Friday, October 29, 2010

Endspiel!

Seit zwei Tagen läuft in Abu Dhabi das High School Varsity MESAC Volleyball-Turnier (Middle East South Asia Conference). Es ist das krönende Ende der diesjährigen Saison. Sowohl für die Girls als auch für die Boys.
Die Mädchen-Mannschaft der ACS hat sich nach Siegen im Round Robin und im Halbfinal bereits vorzeitig für das Endspiel von morgen Samstag qualifiziert. Den Gegner machen die Teams von Dubai American Academy, American School Dubai und American School Doha unter sich aus.

Sämtliche Spiele werden live im Internet gezeigt. Nicht in Topqualität, aber für Freunde und Verwandte im Ausland eine spannende Variante, die Ereignisse mitzuverfolgen.

Spiel-Link http://www.ustream.tv/channel/mesac-varsity-volleyball-oct-2010--crt-2

Resultattafel-Link http://www.ustream.tv/channel/mesac-varsity-volleyball-2010--crt-1

Gespielt wird ab 0900 Uhr Abu Dhabi Zeit (0700 Uhr CH-Zeit). Das Endspiel der Mädchen findet um 0300 Uhr Abu Dhabi Zeit statt. Linda spielt mit der Nummer 11.

Let’s go Vipers!

Saturday, October 23, 2010

Der fast perfekte Arbeitsplatz

Die Rede ist nicht vom Airbus-Cockpit. Auch nicht von unserer Küche an der Delma Street. Nein – ich habe die heimlich erträumte und oft gewünschte, kreativ inspirierende Schreib-Ecke gefunden. Den fast perfekten Arbeitsplatz.

Dazu musste ich mich heute früh – zur Erinnerung, Freitag ist in Abu Dhabi Sonntag – um sieben Uhr aus dem frisch bezogenen Bett quälen. Nach lediglich viereinhalb Stunden Schlaf, mit einigen Einheiten Sekt, Bier und Ramazotti in den Adern. Eine kleine germanische Splittergruppe hatte am Vorabend die vorübergehende, vorwiegend ferienbedingte, Wüsten-Rückkehr (Achtung: nicht "wüste Rückkehr"...) der in die Heimat abgewanderten Lembachs gefeiert. Einmal mehr eine Ansammlung von Ärzten und Krankenschwestern mit zugewandten Orten. Dazwischen die medizinisch unbedarfte Schweizer Delegation, bestehend aus Franziska und mir. Nach Peter von Matts anregenden Äusserungen zum Dialektwahn und zur gefährlichen Abwertung des Hochdeutschen haben wir sämtliche Hemmungen abgelegt, plappern ungeniert drauflos, und lassen uns auch von vereinzelten Lachern, ausgelöst etwa durch Bemerkungen wie „...beim Cabriofahren windet es...“ nicht mehr erschüttern.
Seit wir wissen, dass uns die selbe Muttersprache vereint, und solange sich die Deutschen nicht einig sind, ob es im offenen Auto zieht oder bläst, lassen sich solche Ausrutscher wesentlich besser parieren.

Dann fahre ich heute Morgen also nach Dubai. Linda nimmt mit dem Varsity-Team an einem Volleyballturnier teil. Die Schulanlage der Universal American School wirkt grosszügig und fortschrittlich. Modern, mit einer tollen Sporthalle, deren Akkustik die Anfeuerungsrufe der mitgereisten Freunde und Eltern um ein Vielfaches verstärkt. Nach dem ersten Spiel der Mädchen will ich meinem malträtierten Gehör eine wohlverdiente Pause verschaffen. Auf der Suche nach einer stillen Schreibecke stosse ich auf eine neu erstellte Wohnsiedlung. Versteckt hinter einer der Strasse zugewandten Häuserzeile taucht eine malerische Poolanlage auf, an deren Rande ich einen Coffeeshop entdecke, der mich sogleich in seinen Bann zieht. Der Aussenbereich erinnert an ein im Kolonialstil erbautes Hotel. Weite runde Eingangsbogen, der massive Sockel cachiert hinter malerisch postierten Grünpflanzen. An der hochliegenden Decke rauschen leise flatternde Propeller und fächeln den Gästen lauwarme Luft um die Ohren.
Ich setze mich an einen der braunen Holztische und platziere mich so, dass der Blick über den Rand meines Laptops die Sicht auf den üppigen Palmengarten ermöglicht. Im danebenliegenden Pool planschen Kinder, auf den Liegen brutzeln Erwachsene unter der Sonne. Das weisse Baumwollhemd umtänzelt verspielt meinen Oberkörper, um die nackten Beine streicht ein laues Bodenlüftchen. Das Haupt ist unbedeckt, einen Strohhut habe ich noch immer nicht gekauft. Befürchtungen, er lasse mich älter erscheinen, ringen erbittert mit dem Wunsch nach anhaltender Jugendlichkeit.

