Der Mai ist gespickt mit Einladungen. Und dies ist nicht etwa den Kapriolen des Wonnemonats zuzuschreiben. Diese – die Kapriolen – sind in unseren Breitengraden kaum spürbar. Keine spriessenden Blüten, keine frisch wachsenden Triebe, kein morgendliches Vogelgezwitscher. Während in Europa die Cafébetreiber ihre Gäste wieder im Freien bedienen, beginnen ihre Berufskollegen in Abu Dhabi die Gartentische langsam in den Keller zu räumen. Zu heiss brennt die Sonne am Tag, so dass auch am Abend und in der Nacht der Arabische Kaffee oder der Türkische Tee lieber im klimatisierten Lokal genossen wird.
Der Grund für die vielen geselligen Zusammenkünfte ist ein anderer: die Wander-Saison der Expats steht bevor. Nach den Sommerferien werden zahlreiche Familien nicht mehr nach Abu Dhabi zurückkehren, sondern ihre Zelte an einem anderen Ort auf dieser Welt, nicht zwingend in ihrer Heimat, aufschlagen. Im Verlauf der vergangenen beiden Jahre hat sich unser Bekanntenkreis aufgrund vielfältiger Aktivitäten rapide vergrössert. Die dabei entstehende Dynamik ist beeindruckend. Über Eltern der Deutschen Schule, über den Eishockeyclub oder über die lieben Nachbarn sind immer wieder neue Beziehungen entstanden. Ist der Stein erst einmal im Rollen, lässt er sich kaum noch bremsen.
Hemmungslose Reden
In der vergangenen Woche sind gleich zwei „Farewell-Parties“ in unserer Agenda eingetragen. Im einen Fall verabschiedet eine Splittergruppe der deutsch-niederländischen Koalition zwei Familien, im anderen Fall veranstaltet die amerikanische Sippe im Al Qurm-Compound einen Abschiedsanlass für liebe Nachbarn.
Natürlich lässt man die treulosen Abwanderer nicht ohne Erinnerungsstück von dannen ziehen, was im Vorfeld solcher Parties die eine oder andere freudige Bastel-, Mal- und Klebestunde, begleitet von verschwommenen Erinnerungen an Gerda Conzetti beschert. Im Trend sind lustige Erinnerungsbücher mit Fotos und witzigen Sprüchen aller Freunde und Bekannten. Manchmal werden auch Kochrezepte gesammelt, Franziska hat ihre „Mousse au Chocolat“-Kreation, die abgesehen davon nicht ihr eigenes Werk ist, mindestens schon drei Mal auf bunte Blätter gedruckt und in Sichthüllen gesteckt. Letztlich handelt es sich bei diesen „Farewell-Parties“ aber in erster Linie um gesellige Zusammenkünfte umtriebiger Expatfamilien, bei denen nicht nur viel und angeregt geplaudert sondern auch munter geschluckt wird. Da in den Emiraten die „Null-Toleranz“ gilt, sprechen sich die meisten Paare jeweils vor dem ersten Glas ab. „Du fährst, ich trinke“ oder auch „Ich trinke, du fährst“. Es sei denn, „mann“ ist Spitzensportler, wie beispielsweise Philippe Cocu, dereinst Spieler in Diensten des FC Barcelona oder von PSV Eindhoven. Er hat sich diese Saison beim Abu Dhabi Stadtclub Al Jazeera noch einige Dirhams dazuverdient, bevor er demnächst ein Mandat als Berater der Holländischen Fussballnati annehmen wird. Auch er ist mit Frau und Glas an der erst genannten Party dabei.
Aber nicht nur die Niederländer sind lockere und aufgestellte Trinker, auch die Amerikaner und Kanadier sind allem Geistigen nicht gänzlich abgeneigt. Manchmal werde ich in solch bunten Kreisen das Gefühl nicht los, wir Schweizer wären vielleicht einfach eine Spur zu brav. Schütteln schnell einmal missbilligend den Kopf oder runzeln vielsagend die Stirn, anstatt sich gelassen treiben zu lassen. Gleiches gilt wenn’s darum geht, sich mit Worten zu verkaufen. Die anderen machen es uns vor: Schwaben, Hessen – sogar die Franken (!) gehen die Sache lockerer an. Von den Amerikanern will ich hier gar nicht erst reden: Aufgefordert, ihre Erkenntnisse der vergangenen UAE-Jahre vor versammelter Runde zu schildern, referieren sie hemmungslos drauflos. Und schwärmen in sphärischen Höhen von den „besten und treuesten Freunden“ und von den „liebsten Nachbarn“, mit denen sie eine „great time“ verbrachten. Wir Eidgenossen formulieren’s nicht gar so peppig, wenn wir denn überhaupt den Mut zur Ansprache finden. Und ich beginne mich immer mehr zu fragen, wer denn wohl Anno 1291 auf dem Rütli die hehren Worte geschwungen hat.
