Friday, June 10, 2011

Donnerstag, 9. Juni - noch 9 Tage

Liebe WüstenspurenleserInnen: Der Countdown hat begonnen! Noch wenige Tage bis zu unserer Abreise aus den UAE. Ab heute schildere ich die letzten Eindrücke stichwortartig im Tagebuchformat.


Der letzte Umzugstag. Die Männer der Speditionsfirma haben bereits gestern und vorgestern Möbel auseinandergeschraubt und in schützenden Karton verpackt. Was nicht in den Container kommt wird verkauft, den Männern von der Security oder vom hausinternen Reinigungsdienst geschenkt oder entsorgt. Unsere Wohnung an der Delma-Street leert sich mit jeder Stunde mehr.

Bereits gestern sind wir zu Jörg und Desirée Hirschhäuser im Mangrove Village gezogen. Sie offerieren uns zwei leer stehende Zimmer. Ihr Haus ist riesig, zwei der drei Kinder leben bereits in Europa. Es ist genügend Platz vorhanden.

Der Tag beginnt schlecht. Am Vormittag will ich bei einer Filiale der Mashreq-Bank den Restbetrag meiner Kreditkartenabrechnung auszahlen lassen. Hoffnungslos! Die Karte ist bereits annulliert. Mein Auftritt endet damit, dass ich mich vor den Augen der wartenden Kunden mit dem indischen Schalterchef um 135 Dirham streite. Irgendwann wird es mir zu bunt. Wütend stapfe ich aus der Bank.

Nachmittag, 1430 Uhr, Traffic Departement: Treffpunkt mit den libanesischen Zwillingen, die unseren Prado kaufen. Zuerst muss der Wagen durch die technische Kontrolle, die Wartezeiten sind erstaunlich kurz. Nach 40 Minuten erhalten wir die schriftliche Bestätigung: Passed – Bestanden. Der Automat spuckt einen Zettel mit der Nummer 511 aus. Unsere Sequenz für den Schalter, an dem die Papiere umgeschrieben werden. Im Moment ist gerade die Nummer 412 dran. Fünf Schalter sind geöffnet. Geduld ist gefragt.
Die beiden Käufer nutzen die Wartezeit geschickt und rollen die Preisverhandlungen neu auf. Wir haben uns auf einen Verkaufspreis von 70'000 Dirham geeinigt, eine Anzahlung von 5000 Dirham habe ich bereits eingesackt. Jetzt meinen die beiden, einen neuen Kratzer an der linken hinteren Türe entdeckt zu haben. Ausserdem wäre der Stoffbezug an der Wagendecke in schlechtem Zustand. Was ich denn in den vergangenen drei Tagen mit dem Auto angestellt hätte, wollen sie wissen. Sie verlangen eine Preisreduktion von 500 Dirham. Ich weigere mich standhaft. Ein Tellensohn im Mittleren Osten.

Eine halbe Stunde später. Bald ist unsere Nummer an der Reihe. Wir verhandeln noch immer. Ich mache klar, dass ich mich erst nach der Aushändigung des Geldes mit ihnen an den Schalter setzen würde. Cash! Jetzt wird die 511 ausgerufen. Der eine der beiden Brüder setzt sich zur Dame an den Schalter. Der andere drückt mir ein dickes Bündel Geldscheine in die Hand. Ich beginne, zu zählen. Langsam und ungeschickt. Ich bin Pilot, nicht Banker. Die Araberin am Schalter wird ungeduldig. Die Zwillinge auch. Es fehlen 500 Dirham. Ich beharre auf meinem Geld, gewähre aber einen Abschlag von 200 Dirham. Bin eben ein schlechter Geschäftsmann. Zähneknirschend klaubt der Kollege die drei Hunderter aus dem Geldsäckel. Wir geben beide nach, können aber unser Gesicht wahren. Masha Allah!

