Tuesday, December 25, 2007

Happy Holiday

Erster Einsatz nach 18 Tagen Ferien. Nach 18 Tagen Ferien stürze ich mich ausgeruht und frisch gestärkt in die Uniform. Nach 18 Tagen Ferien ist man (wieder) überdurchschnittlich belastbar und ebenso überdurchschnittlich motiviert. Nach 18 Tagen Ferien sind sämtliche Sinne frisch geschärft, die Aufmerksamkeit erhöht, die Arbeitslust gesteigert. Nach 18 Tagen Ferien beginnt ein neues (Arbeits)Leben.

Der Kampf gegen die Müdigkeit
Dumm ist – auch nach 18 Tagen Ferien – eine Check-In Zeit kurz nach Mitternacht und eine Flugdauer nach New York von über 14 Stunden. Noch dümmer ist, wenn man als „Crew A“geplant ist, also während der ersten sieben Stunden arbeiten muss, und beim nachmittäglichen Versuch vorzuschlafen, kein Auge zugetan hat. Da ist schon beinahe die Hälfte der in den Ferien regenerierten Batterien verpufft. Beneidenswert die beiden Kollegen, die sich, kaum sind wir in der Luft, aus dem Cockpit verabschieden und mit Kissen und Wolldecke ausgestattet in den Crewbunk verziehen. Hart und grausam ist bisweilen das Pilotendasein, für Insider ist dies nichts neues, und alle Laien und Ignoranten sollte ich mit der dramatischen Schilderung meiner post-regenerativen Erlebnisse hoffentlich eines Besseren belehrt haben.
Mit lediglich neun Minuten Verspätung stossen wir unseren Airbus A340-500 vom Gate zurück und starten die vier Rolls Royce Trent Triebwerke. Die Route führt uns über den Iran und das Schwarze Meer Richtung Zentraleuropa. Ich ringe einen harten Kampf gegen rasch zunehmende Müdigkeit und tonnenschwere Augenlider. Bereits nach etwas mehr als zwei Stunden Flugzeit erbitte ich mir beim immer noch frisch wirkenden deutschen Copiloten eine Auszeit. Seine Nationalität spielt in diesem Fall eine untergeordnete Rolle. Ich erwähne sie lediglich der Vollständigkeit halber. Ich klappe meine Sitzlehne zurück und lösche das Licht. Dann schliesse ich die Augen. Sogleich sinke ich in einen kurzen, tiefen Schlaf, um nach 25 Minuten wieder neu gestärkt zu erwachen. Dennoch bin ich erleichtert, als sich die Kollegen der zweiten Schicht nach rund sieben Stunden Flugzeit im Cockpit melden und mir ermöglichen, die zweite Hälfte der Reise im Land der Träume zu verbringen. Zeit zum Erwachen bleibt mir vor der Landung genügend. „New York Approach“ schickt uns über der Station Calverton völlig unerwartet ins Holding. 20 Minuten drehen wir unsere Kreise. Grund dafür sind zahlreiche Zusatzflüge unmittelbar vor Weihnachten. Der „John F. Kennedy Airport“ platzt aus allen Nähten. In der Ankunftshalle vor der Passkontrolle stauen sich lange Schlangen. „Queueing up for Christmas“ statt „Driving home for Christmas“ scheint, zumindest heute, das Motto zu sein.

