Ein Samstagmorgen in der Schweiz. Einsamer Reisender in einem SBB-Wagen der 1. Klasse von Winterthur, meiner Heimat- und Geburtsstadt nach Genf. Ein Frühlingstag wie er schöner nicht sein könnte. Die frühen Sonnenstrahlen erleuchten die scheinbar rhythmisch vorbeiziehende Landschaft. Vor meinem Fenster reihen sich die Bilder und Eindrücke nahtlos aneinander und vermitteln den Eindruck eines von Meisterhand inszenierten Naturfilms. Der staunende Reisende vergisst darüber, dass es in Tat und Wahrheit nicht die Wohnlandschaften, Wiesen und Wälder sind, die sich verschieben, sondern vielmehr die raupenförmige Zugkombination, die auf subtil gelegtem Schienenstrang das Land traversiert.
All animals are equal
Die Schweiz, mein Heimatland. Patria mia. Jeder Eidgenosse ist stolz auf die Tugenden Helvetiens; Die „-keiten“ reihen sich ähnlich aneinander wie die 22 Kicker zweier Fussballmannschaften vor dem Champions League Spiel: Sauberkeit, Genügsamkeit, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit. Ausserdem sind wir weltberühmt für unsere Schokolade, unseren Käse, unsere Kühe, unsere Jodler, unsere Alphörner und unsere Uhren. Die Banken, dereinst Aushängeschild mit vorzüglichem Ruf, haben sich gewandelt zu verbeulten Werbetafeln mit zwielichtigem Renommé. Doch sie sorgen nach wie vor dafür, dass die Welt von der Schweiz redet. Die Bundesverfassung bildet das Fundament zahlreicher nationaler Meriten, ist Grundlage unseres Rechtssystems und Garant für rechtsstaatliches Handeln und Denken. Politische Institutionen sorgen dafür, dass Gesetze eingehalten und Verfehlungen geahndet werden. Man stellt Bussen aus, verhaftet Rechtssünder, fällt Gerichtsurteile. Mehr noch. Unsere Regierung belegt den Tschad mit Sanktionen, weil das Land die von uns gekauften Pilatus-Flugzeuge nicht vertragskonform eingesetzt hat. Dass immer wieder auch Exponenten politischer Behörden oder anderer staatlicher Institutionen mit dem Gesetz hadern, scheint in der Natur des Menschen – auch des helvetischen – zu liegen. Dass den einen etwas mehr erlaubt ist als anderen, ebenfalls. „All animals are equal but some are more equal than others“! Das kennen wir doch...?
Ihr mögt euch nun fragen, wieso ich dazu komme, auf derartige Art und Weise die Vorzüge Schweizerischer Tugenden zu persiflieren. Vielleicht, weil ich in einer Airline, die Menschen aus über 80 verschiedenen Nationen beschäftigt, immer wieder mit vermeintlichen Vor- und Nachteilen diverser Länder konfrontiert werde, mit Clichés, die über viele Jahre gewachsen sind, um irgendwann zu verschmelzen mit Vorstellungen anders Denkender. Dabei gibt es so viele kleine und grosse Beispiele, die belegen, wie sehr die Ausnahme die Regel bestätigt. Überhaupt: Wann ist eine Ausnahme eine Ausnahme im eigentlichen Sinn, und wer bestimmt, wann die Ausnahme zur Regel verkommt? Die Frage liesse sich natürlich auch umgekehrt formulieren. Die Antwort gründet wohl kaum ausschliesslich in prozentualen Mehr- oder Minderheitsrelationen.
Juristische Wundertüte
Dem Gesetz entgegen steht die Willkür. Eigenschaft mancher Herrscher und Diktatoren. Wer aber glaubt, solch despotisches Verhalten wäre ausschliesslich in unterentwickelten oder ungenügend geregelten Staatsformen anzutreffen, der täuscht. Nicht nur bei Toyota ist „nichts unmöglich“, das wahre Leben lässt ebenso Spielraum für Überraschungen zu.
Seit zwei Jahren versuchen wir, die Eigentumsverhältnisse der vor der Abreise in die Emirate gekauften Ferienwohnung im Berner Oberland zu entwirren. Drei Parteien, der Notar eingeschlossen, haben den damaligen Kaufvertrag unterschrieben. Doch alsbald stellt sich heraus, dass für den gemäss Formulierung ausschliesslich uns gehörenden Dachstock auch andere Stockwerkeigentümer Besitzansprüche geltend machen. Glauben wir zu jenem Zeitpunkt noch in naiver Verblendung an die Aussagekraft Eidgenössischer Verträge, so werden wir im Verlauf der vergangenen 24 Monate eines Besseren belehrt. Weder der grossmundige Notar noch die widersprüchlichen Aussagen des Grundbuchamtes vermögen Klarheit in die Angelegenheit zu bringen. Ein Anwalt wird eingeschaltet, scheint sich aber mit diversem Kleingedrucktem schwerzutun. Man stelle sich vor: Ein (vermeintlich) vertraglich geregelter Kauf einer Wohnung entpuppt sich im Rechtsstaat Schweiz als juristische Wundertüte, deren Zündschnur auch nach zwei Jahren noch feuchtet. So warten wir also weiter auf den grossen Knall und begleichen derweil artig die Telefon- und Internetspesen unseres Anwalts.
Gegensätze
Die Aussicht vom Balkon der Ferienwohnung lassen wir uns deswegen nicht vermiesen. Genauso, wie wir uns auch den Aufenthalt in Abu Dhabi nicht durch gewisse an der Tagesordnung liegende vertragliche Unzulänglichkeiten verderben lassen.
Ein kurzer Blick aus dem Fenster des fahrenden Zuges überzeugt mich einmal mehr von den topografischen Schönheiten unseres Landes. Ich gerate ins Grübeln und laufe in Gefahr, den Faden zu verlieren, schweife ab. Die mittlerweile hoch am Himmel stehende Sonne spiegelt sich im Genfersee. Im Hintergrund türmen sich massige Berggipfel mit schneeweissen Kappen. Der Schnee ist, trotz krassen Gegensätzen, ein Pendant zum Sand: Sand und Schnee prägen in vielfältiger Form weitläufige Landstriche, wenn auch in unterschiedlichen Breiten- und Längengraden. Man kann auf beiden Unterlagen rutschen, einsinken und sich wunde Hände schaufeln. Kann an die Füsse frieren oder sich die Sohlen verbrennen. Schnee und Sand wüten in Stürmen und hinterlassen unangenehme Spuren an Kleidern oder Haut, die es vor dem Betreten des Hauses abzuklopfen gilt.
