Monday, December 11, 2006

Santa Claus rides the camel

Zugegeben, der letzte Blog-Eintrag war nicht unbedingt ein Aufsteller, doch für meine Ulcus ventriculi-Prävention absolut unvermeidlich. Aber wenden wir uns heute wieder erfreulicheren Dingen zu und tauchen ein in die Vorweihnachtsstimmung von Abu Dhabi.

Schon oft wurden wir gefragt, ob es denn in der Wüste auch einen „Samichlaus“ gäbe. Ja! Es gibt ihn tatsächlich, den Wüstenchlaus, der jedoch Wert auf eine korrekte Schreibweise legt und den ersten Teil seines Namens auf keinen Fall als Adjektiv verstanden haben will...

Am Abend des 9. Dezember lud die „Swiss Embassy“ zur zweiten „Santa Claus Party“ im Hotel Hilton. Im Gegensatz zur Schweiz finden solche Anlässe nicht in schlecht beleuchteten und spärlich beheizten Waldhütten statt sondern im idyllischen Tropengarten des Hotels Hilton. Und im Gegensatz zur Schweiz stapft der Chlaus nicht mit dem Esel an der Leine durch den verschneiten Tannenwald sondern erscheint „hoch zu Kamel“, den Schmutzli zu Fuss im Schlepptau. Letzterer arbeitet nebenberuflich bei der UBS, während der semiprofessionelle Weihnachtsmann in Abu Dhabi italienischer Urabstammung ist und sich seine spärliche Freizeit in den Cockpits der Etihad-Flieger vertreibt. Genug verraten...?
Sicher schon, schliesslich ist dieser Blog nicht jugendfrei. Ausserdem wollen wir versuchen, den Zauber und den Reiz weihnächtlicher Vorfreude wie auch das „Chlausische Brauchtum“ möglichst lange und unverfälscht zu wahren – Wüste hin oder her.

Das „casual get-together for adults and children“ war ein Stelldichein der Schweizer Kolonie, die so gross nicht ist in Abu Dhabi. Bekannte Gesichter an allen Ecken, bunt gemischt mit unbekannten Köpfen jeglichen Alters. Selbstverständlich macht die Pilotengruppe mit ihren Familien mittlerweile einen erklecklichen Anteil der Eidgenossen aus, wenn sie auch durchmischt ist mit skandinavischem und spanischem Blut. Die Kinder tummelten sich ausgelassen auf der Wiese während die gesetzteren Jahrgänge bei Glühwein und Stehgespräch den Abend einläuteten. Die meist indischen und fernöstlichen KellnerInnen trugen lustige, oft etwas zu gross geratene, Weihnachtsmützen und waren emsig bemüht, die Apéro-Häppchen, unter anderem bestehend aus Spiesschen mit Schweizer Käse und Oliven, an den Mann oder an die Frau zu bringen. Als schliesslich der Samichlaus angekündigt wurde, liessen sich die Kinder artig im Halbkreis nieder während die Väter auf Geheiss der Gattinnen ebenso artig

ihre Digitalkameras zückten und eine letzte Batteriekontrolle vornahmen.
Einzeln, mit Namen aufgerufen, traten die kleinen und nicht mehr so kleinen Töchter und Söhne vor den Chlaus und bedankten sich in verschiedenen Sprachen mit auswendig gelernten „Sprüchli“ oder Liedern für den grosszügig gefüllten Chlaussack. Dabei erstaunte auch die bärtige Eminenz durch sprachliche Vielfalt wie sie sonst nur Weltreisenden eigen ist. Ob Italienisch, Englisch, Französisch oder urchiges Schweizerdeutsch – dem Samichlaus entging auch nicht das kleinste linguistische Detail. Zu gerne hätten wir ihm einen jungen ausgewanderten Altgriechen gegenüber gestellt, doch ein solcher befand sich an diesem Abend leider nicht in der munteren Helvetierschar.

Nachdem sich „Père Noël” wieder auf den Kamelhöcker geschwungen (na ja – fällt mir gerade kein besseres Wort ein...) und verabschiedet hatte, begann die legendäre Schlacht am Buffet. Speziell die diversen Raclette-Stände wurden regelrecht „bestürmt“. Die Walliser Spezialität stand hoch in der Gunst der Gäste und mittlerweile liessen auch die Temperaturen sowie der hartnäckige Wind beinahe so etwas wie winterliche Schmelzkäsestimmung aufkommen. Die Damen warfen mit edler Geste ihre Paschminas über die Schultern, während die Herren ihre Pullover montierten. Man setzte sich an die runden, festlich gedeckten Tische und genoss bei lockerer Plauderei Raclette, Bratwurst, Gratin, Pommes und dergleichen. Für einmal waren die „Compatriotes“ aus der Westschweiz den Deutschschweizern – zumindest was die Anzahl betraf – ebenbürtig. Die Stimmung war angenehm und für wenige Stunden fühlten sich die Schweizer ganz unter sich während draussen vor dem Hotel der Abendverkehr von Abu Dhabi in gewohnt hektischer Manier weiter brauste.








1 comment:

Anonymous said...

Hallo Nina, Tim, Linda und Fam.

Herzlichen glückwunsch zum Geburi.


Gruss Luca

Aus der Schweiz.