Hotelankunft mit Überraschung
Kurz vor neun Uhr treffen wir im Hotel in Long Island ein. Wie immer lacht uns in der familiär eingerichteten Lobby das Frühstücksbuffet entgegen, an dem wir uns kostenlos verpflegen können. Schlüssel werden ausgefasst, Handtaschen deponiert und bereits machen sich die ersten Besatzungsmitglieder daran, den „Waffle-Oven“ mit Teig zu füllen. Plötzlich kommt Unruhe auf. Ein Cabin Attendant vermisst ihre Handtasche. „I just put it on my chair“, gibt sie zu verstehen. „Only a few seconds ago“, fügt das Mädchen aus den Philippinen an. Doch obwohl viele Augen suchen, lässt sich keine Tasche finden. Die Aufregung steigt und nach wenigen Minuten unterstützt uns auch das Hotelpersonal bei der Suche. Ergebnislos. Die offenbar bestohlene Rona wirkt immer besorgter, befinden sich doch ihr Pass, sämtliche übrigen Ausweise, Fotoapparat, Handy sowie ihr Bargeld in der Tasche. Ein Aufenthalt im Ausland gekoppelt mit dem Verlust sämtlicher Ausweispapiere kommt einem GAU gleich und kann nur noch durch einen Herzinfarkt im Einsiedlerkloster getoppt werden. Was alle zuerst banalisieren erweist sich letztlich als krimineller Akt. Denn spätestens bei der Betrachtung des Videotapes der Überwachungskameras wird klar, dass die Tasche gestohlen wurde. Die Aufnahmen zeigen einen unauffälligen Mann, der an einem der hinteren Tische frühstückt. Dann erscheinen erste uniformierte Flight Attendants, die ihre Handtaschen an den Tischen deponieren und sich ihrer Jacken und Hüte entledigen. Dazwischen rauschen andere Hotelgäste durch den Raum, bestückt mit Plateaus und Kaffeetassen. Wir sehen deutlich, wie Rona ihre Tasche auf einen Stuhl stellt und sich Richtung Buffet entfernt. Wenige Sekunden später taucht der Täter auf, stellt sich im allgemeinen Trubel neben den Stuhl und blickt kurz in die Aufzeichnungskamera (!). Dann packt er mit der linken Hand das Objekt seiner Begierde und wirft im gleichen Zug die Winterjacke, die er in seiner anderen Hand hält, darüber. Dieser Vorgang dauert zwei Sekunden, dann entfernt sich der Mann, aufgezeichnet von der gleichen Kamera, ohne Hast Richtung Hinterausgang des Hotels. Und war nicht mehr gesehen!















Hilfe - wir wurden bestohlen!

Here comes the NYPD!
Jetzt wissen wir wohl, wer es war – allein, dies hilft uns nicht viel weiter. Kameras zeichnen auf, können aber nicht zaubern. Es bleibt die leise Hoffnung, dass der Täter der Tasche mit den Ausweisen vielleicht in der näheren Umgebund des Hotels weggeworfen hat. Wir suchen alle Ausgänge und Abfalleimer ab. Vergeblich. Es bleibt nichts anderes übrig, als die Polizei zu benachrichtigen. Nach wenigen Minuten schon erscheint ein uniformierter Beamter, er muss wohl kurz vor seiner Pensionierung stehen, in der Hotelhalle. Die in diversen TV-Serien suggerierte „NYPD-Dynamik“ ist ihm nicht unbedingt eigen. Er bewegt sich eher langsam und schleppend. Auch verfügt er nicht über einen vor Kraft strotzenden Body. Seine Haltung ist gebeugt, das kurze Haar aschgrau, der Blick scheinbar uninteressiert. Mit Hilfe der äusserst hilfsbereiten Hotelcrew schaffen wir es dennoch, innerhalb etwas mehr als einer Stunde (nach 14 Stunden Flug, neun Stunden Zeitverschiebung, wenig Schlaf, einer Busfahrt und immer noch in Uniform...) den Rapport auszufüllen. Während die Besatzung langsam Auflösungserscheinungen zeigt und sich in die Gemächer zurückzieht, bleiben die Cabin Managerin und ich treu an der Seite des Opfers, trocknen Tränen und halten den Officer mit Fragen wie „Do you like the New York Islanders...?“ bei Laune (Leider ist er Fan der „New York Rangers“ – zu dumm...). Am Nachmittag kann Rona eine Kopie des Rapports auf der nahen Polizeiwache abholen. Damit sie nicht ohne Geld dasteht, hat die Besatzung eine Sammelaktion gestartet. Im entsprechenden Umschlag ist eine anständige Dollar-Summe zusammengekommen, die für einige „Last minute“-Geschenke und einen „Big-Mac“ reichen sollte. Mir bleibt, den Station Manager von New York anzurufen und ihn zu bitten, die entsprechenden Stellen in Abu Dhabi zu informieren. Schliesslich will ich sicherstellen, dass für Rona bei der Ausreise in New York und der Ankunft in Abu Dhabi keine weiteren Probleme entstehen. Ihr Crew-ID ist ihr glücklicherweise nicht Abhanden gekommen.