Sand und Schnee – so gegensätzlich wie Rechtsstaat und Willkür! Und doch so nah beieinander.
Monday, April 28, 2008
Wednesday, April 23, 2008
Darmspiegelung und Indisches Buffet
Zugegeben – der Titel mag auf den ersten Blick nicht sonderlich appetitlich klingen, mag etwas verwirren. Aber er macht neugierig! Will heissen, der Blick des Leser oder der Leserin wird angezogen, bleibt haften. Es gibt Blogger, die sich anderer Mittel bedienen, um die Anzahl der Zugriffe in schwindelerregende Höhen zu treiben. Sie flechten auf gekonnte Weise zweideutig schlüpfrige Vokabeln in ihre Texte. Auf diese Weise landen immer wieder verlorene Google-Seelen auf ihren Sites. Das ist zwar äusserst raffiniert, doch nötig hätte es der gute Kerl, an den ich hier im Besonderen denke, mitnichten.
Wie auch immer; ich erwähne die "Gedanken eines Fliegenden" augenzwinkernd und nicht zufällig. Der werte Kollege und Freund NFF berichtet in einem seiner jüngsten Beiträge von einem „Damenslip im Schlafsack“. Hinter diesem verwirrlichen - einmal mehr zweideutig angehauchten - Titel verbirgt sich nichts anderes als ein Pilotentreffen mit ehemaligen Klassenkollegen, an dem unter anderem auch über medizinische Eingriffe und deren Konsequenzen diskutiert wurde. Altersgerecht natürlich. Und weil sie den Mediziner gleich mit in der Gruppe hatten, fanden die Gespräche auf entsprechend hohem Niveau statt.
Ähnliches ist uns hier in Abu Dhabi wiederfahren: Ein Treffen mit Pilotenfreunden und ihren Partnerinnen auf Einladung von Toni, Andrea, Franziska und mir. Und irgendwann verloren sich auch unsere Plaudereien in medizinischen Sackgassen. Allerdings standen bei unseren Diskussionen nicht exakt die selben Eingriffe im Fokus. Aber wir haben schliesslich auch einige Jährchen mehr auf dem vom „Zahn der Zeit“ zernagten Buckel.
Befestigung der verwitterten Klassenfahne
Zeitenwandel
Bevor ich jedoch auf die Details zu schreiben komme, will ich etwas weiter ausholen. Seit dem Abschluss der SLS (Schweizerische Luftverkehrsschule) im Dezember 1980 trifft sich unsere Klasse jedes Jahr zwei Mal. Zum einen im Januar im Bündnerischen Bivio, wo Aschi in grosszügiger Manier den perfekt ausgebauten Drei Sterne „Stall“ zur Verfügung stellt. Diese Zusammenkunft findet in der Regel – abgesehen von ein bis zwei Ausnahmen – ohne weibliche Präsenz statt und dient in erster Linie der Befriedigung niedriger männlicher Bedürfnisse; Alkohol, Nikotin und Völlerei. Dann war da noch etwas, an das ich mich im Moment nicht mehr erinnern kann... Eine Aufzählung, wie sie in dieser Zusammensetzung und Prioritätenfolge exakt unserem Reifegrad entspricht.
Das zweite Treffen findet jeweils zur wärmeren Jahrezeit statt und wird jedes Jahr von einem anderen Paar organisiert. Waren es vor wenigen Jahren noch ganze Familien mit kleinen Kindern, die bei diesem Sommerfest zusammströmten, so sind es heute lediglich gestandene Paare, die sich ein vergnügtes Stelldichein geben. Die Kinder (Zweitehen und Seitensprünge eingeschlossen) sind älter geworden und ziehen ein Game am Laptop oder chillen mit den eigenen Freunden einer von den Eltern dominierten Plauderrunde vor. Der Geräuschpegel an unseren Treffen hat deswegen im Laufe der Jahre kontinuierlich abgenommen, was der verminderten Hörfähigkeit gewisser Kollegen entgegenkommt.
Auch die Gesprächsschwerpunkte haben sich verlagert. Womit wir erneut beim Blog des werten NFF wären. „Es geht selten lange, bis die ersten Geschichten über böse Checkpiloten, unmögliche Flight Attendants, harte Landungen von Kapitänen und sonstige Anektoten aus dem Leben eines Copiloten die Runde machen.“
Dergestalt beschreibt er die Diskussionen an seinem Pilotentreffen. Unsere Klasse hat sich im Verlauf der Jahre regelrecht aufgesplittet, so dass sich die Gemeinsamkeiten in vielen Bereichen auf ein Minimum reduzieren: einer fliegt bei Emirates, zwei rackern für Etihad, ein anderer musste seine Lizenz aus medizinischen Gründen frühzeitig abgeben und ein selbstloser Kollege engagiert sich in vorbildlicher Weise für den Berufsverband und entsendet „lediglich“ seine Frau in den Golf. Wieder andere bleiben dem Treffen aus organisatorischen Gründen fern. Verständlich. Womit letztlich nur ein aktiver Pilot in Diensten der SWISS in Abu Dhabi anwesend ist, was eine Diskussion über böse Checkpiloten – von denen er übrigens, nicht böse zwar, selber einer ist – bereits im Keime erstickt. Und da uns die Erfahrung gelehrt hat, dass es in erster Linie dann zu harten Landungen kommt, wenn Copiloten das Fluggerät steuern, offerieren sich lediglich noch die „Flight Attendants“ als Gesprächspunkt. Dieses Thema ist jedoch aufgrund der oben angefügten Prioritätenliste rasch abgehakt, dafür nehmen Fragen rund um die anstehende Pensionierung deutlich mehr Zeit in Anspruch als noch vor wenigen Jahren. Es gilt, verschiedene Strategien gegeneinander abzuwägen, Indizes zu vergleichen und Trendanalysen zu erstellen. Der Verkauf des Einfamilienhauses (siehe Blog NFF) will frühzeitig geregelt, der Bezug der Pensionskassengelder optimal eingefädelt sein. Und mit jedem geleerten Glas wird es schwieriger, die angepriesenen Varianten und Modelle, die sich in ihrer Raffiniertheit immer neu übertrumpfen, vollumfänglich zu verstehen. Es mag vielleicht auch an der schweren Zunge einzelner Ausführender liegen, dass gewisse ZuhörerInnen mit zunehmender Stunde Mühe bekunden, den komplizierten Schilderungen akkurat zu folgen.