Normalität, nicht Gewohnheit
Doch bei all diesen Schilderungen gilt ernsthaft festzuhalten, wie sehr mich solche Momente des Abschieds ins Sinnieren bringen. Und dies nicht nur, wenn es um Andrea und Toni geht. Mir wird bewusst, wie willkürlich sich unsere Lebenswege kreuzen. Wie – ungeachtet der Erkenntnis, für begrenzte Zeit nur an einem bestimmten Ort zu leben – einzelne Menschen oder ganze Familien immer wieder neue Kontakte knüpfen. Dabei setzt uns die Zeit engere Grenzen als der Raum. Anders als bei Freundschaften im Heimatland, schwebt über solchen Beziehungen das Damoklesschwert der Trennung und des Abschieds. Erfahrene Expats haben mir bereits mehrfach bestätigt, dass dieses Kommen und Gehen zur Normalität, jedoch nicht zur Gewohnheit wird. Wir standen über die letzten Monate mit Familien in Kontakt, die diesen Sommer nach Deutschland, Norwegen, Holland, Bahrain, Saudi Arabien, New Hampshire, Boston, Pittsburgh, San Diego oder Ottawa ziehen. Für wie lange sie dort leben werden, ist in der Regel offen. In einigen Fällen sind die Männer bereits abgereist, während die Frauen mit den Kindern das Schuljahr zu Ende bringen und dabei den Umzug organisieren. Einen Umzug auf Raten – an ein Ziel mit viel Unbekanntem.
Andrea und Toni’s Abschiedsfeier ist noch ausstehend. Beim Schreiben dieser Zeilen befinde ich mich auf dem Rückflug von Sydney. Zusammen mit Toni. Es ist der zweitletzte Flug seiner Pilotenkarriere. Wie schon beim Verlassen der SWISS vor zwei Jahren ist es uns gelungen, eine gemeinsame Rotation einzufädeln. Nachtessen mit Crew in "Darling Harbour" inklusive. Sein allerletzter Flug als Kapitän der Lüfte – nach 30 Jahren im Airline-Cockpit – wird ihn nächste Woche nach Genf führen. Vorher feiern wir aber noch seinen Abschied, Und den von Andrea. Mit Freunden aus der Firma, dem Compound oder dem Kreis der Deutschen Schule. Das Erinnerungsbuch mit den Fotos und den sinnigen Sprüchen ist bereits vorbereitet. Geschenke wollen sie im Hinblick auf den bevorstehenden Umzug in die Heimat keine. Ich hätte ihnen gerne eine Rolle Toilettenpapier mit auf den Weg gegeben. Toilettenpapier wiegt nicht schwer und ist einfach zu transportieren. Und Toilettenpapier braucht man schliesslich immer. Doch oppositionelle Kreise haben mich an der Ausführung gehindert. Zum Glück gibt's noch weitere Farewell-Parties...
Thursday, May 29, 2008
Saturday, May 17, 2008
New job, new boat – still same wife!
Zwischen Istanbul und Damaskus. Der Höhenmesser zeigt 38'000 Fuss. Weit unter uns haben sich vereinzelte Cumuluswolken in kleinen Gruppen zusammengeschart. Nicht soviele jedoch, als dass sie dem Flugreisenden den Blick auf die wilde und hügelige Landschaft vorenthalten könnten. Durchs linke Fenster kann ich den Bosporus und die helle Fläche Istanbuls erkennen, wenn ich den Kopf nach rechts drehe, erfasst mein Auge mehrere Hügelketten, und ich glaube gar im Hintergrund die südtürkische Mittelmeerküste zu erkennen.
Rückblick
Wir sind auf dem Rückflug von London nach Abu Dhabi, nach einem 28 stündigen Aufenthalt in Britannien. Die Nase unseres Airbus A340-600 mit der Immatrikulation A6-EHE und knappen 3200 Flugstunden auf dem Buckel zeigt wieder ostwärts. In dreieinhalb Stunden, um 20.30 Uhr Lokalzeit, werden wir auf Emiratischem Boden landen. Mittlerweile kommen mir sechs- oder siebenstündige Flüge wie Kurzstrecken-Hüpfer vor. Kürzlich habe ich in meinem elektronischen Flugbuch geblättert und dabei festgestellt, dass ich bereits 33 Ultra-Longrange Flüge (ULR) in Etihad-Diensten absolviert habe. Nach Toronto, Sydney oder New York. 33 Flüge oder 66 Sectors mit einer Flugzeit zwischen elf und 16 Stunden. Eingeschlossen in einer rund 70 Meter langen Aluminiumröhre mit einer Luftfeuchtigkeit von fünf Prozent.
