Tuesday, March 23, 2010

Share the experience

Wer bereit ist, seine Erfahrungen zu teilen, hilft nicht nur sich selber, sondern auch den anderen. Sich selber, weil es in besonderen Fällen hilfreich und entlastend sein kann, Erlebtes zu teilen – den anderen, weil sie sich aufgrund der Erkenntnisse allenfalls einige Lernschritte sparen können. Die Aviatik hat sich diese Prämisse hinter die Ohren - beziehungsweise auf die Flügel - geschrieben. Doch anscheinend hat sich besagte Weisheit auch in anderen Bevölkerungsschichten und Berufsgruppen durchgesetzt.
„Share the experience“ kann weit gehen. Verwirrend weit. Insbesondere in einer Zeit, in der modernste Kommunikation sämtliche Sippen- und Ländergrenzen zu durchbrechen vermag.

Heute Nachmittag, vor meinem Laptop sitzend, benommen von einem quälenden Nachtflug, dessen Spuren auch nach einigen Stunden Tages-Schlaf meinen Geist und Körper spürbar drangsalieren, ihm jegliche Energie rauben. Unvermittelt piepst mein Handy, kündigt den Empfang einer SMS an. Absender ist eine mir unbekannte Schweizer Nummer, die nicht in meinem Adressbuch gespeichert ist. Der Wortlaut:
„Marlene ist schwanger... Kann und will nicht mehr so viel putzen... Es wird immer lustiger... Ihr Freund will helfen...“
Die Meldung verunsichert mich. Wer um Himmels Willen hat es gewagt, Marlene zu schwängern? Und was bitte schön, soll daran - am Schwängern - so lustig sein? Mir kämen da eher andere Adverbien in den Sinn.
In Ermangelung passender Antworten, muss ich die Primärfrage neu formulieren: „Welche Marlene kenne ich, die zur Gruppe der empfänglichen Frauen gehört? Das passt irgendwie nicht zusammen. Ich bin allein zu Hause und kann niemanden um Rat fragen. Da bimmelt mein Handy wieder:
„Sorry falsches SMS...“
Aha, falscher Alarm also, beziehungsweise falsche Adresse. Erleichtert antworte ich, meinem unbekannten Gesprächspartner (-partnerin) zuliebe ebenfalls die „Drei-Pünktchen-Technik“ anwendend:
„Hab ich mir gedacht... Trotzdem Gratulation und alles Gute!“
Und es dauert nur wenige Sekunden bis zur nächsten Piepsmeldung:
„Ist meine Haushälterin... Muss wieder eine neue suchen:(“

Er muss suchen, ich muss schmunzeln. Über den Umstand, dass der unbekannte Landsmann (der Genus Masculinus scheint in diesem Fall ausser Zweifel) seine Sorgen ungewollt mit einem ihm ebenfalls unbekannten Genossen teilt, den es in eine Gegend verschlagen hat, in der über die Hälfte aller Familien eine „Maid“ (Haushälterin) beschäftigt. Ob ich ihm wohl bei der Suche einer Nachfolge helfen soll...?

5 comments:

christoph said...

Kluge Köpfe schützen sich. Meine Erfahrung die ich Teilen kann, als ich beim Velofahren das erste mal umgefallen bin.

(Ha, hab's ohne die Drei-Pünktchen-Technik hingekriegt)

Dide said...

@christoph: Wie es scheint, hast du deine Lektion bereits beim ersten Sturz gelernt. Dumm für all jene, die mehrere Anläufe brauchen.

Gruss

Crowi said...

Aus der heutigen Gulf News:
"Arabs should learn from other world gatherings how countries resolve their issues and what mechanisms they can use to interact with other nations."
"Interact" und "Share the Experience" - besteht da nicht eine Verwandtschaft?

'tschuldigung, Herr Eppler, dass ich ich hier ihren Blog entführe: aber heute dieser Gulf News Artikel...
"Libyan stance will hijack the summit, analyst says"...

Das zweiundzwanzigste Arabische Gipfeltreffen steht bevor. Diesmal in Libyen anberaumt. Der Gulf News Analyst sagt voraus, Gaddafi werde den Gipfel für seine eigenen Zwecke nutzen. Einmal mehr ein Arabischer Gipfel, der zu nichts führen wird, heisst es in Gulf News.

"The Libyan leader, Muammar Gaddafi, will change the momentum of the meeting for his personal interests, including his latest confrontation with Switzerland", heisst es da.

G! said...

Genau DARUM hab ich keine Haushälterin!

Dide said...

@crowi: Wer Ghadhafi's Tun über die letzten Jahre (nicht nur Wochen) verfolgt hat, ist kaum erstaunt über seine Vorgehensweise. Es steht ausser Frage, dass er dieses Heimspiel auskosten wird. Das kann man ihm nicht einmal übelnehmen, andere täten es auch. Es wird ihm mit Sicherheit auch gelingen, einige Verbündete hinter sich zu scharen. ich persönlich zweifle allerdings, dass daraus nachhaltige Folgen für die Schweiz entstehen werden.

@G!: ...selbst ist der (efrauzipierte) Mann...