Geteilte Begeisterung
Nicht viel einfacher liegen die Dinge beim Thema Medizin. Im Gegensatz zum Kollegen NFF widmet sich unsere Gruppe unterschiedlichen Ansätzen. Während er mit seinen Klassenkollegen über mögliche Folgen einer missglückten Vasektomie palavert, drehen sich die Gespräche an unserem Fest, speziell in diesem Jahr, mehrheitlich um die Prävention in den Bereichen Prostata und Colon. Aufgrund einiger physischer Ungereimtheiten habe ich am Vortag unseres Treffens nämlich das zweifelhafte Vergnügen, eine Darmspiegelung über mich ergehen zu lassen. Die Tatsache, dass der irakische Gastroenterologe dereinst zu Saddams privatem Ärzteteam gehörte, macht die Angelegenheit nicht wesentlich angenehmer. Schon eher hilfreich ist die Präsenz meiner lieben Gattin, die während des gesamten Eingriffs an meiner Seite wacht und bereits bei den ersten Bildern auf dem Monitor ihr ausgiebiges Frühstück verflucht. Ich meinerseits verschlafe sämtliche Windungen meines Darms und kann mich lediglich an die Vorbereitungen erinnern. Mit umso grösserem Interesse vertiefe ich mich im Nachhinein in das vom Arzt mitgelieferte Video (leider ohne Ton), dank dessen ich die faszinierende Reise ins Innere meines Verdauungstraktes detailliert und in vollem geistigem Bewusstsein nachvollziehen kann. Eine Faszination allerdings, die nicht die gesamte Familie teilt, was mich jedoch in Anbetracht des erfreulichen ärztlichen Abschlussbulletins nicht weiter stört. Später, am ersten Abend unseres SLS-Treffens, nutze ich die günstige Gelegenheit des im Ackermann’schen Wohnzimmer aufgebauten Indischen Buffets und verhelfe meinem Darm dank üppiger und unerschrockener Nahrungsaufnahme zu erneuter Verdauungsarbeit. Dabei stellt ihn die Schärfe des Currys zweifellos auf eine harte Probe.
Vor diesem Hintergrund ist mindestens ein Diskussionsthema gegeben. Ein Wort gibt das andere und die Kollegen erinnern sich alsbald – trotz vorgerückter Stunde – an Mahnungen und Empfehlungen ihres Fliegerarztes, gewisse Untersuchungen zumindest im Rahmen der Prävention in Erwägung zu ziehen. Im Wechselspiel mit den gynäkologischen Erlebnissen unserer Gattinnen kommt es zu einer nicht weniger lebhaften "Medizinalrunde" im lauschigen Garten des Hauses Ackermann. Ab 50 beginnt die Zeit der grossen Inspektionen, da gibt es nichts zu rütteln. Über die kleinen Wehwehchen wollen wir hier nicht jammern; ein Knirschen im Gelenk, ein Pfeifen im Ohr oder ein Ziehen in der Lende, um nur einige an dieser Stelle zu nennen...
Kultur
Neben anders gelagerten Diskussionsthemen gibt es übrigens noch einen weiteren Unterschied zum Treffen der jüngeren Berufskollegen: Wir räumen auch kulturellen Aspekten genügend Platz ein. Am Morgen des zweiten Tages besuchen wir die vor kurzem fertig gestellte „Sheikh Zayed Grand Mosque“, die in unmittelbarer Nähe unseres Compounds liegt.
Doch ich gebe zu, und ich tue dies nicht nur, um den jüngeren Kollegen gerecht zu werden; das war nicht immer so. Über viele Jahre wurde die Kultur förmlich vom Alkohol weggespült, das Gehirn vom Feuerwasser durchgeflutet. Auch fehlten damals passende Gelegenheiten zur Erweiterung des kulturellen Horizonts.
Nun ist der Anfang gemacht, und es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis unser Klassentreffen dereinst im Louvre oder Guggenheim-Museum stattfindet!
Schweizerinnen in der Grand Mosque
Wie auch immer; ich erwähne die "Gedanken eines Fliegenden" augenzwinkernd und nicht zufällig. Der werte Kollege und Freund NFF berichtet in einem seiner jüngsten Beiträge von einem „Damenslip im Schlafsack“. Hinter diesem verwirrlichen - einmal mehr zweideutig angehauchten - Titel verbirgt sich nichts anderes als ein Pilotentreffen mit ehemaligen Klassenkollegen, an dem unter anderem auch über medizinische Eingriffe und deren Konsequenzen diskutiert wurde. Altersgerecht natürlich. Und weil sie den Mediziner gleich mit in der Gruppe hatten, fanden die Gespräche auf entsprechend hohem Niveau statt.
Ähnliches ist uns hier in Abu Dhabi wiederfahren: Ein Treffen mit Pilotenfreunden und ihren Partnerinnen auf Einladung von Toni, Andrea, Franziska und mir. Und irgendwann verloren sich auch unsere Plaudereien in medizinischen Sackgassen. Allerdings standen bei unseren Diskussionen nicht exakt die selben Eingriffe im Fokus. Aber wir haben schliesslich auch einige Jährchen mehr auf dem vom „Zahn der Zeit“ zernagten Buckel.
