Saturday, October 09, 2010

Wer lacht, lebt!

"Die Blackberry-Dienste sind jetzt in Einklang mit den Rahmenbedingungen für Telekommunikation in den UAE", teilte die Telekommunikationsbehörde der Emirate gestern mit. Heute prangt die Schlagzeile auf den Titelblättern der meisten lokalen Zeitungen.
Jetzt gehts also doch! Ich frage mich, wer wohl mit dieser wunderbar eingefädelten Zusatschlaufe am meisten Geld verdient hat: der Kommunikationsbeinahe-Monopolist Etisalat, die Blackberry Hersteller Research in Motion (RIM) oder der Staat? Möglicherweise gar alle drei. Was solls. Die Tochter und deren Freund in Vancouver freuts, den Vater und dessen Frau in Abu Dhabi ärgerts. Bei einer Zeitverschiebung von elf Stunden dürfte der Grund verständlich sein: kommuniziert wird meist spät in der Nacht oder früh am Morgen. Alles andere verkommt dann zur Nebensache.
Vielleicht sollte ich mich einfach weniger ärgern. Denn heute morgen habe ich in der Gulf News gelesen, dass die Briten mit zunehmendem Alter ihren sprichwörtlichen Humor verlieren. Wie ist das wohl bei uns Schweizern? Erst recht bei denen, die in den Emiraten leben und deren Kinder in Longdistance-relationships engagiert sind...?

Für andere tuts auch die heutige Sportberichterstattung. Wer Hitzfeld und seinen Jünglingen die Daumen gedrückt hat, dürfte 24 Stunden nach der Misere mit mangelnder Blutzirkulation kämpfen. Ich befürchte, dass Niederlagen dieser Art die abnehmende, besorgnisserregende Humorlosigkeit unnötigerweise beschleunigen. Mindestens im fussballerischen Bereich haben die Briten allerdings weniger zu befürchten.

Kinder lachen 300 Mal täglich, Teenager lediglich noch sechs Mal. Zwischen 20 und 30 reduziert sich diese Zahl – zumindest statistisch gesehen – weiter auf vier Lachanfälle. Der Negativtrend ändert sich vorübergehend mit der Geburt eigener Kinder. 30-jährige Eltern bringen es auf fünf Lacher, wovon die Hälfte durch den Nachwuchs generiert wird. Mit 50 aber, so erklärt die entsprechende Kolumne, lachen wir nur noch drei Mal und beginnen langsam aber sicher, unseren Humor zu verlieren.
Im weiteren lese ich, dass über 50-jährige im Jahr durchschnittlich 2.9 Beschwerdebriefe schreiben. Nach 60 hauen wir bereits 3.5 mal in die Tasten, während sich die Jungen in den Zwanzigern lediglich 1.8 Mal in zwölf Monaten schriftlich beschweren.

Diese Trends sind beängstigend! Dem muss Einhalt geboten werden. Dringend! Doch wie? Der durchschnittliche Engländer kann gerade noch mal zwei Witze erzählen. Mit dieser knittrigen Rate wird es uns kaum gelingen, die Lachaktivität entscheidend zu steigern. Gefragt sind innovative Ansätze, welche Freude und die Lust am Leben in den Vordergrund stellen. Ich denke da an grosszügige Lohnerhöhungen bei zusätzlichen Freitagen, mehr Sonnentage pro Jahr (gilt nicht unbedingt für meinen derzeitigen Wohnsitz), spontane Steuerreduktionen, Senkung der Krankenkassenprämien, mehr Mitsprache der Angestellten bei Führungsentscheidungen, die Reduktion der Schweizer Armee auf 20 Mann, die Abschaffung des Terminus Konkordanz oder eine Trainerrochade zwischen Sean Simpson und Ottmar Hitzfeld.

„Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag“, sagte Charlie Chaplin. Und er sollte es ja wissen. Er wurde übrigens 88 Jahre alt.

6 comments:

Martin said...

Man muss wohl als Expat in einer Diktatur wohnen um sich darüber freuen zu können, dass die eigene Kommunikation nun ganz offiziell öffentlich ist. Bis es aufgrund abgehörter Kommunikation eine Prügelstrafe oder Schlimmeres gibt … vorher aber bitte noch fleissig lachen! ;-)

Thomas said...

Als langjähriger stiller Leser der Wüstenspuren, konnte ich heute wieder mal das Flair Abu Dhabis geniessen und das mein Blackberry hier an der Corniche weiterhin seinen Dienst verrichtet.

Thomas

Crowi said...

"werdet wie die Kinder"...mit dieser interessanten Lach-Statistik (Kinder lachen 300 Mal täglich) gewinnt der Bibelspruch eine zusätzlichen Facette.

Dide said...

@Martin, Thomas und Crowi: Es sind just solche Kommentare, wie ihr sie hier schreibt, die der Bloggerei Farbe und Echtheit verleihen.
Wir müssen uns nicht einig sein; wer sich ob der Weiterführung der Blackberry-Angebote in den UAE freut, soll dies bitteschön tun. Wem das Risiko, abgehört zu werden, zu gross ist, darf ruhig in der Schweiz bleiben.
Crowi bringt es auf den Punkt: "Werdet wie die Kinder". Und vergesst dabei das Lachen nicht...

Wüstengruss
Dieter

Crowi said...

Joh! - bin zwar kein Fan von Herbert Grönemeyer; aber der Sänger hat mal einen Song geschrieben:

"Kinder an die Macht!"

..."Wir werden in Grund und Boden gelacht!"

Der Reim hat mir besonders gut gefallen.

Dide said...

@Crowi: Passt perfekt!