Abkühlung bei Eishockey
Für den Abend verabreden wir uns zum unverbindlichen Nachtessen im „Tin Alley“, einem nahe gelegenen typisch amerikanischen Lokal. Doch wie erwartet, hasten die Flight Attendants auch beim Eindunkeln immer noch durch die Malls, auf der verzweifelten Suche nach letzten Geschenken. Schliesslich haben sie alle am Vormittag wegen des Diebstahls viel Zeit verloren.
So bleiben letztlich sechs Männer, die sich aufmachen, ihre knurrenden Bäuche mit Sam Adams und Burger zu füllen: unsere Copis aus Ägypten und Deutschland, sowie der Kapitänskollege aus Trinidad, der eine Cockpitbesatzung seiner früheren Airline mitbringt. Und natürlich meine Wenigkeit, die sich jedoch schon kurz nach dem Essen wieder verabschiedet. Nach so viel Aufregung steht mir der Sinn nach einer „Abkühlung“, und was wäre da besser geeignet, als ein Eishockeyspiel der „National Hockey League“. Zufälligerweise spielen an diesem Abend die New York Islanders gegen die Washington Capitals. Das Nassau Coliseum liegt lediglich fünf Taximinuten entfernt, Tickets zu ergattern sind – anders als in Toronto – kein Problem. An der Kasse erstehe ich für 75 USD einen Platz im besten Segment und kaum habe ich die Arena betreten, setzt eine junge Dame zur US-Hymne an (festes Ritual vor jedem NHL-Spiel in den USA).
Das Spiel wogt lange Zeit torlos hin- und her. Schliesslich führen die Islanders mit 2:1 Toren, bis 50 Sekunden vor Schluss der junge russische Superstar Alexander Ovechkin mit einem Weitschuss ausgleicht: Overtime! Fünf Minuten mehr Spiel fürs gleiche Geld. Es werden schliesslich nur rund drei Minuten, dann beenden die Islanders die Partie mit ihrem dritten Tor. Die Sirene heult, die Zuschauer jubeln. Für einmal haben die richtigen die Nase vorn.













































Impressionen aus dem Nassau Coliseum

Friday, December 21, 2007

Es weihnachtet sehr

Heute ist mein letzter Ferientag. Jetzt, wo emsige Engel und umtriebige Weihnachtsmänner dem Jahreshöhepunkt entgegenfiebern, schickt mich mein Arbeitgeber wieder in die weite Welt. Die 18 Tage ohne Einsatz vergingen förmlich wie im Flug – das mag seltsam klingen, doch es entspricht den Tatsachen. Ich hätte mir mehr Zeit gewünscht für Müssiggang und Familienrunde, doch diverse administrative Erledigungen, ein Hockeyturnier in Abu Dhabi (organisiert und durchgeführt von unserem Club), Spiele mit den „Under 18“ im eine Autostunde entfernten Al Ain und eine Vorstandssitzung sorgten insgesamt für weit mehr Aktivität als vorgesehen.

Driving home for Christmas
In drei Tagen ist Heiliger Abend. In diesen Tagen schweifen meine Gedanken häufig in die Vergangenheit. Die Vor-Weihnachtszeit gehört für mich zu den schönsten Phasen des Jahres. Lichterglanz und weihnachtlich angehauchte Musik in Radio und Einkaufszentren versetzen mich immer wieder in eine besondere Stimmung. Autofahrten durchs regnerisch-dunkle Zürcher Unterland, vorbei an mit Lichterketten bestückten Hausfassaden gehörten früher zum weihnächtlichen Alltag und weckten so manche Erinnerung an kindliche Jahre. Und klang dann noch Chris Rea’s „Driving home for Christmas“ aus den Lautsprechern, war mein kleines Weihnachtsglück komplett.
Diese Stimmungsbilder, die mich über viele Jahre geprägt und in festliche Vorfreude versetzt haben, präsentieren sich hier etwas anders. Sonnenschein statt Regen und Schnee, T-Shirt statt Wintermantel und Wollmütze und Air Conditioning statt Cheminée-Feuer. Doch all diese kleinen Unterschiede vermögen letztlich nicht zu verhindern, dass sich im Laufe des Dezembers so etwas wie Weihnachtsstimmung breitmacht. Auch im „Al Qurm“-Compound werden die Häuserfassaden mit Lichterketten behängt und nach Einbruch der Dunkelheit erkennt man durch die Fenster den einen oder anderen Christbaum. Die vielen amerikanischen Familien in der Siedlung haben nach „Thanksgiving“ begonnen, ihre Eingangstüren mit Kränzen zu schmücken. Bei Carrefour oder Spinneys wurden künstliche Weihnachtsbäume besorgt. Lichterketten und bunter Baumschmuck verwandelten die Tannen dann im Nu in stimmige Weihnachtsbäume.
Auch wir lassen uns nach Wochen, Monaten und Jahren des mitleidigen Lächelns und Zauderns dazu hinreissen, einen dergestaltigen Kunstbaum zu kaufen, denn dieses Jahr wird die ganze Familie den Heiligen Abend gemeinsam in Abu Dhabi feiern. Wohl gibt es in der Stadt Angebote für echte Nordmanntannen, doch dieser Aufwand scheint uns dann doch zu gross. Und Franziska tröstet sich damit, dass sie zumindest unseren Adventskranz selber gefertigt hat...