Befestigung der verwitterten Klassenfahne
Zeitenwandel
Bevor ich jedoch auf die Details zu schreiben komme, will ich etwas weiter ausholen. Seit dem Abschluss der SLS (Schweizerische Luftverkehrsschule) im Dezember 1980 trifft sich unsere Klasse jedes Jahr zwei Mal. Zum einen im Januar im Bündnerischen Bivio, wo Aschi in grosszügiger Manier den perfekt ausgebauten Drei Sterne „Stall“ zur Verfügung stellt. Diese Zusammenkunft findet in der Regel – abgesehen von ein bis zwei Ausnahmen – ohne weibliche Präsenz statt und dient in erster Linie der Befriedigung niedriger männlicher Bedürfnisse; Alkohol, Nikotin und Völlerei. Dann war da noch etwas, an das ich mich im Moment nicht mehr erinnern kann... Eine Aufzählung, wie sie in dieser Zusammensetzung und Prioritätenfolge exakt unserem Reifegrad entspricht.
Das zweite Treffen findet jeweils zur wärmeren Jahrezeit statt und wird jedes Jahr von einem anderen Paar organisiert. Waren es vor wenigen Jahren noch ganze Familien mit kleinen Kindern, die bei diesem Sommerfest zusammströmten, so sind es heute lediglich gestandene Paare, die sich ein vergnügtes Stelldichein geben. Die Kinder (Zweitehen und Seitensprünge eingeschlossen) sind älter geworden und ziehen ein Game am Laptop oder chillen mit den eigenen Freunden einer von den Eltern dominierten Plauderrunde vor. Der Geräuschpegel an unseren Treffen hat deswegen im Laufe der Jahre kontinuierlich abgenommen, was der verminderten Hörfähigkeit gewisser Kollegen entgegenkommt.
Auch die Gesprächsschwerpunkte haben sich verlagert. Womit wir erneut beim Blog des werten NFF wären. „Es geht selten lange, bis die ersten Geschichten über böse Checkpiloten, unmögliche Flight Attendants, harte Landungen von Kapitänen und sonstige Anektoten aus dem Leben eines Copiloten die Runde machen.“
Dergestalt beschreibt er die Diskussionen an seinem Pilotentreffen. Unsere Klasse hat sich im Verlauf der Jahre regelrecht aufgesplittet, so dass sich die Gemeinsamkeiten in vielen Bereichen auf ein Minimum reduzieren: einer fliegt bei Emirates, zwei rackern für Etihad, ein anderer musste seine Lizenz aus medizinischen Gründen frühzeitig abgeben und ein selbstloser Kollege engagiert sich in vorbildlicher Weise für den Berufsverband und entsendet „lediglich“ seine Frau in den Golf. Wieder andere bleiben dem Treffen aus organisatorischen Gründen fern. Verständlich. Womit letztlich nur ein aktiver Pilot in Diensten der SWISS in Abu Dhabi anwesend ist, was eine Diskussion über böse Checkpiloten – von denen er übrigens, nicht böse zwar, selber einer ist – bereits im Keime erstickt. Und da uns die Erfahrung gelehrt hat, dass es in erster Linie dann zu harten Landungen kommt, wenn Copiloten das Fluggerät steuern, offerieren sich lediglich noch die „Flight Attendants“ als Gesprächspunkt. Dieses Thema ist jedoch aufgrund der oben angefügten Prioritätenliste rasch abgehakt, dafür nehmen Fragen rund um die anstehende Pensionierung deutlich mehr Zeit in Anspruch als noch vor wenigen Jahren. Es gilt, verschiedene Strategien gegeneinander abzuwägen, Indizes zu vergleichen und Trendanalysen zu erstellen. Der Verkauf des Einfamilienhauses (siehe Blog NFF) will frühzeitig geregelt, der Bezug der Pensionskassengelder optimal eingefädelt sein. Und mit jedem geleerten Glas wird es schwieriger, die angepriesenen Varianten und Modelle, die sich in ihrer Raffiniertheit immer neu übertrumpfen, vollumfänglich zu verstehen. Es mag vielleicht auch an der schweren Zunge einzelner Ausführender liegen, dass gewisse ZuhörerInnen mit zunehmender Stunde Mühe bekunden, den komplizierten Schilderungen akkurat zu folgen.
Geteilte Begeisterung
Nicht viel einfacher liegen die Dinge beim Thema Medizin. Im Gegensatz zum Kollegen NFF widmet sich unsere Gruppe unterschiedlichen Ansätzen. Während er mit seinen Klassenkollegen über mögliche Folgen einer missglückten Vasektomie palavert, drehen sich die Gespräche an unserem Fest, speziell in diesem Jahr, mehrheitlich um die Prävention in den Bereichen Prostata und Colon. Aufgrund einiger physischer Ungereimtheiten habe ich am Vortag unseres Treffens nämlich das zweifelhafte Vergnügen, eine Darmspiegelung über mich ergehen zu lassen. Die Tatsache, dass der irakische Gastroenterologe dereinst zu Saddams privatem Ärzteteam gehörte, macht die Angelegenheit nicht wesentlich angenehmer. Schon eher hilfreich ist die Präsenz meiner lieben Gattin, die während des gesamten Eingriffs an meiner Seite wacht und bereits bei den ersten Bildern auf dem Monitor ihr ausgiebiges Frühstück verflucht. Ich meinerseits verschlafe sämtliche Windungen meines Darms und kann mich lediglich an die Vorbereitungen erinnern. Mit umso grösserem Interesse vertiefe ich mich im Nachhinein in das vom Arzt mitgelieferte Video (leider ohne Ton), dank dessen ich die faszinierende Reise ins Innere meines Verdauungstraktes detailliert und in vollem geistigem Bewusstsein nachvollziehen kann. Eine Faszination allerdings, die nicht die gesamte Familie teilt, was mich jedoch in Anbetracht des erfreulichen ärztlichen Abschlussbulletins nicht weiter stört. Später, am ersten Abend unseres SLS-Treffens, nutze ich die günstige Gelegenheit des im Ackermann’schen Wohnzimmer aufgebauten Indischen Buffets und verhelfe meinem Darm dank üppiger und unerschrockener Nahrungsaufnahme zu erneuter Verdauungsarbeit. Dabei stellt ihn die Schärfe des Currys zweifellos auf eine harte Probe.
