Tuesday, February 20, 2007

Und es knatscht weiter...

Ich knüpfe nahtlos an meinen letzten Eintrag an. Dazwischen liegt ein Trip nach New York, von dem ich gestern Abend zurückgekehrt bin. Der Hinflug dauerte 14.15 Stunden, für den Flug zurück nach Abu Dhabi benötigten wir 11.50 Stunden.
Noch immer war der „John F. Kennedy“ Airport gezeichnet von den Folgen üppiger Schneefälle und anhaltender Eisregen. Die Rollwege und speziell das Vorfeld waren stark vereist und erschwerten die Bodenoperation – nicht nur für die Flugzeuge. Auch die Beladungsmannschaften kämpften mit den Tücken dieses Wintereinbruchs. Nach unserer Landung benötigten wir glatte (im wahrsten Sinne des Wortes) 50 Minuten bis zum Standplatz. Wir rutschten im Schritttempo über Eis- und Schneeflächen und kamen nur mühsam vorwärts. Ich kann mir ausserhalb der Vereinigten Staaten keinen internationalen Flughafen vorstellen, der mit einer vergleichbaren Passivität und Gleichgültigkeit derartige Verhältnisse zulässt.












A340-500

Auch 24 Stunden später, am Tag unseres Abfluges, herrschten gleichsam unveränderte Bedingungen. Wir waren rund 20 Minuten am Standplatz blockiert, weil hinter uns eine A320 der Jet Blue stecken geblieben war. Die Räder ihres „Push-Back“-Traktors fanden auf der rutschigen Unterlage keinen Griff und das Flugzeug konnte weder vor noch zurück. Von Enteisungs- oder Schneeräumungsfahrzeugen war weit und breit nichts zu sehen. Anscheinend hoffen und warten die verantwortlichen Stellen auf dem internationalen Flughafen von New York schlicht und einfach auf die Kräfte der Natur. Während in den Alpen und an den Polkappen die Gletschermassen viel zu rasch schmelzen, bauen sich die Eisflächen auf dem Tarmac des „JFK-Airports“ dummerweises nur zögernd ab. Bei den momentan herrschenden tiefen Temperaturen dürfte es wohl noch eine Weile dauern, bis wieder normale Rollverhältnisse herrschen.















Im Cockpit vor dem Abflug in JFK

Unser Rückflug wurde geprägt von Zwistigkeiten innerhalb der Cabin Crew. Häufungen wie ich sie aus meiner SWISS(air) Zeit nicht kannte, wie ich sie jedoch in den letzten Monaten mehrmals angetroffen habe. Oft erweisen sich kulturelle, religiöse oder sprachliche Gräben als nur schwer überbrückbar. Tauchen schliesslich noch unterschiedliche Arbeitsauffassungen auf, kommt das Fass zum Überlaufen. In einigen „Galleys“ brodelte und knisterte es. Dazwischen kollabierte in der „Coral-Zone“ (Economy-Class) eine Passagierin, so dass wir sie zwischenzeitlich in die „Diamond-Zone“ (First-Class) verlegen mussten. Dort konnte sie sich hinlegen und wieder etwas erholen. Sie wurde glücklicherweise von ihrem erwachsenen Sohn begleitet, der unserer Kabinenbesatzung erklärte, dass seine Mutter krank sei, viele Medikamente eingenommen hätte, und dass solche Zusammenbrüche keine Seltenheit wären. Zumindest eines Teiles dieser Pillen entledigte sich die Dame allerdings noch in der selben Stunde und füllte in der Folge diverse „Kotztüten“. Es dauerte eine Weile, biss Besserung eintrat. Für den Anflug und die Landung konnte sie sich allerdings wieder auf ihren angestammten Sitz im Heck des Flugzeuges setzen.
Amal, unsere algerische „Cabin-Managerin“, wurde über die Massen gefordert, musste organisieren und die ständig aufblitzenden Streitereien schlichten. Es schien wie verhext. Gezankt wurde wegen aufmüpfiger Bemerkungen gegen die jeweilige Galley-Verantwortliche oder abschätziger Äusserungen zu fremden Dialekten oder Akzenten.
Immer wieder versuchte Amal, die Differenzen in direkten Gesprächen mit den Betroffenen zu bereinigen. Für mich stellt sich in solchen Situationen immer wieder die Frage nach dem zweckmässigen Interventionsverhalten. Ich erachte es nicht als meine primäre Aufgabe, innerhalb der Kabinenbesatzung für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Dafür ist der „Cabin Manager“ zuständig, in der Regel übrigens weiblicher Natur. Solange er oder sie die bockenden Schäfchen im Griff hat, lasse ich mich lediglich aufdatieren. In vielen Fällen unterstützt und klärt ein gemeinsames Debriefing unmittelbar nach dem Flug. So auch gestern, wo einige ihrem Ärger ungehindert freien Lauf lassen konnten.















