Sunday, November 30, 2008

Sie kommen, und sie gehen...

Gestern Abend sind mein Bruder und sein Sohn Chris wieder nach Genf abgeflogen. Zuvor haben wir gefeiert; nicht seine bevorstehende Abreise, sondern Andrea’s Geburtstag.

Schweizer Ingredienzen
Es ist eben so eine Sache mit dem Besuch. Der eigene, rhythmisch eingespielte Tagesablauf gerät immer wieder ins Straucheln, verkommt manchmal zum Spagat. Gegensätze prallen aufeinander: die Gäste geniessen das „Laissez-Faire“ während wir unser Standardprogramm abspulen. Die Tagesabläufe unterscheiden sich markant: Aufstehen um 0615 Uhr oder Ausschlafen bis 1100 Uhr; Wein- und Zigarettengenuss in lauer Mitternachtsluft oder vor Müdigkeit tränende Augen kurz nach Sonnenuntergang. Da muss man den viel zitierten Gemeinsamen Nenner förmlich aus dem Sand buddeln.
Man soll mich aber keinesfalls falsch verstehen: Wir lieben Besuch und freuen uns jedesmal, wenn neue Gäste eintreffen. Pflichterfüllung und die Extra-Portion an häuslicher Geselligkeit grenzen sich nicht aus – mit Sicherheit aber sorgen sie für einen aktiven Lebensstil! Die vergangenen zehn Tage stand so einiges an: Diverse Stadt- und Shoppingtouren, auswärts essen beim Italiener, beim Japaner, beim Chinesen. Opulentes arabisch-mediterranes Buffett und kulinarischer „Ausrutscher“ bei TGI Fridays. Besuche in mehreren Sisha-Cafés, weils eben genau in dieser Jahreszeit entspannend (wenn auch nicht unbedingt gesund) ist, zu später Stunde die Abgase der Grossraumlimousinen mit dem Rauch der Wasserpfeife aufzumischen. Weiter fordern uns lange Diskussionen am Frühstückstisch, sportliche Aktivitäten wie Tennis und Flaschenöffnen, der Besuch der „Emirates Boatshow“ und natürlich, wie bereits beschrieben, einige Bootsausflüge.

Erfreulicherweise hat die Einsatzplanung - wenn auch mehr zufällig - ein Einsehen mit mir. Ausserdem sorgen operationell bedingte Änderungen im Verlauf des Monats dafür, dass meine Uniform über all die Tage im Schrank hängen bleibt. Einige Tage Büro, während fünf Tagen „Stand by“ ruft mich niemand an, mein Kathmandu-Simulator fällt ins Wasser, so auch der geplante Einführungsflug, daneben gibts noch einige gewöhnliche Freitage. Alles passt perfekt!
Im Wochenverlauf treffen Andrea und Toni in Abu Dhabi ein und verleihen mit ihrer kontaktfreudigen Art unserem Sozialleben neue Impulse. Die beiden führen haufenweise Weihnachts-Utensilien im Gepäck, denn an der Deutschen Schule plant das Festkomitee bereits intensiv den Weihnachtsmarkt. Andrea fühlt sich sogleich wieder zu Hause und stürzt sich – als wäre sie nie weg gewesen – an der Schule in Bastel- und Vorbereitungsarbeiten. Am Donnerstagabend ist es dann soweit: Bei angenehmen 24 Grad singen Kinder im bunten T-Shirt vor dem reich geschmückten künstlichen Tannenbaum Weihnachtslieder. Emsige VerkäuferInnen bieten Christstollen und anderes Weihnachtsgebäck feil, derweil die Besucher an (alkoholfreiem) Rum- und Orangenpunsch nippen. Auch diese Mixturen sind im Handgepäck der Ackermanns in den Golf gereist, genau so wie beinahe 20 Kilogramm Tannenreisig, Tannzapfen, Zimtstangen und getrockneten Orangen!















Der künstliche Weihnachtsbaum















Lichterketten und Holzbänke

Nächtliches Gedränge am Check-In
Und gestern Abend eben haben wir Andrea’s Geburtstag gefeiert. Den letzten vor der grossen Wende...
Im Hotel Shangri-La, das so herrlich nahe an unserem Compound liegt, staufrei zu erreichen ist und einen fantastischen Blick auf die Sheikh Zayed-Moschee bietet. Sogar Chris, Tim, Linda und Nina kommen mit, wenn auch die vier älteren das immer wieder faszinierende Buffett in rascher Abfolge abgrasen, um vor dem Start des Genfer-Fluges noch einmal ihre Freunde in der Stadt treffen zu können. Das ambitiöse Unternehmen gelingt, für einmal finden sie problemlos ein Taxi und kurz vor Mitternacht sitzen die vier wieder bei uns am Tisch.















Geburtstagsimpressionen















Nächtlicher Blick auf die "Sheikh Zayed Mosque"

Dann fahre ich meinen Bruder Urs und Chris an den Flughafen. Tim und Linda begleiten uns. Als wir dort eintreffen, herrscht ein Riesenchaos. Um diese Zeit starten die meisten Flüge. Das neue Terminal ist noch immer nicht betriebsbereit. Bereits vor der ersten Security-Kontrolle müssen wir uns in eine endlose Schlange einreihen. Bei den Check-In Schaltern sieht es nicht viel besser aus. Die Leute drängen, viele sind nervös, einige agressiv. Üse steht die Ungeduld ins gebräunte Gesicht geschrieben und er meint, bei solchen Zuständen wäre die Erholung der vergangenen Tage bald verflogen. Glücklicherweise wird es nicht gar so schlimm und die Maschine hebt ab, bevor die Nerven völlig blank liegen.
Am nächsten Morgen – ich habe mich kaum aus den Federn gekämpft – zwitschert mein Handy: Es ist mein Buder, der nach durchflogener Nacht bereits im Zug nach Zürich sitzt. Mein Tag hat eben erst begonnen. Noch immer kämpfe ich mit den Vorbereitungen für meinen Simulator-Check der nächsten Woche. Warum müssen es diesmal auch gleich drei Übungen sein.
In zwei Tagen werden Andrea und Toni in die Schweiz fliegen. Und in einer Woche erwarten wir den nächsten Besuch.

1 comment:

Anonymous said...

Das alles unter einen Hut zu bringen ist bestimmt nicht einfach. Ich drück' Ihnen jedenfalls die Daumen dazu. Wobei das vielleicht überflüssig wäre, bei einem "Alten Hasen" wie Ihnen.

Ich stelle mir vor, jeder Otto-Normalverbaucher und Autofahrer müsste alljährlich die Fahrprüfung erneut absolvieren und den Fahrausweis neu erwerben. Manchmal kommt es mir vor, als wäre eine nicht unbeträchtliche Anzahl lizensierter Autofahrer bereits damit überfordert...

P.S: Apropos Fahrausweis: kürzlich hatte ich ein Gespräch mit einer Ostdeutschen. Ihr zufolge durfte man in der ehemaligen DDR nich "Führerschein" sagen. That was not "politically correct"