Vor diesem Hintergrund ist mindestens ein Diskussionsthema gegeben. Ein Wort gibt das andere und die Kollegen erinnern sich alsbald – trotz vorgerückter Stunde – an Mahnungen und Empfehlungen ihres Fliegerarztes, gewisse Untersuchungen zumindest im Rahmen der Prävention in Erwägung zu ziehen. Im Wechselspiel mit den gynäkologischen Erlebnissen unserer Gattinnen kommt es zu einer nicht weniger lebhaften "Medizinalrunde" im lauschigen Garten des Hauses Ackermann. Ab 50 beginnt die Zeit der grossen Inspektionen, da gibt es nichts zu rütteln. Über die kleinen Wehwehchen wollen wir hier nicht jammern; ein Knirschen im Gelenk, ein Pfeifen im Ohr oder ein Ziehen in der Lende, um nur einige an dieser Stelle zu nennen...
Kultur
Neben anders gelagerten Diskussionsthemen gibt es übrigens noch einen weiteren Unterschied zum Treffen der jüngeren Berufskollegen: Wir räumen auch kulturellen Aspekten genügend Platz ein. Am Morgen des zweiten Tages besuchen wir die vor kurzem fertig gestellte „Sheikh Zayed Grand Mosque“, die in unmittelbarer Nähe unseres Compounds liegt.
Doch ich gebe zu, und ich tue dies nicht nur, um den jüngeren Kollegen gerecht zu werden; das war nicht immer so. Über viele Jahre wurde die Kultur förmlich vom Alkohol weggespült, das Gehirn vom Feuerwasser durchgeflutet. Auch fehlten damals passende Gelegenheiten zur Erweiterung des kulturellen Horizonts.
Nun ist der Anfang gemacht, und es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis unser Klassentreffen dereinst im Louvre oder Guggenheim-Museum stattfindet!
Schweizerinnen in der Grand Mosque
Sunday, April 13, 2008
Konfirmation Linda
Im Juni 2006 wurde Tim konfirmiert. In der Kirche von Stadel, jener Gemeinde, in der Franziska und ich 19 Jahre im gleichen Haus gelebt und eine wichtige Phase unseres Familienlebens verbracht haben. Nahezu zwei Dekaden – in Radfahrerkreisen würde man wohl von einer Pyrenäenetappe reden, Läufer dürften diese Zeit mit einem Marathon vergleichen. Ebenfalls im Juni 2006 befand sich unsere Familie auf dem Sprung in die Wüste. Ich lebte bereits in den Emiraten und hatte langsam begonnen, mich an die bei Etihad Airways herrschenden Sitten und Gebräuche zu gewöhnen.
Kleine Konfgruppe
Heute, ziemlich genau zwei Jahre später, feiern wir die Konfirmation von Linda. Doch Schauplatz ist nicht das malerische Zürcher Unterländer Dorf. Auch klingt nicht die vertraute Stimme von Pfarrer Hans Caspers von der Kanzel. Wir versammeln uns in der Koptischen Kapelle der St. Andrews Church im Christlichen Zentrum von Abu Dhabi. Unmittelbar daneben steht eine Moschee. Es scheint, als ergänzten sich die beiden Gotteshäuser unterschiedlicher Religionen in absoluter Harmonie.
Die Koptische Kapelle ist klein und verglichen mit einer reformierten Kirche in der Schweiz sind die Wände reich bemalt. Vor dem Betreten müssen die Schuhe ausgezogen werden. Der Raum wird durch zahlreiche dicke runde Säulen in kleinere Segmente unterteilt. Die Koptische Kirche geht auf das alexandrinisch-ägyptische Christentum der Spätantike zurück. Der Heilige Markus, der Verfasser des Markusevangeliums, soll nach koptischer Überlieferung das Christentum im 1. Jahrhundert an den Nil gebracht haben und gilt somit als Gründer und erster Papst der Koptisch-Orthodoxen Kirche. Diese gehört zu den ältesten Kirchen der Welt. Sie gilt als eine Kirche der Märtyrer und Wiege des Mönchtums und ist eine der altorientalischen Kirchen.
Die Konfgruppe besteht aus lediglich vier Jugendlichen und in der Kapelle ist genügend Platz für Verwandte und Freunde. Anders als in der Heimat fehlen Grosseltern oder Paten. Zu aufwendig ist die Anreise, zu knapp die Zeit. Die beiden Mädchen und die zwei Jungs, alles Schüler der Deutschen Schule Abu Dhabi, haben gemeinsam ein Konfjahr verbracht, ähnlich wie dies auch Konfirmanden in der Schweiz tun. Mit dem Unterschied vielleicht, dass der Unterricht nicht mit derselben Regelmässigkeit stattfand. Vieles wirkte oft ein wenig improvisiert und „spontan“, was aber der Intensität der behandelten Inhalte offenbar keinen Abbruch tat. Anders als in der Schweiz fuhren die Konfirmanden nicht in ein gemeinsames Lager, sondern leisteten einen Tag Sozialdienst in einem Behindertenheim, wo sie mit dessen Bewohnern Kerzen herstellten und verzierten.
Eindrücke von der Feier
Konfirmanden, Eltern und Pastoren
Hunger, Durst....
Auch bei der heutigen Feier werden die Konfirmanden mehrfach in den Ablauf einbezogen, lesen Verse oder erklären die Bedeutung eines Psalms. Die einfühlsame Predigt des Pastors handelt von Wegkreuzen und von der Loslösung der Kinder vom Elternhaus. „Ein Menschenleben speist sich aus der Kindheit“, höre ich den Prediger sagen und meine Gedanken schweifen zurück in frühere Jahre. Ich bin wohl nicht der einzige, der hie und da ins Grübeln gerät und ich glaube einmal mehr zu erkennen, wie rasend schnell die Lebensuhr tickt. Bei der Konfirmation selber wird Pastor Pape von keinem geringeren als Oberkirchenrat Jens Pieper unterstützt, welcher im Auftrag der Evangelischen Kirche Deutschland den Mittleren und Nahen Osten betreut. Kniend nehmen die vier Konfirmanden ihre Konfirmationssprüche entgegen. Anschliessend servieren sie ihren Familien persönlich das Abendmahl; Oblate statt Brot und Traubensaft statt Wein. Die fehlende Orgel wird ersetzt durch ein Elektroklavier, an deren Tastatur die Musiklehrerin der Deutschen Schule sitzt. Auf diese Weise verlieren sich die wenigen Gesangsstimmen – auch beim mutig inszenierten Kanon – nicht vollends im musikalischen Vakuum.