Diamond Zone des A340-500

Und dann – als Zückerchen quasi – gab’s noch eine weitere Überraschung: Ein Mechaniker informierte uns, dass wir während des Fluges den Deckel des „Water service panels“ verloren hätten. Die massive Klappe auf der Unterseite des Rumpfes musste sich irgendwann geöffnet und in der Folge, trotz zweier kräftiger Scharniere, vollständig aus der Verankerung gelöst haben. Im Wegfliegen hatte sie einige deutliche Kratzer in den Rumpf geschlagen, die Struktur aber glücklicherweise nicht verletzt.
So ging denn ein ereignisreicher Flug zu Ende und ich war froh, als ich um 21.15 Uhr ohne blaues Auge und psychisch unbeschadet vor dem Terminal zu Franziska ins Auto steigen konnte.

Tim hatte am Samstag mit den „Falcons“ das Turnier in Dubai gespielt. Bereits um 05.30 Uhr waren er, Franziska, Linda und eine ihrer Freundinnen losgefahren. Nina zog es vor, in Abu Dhabi zu bleiben und die heilsame Wirkung des Vormittagsschlafs zu geniessen.
Trotz viel Kampfgeist und grossem Einsatz reichte es den „Falcons“ nicht zu einem Sieg und sie verloren beide Spiele. Gute Chancen waren zwar vorhanden, konnten aber nicht umgesetzt werden. Immerhin wurde Tim nach dem zweiten Match als „Most Valuable Player“ (MVP) seines Teams ausgezeichnet und konnte dafür einen kleinen Pokal in Empfang nehmen. Harald Lone, der noch bis einen Tag vor dem Turnier die Mannschaft von Tim trainiert hatte, schickte mir nach dem Turnier folgendes Mail:

“Hi, the seniors played well in both games, especially the first two periods of game one and the two last in game two. But in order to play even with Dubai we need 100% effort in all periods, hard fore check on the puck carrier and defensive players whom can skate backwards. Tim played well in both games, he is improving every game as his confidence level is improving. He still needs to target better his shots which are too high. His speed is good, and his understanding of the game better than most of the seniors, but he has few to play with apart from Herman, but unfortunately Herman is a bit inconsistent in his performance, and we need to improve the defensive play-makers and the forwards, too often the defense just clear out to the puck creating a turn-over.

We will see what happens next year. We also have no coach for juniors, and almost no “qualified” coaches for novice. I have asked several of my team-mates on the Scorpions team, but none want to get involved on a “full time basis”, and none of those guys want to deal with (demanding) parents.

Next year you should run for president and get the coaches involved in “running the club”, and you tell the parents to send any complaints or ideas by email.”

I should run for president! Should I really...?
Ich würde mich ja liebend gerne für die Jungs engagieren – doch meine beschränkten Möglichkeiten, die Etihad-Einsatzplanung zu beeinflussen, lassen mich an der Realisierung zweifeln.

Warum schildere ich eigentlich diesen Konflikt so ausführlich in diesem Blog? Erstens weil ich weiss, dass einige Bülacher Hockey-Familien diesen Blog lesen und insgeheim schmunzeln werden ob gewisser Parallelen. Und zweitens weil ich spüre, dass ich bereits wieder in ähnlichen Mustern gefangen bin wie in der Schweiz. Sollte ich mich zukünftig vermehrt bei den „Falcons“ engagieren, würde meine Freizeit mit Sicherheit deutlich reduziert. Mit der A340-500 Operation sind meine Einsätze wesentlich strenger geworden. Die zwei Freitage nach einem New York Flug vergehen im Nu. Und wenn – wie jetzt gerade der Fall – zwischen zwei Nordatlantik-Traversen ein Nightstop in die entgegengesetzte Richtung nach Kuala Lumpur angesagt ist, kommt die innere Uhr ganz happig aus dem Rhythmus. Da helfen nur viel Schlaf, viel Bier, artige Kinder und eine liebe Frau. Und da komme ich auf eine beachtliche Trefferquote: Mindestens zwei der vier aufgezählten Punkte habe ich nämlich auf sicher...

2 comments:

Anonymous said...

Ja, der erste Punkt wären die Kinder und der zweite die Frau. Auf Schlaf und Bier musst du halt noch hoffen...XD XD

Anonymous said...

unbelievable, probleme einfach überall. vom ewigen deiern spürt man da wenig. eigentlich sollte man das süssse leben geniessen, aber knatsch im flugzeug, knatsch im sportclub. es ist auf der ganzen welt das gleiche. ein bier hat da noch nie geschadet.
greets üse