Thursday, January 21, 2010

Happy Birthday

Sich selber zum Geburtstag zu gratulieren, ist nicht schick. Ich habs trotzdem gemacht; in meinem Hotelzimmer im neblig-grauen London. Zwar gabs einige SMS und Emails, doch ich hab vor dem Spiegel nachgedoppelt; mir in die vom Schlafmanko zerknitterten Augen geschaut und ganz unspektakulär einen Toast auf die kommenden Jährchen ausgesprochen.
Ursprünglich wollte mich mein Arbeitgeber nach Casablanca schicken. Dann aber haben die Einsatz-Disponenten ein Einsehen, lassen Gnade walten und senden mich fürs Wiegenfest an die Themse. Dass sie mir damit, zumindest ein symbolisches, Geburtstagsgeschenk bereiten, ist ihnen zweifellos nicht bewusst. Denn für den geburtstäglichen Rückflug steht das jüngste Baby der Etihad-Flotte auf dem Tarmac. Und so komme ich an meinem 53sten in den Genuss meines persönlichen Erstflugs mit einem A330-300! Mit erst 38 Sektoren und 240 Flugstunden auf dem noch wenig geschundenen Buckel (diese Zahlen beziehen sich natürlich auf das Flugzeug...).
Von aussen unterscheidet sich der etwas längere Airbus nicht sonderlich von seinen Brüdern und Schwestern der 200er Generation. Doch wer erst einmal die Kabine betritt, dem verschlägt es glatt die Sprache!

Der Flieger präsentiert sich mit völlig überarbeitetem Innenleben. Gedämpfte Brauntöne und Holzimitationen vermitteln gemütlich-einladende „Wohnzimmer-Atmosphäre“. Technisch und ergonomisch aufgewertete Passagiersitze (eher –sessel) mit Leder-Kopfpolstern in sämtlichen drei Klassen sorgen für erhöhten Sitzkomfort und geringeren Kabelsalat, denn bei der bisherigen Anordnung geraten sich ständig die Fernbedienung und der Kopfhörer in die Quere. Solcher Ärger ist „passé“, die Einsteckbuchsen befinden sich neu nicht mehr in der Armlehne sondern an der Rückseite des Vordersitzes. Noch praktischer ist die Filmwahl per Fingertipp, sind doch die Bildschirme mit Touchscreen-Eigenschaften ausgerüstet. Hochziehbare Trennwände in First- und Businessclass sorgen für mehr Privatsphäre, separieren Schnarcher von Hellhörigen, Trinker von Abstinentlern, Laute von Leisen und Fremde von Unbekannten – so mann und frau denn wirklich getrennt werden wollen...

Der Cabin Manager hat von seiner „Kommandozentrale“ aus die Möglichkeit, individuelle Meldungen diskret auf die Bildschirme einzelner Sektionen oder Passagiere zu übermitteln. Und die „Flight Attendants“ verrichten ihr Tag- oder Nachtwerk in Galleys, die dank edler Holzfronten frischer und aufgeräumter daherkommen, als so manch private Kochecke. Ich habe ja schon unzählige Flugzeuginnereien bewundert, aber diese Ausführung schlägt wirklich alles bisher Gebotene! Zukünftige Etihad-Maschinen werden ebenfalls im neuen Look ausgeliefert, die bestehende Flotte soll teilweise umgerüstet werden.

Dass mir schliesslich die gesamte Besatzung nach der Landung im Bus ein Geburtstagsständchen trällert, bringt meine Augen, vom zweiten Nachtflug innert drei Tagen zusätzlich geschädigt, ein weiteres Mal zum Leuchten. Sogar beschenken tun mich die lieben Kollegen und Kolleginnen; mit einem wunderschönen Cerrutti-Schreibwerkzeug sowie einem hellblau schimmernden London Gin namens “Bombay Sapphire“; möglicherweise einem letzten Überbleibsel in Flüssigform aus früheren Kolonialisationszeiten.










































8 comments:

skypointer said...

Alles Gute zum Geburtstag.

Die A330-300 sieht wirklich gut aus. Habt ihr, wie die Swiss, auch Lufmatratzen und Airbags in den Sitzen? Fliegt sie auch bei Euch um Welten stabiler, als die A330-200?

Prechiblog said...

Etwas zu spät, aber trotzdem vom Ostschweizer Boden aus: Herzliche Glückwünsche zum Geburtstag! Auf dass wir auch im neuen Lebensjahr wieder viel von dir zu Lesen bekommen.
Peter

Dide said...

@skypointer: Airbags und Luftmatratzen..? I just don't know! Eine sehr interessante Frage, der ich unbedingt nachgehen muss.

@skypointer und Prechiblog: Vielen Dank für die guten Wünsche!

Wüstengruss

tbones said...

Hallo,

nachträglich noch alles Gute zum Geburtstag!

Im Artikel ist die Rede von Brauntönen, aber wahrscheinlich in der Kabine, da das Cockpit bei Airbus eher in Grau gehalten ist. Bei den 77W des Unternehms bzw. bei Boeing allgemein ist es ein hellbrauner Ton. Ist das einfach die jeweilige Hausfarbe oder soll das Braun eine bestimmte Wirkung haben, bspw. bei Flügen in der Dämmerung (Ablesbarkeit oder so etwas)? Wenn dem so sein sollte, scheint der grelle Grünton bei den osteuropäischen Modellen eher zum Wachbleiben animieren zu wollen ;-)

frank said...

Zuersteinmal herzlichen Glühstrumpf zum Geburtstag nachträglich!

Habe ich das richtig erkannt:
sogar die "Holzklasse" hat ihre eigenen Séparèes?

Ich war ja auch schon in vielen Fliegern, aber das schlägt alles um Längen!

Dide said...

@tbones: Richtig bemerkt. ich beziehe mich ausschliesslich auf die Kabine. Die Grundfarbe im Airbus-Cockpit ist ein gräuliches, helles Blau. Ton in Ton quasi mit den Himmelsfarben. Bei Boeing herrschen Brauntöne vor. Nach welchen Kriterien die Hersteller hier vorgehen, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. Meines Erachtens ist die Cockpitfarbe unwesentlich für unsere Arbeit und letztlich nur Gewöhnungssache.

@Frank: Da muss ich wohl etwas Gegensteuer geben. Die Economy bietet keine Trennwände an. Dort wurden "lediglich" die Materialien, Farben, sowie die Ergonomie verbessert. Sieht aber auch sehr schön aus, und die Sitzqualität hat sich effektiv verbessert. Die im Blog gezeigten Fotos wurden in First- und Businessclass gemacht.

Wüstengruss

Anonymous said...

Ups auch von mir alles Gute zu Geburi
Gruss Päde

Dide said...

Danke Päde!