Wir „basteln“ einen Weihnachtsbaum
So machen wir uns denn eines sonnigen Dezembertages daran, den „Baum“ aus der Schachtel zu nehmen und die vielen „Einzelteile“ sorgfältig zusammen zu stecken: Sämtliche Äste sind farblich markiert, so dass Form und Dimensionen der Tanne nicht aus den Fugen geraten. Gemeinsames „Weihnachtsbaum-Basteln“ klingt ein wenig nach TV-Bastelstunde mit Gerda Conzetti (wird den Lesern meiner Generation wohl noch ein Begriff sein...). Schneller als erwartet steht die „Tanne“ in der Stube, dann drappieren Franziska und die Mädchen Lichterketten und Weihnachtskugeln und wenig später betrachten wir nicht ohne Stolz das stimmungsvolle Werk. Wir mögen kaum warten, bis es eindunkelt und per Stromschienen-Kippschalter die Lichter angezündet werden können. Zusammen mit vielen (echten) Kerzen verzaubern wir auf diese Weise unsere „Wüsten-Stube“ in ein festtägliches Lichtermeer, dass uns letztlich beinahe glauben lässt, die Temperaturen in Abu Dhabi wären um einige Grad gesunken.

















































Weihnachtsbaum-Basteln
















Das stolze Endprodukt

Doch nicht nur unser „Nordmanntannen-Replikat“ versetzt uns in festliche Vorfreude. Nina, die seit längerer Zeit wöchentlich Unterrichtsstunden in einem „Dance-Club“ besucht, darf mit ihrer Gruppe an einer grossen Christmas Show im Auditorium der Britischen Schule teilnehmen. „Winter Wonderland“ – so der vielversprechende Titel der Vorführung, bei der getanzt, gesteppt und gesungen wird, ist gespickt mit unzähligen bekannten Weihnachtsmelodien. Etwa zur gleichen Teit organisiert die Deutsche Schule ihren traditionellen Weihnachtsmarkt auf dem Schulareal. Der Besucherandrang ist derart gross, dass Lebensmittel und Getränke früher als erwartet knapp werden. Wohl zum letzten Mal findet der Markt auf dem Gelände des bestehenden Schulhauses statt, ist doch der Umzug in die neuen Gebäulichkeiten auf den kommenden Sommer geplant.















Winter Wonderland






























Weihnachtsmarkt der DSAD

Eid Al Adha
Dieses Jahr fällt das höchste islamische Fest, Eid Al Adha kurz vor Weihnachten, so dass auch die Muslime mit Vorbereitungsarbeiten beschäftigt sind. Bei diesem Anlass wird die endlich fertig gestellt „Sheikh Zayed Bin Sultan al Nahyan“-Moschee in Abu Dhabi offiziell eingeweiht, und zwar durch keinen geringeren als den UAE-Regenten Scheich Khalifa höchstpersönlich.
Das „Opferfest“ wird zum Abschluss des „Hajj“, der grossen Pilgerfahrt nach Mekka, gefeiert und findet in der Regel etwa 70 Tage nach dem Fastenmonat Ramadan statt. Dabei wird des Propheten Abraham gedacht. Die Gläubigen, die es sich leisten können, schlachten ein Tier, wobei die Behörden im Vorfeld in sämtlichen Medien vor Missbrauch und unrechtmässiger Schächtung gewarnt haben. Nicht selten begegnen uns auf den Strassen Abu Dhabis Kleintransporter, deren Ladeflächen vollgepfercht sind mit Lämmern, die wohl allesamt ihre letzte Fahrt „geniessen“.
Weniger blutig geht es in unserer Küche zu und her. Linda und ihr Freund Nathan frönen dem Brauch des „Plätzchen-Backens“. Unter ihren flinken Händen entstehen Brunsli, Mailänderli, Zimtsterne und gefüllte Lebkuchen. Bei meinem kurzen Besuch in der Schweiz Anfang Dezember habe ich auf Geheiss meiner Gattin in diversen „MM-Filialen“ des Zürcher Unterlandes einige Tonnen Fertigteig erstanden und im Schweisse meines Angesichts nach Abu Dhabi geschleppt. Nur dank gütiger Mithilfe einer gut gelaunten Schalter-Angestellten wurden mir die Übergepäck-Kosten erlassen, ansonsten wären die Kosten für unser Weihnachtsgebäck ins Unermessliche gestiegen und es wäre billiger gewesen, die Guetzli direkt von Teuscher im Privatjet nach Abu Dhabi einfliegen zu lassen.