Üppiges Buffet
Nach einer Stunde verlassen die Konfirmierten die Kapelle, gefolgt von Eltern, Verwandten und Freunden. Den Apéro gibt’s in einer engen Gasse vor dem Ausgang; Sekt und Orangensaft aus Plastikbechern, dazu Salzgebäck. Es wird munter geplaudert und diskutiert. Doch die Zeit ist knapp, denn bereits um 13.30 Uhr ist unser Tisch fürs Mittagessen reserviert. Linda hat ihre Freundin Annso eingeladen und natürlich fehlt auch Freund Nathan nicht. Aus der Schweiz ist ihr Cousin Sven angereist. Die Fraktion der Erwachsenen wird durch unsere treue Nachbarin Andrea angenehm komplementiert. So geniessen wir zu neunt das vielfältige Mittagsbuffet im Hotel Shangri-La zwischen den beiden grossen Brücken – Mussaffah und Maqta – welche die Insel Abu Dhabi mit dem Festland verbinden. Draussen ist es um diese Jahreszeit bereits zu heiss zum Essen, da ziehen wir den angenehmen Kühleffekt der Klimaanlage vor.
Das Buffet präsentiert sich arabisch üppig und entsprechend vielfältig: Wir kämpfen uns durch Sushi, Muscheln, Crevetten und Houmus. Dann wechseln wir zum warmen Buffet und laden gegrillten Snapper, Hühnchen, Lammkotteletten und Roastbeef mit Gemüse- und Kartoffelvariationen auf die vorgeheizten Teller. Und zum Schluss locken Dessertkreationen wie Schokoladen- und Kokostorte, gefüllte Datteln, diverse Eiscrème-Aromen und natürlich die jung und alt faszinierenden Schokoladenfälle: weisse, helle und dunkelbraune Kakao-Masse sprudelt endlos aus der Spitze einer turmähnlichen Konstruktion. Wer Lust hat, dreht Spiesse mit Erdbeeren oder anderen Fruchtstücken unter der süssen Flüssigkeit. Wer bereits zu viel gegessen hat, betrachtet die Leckereien mit tränendem Auge.
Vor und nach den Gängen packt Linda eifrig Geschenke und Gratulationskarten aus, strahlt, umarmt und küsst, wenn auch nicht alle gleichlang und -heftig.
Schokolade im Fluss
Beim Mittagessen
Abkühlung im Pool
Nachdem wir uns alle die Bäuche vollgeschlagen haben, geht’s zurück in den „Al Qurm“ Compound. Es ist kurz vor 16 Uhr und das Thermometer steht noch immer bei 30 Grad. Gemeinsam machen wir uns auf zum Pool, dessen klares Wasser Erfrischung und Abkühlung verspricht. Und wer keine Lust auf eine Wasserschlacht verspürt, räkelt sich auf einer Liegematte; liest, döst oder verliert sich in Tagträumen. Später lassen wir den Tag individuell ausklingen, bevor Linda und ich ihre Freunde gemeinsam wieder nach Hause fahren. Zu später Stunde öffnen wir noch eine Flasche Wein und prosten uns im Familienkreis zu. Denn mit dem Alkohol ist das hier so eine Sache: Auf der Strasse gilt Nulltoleranz und so sind wir bis zu diesem Zeitpunkt nicht dazugekommen, auf die „Jung-Konfirmandin“ anzustossen. Abgesehen davon, gibt es noch einen weiteren Grund, die Gläser zu erheben: Nina hat ihre Aufnahmeprüfung in die amerikanische Schule ACS bestanden. Und wie sagt der Volksmund doch so treffend: „Feste soll man feiern, wie sie fallen!“
Kleine Konfgruppe
Heute, ziemlich genau zwei Jahre später, feiern wir die Konfirmation von Linda. Doch Schauplatz ist nicht das malerische Zürcher Unterländer Dorf. Auch klingt nicht die vertraute Stimme von Pfarrer Hans Caspers von der Kanzel. Wir versammeln uns in der Koptischen Kapelle der St. Andrews Church im Christlichen Zentrum von Abu Dhabi. Unmittelbar daneben steht eine Moschee. Es scheint, als ergänzten sich die beiden Gotteshäuser unterschiedlicher Religionen in absoluter Harmonie.
Die Koptische Kapelle ist klein und verglichen mit einer reformierten Kirche in der Schweiz sind die Wände reich bemalt. Vor dem Betreten müssen die Schuhe ausgezogen werden. Der Raum wird durch zahlreiche dicke runde Säulen in kleinere Segmente unterteilt. Die Koptische Kirche geht auf das alexandrinisch-ägyptische Christentum der Spätantike zurück. Der Heilige Markus, der Verfasser des Markusevangeliums, soll nach koptischer Überlieferung das Christentum im 1. Jahrhundert an den Nil gebracht haben und gilt somit als Gründer und erster Papst der Koptisch-Orthodoxen Kirche. Diese gehört zu den ältesten Kirchen der Welt. Sie gilt als eine Kirche der Märtyrer und Wiege des Mönchtums und ist eine der altorientalischen Kirchen.
Die Konfgruppe besteht aus lediglich vier Jugendlichen und in der Kapelle ist genügend Platz für Verwandte und Freunde. Anders als in der Heimat fehlen Grosseltern oder Paten. Zu aufwendig ist die Anreise, zu knapp die Zeit. Die beiden Mädchen und die zwei Jungs, alles Schüler der Deutschen Schule Abu Dhabi, haben gemeinsam ein Konfjahr verbracht, ähnlich wie dies auch Konfirmanden in der Schweiz tun. Mit dem Unterschied vielleicht, dass der Unterricht nicht mit derselben Regelmässigkeit stattfand. Vieles wirkte oft ein wenig improvisiert und „spontan“, was aber der Intensität der behandelten Inhalte offenbar keinen Abbruch tat. Anders als in der Schweiz fuhren die Konfirmanden nicht in ein gemeinsames Lager, sondern leisteten einen Tag Sozialdienst in einem Behindertenheim, wo sie mit dessen Bewohnern Kerzen herstellten und verzierten.
Eindrücke von der Feier
Konfirmanden, Eltern und Pastoren
Hunger, Durst....
