Für einmal handelt es sich hier nicht um eine arabische Floskel. „Selamat Datang“ ist malaiisch und heisst „Herzlich Willkommen“. Wieder einmal hat es mich an eine Destination mit Neuland-Charakter verschlagen: Kuala Lumpur, die Hauptstadt von Malaysia.
"Check in" ist um 0110 Uhr. Keine angenehme Zeit wenn man bedenkt, dass der Flug über sechs Stunden dauert. Glücklicherweise gelingt es mir, von 2000 bis 2300 Uhr zu schlafen. So tief, dass ich Mühe habe, mich aus dem Bett unter die Dusche zu kämpfen. Die Kinder schlafen bereits und Franziska ist an einer Sitzung des Festkomitees der Deutschen Schule.
Das Taxi von Al Ghazal findet unseren Compound heute auf Anhieb, was beileibe nicht immer der Fall ist, und so bleibt mir genügend Zeit, an der Kaffeebar des Flughafens einen Cappuccino zu holen. Mit Kartonbecher à la Starbucks und Crewbag à la Etihad begebe ich mich ins OCC (Operations Control Center). Langsam werde ich wach und beginne Gesichter und Geräusche wahrzunehmen.
Der Copi wohnt in Dubai und ist noch nicht eingetroffen. Ich kenne Jorge Serrano bereits von früheren gemeinsamen Flügen und weiss, dass der Kolumbianer nicht unbedingt der Vorstellung von einem „feurigen Latino“ entspricht, dafür mit seinem zurückhaltenden Charme und seiner Liebenswürdigkeit die Sympathien auf sicher hat.
Der Flug dauert heute Nacht 6.35 Stunden. Wir starten pünktlich, kurz nach 0300 Uhr. Obwohl Etihad Airways Kuala Lumpur erst seit Ende November anfliegt, sind die Auslastungszahlen erfreulich hoch. Das „Loadsheet“ zeigt 176 Passagiere; 79 Sitze unseres A340-300 bleiben leider leer.
Die Flugroute bringt uns zuerst über das Arabische Meer Richtung Mumbai. Anschliessend überqueren wir den Indischen Subkontinent, passieren die Stadt Chennai und steuern dann über dem Zentralindischen Becken die Inselgruppe der Nikobaren an. Über der Nordspitze Indonesiens türmen sich mächtige Gewitterwolken, so genannte „Cumulonimben“ oder „CB“. Unser geplanter Flugweg führt glücklicherweise durch eine „freie Gasse“ wodurch wir nicht genötigt werden, grosse Umwege zu fliegen. Im Funk können wir allerdings mitverfolgen, dass andere Kollegen weniger Glück haben und immer wieder Kursänderungen erbitten, die sie in der Regel problemlos erhalten.
Der Anflug gestaltet sich ebenso problemlos wie die bisherige Reise. Mit „Radar vectors“ werden wir auf die „ILS 32R“ geführt und um 13.30 Uhr setzen wir auf malayischem Boden auf. Der „Kuala Lumpur International Sepang Airport“ ist nicht nur top modern sondern auch äusserst grosszügig dimensioniert. Der „Airport Train“ bringt uns vom Satelliten zum Main Terminal. Eine eindrückliche Dachkonstruktion zieht den Besucher unvermittelt in seinen Bann. Unser Crewbus ist nicht weniger geräumig und überdies mit einer anregenden Tapete ausstaffiert. Wir sind nach dieser durchwachten Nacht alle froh, für die lange Fahrt in die Stadt über komfortable Sitze und genügend Beinfreiheit zu verfügen. Am Stadtrand geraten wir in ein kurzes, heftiges Gewitter mit üppigen Regengüssen. Mir tun die Motorfahrer leid...