In der heimischen Backstube

A propos Fliegen: Am 26. Dezember werden Franziska und die Kinder ins Flugzeug steigen und via Frankfurt in die Schweiz düsen. Acht Tage bleiben ihnen, um in der Ferienwohnung im Diemtigtal Schnee, Skifahren und geselliges Beisammensein zu geniessen. Am 4. Januar geht’s bereits wieder nach Abu Dhabi. Und der Vater...? Der verdient weiter einige Dirham; jemand muss ja für die Kosten der Weihnachtsguetzli aufkommen...

Friday, December 14, 2007

Mitten ins Herz

Ganz unerwartet und kurzfristig angekündigt legten gestern die „Red Arrows“ in Abu Dhabi einen Zwischenstopp ein. Das weltberühmte Akrobatikteam der Royal Air Force befindet sich in diesen Tagen auf dem Rückweg von ihrer „Eastern Arrows“ Tour, die unter anderem vom Triebwerkhersteller Rolls-Royce gesponsort wird. Zufälligerweise fiel dieses Spektakel mit dem 15ten Geburtstag von Linda zusammen. Eine einmalige Gelegenheit, sich als aviatisch geprägter Vater gewinnbringend „in Szene“ zu setzen.

Politischer Sesseltanz
Dem „Networking“ kommt zentrale Bedeutung zu, und zwar im beruflichen wie auch im privaten Umfeld. Christoph Blocher kann seit dem gestrigen Tag ein Lied davon singen. Ausgerechnet er, der auf vielen Ebenen (und mit den Wölfen) tanzt, wurde – dank raffinierter Verbandelung christlich-mittelinker Kreise – unbürokratisch aus der Landesregierung gehebelt. Aber das ist ein anderes Thema und dessen Erwähnung soll den Lesern lediglich demonstrieren, dass wir dank moderner Satellitentechnik auch im Morgenland die jüngsten politischen CH-Polit-Soaps hautnah mitverfolgen. Glücklicherweise befindet sich Abu Dhabi im Osten der Schweiz, so dass wir – trotz drei Stunden Zeitdifferenz – den Anfang der Sessionen nicht verpassen. Die Ereignisse in Bern lassen uns teilweise bis spät in die Nacht vor dem TV-Gerät ausharren, denn „10vor10“ beginnt in Abu Dhabi aus eben genannten Gründen erst um 0050 Uhr.
So genannt „gute Beziehungen“ haben mir letztlich auch zu Informationen zum Auftritt der „Red Arrows“verholfen. Denn die Medien vermeldeten im Vorfeld wenig bis gar nichts. Ich packe die Gelegenheit beim Schopf und verspreche meiner Tochter eine Geburtstagsüberraschung mit Seltenheitswert. „Aus der Luft wird sie (die Überraschung) kommen“, verkünde ich grossmundig, um gleich nachzudoppeln, dass „Hunderte von Zuschauern“ an ihrem Glück teilnehmen würden.

