War im vergangenen Beitrag von Geschwindigkeit die Rede, so steht heute der Antrieb im Fokus. Mächtige Triebwerke, die träge an Flugzeugflügeln baumeln, saugen sich voll mit Umgebungsluft, komprimieren, zünden, verbrennen, um wenig später wieder auszuspucken. Triebwerke sind schluckfreudig, und hie und da nehmen sie den Mund gar ein bisschen voll.
Gewisse Gesetze sind simpel: Die Leistungsfähigkeit eines Flugzeuges ist in hohem Masse abhängig von seinem Gewicht und der Stärke des Antriebs.
Die Leistungsfähigkeit einer Airline wird durch den Umfang der eigenen Mittel bestimmt. Was nicht zwingend heissen muss, dass eine gut betuchte Airline aerodynamisch schnelle Flugzeuge in ihren Hangars parkiert. Realistischer ist die Folgerung, dass üppige Bankkonti umfangreichere Flugzeugflotten und dichtere Netzwerke generieren. Und wer über zusätzliche Einheiten verfügt, kann flexibler operieren, als eine Airline mit lediglich drei Maschinen. Flexibilität erlaubt, kurzfristige Chancen zu nutzen, ohne vorher den gesamten Flugplan zu hinterfragen. So gesehen, stimmt die Ableitung, dass reiche Airlines schneller sind als andere; wenn auch „nur“ operationell und nicht aerodynamisch.
Heute hat Etihad seine Mitarbeiter über eine gigantisch anmutende Triebwerkbestellung informiert. Es scheint, als würden die Manager im französischen Le Bourget die Dirham nicht nur für Bordeaux und Camembert ausgeben.
239 neue Schubmaschinen
Heute! In einer Zeit, wo es der Weltwirtschaft noch immer an Stabilität mangelt. In einer Zeit, wo Fluggesellschaften weltweit düsterste Prognosen publizieren und krampfhaft versuchen, ihre instabilen Gyros neu aufzurichten.
Zur Erinnerung: Anlässlich der letztjährigen Flugzeugausstellung in Farnborough unterschrieb Etihad Verträge für den Kauf von 100 Airbus- und Boeing Maschinen, die zwischen 2011 und 2020 ausgeliefert werden sollen. Jetzt ist das ansehnliche Paket fertig geschnürt und mit einer hübschen Masche versehen worden.
25 A350 erhalten Rolls-Royce Trent Triebwerke, 10 B777 werden von GE90-Aggregaten angetrieben. 35 Boeing B787 erhalten Schub von GE Aviation, an den zehn A380 werden dereinst Triebwerke aus den Werken von Engine Alliance, einem „Joint Venture“ von General Electric und Pratt and Whitney hängen, und 20 A320 werden von IAE V2500 dereinst durch die Lüfte gestossen. Bei IAE handelt es sich um eine Verbindung von Rolls-Royce, Pratt and Whitney, MTU Aero Engines und Japanese Aero Engines.
Diese Bestellung von 239 Triebwerken beinhaltet überdies 19 Ersatzaggregate, und umfasst einen Gesamtwert von sieben Milliarden USD. Sollten allenfalls noch weitere Optionen und Kaufrechte eingelöst werden, so würde sich die Summe glatt verdoppeln. Überflüssig zu erwähnen, dass es sich hier um einen rekordverdächtigen Deal in der Geschichte der kommerziellen Luftfahrt handelt.
Es wird betont, dass bei der Kaufentscheidung Umweltaspekte eine zentrale Rolle gespielt haben: "The engines Etihad Airways has chosen for its wide-body long range aircraft are amongst the most technically advanced and fuel efficient available and will help maintain the airline’s fleet as one of the greenest in the sky”, freut sich der CEO. Und er doppelt gleich nach: “These plans will establish Etihad Airways as the world’s leading airline and our hub of Abu Dhabi as a leading global centre of commerce and tourism.”
Wer daran zweifelt, möge seine Hand hochheben!
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6 comments:
Umweltaspekte? Das dürfte ein Nebenaspekt sein, letztlich geht es darum, welche Fluggesellschaft wie lange noch zu marktfähigen Preisen fliegen kann. Da hilft Treibstoffeffizienz selbstverständlich. Jede Fluggesellschaft weiss heute, dass Öl in der Tendenz ständig teurer wird und dass der Massenmarkt für die Luftfahrt schrumpft. Da muss man sich schlank machen für die resultierende Nische!
@Charlie: Richtig. Ökologische Argumente sind nachhaltige Werbeträger. Und das mit gutem Grund. Selbstverständlich gewichtet eine Airline die Kosteneffizienz höher als den Umweltschutz. Wenn sich beide Elemente unter einen Hut bringen lassen - tant mieux.
Schon beeindruckend, diese Bestellung. Auch Quatar Airways hat gerade für 1.8 Milliarden Dollar eingekauft.
Es scheint als ob zur Zeit nur die Wüstensöhne Geld haben um Schub zu geben. Aber die Anderen können eben auch nicht einfach einen Stock in den Sand stecken und es kommt Öl heraus...
Selbst in Dubai geht das nicht mehr, weshalb auch dort erstmals kleinere Brötchen gebacken werden müssen. In New York wurde uns letzte Woche mitgeteilt, dass Emirates die Bedienung von JFK mit der A380 aufgibt - zu unrentabel. Ooops, wohin fliegen die nun mit all den grossen Pötten?
Für kleinere Airlines bleibt nur der Trost, dass wer weniger gross Anrichtet tendenziell auch weniger spektakulär scheitern kann.
Danach hätten sich vielleicht auch ein paar Banker richten sollen. ;-)
@skypointer: Bin in allen Punkten 100%ig mit dir einverstanden.
Ich bin aber auch ehrlich genug einzugestehen, dass ich, nach dem dramatischen Swissair-Untergang und dem Überflug des Phoenix, den komfortablen Rückhalt der Oel-Produzenten als sehr angenehm und beruhigend empfinde. Was nichts anderes heisst als: Glück hat, wer zur rechten Zeit am rechten Ort ist.
Hallo Mr. Eppler,
sorry, off topic, aber unter den Links Ihrer Website ist auch Gulf News. In diese Zeitung habe ich seither immer wieder mal reingeschaut, weil die News hier aus etwas anderer Perspektive präsentiert werden.
Der grösste Aufmacher momentan ist der Besuch von Paris Hilton in Dubai. Gulf News überschlägt sich förmlich mit der entsprechenden Berichterstattung.
Gleichzeitig las ich dort eine Nachricht aus Bahrain. Dort wurde eine Frau zu drei Wochen Haft verurteilt, weil sie ihren Freund geküsst hatte im Auto - und ein Polizist hatte es gesehen...
@crowi: Solche Meldungen zeigen einmal mehr, wie zwiespältig die Wahrnehmung hier ist. Wir haben vor drei Jahren den Tagi gegen die GulfNews eingetauscht und uns mittlerweile an Aufmachung wie auch an Inhalte gewöhnt. Paris Hilton lacht heute an der Seite eines Emirati auf der Titelseite. Sie plant während der kommenden 20 Tage Filmaufnahmen in der Umgebung von Dubai. Glücklicherweise hat die Welt keine anderen Probleme...
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