Die Zählung zeigt, dass es sich bei der Mehrzahl meiner Einsätze um ULR-Missionen handelt. Aber man bedenke: Bereits zwei solcher Flüge blockieren zusammen mit den entsprechenden Freitagen mehr als die Hälfte eines Monatseinsatzes. Wen wundert’s also, dass sich mein Schlaf- und Verdauungsrhythmus bisweilen etwas aus dem Lot bringen lässt und mir die eine oder andere nächtliche Wach-Stunde beschert.
Am 21. Mai 2008 wird es auf den Tag genau zwei Jahre her sein, seit ich meinen ersten Arbeitstag bei Etihad absolviert habe. 24 Monate, in denen unheimlich viel passiert ist, 24 Monate, in denen nicht nur ich, sondern die gesamte Familie viel erlebt und gelernt hat.
Neue Freiheiten
Der Wandel geht unaufhörlich weiter. Es ist kein Ende abzusehen, Immer wieder bieten sich neue Chancen. Etihad wächst nach wie vor derart schnell, dass kein Stein auf dem andern bleibt und Organigramme zum Zeitpunkt der Veröffentlichung kaum noch den Wert des Papiers, auf dem sie gedruckt sind, haben.
Auch das „Flight Safety Department“ wächst. Im Besonderen bedarf es neuer Mitarbeiter im Bereich „Flight Data Analysis and Evaluation“, einer Abteilung, die bei Etihad von zwei Schweizern aufgebaut wurde. Bis zum heutigen Tag wird eng mit den verantwortlichen SWISS-Stellen zusammengearbeitet und es entwickelte sich über die Jahre eine effiziente und qualitativ hochstehende Organisation. Während der eine der beiden Begründer mittlerweile bei Gulf Air tätig ist, gehört André Zbinden nach wie vor zu den führenden Köpfen der „Flight Safety“ – und meine Wenigkeit seit neuestem zu seinem Mitarbeiterstab. Noch gibt es viel zu lernen, mein limitierter Geist wird geflutet mit unbekannten Programmen und Verfahren. Ab sofort werde ich eine Woche pro Monat im Büro verbringen und mich dabei mit unstabilisierten Anflügen und nicht eingehaltenen Limiten herumschlagen. Werde mit rauchendem Kopf über Tabellen, Recorderaufzeichnungen und „Print outs“ gebeugt über Verfehlungen meiner Cockpitkollegen wachen und in (erhoffter) Ermangelung ebensolcher hoffentlich immer noch genügend Zeit für Fahrten mit dem neu erstandenen Boot haben...
Genau - richtig gelesen. Wir haben nämlich – nach zweijähriger Wartezeit – zusammen mit den Lembachs und Hirschhäusers ein Wassergefährt erstanden: 24 Fuss lang, bereits acht Lenze auf dem Buckel, bestückt mit zwei Mal 115 Pferdestärken – und das Beste – mit einem Liegplatz an optimaler Lage in der Marina Al Bateen. Damit sprengen wir die urbanen Grenzen Abu Dhabis und sind ab sofort jederzeit in der Lage, aus dem Moloch der kochenden, überhitzten Stadt in „ruhigere Gewässer“ zu entfliehen.
Rückblick
Wir sind auf dem Rückflug von London nach Abu Dhabi, nach einem 28 stündigen Aufenthalt in Britannien. Die Nase unseres Airbus A340-600 mit der Immatrikulation A6-EHE und knappen 3200 Flugstunden auf dem Buckel zeigt wieder ostwärts. In dreieinhalb Stunden, um 20.30 Uhr Lokalzeit, werden wir auf Emiratischem Boden landen. Mittlerweile kommen mir sechs- oder siebenstündige Flüge wie Kurzstrecken-Hüpfer vor. Kürzlich habe ich in meinem elektronischen Flugbuch geblättert und dabei festgestellt, dass ich bereits 33 Ultra-Longrange Flüge (ULR) in Etihad-Diensten absolviert habe. Nach Toronto, Sydney oder New York. 33 Flüge oder 66 Sectors mit einer Flugzeit zwischen elf und 16 Stunden. Eingeschlossen in einer rund 70 Meter langen Aluminiumröhre mit einer Luftfeuchtigkeit von fünf Prozent.
