Wednesday, May 06, 2009

Piloten-Trilogie - erster Teil

Piloten steuern Flugzeuge. Grosse und kleine, schnelle und langsame, alte und neue. Piloten klammern sich an Steuerknüppel, Gashebel und Reglemente. Piloten befördern Passagiere oder Fracht über alte und neue Kontinente, indische, stille oder atlantische Ozeane. Zwar werden sie redlich dafür entschädigt, doch, wie wir mittlerweile alle wissen, ist Mammon allein nicht entscheidend für Glück und Wohlbefinden. Die Qualität meines beruflichen Umfeldes wird vielmehr durch andere Faktoren bestimmt; meinen Einsatzplan beispielsweise, die Zusammensetzung der Besatzungen oder die Lage und Qualität der Hotels.

Bevor nun aber der eine oder andere Berufsgenosse lauthals widerspricht sei erwähnt, dass diese Aufstellung individueller Natur ist. Wie nicht jedermann BMW oder Toyota bevorzugt oder sich nicht jede Frau gleichermassen an Bratt Pitt oder George Clooney ergötzt, so sind auch nicht für alle Flugzeugführer harmonische Besatzungen, vielfältige Destinationen oder ein gemütliches Hotelzimmer von gleicher Wichtigkeit.









Einsatzplan
Die Spannung steigt jeweils gegen das Ende eines Monats. Normalerweise publiziert mein Arbeitgeber die Einsätze am 26. des Vormonats. Manchmal auch einen Tag später – selten früher. Der individuelle Einsatzplan wird weder nach Hause, noch ins Company-Postfach geschickt. Er ist einzig und allein im Internet ersichtlich. Der Einsatzplan setzt, mehr als viele denken mögen, die Leitplanken für mein berufliches wie auch mein privates Leben, beeinflusst Eheglück und Kindererziehung. Das Abtauschen einzelner Rotationen ist zwar möglich, erweist sich in der Praxis allerdings als aufwendig und kompliziert. Dem Einsatzplan fallen nicht nur Elternabende, Konzertbesuche, Abendessen mit Freunden, Familienausflüge und Arzttermine zum Opfer. Der Einsatzplan entscheidet auch über Schlaf und Wachsein, er jagt uns in krachende Monsumstürme oder monströse Blizzards. Er lässt uns im Regen landen oder im Sonnenschein flanieren. Und obwohl mehrheitlich mit Computerunterstützung erstellt, werden Einsätze von Menschenhand manipuliert: EinsatzplanerInnen stehen in der Hierarchie weit über den Chefpiloten. Heimlich beschenkt oder laut gehasst, aber omnipräsent. EinsatzplanerInnen verfügen über Macht. Ihr Schaffen hat weitreichende Konsequenzen, denn die Summe mehrerer Einsätze bestimmt nicht zuletzt auch die Zusammensetzung einer Besatzung.

Doch mehr darüber morgen...

4 comments:

nff said...

... einmal im Monat Luxenburgerli ins Büro der Planerin und du fliegst nur noch mit Ex-Missen nach ... gut das spielt dann keine Rolle mehr.

Crowi said...

Bisher hatte ich geglaubt, die prüfende Instanz im Simulator, die Person im Hintergrund, welche Ihnen per Knopfdruck alle möglichen Ereignisse und Katastrophen herbeizuschicken vermag, mit denen sie zu hadern haben, hätte eine Art gottähnlichen Status.

Doch so eloquent wie Sie es hier beschreiben, scheint die Position des Einsatzplaners/der planerIn noch eine Stufe höher angesiedelt zu sein.
Omnipräsent, wie sie schreiben, mit einer sämtliche Lebensbereiche umspannender Machtfülle ausgestattet.

Um die andere Seite zu hören: da würde es mich jetzt wunder nehmen, ob es irgendwo einen bloggenden Einsatzplaner bzw. eine bloggende Dispatcherin gibt!?
Oder kürzer: Hat Gott auch einen Blog?

PS: mir als Rechtschreibereformskeptiker gefällt es gut, dass Sie "aufwendig" schreiben statt "aufwändig"...

G! said...

...und wenn die Bestechung weder mit nff's Vorschlag, noch mit guter schweizer Schoggi funktioniert (was ich mir kaum vorstellen kann!), haben wir immer noch die besten Zeitmesser der Welt... :-)

G!

Crowi said...

Herr Eppler,
ich wünschte Ihnen einen "wüstenspurenbonus"

Der Einsatzplaner würde Sie deshalb freistellen. Damit Sie frei hätten um dem Endspiel der Eishockey WM in der Schweiz beizuwohnen.