„Überraschung aus der Luft“
Kurz nach 13 Uhr holen Franziska und ich Nina, Linda und ihren Freund Nathan vor der Deutschen Schule ab. Tim steckt noch immer in den mehrtägigen „Final Exams“, den Semesterschluss-Prüfungen der ACS, die jeweils kurz nach dem Mittag beendet sind. Diese Konstellation bietet der gesamten Familie die Möglichkeit zum gemeinsamen Feiern. Zuerst geht’s zu „Mugg and Beans“, einem vor allem von Expats viel besuchten Snack- und Kaffeetreffpunkt in der Innenstadt, dessen Kuchen-, Torten- und Muffin-Auslage so manch fastende Seele ins Grübeln bringt. Während wir auf „Cheesecake“, „Chocolate Mousse Cake“ und „Cookies and Cream Cake“ warten, macht sich das Geburtstagskind über die Geschenke her. Sie strahlt. Auf’s Singen verzichten wir allerdings in Anbetracht der üppigen Besucherzahl. Da strahlt sie noch mehr – zu peinlich wär’s ihr gewesen.


































Geschenkfreuden

Treffpunkt Corniche
Kaum sind die letzten Krümel verdrückt, machen wir uns auf den Weg in die Breakwater-Zone gegenüber der Corniche. Das Wetter zeigt sich einmal mehr von seiner besten Seite, die Temperatur liegt bei angenehmen 27 Grad, und die Sicht an diesem Dezembertag ist aussergewöhnlich klar. Anders als die politische Schweiz, die an diesem Morgen von „neu Bundesrätin“ Evelyne Widmer-Schlumpf über ihren Entscheid aufgeklärt wurde, tappt Linda noch immer völlig im Dunkeln. Während der kurzen Autofahrt, die uns am Emirates Palace vorbeiführt, rätselt sie unaufhörlich weiter. Allerding erfolglos.
Wir lassen uns am Wasser nieder und warten. Mein Informant aus dem Kontrollturm des Flughafens Abu Dhabi ruft mich an, als die neun roten Hawk zur Piste rollen. Wenig später informiert er mich per SMS über die Anflugrichtung und just in dem Moment, als wir den Verband am Horizont entdecken, klingelt mein Handy erneut. „They’re now approaching the Coastline“ – und dann rauscht die tadellose Formation auch schon über unsere Köpfe hinweg. Linda beginnt verschmitzt zu grinsen und hinterfragt gleichzeitig diskret meine Motivation zu diesem Ausflug...































Das lange Warten....
















...bis die roten Pfeile auftauchen!














































Geblendet von der Dezember-Sonne













Doch es bleibt keine Zeit für lange Erklärungen. Fasziniert vom ungewöhnlichen Himmelsballet geniessen wir, gemeinsam mit anderen Zaungästen, die rund 25 minütige Darbietung über unseren Köpfen. Erst als die tollkühnen Piloten sich anstellen, mit Rauch ein Herz, durchbohrt vom obligaten Pfeil, in den Himmel zu stellen, bietet sich mir Gelegenheit, mein Tun zu rechtfertigen. Eine Symbolik, die besser nicht zum Geburtstag passen könnte. Und – Hand auf eben dieses Herz – wem wird denn schon von einer der weltbesten Kunstflugstaffeln eine vergleichbare Geburtstags-Huldigung zuteil.
















Mitten ins Herz

Sunday, December 09, 2007

Party über Party und Justin Timberlake zum Geburtstag

In den VAE ist Party-Zeit. Nicht nur war gerade erst der „36. National Day“ (2./3. Dezember), auch einige prominente Leute aus dem Showbiz besuchten Abu Dhabi. Das musste natürlich gefeiert werden – und das wurde es auch, auf diversen Parties in der ganzen Stadt.

National Day
Den Beginn dieses Partymonats in den VAE leitete der 36. Geburtstag des Landes ein. Mit einem verlängerten Wochenende (5 Tage) wurde auch den Schülern die Möglichkeit geboten, sich richtig gehen zu lassen. Jeden Abend herrschte ein riesiger Auflauf bei der „Corniche“. Autos, mit der Flagge der Vereinigten Emiraten geschmückt und mit feiernden Arabern auf den Dächern, fuhren hupend die Strasse entlang – wobei „fahren“eigentlich nicht die richtige Bezeichnung ist, viel mehr bewegten sich die Fahrzeuge ausschliesslich im Schritttempo vorwärts.































