Tuesday, January 20, 2009

Giacobbo und Scherbensplitter

Das Kulturangebot in den Emiraten von Arabien lässt sich zwar nur schwer mit der Vielfalt von Zürich oder Bern vergleichen, doch es gibt Hoffnung.
Dass dabei ausgerechnet Schweizer Exponenten ihre Hand – oder in diesem Fall eher ihre Klappe – im Spiel haben, ist für unsereiner sehr erfreulich. Überdies zeigt die Präsenz dieser Künstler eine aussenpolitisch nicht zu unterschätzende Wirkung bei der Stärkung des helvetischen Selbstvertrauens.












Spaghetti zur Stärkung
Vom Schweizer Konsulat nach Dubai eingeladen, präsentieren sich an drei aufeinander folgenden Abenden diverse Protagonisten einem vorwiegend helvetischen Publikum. Das leuchtet ein, denn mit Ausnahme eines Klavierkonzertes handelt es sich um Clownerien von Gardi Hutter und Satire von Giacobbo, Müller und Frey; beides in „Schwiizerdütsch“ vorgetragen und daher für lokale und expatrische Zuschauer eher ungeeignet. Die Aufführungen finden in der Aula einer neu eröffneten und – wie ich mir sagen lasse – ausgenommen teuren Schule in Dubai statt.
Für die erste Vorstellung setzen auch wir uns ins Auto. Tim und Linda täuschen anderweitige Verpflichtungen vor. Einzig Nina ergibt sich kampflos in ihr Schicksal und nimmt – vorderhand noch mässig motiviert, allerdings moralisch gestärkt durch Lembachs kürzlich verfasste mitfühlende Worte – auf dem Rücksitz Platz.
Wir verbinden das Lustige mit dem Angenehmen und lassen uns vorgängig von Toni und Ursula Wirz zum Nachtessen einladen. Ist eben schon praktisch, Freunde in Dubai zu haben. Ausserdem wohnt die fünfköpfige Familie in einem gemütlichen Haus mit einem herrlichen Garten. In der Ferne erkennt das staunende Besucher-Auge hell erleuchtete Hochhäuser. Zeugen des etwas ins Stocken geratenen Bau-Booms in der emiratischen Hochglanz-Metropole.
Nach Salat und Spaghetti quetschen wir uns zu acht in die Wirzsche Grossraumlimousine und nach kurzer Fahrt parkt Toni vor dem Schulhaus, in dessen Aula die Vorführung angesagt ist.

Schweizer Treffen
Wir haben den Eingang noch nicht passiert, da erblicke ich bereits ein bekanntes Gesicht. Und daneben noch eines. Und gleich noch ein weiteres. Nach wenigen Minuten nur sind wir umringt von alten Bekannten aus der Schweiz: Dereinstige Grünschnabel-Copiloten, aus denen die Zeit und die geografische Verschiebung gestandene Langstreckenkapitäne mit schütterem Haar gemacht hat. Mir wird einmal mehr bewusst, wie viele ehemalige Swissair-Piloten heute bei Emirates fliegen. Dubai ist ihre Basis, und wenn Giacobbo und Freunde sich die Ehre geben, will sich dieses Vergnügen niemand entgehen lassen. Während sich die Kollegen meiner SLS-Klasse (Schweizerische Luftverkehrsschule) just an diesem Abend im bünderischen Bivio zum traditionellen Januar-Höck treffen, versammelt sich im fernen Dubai ganz zufällig eine stattliche Anzahl Auswanderer-Piloten zum prä-satirischen Tratsch. Vor 20 Jahren hätte sich wohl keiner der Beteiligten ein solches Szenario vorstellen können.

Später gabs natürlich auch noch wirklich Satirisches. Die drei Herren sorgten mit ihrem Programm „Erfolg als Chance“ für mehr als einen Lacher. Und der allerletzte war mit Sicherheit von einer unkontrollierten Spontaneität. Um nicht zu sagen ungewollt: Als Patrick Frey am Schluss der Vorführung von der Organisatorin eine „Shisha“ geschenkt erhielt, nahm er sie etwas ungeschickt in die Finger. Das wohl etwas locker befestigte Wassergefäss – seines Zeichens aus Glas gefertigt – löste sich und in der Folge splitterten tausend Scherben über den Bühnenboden. Dann fiel der Vorhang endgültig.

Doch der Schweizer Kulturbeitrag soll um Himmels Willen nicht in Scherben enden. Was der Konsul zustande bringt, schafft der Botschafter allemal. Da letzterer seinen Amtssitz in Abu Dhabi hat, sind nächstens Events in der Hauptstadt geplant. Auf entsprechende Einladung wird Franz Hohler alsbald in den Emiraten erwartet. Welch glücklicher Umstand für Franziska. Da die Bücherei der Deutschen Schule im Februar ihre Pforten und Regale auch für Erwachsene öffnet, soll dies entsprechend verkündet und gefeiert werden. Und siehe da, Franz Hohler hat spontan für eine Lesung zugesagt. Franziska hat bereits Kontakt mit ihm aufgenommen und scheint sich in einen wahren Planungsrausch zu steigern! Bereits hält sie nach einem Erinnerungsgeschenk Ausschau. Ich habe ihr empfohlen, statt der fragilen Wasserpfeife eine Auswahl lokaler Dattelsorten zu überreichen. Die sind unzerbrechlich und erst noch gesünder.
Wir werden euch auf dem Laufenden halten!

3 comments:

Anonymous said...

Nun ja...angesichts der Strapazen (ich spreche von meiner Lachmuskulatur... und vom Zwerchfell) beim lesen der Wüstenspuren, da frage ich mich:

"Warum denn in die Ferne schweifen?" Wo das Gute doch so nahe liegt.
Bevor der nächste Satiriker eingeflogen wird - warum lässt man nicht erst mal Mr.Eppler aus Abu Dhabi vorlesen??

Dide said...

Die motivierenden Worte seien herzlich verdankt, aber der Eppler und die "grossen Satiriker" sind definitiv zwei Paar Schuhe...

thalheimer said...

Gratuliere Franziska,ein solches Highlight haben wir in Thalheim noch nicht geschafft! Letzte Woche hat uns "nur" Boni Koller von"Schtärneföifi" (vor X Jahren hat er in der Band Babyjail gespielt/gesungen)besucht und mit den 4.-6. Klässlern einen Nachmittag verbracht mit Musik und MysteryRätsel (ernschreibt heute auch Jugendbücher).
Eure Kulturförderung ist doch ein Grund mehr, euch in der "Wüste" zu lassen...........??