickt: „I’m sure you can’t wait to fly home to get a proper meal.“

Wednesday, September 09, 2009

Wegen Renovation geschlossen

Acht Stunden und fünf Minuten dauert der Flug, und er scheint uns endlos lang. Wir starten kurz nach 14 Uhr Lokalzeit in Abu Dhabi. Die Sonne brennt unerbärmlich und treibt das Quecksilber auf schweisstreibende 46 Grad. Die Rollzeit zur Startpiste 13L beträgt eine Viertelstunde, und wegen eines Defekts zweier Ventilatoren zur Kühlung der Bremsen behalte ich die entsprechende Temperaturanzeige aufmerksamer als üblich im Auge.
Ramadan – wir entfliehen der fastenden Welt und drehen die Flugzeugnase Richtung Westen. Steigen auf 40'000 Fuss, überfliegen Bahrain, Saudi Arabien, Jordanien, Syrien und den Libanon. Dann geht es weiter über Zypern und die griechische Inselwelt Richtung Malta. Später folgen wir der Küste Nordafrikas, durchreuzen diverse Lufträume des Maghrebs, bevor der Copi schliesslich unseren A330 kurz vor Sonnenuntergang in Casablanca landet. Die Temperatur beträgt angenehme 25 Grad, die Rollzeit zum Terminal ist diesmal kurz und lässt der Kabinenbesatzung kaum genügend Zeit, die Passagieransagen runterzuspulen. Hastig verlassen die 57 Fluggäste die Kabine und strömen Richtung Ankunftshalle. Wenig später folgen wir ihnen. Das riesige Gebäude wirkt ausgestorben und leer. Viele Schalter sind verwaist, denn es ist immer noch Ramadan. Und wir sind mittendrin!

Vor wenigen Minuten ist die Sonne unter dem Horizont abgetaucht. Iftarzeit: Die Menschen haben sich zurückgezogen, um nach den Stunden des Fastens die trockene Kehle zu netzen und den leeren Magen zu füllen. Sie tun dies nicht, wie man vielleicht annehmen könnte, gierig und schnell, sondern besinnlich und langsam. Geniessen den ersten Schluck aus der Wasserflasche genauso wie die erste Dattel, die sie förmlich im Mund zergehen lassen.
Derweil steht unsere Besatzung am Zoll und wartet auf Einlass. Gut Ding will Weile haben, die Religion hat sowieso Priorität, denke ich mir, und beginne, die während des Fluges auf meinem – selbstverständlich ausgeschalteten – Handy eingegangenen SMS zu studieren. Wie immer ein vielfältiger Mix aus lästiger Werbung, langweiligen Bankinformationen und lesenswerten Nachrichten von Familie und Freunden.

Eine Meldung stammt von Nina: Sie berichtet von ihrem ersten Volleyballspiel. Obwohl die Schule eben erst vor zwei Wochen wieder begonnen hat, herrscht sportlicher Hochbetrieb. An amerikanischen Schulen laufen die einzelnen Disziplinen und Wettbewerbe jeweils immer nur über einige Monate, bevor anschliessend zu anderen Sportarten gewechselt wird. Auf diese Weise erleben die TeilnehmerInnen die entsprechenden Perioden äusserst intensiv. Sowohl Linda, die sich bereits bestens an der ACS eingelebt hat, als auch Nina haben es nach harten „Try-Outs“ in die Volleyballteams ihrer Jahrgangsgruppen geschafft. Beide trainieren mit ihren Mannschaften viermal in der Woche. Linda muss am Montag gar um 0630 Uhr, vor dem Läuten der ersten Schulglocke, zum Training antraben. Dieser Tage finden die ersten Spiele gegen andere, vorwiegend amerikanische Schulen der Region statt. Höhepunkt und Abschluss der Saison bilden die EMAC-Turniere (Eastern Mediterranean Activities Conference), bei denen US-Schulen aus der gesamten Golfregion gegen einander antreten. Für die JV-Equippe (Junior Varsity) von Nina bedeutet dies eine mehrtägige Reise nach Kairo, während Lindas Varsity-Team Ende Oktober nach Kuwait fliegen wird. Für einmal dominiert also Volleyball die Diskussion am Familientisch, währen Eishockey lediglich eine untergeordnete Rolle einnimmt. Doch Tim und seine Freunde sind bereits in der Aufwärmphase für die in wenigen Tagen beginnende Soccer-Saison. Auch hier freuen wir uns auf das EMAC-Turnier Ende November, heuer ein "Heimspiel" in Abu Dhabi.




















