Die Schweiz hat mich wieder! Zumindest für drei Wochen. Die Familie reist portionenweise: Tim hat in Winkelried-Manier den Anfang gemacht, Franziska und Linda bilden die Nachhut.
Bis Angetraute und Zweitgeborene im Schneegestöber eintreffen, bleiben mir vier Tage im Zürcher Unterland. 96 Stunden zur Erledigung einiger Weihnachtsgeschäfte und zum Abbau angehäufter Pendenzen in Sachen Steuern und Wohneigentum.
Am Sonntagabend landen Nina und ich kurz vor 20 Uhr auf Klotener Boden. Toni holt uns ab und gemeinsam fahren wir in’s Ackermannsche Domizil. Der Raclette-Ofen steht betriebsbereit auf dem Tisch, die Weissweinflasche ist geköpft, der Schmaus kann losgehen.
1. Tag
Am nächsten Morgen geht’s zu den Schwiegereltern ins Emmental. Toni anerbietet sich als Chauffeur. Franziskas Vater hat unseren Wagen aus dem Diemtigtal geholt und mit vier neuen Winterreifen bestücken lassen. Kurz vor dem Mittag erreichen wir das Ziel. Begrüssungskaffee, kurzer Schwatz, dann machen sich Toni und Andrea wieder auf den Weg. Nina und ich bleiben zum Mittagessen. Bevor wir die Heimreise antreten drückt mir der Schwiegervater einen Stapel Briefe in die Hand. Das Erledigen von Pendenzen ist Bestandteil jedes Schweiz-Aufenthaltes.
Gegen vier Uhr lade ich Nina bei einer Schulfreundin in Stadel ab. Sie wird dort übernachten. Während sich die Mädchen freudig begrüssen, bin ich in Gedanken bereits bei meinem nächsten Ziel: In einer halben Stunde erwartet mich der SWISS Airbus-Chefpilot zwecks Besprechung einer allfälligen Rückkehr im Rahmen der „Option to return“. Ich deponiere meinen schriftlichen Antrag für eine Verlängerung derselben, konkrete Resultate ergeben sich in der Diskussion allerdings keine. Dann treffe ich meinen Bruder an seinem Arbeitsplatz in Oerlikon. Nach einem gemeinsamen Kaffee machen wir uns auf ins Squash-Center. Zu viert jagen wir in zwei Courts während 90 Minuten den kleinen grünen Ball. Das anschliessende Bier wird zum Hochgenuss und entschädigt für die inzwischen nagende Müdigkeit. Abu Dhabi ist uns drei Stunden voraus, mein Körper schwebt irgendwo zwischen den Emiraten und der Schweiz.
2. Tag
Ein böses Erwachen. Mein Laptop, unentbehrlicher Freund und steter Begleiter, bockt. Lässt sich nicht mehr starten. Hilflosigkeit, Panik. Dank eines Tipps per SMS gelingt es mir, die bösen Viren, die ich nicht rief und die auf meiner Festplatte ausgelassen festen, zu vertreiben. Dann wollen Nina und ich uns die Haare schneiden lassen. Anschliessend Mittagessen mit Schwägerin und ihrem Sohn. Der Espresso-Schaum klebt noch an meinen Lippen, als wir uns auf den Weg zur Steuerberaterin machen, wo wir Dokumente und gute Wünsche zum Jahreswechsel austauschen. Nachher will Nina Bastelmaterial kaufen. Keine einfache Sache für einen wie mich, der mit seinen Händen gerade einmal eine Glühbirne auswechseln kann und von Farbenlehre keine Ahnung hat.
Am Abend Nachtessen mit Tim, meinem Bruder und dessen Söhnen im australischen Lokal in Winterthurs ehemaligem Industriequartier. Ob es Zufall ist, dass das AEROPERS-Contolling Team lediglich drei Tische neben uns tafelt...?