Die nächste Überraschung folgt sogleich: Bevor der Wagen an die Käufer überschrieben werden kann, muss ich unsere ausstehenden Bussen begleichen. Franziska hat vor drei Wochen den Prado so unglücklich am Strassenrand parkiert, dass ihn die Polizei kurzerhand abschleppen liess. Eine Busse, die nun Probleme bereitet, denn wir können sie nicht an diesem Schalter begleichen. Die Dame schickt uns an eine etwa zehn Autominuten entfernte Polizeistation. Dort ziehen wir den nächsten Zettel, müssen allerdings nur eine Viertelstunde warten. Der Polizeibeamte wirft einen kritischen Blick in mein (Franziskas!?) Bussenregister. 350 Dirham für einen Double turn. Noch nie gehört, keine Ahnung, was das ist. Diskutieren ist zwecklos. Ausserdem wartet Franziska an der Delma-Street auf mich. Ich bezahle. Dann schickt uns der Uniformierte an einen anderen Schalter zur Begleichung der Abschleppkosten. Allerdings nicht im selben Gebäude! Raus ins brütende Auto. Nach drei Minuten Fahrt sind wir dort. Ich blättere 150 Dirham auf die Theke, dann meint der Schalterbeamte, wir sollen noch einmal an den Bussenschalter von vorhin zurück. Dort knöpft mir der selbe Polizist von eben gerade noch einmal 400 Dirham ab! Wofür denn, um Himmelswillen und wieso nicht gleich beim ersten Mal..? 200 für eine Geschwindigkeitsübertretung und 200 Bussgeld für Franziskas Parkier-Malheur. Ich verfluche die emiratische Polizei, die emiratischen Strassen, die immer besetzten emiratischen Parkplätze und die emiratischen Verkehrsregeln. Dann lege ich vier Hunderter auf den Tisch.

Eilige Fahrt zurück zum Traffic Departement. An den selben Schalter, zur selben Dame. Sie vergnügt sich gerade mit ihrem Handy. Wir warten, reklamieren wäre unverzeihlich. Nach zehn Minuten ist das Gespräch beendet. Jetzt wird erst einmal in Ruhe das Kopftuch neu drapiert. Dann blickt sie uns mit unschuldigem Blick an. Endlich...

Nach einer Viertelstunde gehört der Prado nicht mehr uns.

Der eine der beiden Libanesen fährt mich an die Delma-Street, wo Franziska in einer leeren Wohnung wartet. Die Umzugstruppe verstaut gerade die letzten Boxen im Möbelwagen.

Wir sind unter Zeitdruck, denn die Katze muss in spätestens einer halben Stunde in der Tierklinik sein, wo wir für sie eine Unterkunft bestellt haben. Kater Bart kommt mit uns in die Schweiz, fliegt aber erst am 20. Juni. Bis dann muss er ins Katzenhotel.

Ich meinerseits will unbedingt den reservierten Mietwagen abholen. Ich schnappe mir ein Taxi und nach wenigen Minuten stehe ich vor der Autovermietung, wo ich feststellen muss, dass mein Fahrausweis (für die Deutschen: Führerschein) fehlt! Nein bitte nicht! Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Traffic Departement oder Libanese. Während ich frustriert nach Hause stapfe (42 Grad), rufe ich den Käufer unseres Prados an. Er weiss von nichts, verspricht zu suchen und zurückzurufen. Franziska meldet sich aus der Tierklinik um mitzuteilen, dass der Käufer unseres Kochherds an der Delma-Street vor verschlossener Tür stünde. Ok, ich beeile mich.

Nach zehn Minuten dreht mein Schlüssel im Schloss. Doch der Kochherd-Käufer und sein kräftiger Helfer sind ohne Werkzeug gekommen. Der Herd ist am Strom und an der Gasleitung angeschlossen. Ich rufe die Security und frage nach einem Schraubenzieher. Leider nein. Die Maintenance-Truppe ist ausser Haus. Also Hauptsicherung raus, damit die beiden mit ihrem Sackmesser das Stromkabel kappen können.

Um 1830 Uhr sitze ich endlich in einem Taxi, das mich ins Mangrove Village fährt. Ich bin geschafft! Mich plagen Hunger und Durst.

2000 Uhr: Nach einer langen Dusche stossen wir mit Desirée und Jörg an! Was für ein Tag...

















1 comment:

limingli said...

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