Während ich also lese, dass Ninas Team das erste Trainingsspiel gegen die „American International School of Abu Dhabi“ ohne Satzverlust gewonnen hat, stehen wir immer noch vor der marokkanischen Passkontrolle und warten. Die Beamten lassen sich Zeit. Ebenso wie die Koffer zweier Flight Attendants übrigens. Es dauert eine halbe Stunde, bis die Gepäckstücke gefunden und ausgeliefert werden. Dann gehts Richtung Hotel. Mittlerweile ist es dunkel, unser Busfahrer fährt trotzdem ohne Licht. Vielleicht ein neuer, innovativer Ansatz, Energie zu sparen. Schliesslich ist die Strasse relativ hell erleuchtet und die anderen Verkehrsteilnehmer sind meist auch ohne Licht unterwegs.
Nach der Ankunft im Hotel lösen sich die vier marokkanischen Hostessen quasi in Luft auf. Uns bleiben grosszügige 48 Stunden bis zur Heimreise, diese Zeit muss effizient zum Familienbesuch genutzt werden. Von den Zurückgebliebenen treffen sich nach Dusche und Parfümierung sieben Crew-Mitglieder zu einem Nachtessen mit lokalen Spezialitäten. Unter ihnen eine Inderin, die während zwei Jahren für Singapore Airlines geflogen ist, und eine Finnin, die früher im Dienste der Finnair Fluggäste betreute. Der Copi pilotierte Maschinen der in Trinidad und Tobago beheimateten „BWIA“ (British West Indian Airways"), und der „Food and Beverage Manager“ arbeitete vor seiner Zeit bei Etihad in Hotels in Zürich und Montreux.
Wenn auch die Diskussion durch die unmittelbar neben unserem Tisch positionierte arabische Musikgruppe teilweise erschwert wird, ziehen sich die Gespräche lange hin. Zum Schluss trinken wir süssen marokkanischen Tee, den der Kellner mit elegantem Schwung gezielt in die Gläser giesst.
Am nächsten Morgen, nach erquicklichem Schlaf, packe ich mein Bündel in der Absicht, am Hotelpool einige Dokumente für den in der kommenden Woche geplanten „Flight Data Monitoring“-Kurs in London zu studieren. Doch der Pool ist geschlossen. Wegen Renovation. Kommt mir irgendwie bekannt vor. Was solls, dann verkrieche ich mich zum Lesen halt ins Zimmer, wo die Klimaanlage funktioniert und ich trotz Ramadan ohne schlechtes Gewissen eine marokkanische "Harira Fassia" geniessen kann.

Wednesday, September 02, 2009

Mount Everest und Marienplatz

Hinter der letzen einfachen Häuserzeile von Kathmandu erheben sich die Achttausender dieser Erde, mit dem stolzesten ihrer Gipfel, dem Mount Everest. Im Herzen der Stadt München lockt dieser Tage der Marienplatz Tausende von Touristen in die Strassencafés. Die beiden Städte könnten gegensätzlicher nicht sein. Wer innerhalb 48 Stunden zwischen diesen Welten pendelt, ist zweifellos privilegiert.

Nach zwei Wochen Bürodienst darf ich wieder einmal an den Sidestick. Gleich der Einstieg ins Cockpit sorgt für Spannung; mein erster „Alleinflug“ nach Kathmandu ist angesagt. So ganz alleine steuere ich den Airbus A330 natürlich nicht zum Himalaya, der Arbeitgeber gewährt mir grosszügigerweise Copilot und Kabinenbesatzung. Dafür bleibt der Instruktor zuhause. Aber nach zwei Simulatorübungen, einer Streckeneinführung auf dem dritten Cockpitsitz, sowie zwei Streckeneinweisungen sollte der Flug eigentlich zu schaffen sein.
Noch immer sorgt der Monsun für Unruhe über dem Gebiet des Indischen Subkontinents. Bereits nördlich von Karachi fliegen wir Zick-Zack zwischen hohen Gewittertürmen. Über Delhi zucken gewaltige Blitze, und der soeben ausgeprintete Wetterbericht von Kathmandu verheisst nicht viel Gutes. Ausführlicher als dies bei anderen Destinationen der Fall ist, briefe ich den Copiloten über die Besonderheiten des Anflugs. Vor dem Sinkflug messe ich meinen Puls. Einfach so, aus Neugierde, vielleicht weil am Donnerstag mein Medical Check ansteht; 84 Schläge, na ja – beim Mondfahrer Buzz Aldrin hämmerte das Herz unmittelbar vor dem Apollo 11 Start 110 Mal pro Minute. Er verzeichnete damit übrigens den tiefsten Vergleichswert aller Apollo–Astronauten. Die erste Mondlandung gehört meines Erachtens nach wie vor zu DEN Abenteuern der Menschheit schlechthin. Ich verschlinge im Moment Alles, was mir dazu in die Finger oder auf den Bildschirm gerät! Mit jeder gelesenen Seite steigt meine Faszination, die schon lange in Bewunderung für die involvierten Protagonisten umgeschlagen hat.

