In Abu Dhabi, beziehungsweise in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist was los. Speziell zu dieser Jahreszeit. Mehr als mann oder frau sich vorstellen können.
Die vergangenen zwei Wochen beispielsweise war Abu Dhabi Austragungsort des 18. "Gulf Cup"! Die „Gulf News“, wie die gesamte übrige lokale Presse, berichtete täglich über dieses Fussballturnier, dass wohl, um in europäischen Werten zu sprechen, Europameisterschafts-Charakter hat. Sämtliche Mannschaften der Golfregion haben in spannenden und vor allem gut besuchten Spielen um die Krone des „Gulf Champions“ gekämpft. Gestern fand das Finalspiel statt, im Sheikh Zayed Stadium vor über 60'000 begeisterten Zuschauern, vorwiegend in weisse „Dishdashs“ gekleidet, die ja hier vielmehr „Kandoora“ genannt werden. Der Scheich höchstpersönlich hatte sich eingefunden und fieberte mit. Ganz im Gegensatz zu mir, der ich leider, trotz arbeitsfreiem Tag, nicht im Stadion weilte. Die Karten waren bereits am Vormittag ausverkauft. Ich hatte die Frist verpasst.
Kleine Notiz am Rande: Für einige Spiele hatte Scheich Khalifa gleich alle Tickets aufgekauft und dann ans Volk verschenkt. Gratiszugang für alle! Eine nachahmenswerte Idee, die zweifellos auch in Europäischen Landen Anklang finden würde.
Das Stadion selber befindet sich lediglich zehn Autominuten von unserem Haus entfernt. Bereits Stunden vor dem Anpfiff herrschte auf den Strassen Chaos. Zur Mittagszeit - das Spiel wurde kurz nach 1700 Uhr angepfiffen - tummelten sich schon mehr als 10000 Fans im Stadion. Ich muss an dieser Stelle vielleicht anfügen, dass die gesamte Strassenszene während der letzten 14 Tage geprägt war von dekorierten Autos mit UAE-Flaggen teilweise an den unmöglichsten Stellen. Beispielsweise wurden Scheibenwischer aufgekippt, an deren wippenden Enden während der Fahrt fröhlich die Fähnchen im Wind tanzten. Fensterscheiben wurden mit transparenten Spruchbändern beklebt und Front- und Heckpartien mit Fahnen in den Landesfarben geschmückt. Und der Zufall wollte es, dass sich das UAE-Team auch gleich noch in den Final spielte und denselbigen gar mit 1:0 gewann! Dieses Siegestor sprengte die letzten Grenzen. Auf den Strassen kam es zu tumultartigen Szenen. Und ich muss sagen, dass die „Locals“ mitunter etwas eigenartige Methoden pflegen, sportliche Siege zu feiern. Nicht selten, werden Autoräder durchgedreht bis die Pneus platzen, und Motoren hochgejagt, bis die Kolben knallen. Vielleicht sind es auch nicht die Kolben, aber knallen tut es auf jeden Fall. Ärger als bei uns am 1. August!
Just an diesem Abend holte ich meine Familie am Flughafen ab. Franziska war mit den Kindern für vier Tage in die Schweiz geflogen, um an der Hochzeit ihres Bruders teilzunehmen. In einem Pulk beflaggter Autos fuhren wir Richtung Stadt. Die Polizei war gut vertreten. Bei vielen Wagen hingen fanatische und jubelnde Fussballfans aus den Fenstern und winkten sich johlend zu. Einmal krachte es unmittelbar hinter uns ganz gewaltig. Blech prallte auf Blech, Details waren keine auszumachen – die anderen feierten fröhlich weiter. Und nicht zuletzt liessen sich auch unsere Kinder vom arabischen Siegesfieber anstecken, verhüllten sich in traditionelle Gewänder, lehnten aus offenen Autofenstern und schwenkten die UAE-Flagge!
Tennis Dubai
Ein sportlicher Höhepunkt jagt den anderen. Mitte Februar beginnen in Dubai die „Dubai Tennis Championships“. Zuerst schlagen sich die Frauen eine Woche die Filzbälle um die Ohren, danach sind die Männer dran. Die Teilnehmertableaus sind hochkarätig und die Namen vergehen wie Schokolade auf der Zunge. Die Schokolade wird allerdings etwas zähflüssiger wenn man – wie beispielsweise der Verfasser dieses Textes – keine Tickets für die entscheidenden Spiele ergattert hat. Sowohl die Halbfinals als auch die Finaltage waren innert weniger Tage ausverkauft. Pech! Dies um so mehr, als dass ich Ende Februar extra einen New York-Flug mit Freitagen zum Finaltermin gewünscht und – wider Erwarten – auch bekommen habe. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Und meine ganz besonders! Gekämpft wird bis zum letzten Ass und ich werde mich nicht scheuen, auch unkonventionelle Wege zu gehen (Bestechung, Betrug und Beischlaf). Ob’s klappt lest ihr später hier.
Formel 1 an der Corniche
Last but not least kommt die Formel 1 nach Abu Dhabi. Zumindest Teile davon. Der Tourismus-Verein der Stadt erweist sich als äusserst aktiv und befasst sich nicht mit Folkloregruppen und Kleintheatern. Nein – da wird mit üppiger Kelle angerichtet. Und der Erfolg lässt nicht auf sich warten, denn am kommenden Samstag gibt sich die Crème de la Crème der obersten "Racerliga" an der Corniche ein Stelldichein. Kein geringerer als der amtierende Weltmeister Fernando Allonso wird über den Asphalt brausen, gejagt von Ralph Schumacher, Kimi Räikonen oder Rubens Baricchello. Aber auch hier werde ich fehlen. Ich arbeite, und unsere Landung ist kurz nach 0700 Uhr geplant. Das wird wohl kaum in die Stadt reichen und wer zu spät kommt, den bestraft bekanntlich das Leben. Die Zufahrten werden nämlich frühzeitig geschlossen und so bleibt mir einmal mehr das Nachsehen. Einzig Tim wird sich unseren Deutschen Freunden anschliessen und sein Trommelfell mit dem Staccato heulender Turbinen beglücken. Doch exakt darum beneide ich ihn. Und einmal mehr verfluche ich rigide Einsatzpläne und... aber was soll’s. Der nächste Event kommt ganz bestimmt.
Denn es ist echt was los, im Wüstenstaate Abu Dhabi....
Wednesday, January 31, 2007
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1 comment:
Liebe Epplers
Ich lese immer wieder gerne, was da unten bei euch so geschieht. Toll natürlich auch, dass immer mit Fotos untermalt wird, was im Text beschrieben wird. Wie sehen sich doch die beiden Schwestern ähnlich!
Liebe Grüsse
Markus Bleiker
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