Saturday, June 24, 2006

Von städtischen Irrfahrten und Jeppesen-Karten

Posted by Dide
Eigentlich würde ich gerne mehr Berichte in unserem Blog veröffentlichen. Wenn da nur nicht diese verflixte Fussball-WM immer wieder meine Schreibpläne durchkreuzen würde... Denn zu berichten gäbe es vieles, keine Frage.
Interessant – ja mitunter gar amüsant – verläuft beispielsweise die Suche nach einer passenden Bleibe für meine Familie. Gestern hatten Andrea (Damit keine Gerüchte aufkommen sei hier festgehalten, dass es sich um die Gattin von Toni handelt,...) und ich eine Verabredung mit Fadia, die für eine Vermittlungsagentur arbeitet. Sie sollte uns um 0930 Uhr vor dem Hotel abholen. Pünktlich wie wir uns dies schon beinahe nicht mehr gewohnt sind, klingelte mein Handy: Am Apparat war Fadia, die aus dem Libanon stammt und mit einem Franzosen verheiratet ist, und die mir kundtat, dass sie vor dem Hotel auf uns warten würde. Doch wir konnten sie nicht sehen und so fragte ich, vor welchem Hotel sie denn wohl ihren Wagen parkiert hätte. Ihr könnt es euch denken; es war das falsche. Kein Problem, wenige Minuten später hatte sie uns gefunden. Wir fuhren also los in der Hoffnung, in Bälde beim ersten Compound anzugelangen. Dem war leider nicht so. Fadia – sie lebt seit drei Jahren in Abu Dhabi und ihr Auto verfügt nicht über ein Navigationsgerät – verfuhr sich in den Quartierstrassen von Al Bateen hoffnungslos. Immer wieder parkte sie, auf die göttliche Eingebung hoffend, vor einem neuen Eingangstor. Dazwischen kramte sie in losen Blättern mit Strassenskizzen, versuchte die Gänge zu finden – Fadia fährt einen Wagen ohne Automatikgetriebe – und versuchte obendrein, Hilfe per Handy anzufordern. Ihre Spurwechsel waren unverhofft, um nicht zu sagen verwegen bis kühn, und ihr Beschleunigungs- und Bremsverhalten ziemlich unsanft. Ich habe mich zwischendurch einmal gefragt, ob sie dies aus taktischen Gründen täte; beispielsweise, um von ihrem navigatorischen Unvermögen abzulenken. Ich konnte allerdings – trotz höchster Konzentration – den Gedanken wegen eines brüsken Bremsmanövers nicht zu Ende führen.
Irgendwann entschied sich Fadia eine Adresse anzusteuern, die ihr wirklich bekannt war und wir kamen endlich in den Genuss, ein Haus zu besichtigen. Den nachfolgenden Versuch, einen dritten Compound anzusteuern, musste Fadia ebenfalls wieder abbrechen. Nach dreimaliger Passage der selben Strasse erklärte sie uns, dass sie in wenigen Minuten an eine Besprechung müsse und deswegen keine Zeit mehr hätte. Schlimmer noch: Sie hatte gar so wenig Zeit, dass es nicht einmal mehr für die Fahrt ins Hotel reichte. Mitten in der Stadt – an einer uns unbekannten Kreuzung – setzte sie Andrea und mich in ein Taxi, dessen Fahrer sie, nachdem sie ihn fürstlich entschädigt hatte, bat, uns ins Hotel zu fahren. Nach dieser rund zweieinhalbstündigen Tour hatten wir gerade einmal ein einziges Haus besichtigt.

Etwas effizienter gehts zu bei unserer fliegerischen Ausbildung. Ich habe bereits drei Einführungsflüge hinter mir. Wie gewohnt sitzen wir „Jungkapitäne“ auf dem linken Sitz, während, anders als bei der SWISS, der Instruktor – ebenfalls ein Captain – rechts Platz nimmt. Die Destinationen liegen nicht allzu fern, so dass es sich in der Regel um eintägige Turnarounds handelt. Ich begann mit Bahrain. Für einen Erstflug quasi keine ideale Ausgangslage weil ziemlich nah. Die neuen Verfahren und zahlreichen Checklisten hielten mich zügig auf Trab. Ebenso die ungewohnten und unübersichtlichen Jeppesen-Karten. Dass auch gleich noch die ILS ausser Betrieb war und ich einen VOR-Anflug fliegen musste, minderte den Druck keineswegs. Speziell die Berechnung des leidigen VDP’s (liebe SWISS-Kollegen; wenn ich es dereinst einmal kapiert habe, werde ich es euch in diesem Blog erklären...) gab mir zu schaffen. Unvermittelt wurde ich an meine ersten Tage als junger Swissair-Copi und die hektischen Flüge nach Basel und zurück erinnert.
Heute, nach insgesamt sechs Sectors läuft alles schon viel runder. Die Rolls Royce-Aggregate stossen kräftig und sind in der Tat eindrücklich. Überhaupt beeindrucken die neuesten A330-Maschinen. Ein witziges Detail: Der Bildschirm zur Überwachung der Cockpittüre befindet sich nicht an der oberen Rückwand, sondern wird mittels eines Schalters auf das untere ECAM projeziert. Und da sich offenbar viele Kollegen nicht „zu schade“ sind, die Flight Attendants auch wegen kleinerer Wünsche vermehrt ins Cockpit zu rufen, könnte eine solche Verbesserung – langfristig gesehen – den einen oder anderen Besuch beim Giropraktiker vermeiden und damit die Gesundheitskosten des Landes weiter tief halten – hamdulela!

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