Allein, dieser Platz ist traumhaft. Beinahe perfekt. Lediglich wenig Steigerungspotenzial scheint vorhanden: Der lauschige Garten in Collina d’Oro vielleicht, wo Hermann Hesses Geist inspiriert, oder die Wohnung mit Terrasse am Monte Bré, wo der Blick auf den Lago di Lugano des Schreiberlings Seele beflügelt.
Während ich auf die Tastatur meines Laptops hämmere und Kaffee trinke, rinnen mir erste Schweisstropfen den Rücken hinunter. Deckenventilatoren sind eben keine Klimaanlage. Seufzend gebe ich meinen Tisch frei und verziehe mich ins gekühlte Innere. Wenig später verlasse ich die Quelle meiner freitäglichen Inspiration. Das nächste Spiel der Mädchen wartet.

Daumendrücken, sich die Kehle wundschreien. Mit der Idylle ist es vorbei.


Sunday, October 17, 2010

Besuch

Der Homo Sapiens ist ein soziales Wesen. Ein Rudeltier, ähnlich wie der Wolf, auch wenn er seine Gemütslage nicht jederzeit und für alle Welt ersichtlich mit der Haltung seiner Rute kundtut. Menschen verwirklichen sich unter anderem in sozialen Beziehungen; Dazu gehören Kontakte mit Verwandten und Freunden. Wechselnd in Intensität und Dauer, unterschiedlich auch in Motivation und Engagement.
Zu einem Leben als Expat gehört unweigerlich der Umgang mit dem Thema Gäste und Besuch. Ich habe es bis anhin, aus Rücksicht auf liebe Verwandte und teure Freunde, tunlichst vermieden, das äusserst heikle Thema in diesem Blog aufzunehmen. Liess die ersten vier Jahre die Launen der Natur walten und wehrte mich nicht, wenn der Wind die Spuren im Sand zerzauste. In der fürsorglichen Absicht, keine schlafenden (Wüsten)Hunde zu wecken.

Jetzt aber scheint der Moment gekommen, vielleicht das zweitletzte Wüstenspuren-Tabu zu brechen. Mit gutem Grund: Das Pièce de Résistance der Gästebeherrbergung ist geknackt. Wir haben in unserem urbanen Vogelkäfig (in dem ich mich mittlerweile pudelwohl fühle...) Rekordarbeit geleistet, und auf für uns engstem Raum, die für uns grösste Zahl von Besuchern einquartiert. Asiatische Grossstadt-Verhältnisse an der Delma Street.

Vor zwei Wochen sind Franziskas Bruder Daniel mit seiner Frau Gitte und den vier Teenie-Töchtern Larissa, Melina, Rilana und Rebecca bei uns eingetroffen. Sogar unser grosszügig dimensionierter Toyota Prado vermag die stattliche Truppe nicht zu schlucken, als Franziska am frühen Morgen, mit verschlafenem Blick, den Besuch am Flughafen in Empfang nimmt.
Zuhause angekommen, richten wir uns ein, so gut es geht. Zehn Seelen verteilt auf drei Doppelbetten und zwei Ausziehsofas. Ein TV-Gerät, vier Laptops sowie eine unübersichtliche Anzahl Handys garantieren bei Aufenthalten in der Wohnung unununterbrochene Unterhaltung und störungsfreie Kommunikation mit dem Rest der Welt. Waschmaschine und Tumbler, Geschirrspüler und Espressomaschine stehen im Dauerbetrieb. Der Lärmpegel steigt und hält sich während einer Woche auf wackerem Niveau. Dann fliegen Larissa und Melina wieder in die Schweiz. Nicht weil es ihnen zu eng oder zu laut wird, sondern ganz einfach weil die Arbeit ruft.

