Erst beim Durchstöbern der Blogs meiner Aviatik-Kollegen wird mir bewusst, dass die „Wüstenspuren“ seit geraumer Zeit stillstehen. Versandet, verweht oder was auch immer. Das Datum des letzten Eintrags liegt drei Wochen zurück. Ich bin derb im Hintertreffen.
Unser Drucker läuft heiss. Ich habe Linda gebeten, sämtliche, seit Beginn im Frühjahr 2006 gemachten Blogeinträge auszudrucken und in einem Ordner zu archivieren. Wahrscheinlich werden es am Ende zwei oder gar drei. Mittlerweile ist sie beim September 2007 angelangt, und das erste Ringbuch ist bereits prall gefüllt. Viel mehr Seiten werden darin kaum mehr unterkommen.
In den Files der „Wüstenspuren“ verbergen sich unzählige kleine und grosse, für uns wichtige und weniger wichtige Momente. Das Ausdrucken und Einordnen gerät zum familieninternen Lesevergnügen, das die stolzen Ausgaben für Papier und Tintenpatronen grosszügig kompensiert. Bald sind es vier Jahre, seit dem Auszug aus Helvetien. Als wärs gestern gewesen. Unglaublich.
Auch die vergangenen Wochen sind förmlich an uns vorbeigeflogen. Entgegen der arabischen Gemächlichkeit. Wir Zentral-Europäer lassen uns anscheinend durch nichts und niemand bremsen.
Hinter mir liegen zwei aufregende Bürowochen, in deren Verlauf die libanesischen Flugunfallbehörden mit einer Bitte an uns gelangen: Da unmittelbar nach dem Start der kürzlich in Beirut abgestürzten äthiopischen Boeing 737 eine Etihad-Maschine ihren Anflug abbrechen und durchstarten musste, sind die involvierten Spezialisten an einigen Wetter- und Beschleunigungs-Daten interessiert. Nach der detaillierten Flugdaten-Auswertung der entsprechenden Etihad-Mission, sowie nach einem Gespräch mit dem Captain sind wir in kürzester Zeit in der Lage, die gewünschten Informationen zu liefern.
Ein amüsanter Zwischenfall ereignet sich vergangene Woche auf der Heimfahrt von der Schule: Der Schulbus, der unsere (und andere) Kinder vom Compound in die ACS (und zurück) transportiert, wird von der Polizei angehalten. Der Grund ist Tims amouröse Geste, seinen Arm um die Schulter der Freundin zu legen. Vielleicht auch ein flüchtiger Kuss auf die Wange. Die Aussagen sind widersprüchlich. Ein Schritt zu weit auf jeden Fall, finden die umtriebigen Beamten im Streifenwagen, und stoppen kurzerhand den Bus. Nach einer persönlichen Befragung und der Erinnerung, dass dies ein muslimisches Land sei, können die Schüler den Heimweg ungehindert fortsetzen. Zärtlichkeiten müssen warten, bis der Vorhang fällt.
Nach dem Tod unseres Nachbarn ist seine Frau Ende Januar nach Abu Dhabi zurückgekehrt. Mit der Absicht, den Haushalt in den Emiraten aufzulösen, und die Rückkehr nach Italien einzufädeln. Die beiden Söhne wurden bereits in der Kalabrischen Heimat eingeschult und sind nicht mitgereist. Als Nachbar und Arbeitskollege versuche ich zu helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Mit der Unterstützung von Franziska. Doch es geht lediglich in sehr kleinen und mühsamen Schritten vorwärts. Die administrativen Hürden sind eng gesteckt! Die Tatsache, dass die Witwe Italienerin ist, ihr Mann Schweizer war, und die Familie in den Emiraten gelebt hat, macht die Dinge nicht einfacher. Die Dreiländer-Trilogie erhält tragischen Charakter. Die islamische Scharia, das lokal angewandte Gesetz, kommt den Bedürfnissen unserer Nachbarin nicht unbedingt entgegen. Die Regelung der Erbfrage vor dem Hintergrund individueller Gesetzesgrundlagen wird zum Spiessrutenlauf, der sich mehr als einmal wiederholt: vom Etihad-Personaldienst zum Rechtsdienst, dann weiter zur italienischen Botschaft, schliesslich zur lokalen Bank, dann wieder zur Botschaft und am Schluss einmal mehr zum Rechtsdienst. Immer wieder fehlen Dokumente, Übersetzungen, Stempel oder Unterschriften. Und alle beurteilen die Angelegenheit ein bisschen anders.
Der Verkauf der beiden Autos gestaltet sich nicht weniger kompliziert. Mit dem Unterschied, dass die diversen Ämter und Anlaufstellen andere Namen tragen.
Ein Ende der Angelegenheit ist auch nach beinahe einem Monat nicht in Sicht. Die Nachbarin ist stark, zeigt Durchhaltewillen aber manchmal auch Nerven. Ihr Haus wurde bereits geräumt, die Möbel sind unterwegs nach Süditalien. Sie und ihre Maid leben in einem leeren Haus, in kärglicher Umgebung. Auch die Kaffeemaschine wurde eingepackt. Und eine Italienerin ohne Espresso ist wie ein Schweizer ohne Sackmesser.
Nun denn, wir können auch Espresso-Lücken schliessen. Zumindest bis anhin; George Clooney sei dank. Nespresso – what else? Dumm nur, dass seit wenigen Tagen unsere Maschine streikt. Wahrscheinlich überaltert. Oder überlastet. Leider habe ich dereinst die einfache Grundvariante erstanden. Wie beim weissen Zweitwagen mit den schwarzen Türgriffen – aber das ist eine Randbemerkung für Insider.