Ich befinde mich heute allerdings nicht auf dem Flug zum 384'000 Kilometer entfernten Erdtrabanten, sondern sinke mit 5.8 Grad gegen die hügelige Topografie der nepalesischen Hauptstadt. Die Geschwindigkeit des Flugzeugs nimmt zu, was ich mit dem Ausfahren der Bremsklappen kompensiere. Der Anflug gelingt einwandfrei, doch bei der Landung patzere ich. Der Flughafen liegt auf 4300 Fuss, also knapp 1300 Meter über Meer. Die Wirkung des Höhensteuers ist verzögert, träge, verlangsamt. Dies muss beim Abflachvorgang berücksichtigt werden. Ich habe dies zwar entsprechend gebrieft, doch meine Korrektur fällt zu verhalten aus. Und schon rumpelt es ziemlich unangenehm, als die acht Räder des Hauptfahrwerks die Piste malträtieren.
Beim Zurückrollen zum Parkplatz werden Erinnerungen an meine erste Landung als Kapitän auf dem ehemaligen Flughafen Hong Kong Airport Kai Tak wach. Der IGS-Anflug auf die Piste 13 hat den Puls ebenso beschleunigt wie der aussergewöhnliche VOR-Approach in Kathmandu. Und ein bisschen bin ich stolz, beide Anflüge in meinem Palmares zu notieren. Ist zwar keine Landung auf dem Mond, aber immerhin...













Wir landen erst kurz vor Mitternacht wieder in Abu Dhabi. Hin- und Rückflug dauern je ziemlich genau vier Stunden. Bei einem Glas Rotwein schalte ich zuhause ab, und zerstreue meine Gedanken, indem ich durchs nächtliche Internet surfe. Die Familie hat sich bereits in die Betten verzogen. Morgen ist Schule, meine Wenigkeit wird hingegen ausschlafen. Deshalb stört es mich nicht, dass die Uhr 02.40 zeigt, als ich endlich in die Federn krieche.
In der kommenden Nacht steht bereits der nächste Flug an: diesmal in die andere Richtung, nach München. Ich war sicher über ein Jahr nicht mehr im Einzugsgebiet des Hofbräuhaus und freue mich, denn unser Aufenthalt beträgt ergötzliche 30 Stunden.
Wir landen am frühen Dienstagmorgen, die Heimreise ist erst auf den späten Mittwochabend angesagt. So gönne ich mir zuerst einige Stunden Erholung im bequemen Hotelbett. Wie immer nach solchen Nachtflügen schlafe ich oberflächlich und unruhig, und werde von meiner verwirrten Blase ständig auf die Schüssel gehetzt. Um 14 Uhr kämpfe ich mich unter die Dusche.

Der Himmel ist strahlend blau, der erste Septembertag zeigt sich von seiner allerbesten Seite. Mit der Strassenbahn fahre ich ins Zentrum der Stadt, wo ich mich vom Strom umtriebiger Shopper und Geschäftsleute treiben lasse. Die belebte Theatinerstrasse rauf und runter, bis ich schliesslich in einem Kaffeehaus mit urchigen Holztischen im Freien lande. Ich bestelle einen grossen Latte Macchiato und gönne mir dazu eine kubanische Zigarre, die ich vorgängig in einem schicken Tabakladen erstanden habe. Dazu studiere ich abwechselnd den Stadtplan und die vorüberziehenden schicken Damen. Dann mache ich mich auf den Weg zum Marienplatz, wo ich mich um sieben Uhr mit einigen Mitgliedern der Crew verabredet habe. Vorher reicht die Zeit gerade noch zu einer spontanen Besichtigung der „Heilig Geist“- und der „St. Peter“-Kirche, in welcher ein katholischer Gottesdienst stattfindet. Ich setze mich in einen der hinteren Bänke und lausche fasziniert und ein wenig befremdet den Gesängen der Gläubigen. Getrieben von irdischen Gelüsten wie Durst und Hunger verlasse ich das Gotteshaus nach einer Viertelstunde wieder und genehmige mir am Viktualienmarkt ein Paulaner.
Das gemeinsame Nachtessen mit Kollegen der Besatzung fällt ins Wasser. Dummerweise haben wir am Morgen im Hotel den Treffpunkt nicht präzise genug definiert. Weiter tragisch ist das nicht, ich tröste mich mit zwei „Leberkäs-Semmeln“ und einem weiteren Paulaner. Ganz unkompliziert, im Stehen mitten auf der Gasse. So gefällt es mir – mehr brauche ich nicht. Im Gegenteil. Wie eigenartig ist doch diese Ausgangslage: Als Europäer in der Wüste lebend, versetzt mich ein Flug in den urtümlichen Bayernstaat richtiggehend ins Staunen. Ein Europäer in Europa. Und ich stelle einmal mehr fest, wie wenig es doch braucht, bis die Menschenseele ins Schwärmen gerät!