Auch bei der heutigen Feier werden die Konfirmanden mehrfach in den Ablauf einbezogen, lesen Verse oder erklären die Bedeutung eines Psalms. Die einfühlsame Predigt des Pastors handelt von Wegkreuzen und von der Loslösung der Kinder vom Elternhaus. „Ein Menschenleben speist sich aus der Kindheit“, höre ich den Prediger sagen und meine Gedanken schweifen zurück in frühere Jahre. Ich bin wohl nicht der einzige, der hie und da ins Grübeln gerät und ich glaube einmal mehr zu erkennen, wie rasend schnell die Lebensuhr tickt. Bei der Konfirmation selber wird Pastor Pape von keinem geringeren als Oberkirchenrat Jens Pieper unterstützt, welcher im Auftrag der Evangelischen Kirche Deutschland den Mittleren und Nahen Osten betreut. Kniend nehmen die vier Konfirmanden ihre Konfirmationssprüche entgegen. Anschliessend servieren sie ihren Familien persönlich das Abendmahl; Oblate statt Brot und Traubensaft statt Wein. Die fehlende Orgel wird ersetzt durch ein Elektroklavier, an deren Tastatur die Musiklehrerin der Deutschen Schule sitzt. Auf diese Weise verlieren sich die wenigen Gesangsstimmen – auch beim mutig inszenierten Kanon – nicht vollends im musikalischen Vakuum.
Üppiges Buffet
Nach einer Stunde verlassen die Konfirmierten die Kapelle, gefolgt von Eltern, Verwandten und Freunden. Den Apéro gibt’s in einer engen Gasse vor dem Ausgang; Sekt und Orangensaft aus Plastikbechern, dazu Salzgebäck. Es wird munter geplaudert und diskutiert. Doch die Zeit ist knapp, denn bereits um 13.30 Uhr ist unser Tisch fürs Mittagessen reserviert. Linda hat ihre Freundin Annso eingeladen und natürlich fehlt auch Freund Nathan nicht. Aus der Schweiz ist ihr Cousin Sven angereist. Die Fraktion der Erwachsenen wird durch unsere treue Nachbarin Andrea angenehm komplementiert. So geniessen wir zu neunt das vielfältige Mittagsbuffet im Hotel Shangri-La zwischen den beiden grossen Brücken – Mussaffah und Maqta – welche die Insel Abu Dhabi mit dem Festland verbinden. Draussen ist es um diese Jahreszeit bereits zu heiss zum Essen, da ziehen wir den angenehmen Kühleffekt der Klimaanlage vor.
Das Buffet präsentiert sich arabisch üppig und entsprechend vielfältig: Wir kämpfen uns durch Sushi, Muscheln, Crevetten und Houmus. Dann wechseln wir zum warmen Buffet und laden gegrillten Snapper, Hühnchen, Lammkotteletten und Roastbeef mit Gemüse- und Kartoffelvariationen auf die vorgeheizten Teller. Und zum Schluss locken Dessertkreationen wie Schokoladen- und Kokostorte, gefüllte Datteln, diverse Eiscrème-Aromen und natürlich die jung und alt faszinierenden Schokoladenfälle: weisse, helle und dunkelbraune Kakao-Masse sprudelt endlos aus der Spitze einer turmähnlichen Konstruktion. Wer Lust hat, dreht Spiesse mit Erdbeeren oder anderen Fruchtstücken unter der süssen Flüssigkeit. Wer bereits zu viel gegessen hat, betrachtet die Leckereien mit tränendem Auge.
Vor und nach den Gängen packt Linda eifrig Geschenke und Gratulationskarten aus, strahlt, umarmt und küsst, wenn auch nicht alle gleichlang und -heftig.
Schokolade im Fluss
Beim Mittagessen
Abkühlung im Pool
Nachdem wir uns alle die Bäuche vollgeschlagen haben, geht’s zurück in den „Al Qurm“ Compound. Es ist kurz vor 16 Uhr und das Thermometer steht noch immer bei 30 Grad. Gemeinsam machen wir uns auf zum Pool, dessen klares Wasser Erfrischung und Abkühlung verspricht. Und wer keine Lust auf eine Wasserschlacht verspürt, räkelt sich auf einer Liegematte; liest, döst oder verliert sich in Tagträumen. Später lassen wir den Tag individuell ausklingen, bevor Linda und ich ihre Freunde gemeinsam wieder nach Hause fahren. Zu später Stunde öffnen wir noch eine Flasche Wein und prosten uns im Familienkreis zu. Denn mit dem Alkohol ist das hier so eine Sache: Auf der Strasse gilt Nulltoleranz und so sind wir bis zu diesem Zeitpunkt nicht dazugekommen, auf die „Jung-Konfirmandin“ anzustossen. Abgesehen davon, gibt es noch einen weiteren Grund, die Gläser zu erheben: Nina hat ihre Aufnahmeprüfung in die amerikanische Schule ACS bestanden. Und wie sagt der Volksmund doch so treffend: „Feste soll man feiern, wie sie fallen!“
Monday, April 07, 2008
Etihad Airways im Aufwind
Der SWISS geht es gut. Besser noch – es geht ihr, will man den diversen Presseberichten glauben, sehr gut. Das freut mich, denn spätestens bei der Zeitungslektüre und den Berichten der UBS-Riesenverluste tauchen Gedanken ans Swissair-Grounding auf. Von Abschreibungen in der Höhe von 40 Milliarden wird geschrieben. Die Verantwortlichen kommentieren das Desaster betont gelassen. Es mutet makaber an: Vor wenigen Jahren wäre die serbelnde Swissair mit einem einstelligen Prozentsatz dieses Verlustes zu retten gewesen. Leider wird mir die grösste Bank der Schweiz auch in ihrem Elend nicht sympathischer. Im Gegenteil, mit dem Überläufer Peter Kurer an der Spitze drohen alte Wunden aufzuplatzen. Doch ich will mich hüten, an dieser Stelle nicht in (weiteres) präteritales Wehklagen zu verfallen.
Airline im Steigflug
Widmen wir uns lieber der Gegenwart. Kürzlich hat mein aktueller Arbeitgeber in einem Statement einige Zahlen zum ersten Quartal des laufenden Jahres sowie zu anstehenden Plänen veröffentlicht. Und diese Werte sind äusserst eindrücklich. Sie wiederspiegeln deutlich die Dimensionen, in denen hierzulande angerichtet wird. Der Markt boomt und nicht nur Etihad Airways, auch Gesellschaften wie Emirates oder Air Arabia verzeichnen kräftige Zuwachszahlen.