3. Tag
Es ist noch dunkel, als der Wecker klingelt. Der Wagen ist schneebedeckt. Die Strassen ebenfalls. Es schneit seit dem frühen Morgen. Nina will der Oberstufe Stadel einen Besuch abstatten. Um 07.30 Uhr hüpft sie vor dem Schulhaus gutgelaunt aus dem Auto. Meinerseits tuckert in Schneetreiben und Morgenverkehr nach Neftenbach, wo Tim zusteigt. Gemeinsam wollen wir in der Eishalle Dübendorf die Staffel 13 beim traditionellen UeG-Hockeyturnier unterstützen. Doch Frau Holle macht allen einen Strich durch die Rechnung. Auf der Autobahn dominieren Stau, Stillstand und Stagnation. Viel zu spät erreichen wir das Ziel. Das Spiel ist bereits fortgeschritten und nach wenigen Minuten ertönt die Schluss-Sirene. Die Dreizehner gewinnen, zumindest das Resultat stimmt. Kurzer Kaffee in der Stadionbeiz, dann bringe ich Tim zum Bahnhof. Er will in der Kanti Bülach Freunde treffen. Es folgt das zweite Spiel der Staffel 13. Ich stehe an der Bande. Die Schlacht tobt hin und her und endet schliesslich unentschieden. Ein letzter Schwatz auf dem Parkplatz und weiter gehts. Zurück zur Wochenbasis im Zürcher Unterland. Zeit für Mandarinen und Nüsse mit den Gastgebern. Auch Nina und Tim sind zugegen. Am frühen Abend holen wir meinen Patensohn ab. Anschliessend Besuch der Aufführung „Ewigi Liebi“ in der Maag-Eventhalle in Zürich. Standing Ovation, Begleichung der Parkgebühr und Rückfahrt über Neftenbach mit Ablad der beiden Jungs. Wieder in Neerach falle ich kurz nach Mitternacht todmüde ins Bett.
4. Tag
Wieder früh aufstehen. Und wieder auf nach Neftenbach. Mein Wagen sollte die Route längst auswendig kennen! Ein verschlafener Tim setzt sich neben mich, dann brausen wir über die Autobahn nach Zürich. Für einmal gibt der Verkehr kein Grund zum Klagen. Wir finden sogar einen Parkplatz. Caffé Latte bei Starbucks, dann auf zur „Sport Clinic“, wo Tim für eine sportärztliche Untersuchung angemeldet ist. Er strampelt sich auf dem Velo unzählige Schweisstropfen aus dem volljährigen Körper. Derweilen die Nadel zwecks Messung der Laktat-Werte immer wieder in sein rechtes Ohrläppchen sticht. Nachdem uns Babs die Resultate ausführlich erklärt hat, geniessen wir mit ihr ein kurzes Mittagessen. Dann gehts weiter nach Embrach zum grössten schweizer Hockeyausrüster. Einkauf von Hockeytasche, Helmvisier und Mundschutz. Die Schlittschuhe werden neu geschliffen, die Rechnung beglichen. Tim nach Neftenbach gebracht, später in Neerach Papier geordnet. Um 1800 Uhr Besuch der WG, die unser Stadler Haus bewohnt. Die Zusammensetzung hat geändert, der Mietvertrag muss angepasst werden. Viel Zeit bleibt nicht, denn bereits um 1900 Uhr wartet eine gemütliche Runde aufs gemeinsame Nachtessen. Nina zeigt Anzeichen von Grippe: Kopfschmerzen, Schluckweh und Fieber. Der Zeitpunkt ist schlecht gewählt, aber das ist er in solchen Fällen eigentlich immer. Wir versuchen es mit einer Brausetablette, wie sie in TV-Spots immer wieder angeboten wird und rasche Linderung verspricht. Ein Arzt oder Apotheker zur Rückfrage ist leider nicht zugegen. Die Zeit drängt, mein Handy bimmelt; ein SMS von Franziska und Linda, die in Abu Dhabi soeben das Flugzeug bestiegen haben. Wir erwarten sie morgen um 09.30 Uhr in Kloten.
Dann werden wir ins Diemtigtal fahren. Dann werden wir Verwandte treffen. Dann werden wir Weihnachten feiern. Und dann werden wir Ski fahren. Spätestens jetzt sollten es alle erkannt haben: „Expatrioten“ leben unbeständig.
Saturday, December 20, 2008
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1 comment:
Familienmanagement pur!
Eine nicht enden wollende Checkliste - präzise artikuliert und abgearbeitet.
Ihnen und Ihrer Familie Happy Holidays und e guets Neus to come
wünscht
Crowi
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