Immerhin ist es mir schliesslich dank taktisch gewiefter Rhetorik gelungen, unsere 5.Klässlerin Nina (immer auf die Kleinen...) zu einem Interview zu überreden. Und in der Not frisst der Teufel ja bekanntlich Fliegen...
Vater: Meine Tochter, wie seid ihr nach Sandy Beach gereist?
Tochter: Lieber Vater, zuerst mussten wir bei der Deutschen Schule eine ganze Stunde warten, bis uns etwa vier Busse abholten. Dann fuhren wir sechs Stunden. Insgesamt machten wir zwei kurze Pausen bei einer Tankstelle. Wir trafen gegen 1500 Uhr in Sandy Beach ein, wo wir sofort unsere Bungalows bezogen. Zehn Minuten später versammelten wir uns vor dem Lehrerbungalow zu einer allgemeinen Information.
Vater: Mit wem hast du dein Zimmer geteilt?
Tochter: In einem Bungalow schliefen sechs Kinder, aber weil bei uns ein Mädchen aus privaten Gründen dringend nach Deutschland reisen musste, waren wir nur zu fünft: Anna-Lena, Jette, Friederike, Luisa und ich. Wir verstanden uns gut und waren fast die ganze Zeit zusammen. Ausserdem gewannen wir einen Carrefour-Gutschein von 25 Dirham, weil unser Bungalow über die ganze Woche am ordentlichsten aufgeräumt war. Die Lehrer kontrollierten die ersten drei Tage nämlich sämtliche Bungalows und vergaben Noten für die Zimmerordnung.
Vater: Wie sah denn euer Tagesablauf aus?
Tochter: Nach der Ankunft blieb uns ja nicht mehr so viel Zeit bis zum Abendessen. Deshalb konnten wir tun, was wir wollten. Doch an den restlichen Tagen gab es eine Tafel mit je zwei Angeboten für den Morgen und für den Nachmittag. Man musste sich immer für eine Variante pro Halbtag entscheiden und in die Liste eintragen.
Vater: Wann seid ihr aufgestanden?
Tochter: Das war ganz unterschiedlich, aber Frühstück gab es um 0800 Uhr. Danach konnte man sich für die Tagesaktivitäten vorbereiten .
Vater: Wo hast du überall mitgemacht?
Tochter: Ich habe mich eingeschrieben bei „Sandburgen bauen“, beim Fussball- und Völkerballturnier im Sand und bei der Strandolympiade. Ausserdem mussten sich alle Kinder, die nicht auf Schnorcheltour gingen, einen Tag am Strand aufhalten. Ich hatte leider sehr unbequeme Flossen dabei und verzichtete deshalb aufs Schnorcheln. Aber ich habe dennoch im Meer gebadet sowie zusammen mit Anna-Lena und Nour unsere Klassenlehrerin Frau Friedrich im Sand eingebuddelt und eine Krabbe aus Sand gebaut.
Vater: Gab es spezielle Erlebnisse während dieser Tage?
Tochter: Ja – sogar ein sehr besonderes Erlebnis. Etwas, das man nicht alle Tage sieht! Wir beobachteten nämlich eine Katze, die auf der Astgabelung eines Baumes ihre Babys zur Welt brachte. Anna-Lena und ich sahen dabei, wie die Mutter plötzlich eines ihrer Babys mit ihrem Schwanz vom Ast stiess. Einer der „Putzmänner“ des Hotels nahm darauf seine Schaufel und legte das junge Kätzchen wieder zu seiner Mutter. Doch gleich danach schubste sie es mit dem Schwanz wieder hinunter. Das Baby fiel etwa aus zwei Metern Höhe auf die harte Erde. Leider zeigten einige Kinder falsche Tierliebe und fassten dieses Baby an. Sie wickelten das Kätzchen in ein Tuch und legten es auf den Boden. Doch so war alle Hoffnung verloren, dass die Mutter ihr Junges wieder aufnehmen würde. Und wenig später – wir waren gerade beim Volleyballspien am Strand – kam ein Kater herangeschlichen und tötete das Katzenbaby mit einem Biss in die Kehle. Wir fanden es tot mit blutender Wunde. Schliesslich begruben wir das Kätzchen und fertigten aus Karton einen Grabstein.
Vater: Was habt ihr jeweils am Abend gemacht?
Tochter: Am ersten Abend grillierten wir Steaks und Würste im Garten. Weiter gab es eine Schatzsuche, Lagerfeuer am Strand und natürlich die grosse Karaoke-Party, die jedes Jahr am Schluss des Lagers stattfindet.
Vater: Hast du auch mitgesungen?
Tochter: Jede Klasse musste etwas beitragen, und weil es in unserer Klasse genügend freiwillige SängerInnen und TänzerInnen gab, konnte ich den Abend einfach geniessen, mich kaputt lachen und zugucken. Dafür hat die fünfte Klasse die Schatzsuche gewonnen. Und da habe ich natürlich auch mitgeholfen!
Vater: Das klingt alles recht aufregend. Gab es besondere Zwischenfälle?
Tochter: Das mit der jungen Katze habe ich ja bereits erwähnt. Bei der Strandolympiade musste man bei einer Disziplin Bälle in ein Sandloch schiessen. Ein unbekannter Schüler (oder eine Schülerin...) hat alle drei Bälle im Sandloch versteckt und eingegraben, doch ein Mädchen aus der 6. Klasse fand sie wenig später und grub sie wieder aus.
In der ersten Nacht kamen die 8.Klässler kurz vor Mitternacht und schrien ganz laut vor allen Bungalows: „Guten Morgen ihr Schlafmützen – Aufstehen!“ Wir waren gerade am Einschlafen und haben uns über diese Jungs sehr geärgert.
Vater: Dies war dein erstes Lager mit Kindern der Deutschen Schule. Hattest du nie Heimweh?
Tochter: Nein überhaupt nicht. Aber andere Mädchen mussten wegen Sonnenstich, Kopfschmerzen oder Streitigkeiten manchmal weinen.
Vater: Dann bleibt dir diese Woche also in guter Erinnerung?
Tochter: Ich werde sie nie vergessen. Es war ein wunderschönes Erlebnis. Aber in den Sommerferien werde ich mit meiner ehemaligen Primarschulklasse von Stadel in ein Lager im Nationalpark fahren. Da freue ich mich ebenfalls riesig darauf. Ich bin hunderprozentig sicher, dass dies genauso toll werden wird!
unterwegs im Bus nach Sandy Beach
Die Jette hat der Hunger gepackt
Zimmerbezug
Hotelanlage mit den V-förmig angelegten Bungalows
Blick auf Snoopy Island
Grillplausch
Anna-Lena scheint es zu geniessen
Küchenarbeit gehört auch dazu
Das verstossene Kätzchen
Nina posiert am Strand
1 comment:
Liebe Nina, lieber Dide
Herzlichen Dank für das Interview zum Klassenlager. Bei uns brach heute der Verkehr zusammen, weil 20cm Schnee gefallen waren- und bei euch liest man von Sommererlebnissen.
Liebe Grüsse
Markus
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