Das Ziel von Etihad sind sechs Millionen transportierte Passagiere bis zum Ende des laufenden Jahres. Und nach Betrachtung der vorliegenden Zahlen bleiben kaum Zweifel an der Machbarkeit dieser Vorgabe. Bereits 1,4 Millionen Fluggäste wurden in den ersten drei Monaten des Jahres 2008 in Etihad-Maschinen begrüsst. Das sind 40 Prozent mehr als in der vergleichbaren Vorjahresperiode! Dabei stieg die durchschnittliche Auslastung auf 75 Prozent, was einer Zunahme von sieben Prozent entspricht. Nicht genug; auch der Yield legte satte 25 Prozent zu. Besonders gut ausgelastet ist die Economy-class auf Routen wie Bangkok (92 Prozent), Sydney (90 Prozent), Brüssel (90 Prozent) und Paris (89 Prozent).
Doch die Geschäftsleitung strebt nach mehr und veröffentlicht bereits neue ehrgeizige Ziele. Ende März wird Peking ins Streckennetz aufgenommen, ab Sommer sind Flüge nach Kozhikode und Chennai in Indien geplant. Ausserdem verfügt Etihad bereits über Streckenrechte nach Jaipur und Kalkutta. Aufgrund der geografischen Lage (und der vielen indischen Expats in den Emiraten) gehören Indische Destinationen zweifellos zu den gefragtesten. Doch Etihad „expandiert“ auch Richtung Westen. Im Dezember dieses Jahres sollen Moskau, Almaty und Minsk ins Programm aufgenommen werden. Und im gleichen Atemzug wird die Frequenz nach Sydney von sieben auf elf wöchentliche Flüge erhöht. Lediglich am Rande erwähnt werden die zusätzlichen Flüge nach Amman, Beirut, Damaskus, Kairo, Khartoum, Karachi und Dublin. Damit wächst der Sommerflugplan im Vergleich zum Vorjahr um eindrückliche 47 Prozent.
Seit meinem Einstieg in die zivile Fliegerei im Jahre 1979 habe ich noch nie derartige Zahlen vorgelegt bekommen. Der Vergleich ist zweifellos nicht fair, denn vor rund 30 Jahren teilten sich in Europa in einem etablierten Marktumfeld diverse namhafte Gesellschaften den bestehenden Kuchen. Hier in den Golfstaaten ist die Airlinebranche im Begriff, sich aus dem Nichts heraus zu formieren. Dabei verfügt der Vorreiter Emirates über einen beachtlichen Vorsprung, doch der Markt lässt offenbar genügend Platz für weitere Mitstreiter. Es bleibt abzuwarten, wie lange diese Entwicklung im bestehenden Ausmass und Tempo weitergehen kann.
Airline im Steigflug
Widmen wir uns lieber der Gegenwart. Kürzlich hat mein aktueller Arbeitgeber in einem Statement einige Zahlen zum ersten Quartal des laufenden Jahres sowie zu anstehenden Plänen veröffentlicht. Und diese Werte sind äusserst eindrücklich. Sie wiederspiegeln deutlich die Dimensionen, in denen hierzulande angerichtet wird. Der Markt boomt und nicht nur Etihad Airways, auch Gesellschaften wie Emirates oder Air Arabia verzeichnen kräftige Zuwachszahlen.
Das Ziel von Etihad sind sechs Millionen transportierte Passagiere bis zum Ende des laufenden Jahres. Und nach Betrachtung der vorliegenden Zahlen bleiben kaum Zweifel an der Machbarkeit dieser Vorgabe. Bereits 1,4 Millionen Fluggäste wurden in den ersten drei Monaten des Jahres 2008 in Etihad-Maschinen begrüsst. Das sind 40 Prozent mehr als in der vergleichbaren Vorjahresperiode! Dabei stieg die durchschnittliche Auslastung auf 75 Prozent, was einer Zunahme von sieben Prozent entspricht. Nicht genug; auch der Yield legte satte 25 Prozent zu. Besonders gut ausgelastet ist die Economy-class auf Routen wie Bangkok (92 Prozent), Sydney (90 Prozent), Brüssel (90 Prozent) und Paris (89 Prozent).
Doch die Geschäftsleitung strebt nach mehr und veröffentlicht bereits neue ehrgeizige Ziele. Ende März wird Peking ins Streckennetz aufgenommen, ab Sommer sind Flüge nach Kozhikode und Chennai in Indien geplant. Ausserdem verfügt Etihad bereits über Streckenrechte nach Jaipur und Kalkutta. Aufgrund der geografischen Lage (und der vielen indischen Expats in den Emiraten) gehören Indische Destinationen zweifellos zu den gefragtesten. Doch Etihad „expandiert“ auch Richtung Westen. Im Dezember dieses Jahres sollen Moskau, Almaty und Minsk ins Programm aufgenommen werden. Und im gleichen Atemzug wird die Frequenz nach Sydney von sieben auf elf wöchentliche Flüge erhöht. Lediglich am Rande erwähnt werden die zusätzlichen Flüge nach Amman, Beirut, Damaskus, Kairo, Khartoum, Karachi und Dublin. Damit wächst der Sommerflugplan im Vergleich zum Vorjahr um eindrückliche 47 Prozent.
Seit meinem Einstieg in die zivile Fliegerei im Jahre 1979 habe ich noch nie derartige Zahlen vorgelegt bekommen. Der Vergleich ist zweifellos nicht fair, denn vor rund 30 Jahren teilten sich in Europa in einem etablierten Marktumfeld diverse namhafte Gesellschaften den bestehenden Kuchen. Hier in den Golfstaaten ist die Airlinebranche im Begriff, sich aus dem Nichts heraus zu formieren. Dabei verfügt der Vorreiter Emirates über einen beachtlichen Vorsprung, doch der Markt lässt offenbar genügend Platz für weitere Mitstreiter. Es bleibt abzuwarten, wie lange diese Entwicklung im bestehenden Ausmass und Tempo weitergehen kann.
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