Nach drei Wochen in der Schweiz bin ich wieder am Kofferpacken. In vier Stunden fährt der Zug, in zwölf Stunden startet der Etihad-Flug in Frankfurt.
Der Turnus bleibt der gleiche. Jedes Jahr: Zürcher Unterland, Berner Oberland, Tessin. Die letzte Region ist mir die liebste. Nicht für alle verständlich. Irgendwann findet jeder Mensch den Fleck auf dieser Erde, wo er oder sie hin zu gehören glaubt. Déjà-vu oder schicksalshafte Eingebung.
Vier Wüstenjahre sind um. Wir starten in die fünfte Saison. Tim ist eine Runde weiter, sein emiratisches Gastspiel ist zu Ende.
Ich mache wie jedes Jahr den Anfang, die Familie bleibt bis Anfang August in der Schweiz. Zu Beginn steht ein Umzug an. Vom Haus am Stadtrand in die Wohnung im Zentrum. Wir tauschen Platz und Garten gegen weniger Platz und eine bessere Anbindung ans Taxinetz. Was dem kritteligen Europäer unverständlich scheint – ich zähle mich dazu – lässt die Töchter frohlocken, die Frau ebenfalls.
Unabhängig vom Wohnort bleibt die Frage nach einer Rückkehr in die Schweiz. Wir haben im Verlauf der vergangenen drei Wochen viele Gespräche geführt, auch mögliche Schulen für Nina besucht. Wir haben die Schweiz intensiv wahrgenommen, haben unsere Heimat vielleicht noch einmal mit anderen Augen betrachtet. Kritisch, fragend. Ich habe mich wieder mit besagter Dame im Hilton getroffen, und einen Vorvertrag unterschrieben (mehr dazu in Bälde). Wir haben uns mit Freunden ausgetauscht, in lauschigen Gärten gegrillt, auf weitläufigen Terrassen gespiesen. Wir haben beim Ausscheiden der Schweizer Kicker national mitgelitten, haben mindestens zehn Tage das heimische Sauwetter ausgehalten. Wir haben unsere Autobahn-Vignette teil-amortisiert, und grosszügig die einheimische Gastronomie unterstützt. In mindestens drei Kantonen.
Bis Dezember wollen wir uns entscheiden. Plus-Minus Listen erstellen, abwägen, ausloten, sichten, gewichten. Doch letztlich wird der Bauch den Ausschlag geben. Weil der Kopf allein dazu nicht in der Lage ist, und damit bereits verloren hat.
Ich habe den Eindruck, als sei ein Stein ins Rollen geraten. Ein Prozess, den wir lange zurückgedrängt und abgelehnt haben. Ich bin unruhig. Es könnte ein heisser Sommer werden.
Saturday, July 03, 2010
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6 comments:
Dide, eines vorweg, falls du es vergessen und/oder verdrängt haben solltest: lass dich nicht täuschen, bei uns ist's sozusagen NIE so warm wie die letzten Tage...
Ich wünsche dir einen nicht allzu heissen Sommer und warte gespannt auf den Dezember-Blogeintrag.........
Bis dahin, G!
... dafür haben wir Schnee, Fondue, einen schönen Bergwinter und – ach was haben wir denn noch? – wunderschöne Balkone, auf denen Wädi-Bräu serviert wird :-)
Musst dich halt mal anmelden :-)
Die "teil-amortisierte Autobahn-Vignette"...kaum ein Eintrag von ihnen ohne mindestens ein humoristisches highlight!
Fast missverstanden hätte ich sie beim Treffen mit "besagter Dame im Hilton"; hatte ich doch erst an Paris Hilton gedacht.
"Ich habe den Eindruck, als sei ein Stein ins Rollen geraten", wie sie schreiben.
Bob Dylan, der den Wüstenspurensong "Blowing in the Wind" komponierte, ist ja auch Autor von "Like a Rolling Stone", mit den Zeilen:
"How does it feel
To be without a home
Like a complete unknown
Like a rolling stone"
So krass wird es bei Familie Eppler wohl nicht sein. Jecoch der schwierige Prozess einer endgültigen Entscheidung lässt sich, nachdem man ihren Eintrag gelesen hat, durchaus nachvollziehen.
Scheinbar angekommen ist immerhin Mike Tyson, wie ich Gulf News entnehme.
"Boxing Mike Tyson in Saudi on Makkah pilgrimage. Mike Tyson has arrived in Medina for the Makkah".
@G!: Bezüglich Hitzetage in Helvetien mache ich mir keine Illusionen.
Danke für die guten Wünsche, vielleicht musst du nicht bis im Dezember warten...
@nff: Bin völlig mit dir einverstanden. Der Balkon macht in der Tat eine gute Falle. Meine nächsten Ferien sind vom 11.-24. September. Ich werde mit Sicherheit einige Tage in der Schweiz verbringen. Kannst das Wädi-Bräu schon mal kühl stellen. Mein Anruf ist dir gewiss. Muss eh noch was mit dir besprechen...
@crowi: Richtig, der Stein ist im Rollen. Hat lange gebraucht. Die Dame im Hilton heisst allerdings nicht Hilton. Ihr Name dürfte aber in der Schweiz nicht unbekannt sein... Und mit Mike Tyson kann ich leider nicht weiterhelfen. Ich bleibe auf Distanz. Als Pilot bin ich auf beide Ohren angewiesen!
hallo cäpt´n
was habe ich schon plus-minus-listen geschrieben!!!!
bringt´s nicht!
am schluß wird es immer eine bauchentscheidung
und dann sollte man auch nicht mehr drüber nachdenken
have fun bei der bauchentscheidung!
@Fischotter: Da spricht eine weise Stimme. Bin völlig einverstanden. Die Liste mag ja irgendwie als Basis helfen, der finale Entscheid, dessen bin ich mir sicher, wird aber letztlich im Bauch gefällt.
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