Um 15.30 Uhr erreichen wir das „Traders Hotel“ im Zentrum der Stadt. Die Anlage wurde erst vor einem halben Jahr eröffnet. So träge wir uns aus dem Bus kämpfen, so rasch verfliegt die Müdigkeit beim Betreten des Hauses. Uns empfängt fernöstliche Freundlichkeit in einem Ambiente, wie ich es selten erlebt habe. Die Architektur erinnert mich an Elemente des Penninsula Hotels in Hong Kong und ich würde beinahe vermuten, dass der bekannte Architekt Philippe Starck bei der Innengestaltung seine Hände im Spiel hatte. In der Lounge der ersten Etage werden zur Schlüsselverteilung kühle Softdrinks und „Cool Towels“ gereicht. Die Zimmer sind durchgestylt und mit Flatscreen-Fernsehgeräten versehen. Ich blicke direkt auf die Petronas Towers, die mit stolzen 452 Metern die Dächer der Stadt überragen. Obwohl ich müde bin, ist mir nicht nach schlafen zumute und ich erkundige mich bei der Rezeption des Health-Clubs nach Möglichkeiten für eine Massage. „You can come in half an hour if you like“ tönt es mit unverkennbar asiatischem Akkzent aus der Hörermuschel und so mache ich mich wenig später auf den Weg in den 23. Stock. Was mich hier empfängt raubt mir gleich noch einmal den Atem. Ein Pool umgeben von riesigen Fenstern, vor denen breite Kissen zum Relaxen einladen. Dazu ein atemberaubender Rundblick auf Kuala Lumpur. Hinter einer ausladenden Bartheke mixen die Barkeeper ihre Drinks. Einfach phantastisch.
Nach Massage und Dusche fühle ich mich wieder fit. So fit halt, wie ein 50-jähriger sein kann...
Wie auch immer, um 1800 Uhr treffe ich mich in der Lobby mit vier rumänischen Flight Attendants. Jorge, unser kolumbianischer Copi, der weder Cumbia tanzen kann noch ein virtuoser Perkussionist ist, macht auf schlapp und zieht es – quasi unfreiwillig – vor, weiterzuschlafen. So stürze ich mich alleine mit transsilvanischen Mächten ins Getümmel der malaiischen Metropole und hoffe insgeheim, von den Blutgelüsten Draculas Erben verschont zu bleiben.
Wir schlendern durch den hügeligen Park hinter dem Hotel, genehmigen uns einen Apéro am Fusse der Petronas Towers, und beginnen alsdann mit der Suche nach einem Restaurant.
Glücklich, wessen Fotoapparat über eine Speicherkarte mit hoher Kapazität verfügt, denn Sujets bieten sich an jeder Ecke, und es wird wie wild geknippst. Digitalkameras gehören mittlerweile – wie auch Handys – zum Standardzubehör eines jeden Besatzungsmitglieds, lassen sich auf diese Weise doch lange Busfahrten oder schlaflose Hotelnächte beliebig überbrücken.
Wir füllen unsere Mägen in einem afrikanisch anmutenden Lokal, dessen Gartensitzplätze von hochstämmigen Palmen und Strohdächern überdeckt werden. Die Rumäninnen sind im Besonderen angetan von der Livemusik, deren Qualität jene der gereichten Speisen übrigens bei Weitem übertrifft. Sound top - Food flop. Die gute Laune lassen wir uns jedoch deswegen nicht verderben und geniessen den freien Abend bei herrlichen Temperaturen.
Am nächsten Morgen lasse ich mich um 1045 Uhr, eine halbe Stunde vor dem offiziellen Crewcall, wecken. Für das Frühstück reicht es zwar nicht mehr, aber für einen Cappuccino im Hotel-Restaurant bleibt mir genügend Zeit.
Der Rückflug dauert sieben Stunden, und da es sich um einen Tagflug handelt, kämpfen wir für einmal nicht gegen Müdigkeit und brennende Augen. Im Gegenteil, Jorge und ich geniessen den Ausblick auf Wolkentürme wie auch auf die weitläufigen Landstriche Indiens. Es ist kurz nach 1800 Uhr, als die Räder unseres Airbus die Piste des Flughafens von Abu Dhabi touchieren. Wir sind uns einig, "Kuala Lumpur" ist eine Reise wert!
Cumulonimbus-Wolken über Indonesien
Jorge - Von Müdigkeit übermannt
Gewitterregen auf der Fahrt ins Hotel
Petronas Towers by Night
Anflug auf Abu Dhabi
Sunday, March 04, 2007
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