Die neue Maschine ist bereits bestellt, und wird - insh Allah - bald geliefert. Die Nachbarin möchte trotzdem möglichst bald zu ihren Söhnen nach Italien. Wer würde dies nicht verstehen.
Unser Drucker läuft heiss. Ich habe Linda gebeten, sämtliche, seit Beginn im Frühjahr 2006 gemachten Blogeinträge auszudrucken und in einem Ordner zu archivieren. Wahrscheinlich werden es am Ende zwei oder gar drei. Mittlerweile ist sie beim September 2007 angelangt, und das erste Ringbuch ist bereits prall gefüllt. Viel mehr Seiten werden darin kaum mehr unterkommen.
In den Files der „Wüstenspuren“ verbergen sich unzählige kleine und grosse, für uns wichtige und weniger wichtige Momente. Das Ausdrucken und Einordnen gerät zum familieninternen Lesevergnügen, das die stolzen Ausgaben für Papier und Tintenpatronen grosszügig kompensiert. Bald sind es vier Jahre, seit dem Auszug aus Helvetien. Als wärs gestern gewesen. Unglaublich.
Auch die vergangenen Wochen sind förmlich an uns vorbeigeflogen. Entgegen der arabischen Gemächlichkeit. Wir Zentral-Europäer lassen uns anscheinend durch nichts und niemand bremsen.
Hinter mir liegen zwei aufregende Bürowochen, in deren Verlauf die libanesischen Flugunfallbehörden mit einer Bitte an uns gelangen: Da unmittelbar nach dem Start der kürzlich in Beirut abgestürzten äthiopischen Boeing 737 eine Etihad-Maschine ihren Anflug abbrechen und durchstarten musste, sind die involvierten Spezialisten an einigen Wetter- und Beschleunigungs-Daten interessiert. Nach der detaillierten Flugdaten-Auswertung der entsprechenden Etihad-Mission, sowie nach einem Gespräch mit dem Captain sind wir in kürzester Zeit in der Lage, die gewünschten Informationen zu liefern.
Ein amüsanter Zwischenfall ereignet sich vergangene Woche auf der Heimfahrt von der Schule: Der Schulbus, der unsere (und andere) Kinder vom Compound in die ACS (und zurück) transportiert, wird von der Polizei angehalten. Der Grund ist Tims amouröse Geste, seinen Arm um die Schulter der Freundin zu legen. Vielleicht auch ein flüchtiger Kuss auf die Wange. Die Aussagen sind widersprüchlich. Ein Schritt zu weit auf jeden Fall, finden die umtriebigen Beamten im Streifenwagen, und stoppen kurzerhand den Bus. Nach einer persönlichen Befragung und der Erinnerung, dass dies ein muslimisches Land sei, können die Schüler den Heimweg ungehindert fortsetzen. Zärtlichkeiten müssen warten, bis der Vorhang fällt.
Nach dem Tod unseres Nachbarn ist seine Frau Ende Januar nach Abu Dhabi zurückgekehrt. Mit der Absicht, den Haushalt in den Emiraten aufzulösen, und die Rückkehr nach Italien einzufädeln. Die beiden Söhne wurden bereits in der Kalabrischen Heimat eingeschult und sind nicht mitgereist. Als Nachbar und Arbeitskollege versuche ich zu helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Mit der Unterstützung von Franziska. Doch es geht lediglich in sehr kleinen und mühsamen Schritten vorwärts. Die administrativen Hürden sind eng gesteckt! Die Tatsache, dass die Witwe Italienerin ist, ihr Mann Schweizer war, und die Familie in den Emiraten gelebt hat, macht die Dinge nicht einfacher. Die Dreiländer-Trilogie erhält tragischen Charakter. Die islamische Scharia, das lokal angewandte Gesetz, kommt den Bedürfnissen unserer Nachbarin nicht unbedingt entgegen. Die Regelung der Erbfrage vor dem Hintergrund individueller Gesetzesgrundlagen wird zum Spiessrutenlauf, der sich mehr als einmal wiederholt: vom Etihad-Personaldienst zum Rechtsdienst, dann weiter zur italienischen Botschaft, schliesslich zur lokalen Bank, dann wieder zur Botschaft und am Schluss einmal mehr zum Rechtsdienst. Immer wieder fehlen Dokumente, Übersetzungen, Stempel oder Unterschriften. Und alle beurteilen die Angelegenheit ein bisschen anders.
Der Verkauf der beiden Autos gestaltet sich nicht weniger kompliziert. Mit dem Unterschied, dass die diversen Ämter und Anlaufstellen andere Namen tragen.
Ein Ende der Angelegenheit ist auch nach beinahe einem Monat nicht in Sicht. Die Nachbarin ist stark, zeigt Durchhaltewillen aber manchmal auch Nerven. Ihr Haus wurde bereits geräumt, die Möbel sind unterwegs nach Süditalien. Sie und ihre Maid leben in einem leeren Haus, in kärglicher Umgebung. Auch die Kaffeemaschine wurde eingepackt. Und eine Italienerin ohne Espresso ist wie ein Schweizer ohne Sackmesser.
Nun denn, wir können auch Espresso-Lücken schliessen. Zumindest bis anhin; George Clooney sei dank. Nespresso – what else? Dumm nur, dass seit wenigen Tagen unsere Maschine streikt. Wahrscheinlich überaltert. Oder überlastet. Leider habe ich dereinst die einfache Grundvariante erstanden. Wie beim weissen Zweitwagen mit den schwarzen Türgriffen – aber das ist eine Randbemerkung für Insider.
Die neue Maschine ist bereits bestellt, und wird - insh Allah - bald geliefert. Die Nachbarin möchte trotzdem möglichst bald zu ihren Söhnen nach Italien. Wer würde dies nicht verstehen.