Seit wir nach Abu Dhabi gezogen sind, besuchen uns regelmässig Freunde und Verwandte. Dass dies geschehen würde, war von Anfang an klar. Wenn es zu Diskussionen über anstehende Besuche aus der Heimat kommt, können Expats regelrecht ins Wetteifern geraten. Nicht nur, dass sie mit der Anzahl ihrer Gäste prahlen, vielmehr verlieren sie sich immer wieder in der Schilderung abenteuerlichster Wüstentouren. Auch überbieten sie sich unentwegt in der Lokalisierung neuer Schnäppchen-Shops und Einkaufs-Mekkas. Ein geschickt eingeflochtener Seufzer oder das qualvolle Verdrehen der Augen sollen signalisieren, dass manchmal alles ein bisschen viel wird.

Seien wir ehrlich: Wer Gäste in den eigenen vier Wänden einquartiert, lässt die Hosen mindestens bis zu den Knien runter. Offenbart Einblick ins sonst sorgsam abgeschirmte Privatleben. Teilt den Zank über nicht entsorgten Abfall oder die Diskussionen über unerledigte Schularbeiten nicht nur mit Frau und Kindern, sondern gleichzeitig mit vielen der Besucher. Der Kampf um verlängerte Ausgehzeiten und herumliegende Kleider verkommt zur Arena im Kleinformat. Statt Hundertausenden von Fernsehzuschauern sind es nur zwei, drei, vielleicht vier Gäste. Dafür sind sie hautnah dabei, und bekunden ihr Interesse nicht selten duch aktive Teilnahme an der belebten Runde. Mitten drin die Protagonisten: Die Mutter als Moderatorin, die Kinder als stimmgewaltige Wortführerinnen (der sonst schon laute Geräuschpegel legt nochmals um einige Dezibel zu...) – und der Vater, wie meist, als Advocatus Diaboli.
Wer Besucher einquartiert muss auch akzeptieren, dass andere bereits langgestreckt auf der Couch lümmeln, wenn Mann oder Frau selber lümmeln wollen. Dass die TV-Fernbedienung fest von Gästehand umklammert ist, wenn auf SF2 gerade die Sportschau anläuft. Oder dass sich die Halbwertszeit des in der hintersten Ecke des Kühlschranks gelagerten Lieblingskäses drastisch reduziert, und der suchende Griff am Abend ins Leere tastet.
Ein nicht zu unterschätzendes Kapitel ist der Versuch, die Tagesabläufe zu synchronisieren. Schule und Arbeit treiben die Gastgeber früh aus den Federn, während die Besucher oftmals erst ab Mitternacht so richtig auf Touren kommen. Die Kinder sollten sich um ihre Hausaufgaben kümmern, die Mutter um die schleppende Weiterbildung und der Vater um den ungestörten Geldfluss aufs Lohnkonto. Damit verbunden sind Nachtflüge und spontane Powernaps zu jeder beliebigen Tagesstunde. Meist dann, wenn die Besucher laut diskutierend ihre Siebensachen für den Strandausflug zusammensuchen.
Immer mehr kommt es vor, dass uns die Gäste gar eine Nasenlänge voraus sind: Für eine Fahrt mit der Dubai-Metro oder den Besuch auf dem Burj Khalifa hat es bei uns einfach noch nicht gereicht.

Mit der Familie von Franziskas Bruder lief es erstaunlich gut. Das lag nicht zuletzt am selbstlosen Engagement der Gäste. Nach dem Nachtessen strahlte die Küche jeweils blitzblank, noch ehe sich Franziska oder ich mich vom Tisch erhoben hatten. Kühlschrank und Weingestell wurden zünftig geleert aber grosszügig nachgefüllt, so dass mich bei ihrer Abreise beinahe das schlechte Gewissen plagte.
A propos schlechtes Gewissen: Wer sich ob dem Geschriebenen betroffen fühlt, dem kann an dieser Stelle leider nicht geholfen werden. Wer die obigen Zeilen mit einem Schmunzeln pariert, kennt mich wohl bereits zu gut. Auch in diesem Fall wird Abhilfe schwierig.

