Sunday, December 10, 2006

Die unerträgliche Schwere der Arroganz

Da ahnt man doch nichts Böses, bringt am ersten Tag der angebrochenen Arbeitswoche die Kinder zur Schule, erledigt im sich verdichtenden Morgenverkehr einige Besorgungen und fährt danach bestens gelaunt wieder zurück ins Haus am Stadtrand. Dabei kommt einem der Gedanke, wieder einmal das Postfach zu leeren und den Rest des Morgens Briefe und Rechnungen zu sortieren.

Gedacht, getan – mit einem Stapel Couverts unter dem Arm treffe ich wenig später wieder zuhause ein. Ebenfalls eingetroffen ist die neue Ausgabe der „SkyNews.ch“. Flüchtig blättere ich das farbige Luftfahrtmagazin durch und bleibe an einem Interview mit Moritz Suter hängen, der in seiner Funktion als Verwaltungsratspräsident der Hello AG offenbar nach wie vor mediales Interesse auslöst. Niemand kann mir verübeln, dass ich seine Aussagen nicht bis ins letzte Detail studiere. Auf dem abgebildeten Foto lächelt der Befragte verschmitzt im karierten Hemd und mit der obligaten Zigarre in seiner Hand.
Ich überfliege die Fragen und bleibe schliesslich an einem Kasten hängen, in dem Suter zu gewissen Stichwörtern seine Gedanken äussert. Eines dieser Stichwörter lautet - wie könnte es anders sein - „Swiss“.
Und wie ich Suters Äusserung lese, kommen mir doch beinahe der Morgenkaffe und sämtliche Glühweingläser des Chlausabends vom Vortag hoch. Seine Antwort lautet nämlich: „...Wurde am 14. Februar 1975 unter dem Namen Business Flyers Basel AG gegründet, änderte am 24. November 1978 ihren Namen in Crossair und im März 2002 in Swiss International Air Lines. Ich hoffe, sie wird erfolgreich weiter existieren.“
Sind es Verblendung, Irrwahn, Naivität oder bereits erste Spuren keimender Senilität, die den Guten zu dieser Aussage bringen? Vielleicht müssten in Anbetracht solch übler Selbstüberschätzung die Macher/Innen des Duden gewisse Steigerungsformen neu definieren, beispielsweise beim Begriff „arrogant“.

Das alles könnte mir im fernen Abu Dhabi im Grunde genommen ja egal sein, wäre da nicht eine weitere Passage des Gesprächs, die mich zusätzlich beunruhigt. Auf die Frage nämlich, ob er, Moritz Suter, sich noch in anderen aviatischen Feldern als der Hello AG bewegen würde, erwähnt er diverse Verwaltungsratsmandate, die er inne habe. Seit kurzem gar für den sehr interessanten Start-up RAK Airways in Ras Al Kaimah, für den er unter dem Präsidenten Scheich Omar Bin Saqr Al-Qasimi als Vizepräsident amte.
Auch die Golfregion scheint demzufolge nicht sicher zu sein vor Suters weit reichenden Beziehungen. Mir wird er langsam unheimlich, dieser omnipräsente und überhebliche Airlinemagnat. Da sollte sich der besagte Scheich ernsthaft in Acht nehmen. Sein Emirat trat wohl erst als siebtes und letztes den UAE bei. Das war bereits im Jahr 1972. Es kann an dieser Stelle jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass in den Geschichtsbüchern schon bald zu lesen sein wird, dass die Ursprünge von Ras Al Kaimah in der Schweiz lägen, wo am 14. Februar 1975 die Business Flyers Basel AG gegründet worden seien. Von einem gewissen Scheich Moritz bin Suter al Merian....

1 comment:

Anonymous said...

Salamaleikum Herr Eppler

...mir ist es genauso ergangen wie Ihnen! Mein Nachtessen und der Bordeaux sind mir soeben beinahe hochgekommen, als ich die neuste Ausgabe des "Travel Inside" gelesen habe. Man sollte die Scheichs von RAK warnen. Herr Suter ist doch ein Schandfleck für dieses kleine, im wirtschaflich aufblühenden Emirat und seiner jungen Airline. Vielleicht können Sie ja Ihre Informationen nach RAK
durchsickern lassen... Ihr Bericht
Wüstenspuren, habe ich übrigens mit
Spannung gelesen!Weiter so..

Herzliche Grüsse aus der Schweiz