Festlich beleuchtete Hochhäuser an der Corniche

Das ist nicht mit den Feierlichkeiten zum 1. August in der Schweiz zu vergleichen, denn in unserem Land wird mittlerweile mehr geredet als gefeiert. Höhepunkt des Abends ist meistens das Feuerwerk. Feuerwerk gibt es auch in Abu Dhabi. Jeden Abend konnte man die farbenprächtigen Explosionen am Himmelszelt beobachten und sich daran begeistern. In der Nacht wurde gefeiert und wer an der „Corniche“ lebt, hatte Probleme, auch nur ein bisschen Schlaf zu finden.
Trotzdem waren wohl die meisten traurig, als dieses mehrtägige Spektakel zu Ende war. Aber die „Party-Animals“ schauten schon auf den nächsten Event, das Justin Timberlake Konzert vom 6. Dezember im Garten des Luxushotels Emirates Palace.
















Festlich geschmückter BMW auf dem Parkplatz

Justin Timberlake
Das Highlight des Monats bislang war zweifellos der 6. Dezember. Nicht nur weil ich meinen Geburtstag feiern durfte – was für die Einwohner der Stadt sicher einen grossen Teil zu diesem speziellen Tag beitrug -, sondern weil Justin Timberlake seine World Tour mit diesem Auftritt in Abu Dhabi beendete.
Mein Freund Neil schenkte mir zum Geburtstag eine Eintrittskarte. Als wir gut drei Stunden vor Beginn beim Emirates Palace ankamen, tummelten sich schon tausende von erwartungsfreudigen Zuschauern auf der Konzertwiese. Es stellte sich heraus, dass wir über Karten für Sitzplätze verfügten. Jedoch wollten Neil und ich nicht die ganze Zeit sitzen. Wir versuchten uns in den Stehplatzbereich zu schmuggeln, was jedoch aufgrund der strengen Security nicht klappte. So wurden wir wieder auf die Sitzplätze verbannt. Andere Schulkollegen fanden bessere Wege und Mittel und schafften später, was uns vergönnt war.
Das Konzert war ein voller Erfolg. Schnell wurden auch aus den Sitzplätzen Stehplätze. Justin Timberlake war in seinem Element und die Fans waren aus dem Häuschen. Ein Hit folgte dem anderen. "JT" begeisterte nicht nur mit Rhythmus und Gesang, sondern auch seine Tanzeinlagen wussten zu gefallen. Unterstützt wurde er dabei von einer Gruppe professioneller Tänzerinnen und Tänzer. Justin schien sein Auftenthalt in Abu Dhabi zu gefallen, wie er dem Publikum mitteilte.
Nach dem Konzert trafen Neil und ich die anderen Schüler aus der ACS. Die meisten schon „leicht“ angetrunken, konnten ihre Konzerteindrücke nur noch lallend schildern. Wir feierten meinen Geburtstag, wobei auch einige Becher Bier geleert wurden. Danach trennte sich die Gruppe, denn die einen zogen weiter zu diversen „Afterparties“. Neil jedoch musste nach Hause, und da ich bei ihm übernachtete, begleitete ich ihn.
Nach diesem turbulenten und feucht fröhlichen Abend wird mir mein 17. Geburtstag in bester Erinnerung bleiben…































Party-Stimmung...
















...der Morgen danach

Vorschau
Die Parties hier zu Lande sind jedoch noch lange nicht vorbei. So kam mir kürzlich zu Ohren, dass der Dezember tatsächlich als der Partymonat gilt, jedoch nur bis zu Weihnachten, denn danach werden die meisten Schüler für kurze Ferien nach Hause in ihr Heimatland reisen. So wird das auch bei mir sein. Mit meiner Mutter und den beiden Schwestern fliege ich am 26. Dezember Richtung Schweiz, um dort mit unseren Verwandten die restlichen Festtage zu verbringen.
Doch bis dahin bleibt noch etwas Zeit. Es kommt jedoch ein weiterer Partydämpfer dazu. Vom 12. – 16. Dezember finden an der ACS die „Final Exams“ statt. In jedem Fach muss eine Prüfung über den Stoff des ganzen Halbjahres absolviert werden. Da gilt es, einiges aufzuarbeiten und es bleibt wenig Zeit für Freunde. Aber das ist nicht weiter schlimm, denn nach den Prüfungen sind Ferien angesagt und dann gibt es genügend Parties, um alles wieder gut zu machen.
Aber jetzt wird zuerst gelernt – denn ohne Fleiss, kein Preis…

posted by Tim