In aller Regel bleibt es kaum bei einem Besuch im Jahr. Sinkende Temperaturen verheissen vermehrt Gäste. Daniel und seine Familie sind mittlerweile wieder abgereist. Nun ist uns eine Woche Erholungspause gegönnt, dann werden Franziskas Eltern in Genf ins Flugzeug steigen. Anschliessend folgen liebe Freunde aus dem Zürcher Unterland, und nach einer weiteren Rekonvaleszenzphase rüsten wir uns auf den Besuch meines Bruders.
Wenn er uns schliesslich verlassen wird, ist bereits Mitte Dezember, und Weihnachten steht vor der Tür. Das Fest, an dem wir uns endlich ungestört mit Familie und Freunden treffen können...














Saturday, October 09, 2010

Wer lacht, lebt!

"Die Blackberry-Dienste sind jetzt in Einklang mit den Rahmenbedingungen für Telekommunikation in den UAE", teilte die Telekommunikationsbehörde der Emirate gestern mit. Heute prangt die Schlagzeile auf den Titelblättern der meisten lokalen Zeitungen.
Jetzt gehts also doch! Ich frage mich, wer wohl mit dieser wunderbar eingefädelten Zusatschlaufe am meisten Geld verdient hat: der Kommunikationsbeinahe-Monopolist Etisalat, die Blackberry Hersteller Research in Motion (RIM) oder der Staat? Möglicherweise gar alle drei. Was solls. Die Tochter und deren Freund in Vancouver freuts, den Vater und dessen Frau in Abu Dhabi ärgerts. Bei einer Zeitverschiebung von elf Stunden dürfte der Grund verständlich sein: kommuniziert wird meist spät in der Nacht oder früh am Morgen. Alles andere verkommt dann zur Nebensache.
Vielleicht sollte ich mich einfach weniger ärgern. Denn heute morgen habe ich in der Gulf News gelesen, dass die Briten mit zunehmendem Alter ihren sprichwörtlichen Humor verlieren. Wie ist das wohl bei uns Schweizern? Erst recht bei denen, die in den Emiraten leben und deren Kinder in Longdistance-relationships engagiert sind...?

Für andere tuts auch die heutige Sportberichterstattung. Wer Hitzfeld und seinen Jünglingen die Daumen gedrückt hat, dürfte 24 Stunden nach der Misere mit mangelnder Blutzirkulation kämpfen. Ich befürchte, dass Niederlagen dieser Art die abnehmende, besorgnisserregende Humorlosigkeit unnötigerweise beschleunigen. Mindestens im fussballerischen Bereich haben die Briten allerdings weniger zu befürchten.

Kinder lachen 300 Mal täglich, Teenager lediglich noch sechs Mal. Zwischen 20 und 30 reduziert sich diese Zahl – zumindest statistisch gesehen – weiter auf vier Lachanfälle. Der Negativtrend ändert sich vorübergehend mit der Geburt eigener Kinder. 30-jährige Eltern bringen es auf fünf Lacher, wovon die Hälfte durch den Nachwuchs generiert wird. Mit 50 aber, so erklärt die entsprechende Kolumne, lachen wir nur noch drei Mal und beginnen langsam aber sicher, unseren Humor zu verlieren.
Im weiteren lese ich, dass über 50-jährige im Jahr durchschnittlich 2.9 Beschwerdebriefe schreiben. Nach 60 hauen wir bereits 3.5 mal in die Tasten, während sich die Jungen in den Zwanzigern lediglich 1.8 Mal in zwölf Monaten schriftlich beschweren.

Diese Trends sind beängstigend! Dem muss Einhalt geboten werden. Dringend! Doch wie? Der durchschnittliche Engländer kann gerade noch mal zwei Witze erzählen. Mit dieser knittrigen Rate wird es uns kaum gelingen, die Lachaktivität entscheidend zu steigern. Gefragt sind innovative Ansätze, welche Freude und die Lust am Leben in den Vordergrund stellen. Ich denke da an grosszügige Lohnerhöhungen bei zusätzlichen Freitagen, mehr Sonnentage pro Jahr (gilt nicht unbedingt für meinen derzeitigen Wohnsitz), spontane Steuerreduktionen, Senkung der Krankenkassenprämien, mehr Mitsprache der Angestellten bei Führungsentscheidungen, die Reduktion der Schweizer Armee auf 20 Mann, die Abschaffung des Terminus Konkordanz oder eine Trainerrochade zwischen Sean Simpson und Ottmar Hitzfeld.

„Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag“, sagte Charlie Chaplin. Und er sollte es ja wissen. Er wurde übrigens 88 Jahre alt.