Die Zählung zeigt, dass es sich bei der Mehrzahl meiner Einsätze um ULR-Missionen handelt. Aber man bedenke: Bereits zwei solcher Flüge blockieren zusammen mit den entsprechenden Freitagen mehr als die Hälfte eines Monatseinsatzes. Wen wundert’s also, dass sich mein Schlaf- und Verdauungsrhythmus bisweilen etwas aus dem Lot bringen lässt und mir die eine oder andere nächtliche Wach-Stunde beschert.
Am 21. Mai 2008 wird es auf den Tag genau zwei Jahre her sein, seit ich meinen ersten Arbeitstag bei Etihad absolviert habe. 24 Monate, in denen unheimlich viel passiert ist, 24 Monate, in denen nicht nur ich, sondern die gesamte Familie viel erlebt und gelernt hat.
Neue Freiheiten
Der Wandel geht unaufhörlich weiter. Es ist kein Ende abzusehen, Immer wieder bieten sich neue Chancen. Etihad wächst nach wie vor derart schnell, dass kein Stein auf dem andern bleibt und Organigramme zum Zeitpunkt der Veröffentlichung kaum noch den Wert des Papiers, auf dem sie gedruckt sind, haben.
Auch das „Flight Safety Department“ wächst. Im Besonderen bedarf es neuer Mitarbeiter im Bereich „Flight Data Analysis and Evaluation“, einer Abteilung, die bei Etihad von zwei Schweizern aufgebaut wurde. Bis zum heutigen Tag wird eng mit den verantwortlichen SWISS-Stellen zusammengearbeitet und es entwickelte sich über die Jahre eine effiziente und qualitativ hochstehende Organisation. Während der eine der beiden Begründer mittlerweile bei Gulf Air tätig ist, gehört André Zbinden nach wie vor zu den führenden Köpfen der „Flight Safety“ – und meine Wenigkeit seit neuestem zu seinem Mitarbeiterstab. Noch gibt es viel zu lernen, mein limitierter Geist wird geflutet mit unbekannten Programmen und Verfahren. Ab sofort werde ich eine Woche pro Monat im Büro verbringen und mich dabei mit unstabilisierten Anflügen und nicht eingehaltenen Limiten herumschlagen. Werde mit rauchendem Kopf über Tabellen, Recorderaufzeichnungen und „Print outs“ gebeugt über Verfehlungen meiner Cockpitkollegen wachen und in (erhoffter) Ermangelung ebensolcher hoffentlich immer noch genügend Zeit für Fahrten mit dem neu erstandenen Boot haben...
Genau - richtig gelesen. Wir haben nämlich – nach zweijähriger Wartezeit – zusammen mit den Lembachs und Hirschhäusers ein Wassergefährt erstanden: 24 Fuss lang, bereits acht Lenze auf dem Buckel, bestückt mit zwei Mal 115 Pferdestärken – und das Beste – mit einem Liegplatz an optimaler Lage in der Marina Al Bateen. Damit sprengen wir die urbanen Grenzen Abu Dhabis und sind ab sofort jederzeit in der Lage, aus dem Moloch der kochenden, überhitzten Stadt in „ruhigere Gewässer“ zu entfliehen.
Besichtigungs- und Kauftermin
Auf zu neuen Grenzen
Denn die Stadt wird zusehends hektischer. Ständig drängen neue Expats in die Emirate, angelockt von einer Vielzahl von Jobangeboten expandierender Firmen. Angesichts dieser Bevölkerungszunahme verkommt die Wohnsituation zum Albtraum. Zeitungen berichten von 20000 Wohneinheiten, die im kommenden Jahr fehlen werden. Dies, obwohl beinahe jeden Tag irgendwo ein neuer Kran aufgebaut wird. Das Bauvolumen ist schlicht unglaublich. Was Dubai an natürlichen Ressourcen langsam ausgeht, so schreibt die NZZ, nämlich Öl und natürliche Inseln, hat Abu Dhabi im Überfluss. Zurzeit fördert das grösste Emirat täglich rund zwei Millionen Barrel Öl, seine Reserven sind die viertgrössten weltweit. Und entsprechend gross sind die Möglichkeiten für Investitionen. Die Summen sind schwindelerregend. Gesamthaft sollen gemäss «Gulf News» in den fünf kommenden Jahren rund 100 Milliarden Dollar in den Ausbau der Wirtschaft und des Tourismus investiert werden, allein das führende Immobilienunternehmen Aldar will in den nächsten drei Jahren für rund 20 Milliarden Dollar auf natürlichen Inseln, die der Hauptstadt Abu Dhabi vorgelagert sind, Übernachtungs- und Wohnmöglichkeiten für 400 000 Menschen bauen. In Dubai der Hype und die Masse, in Abu Dhabi der Luxus und die Exklusivität, konzentriert auf die rund 200 natürlichen Inseln.
Dieser Tage beherrbergt die Hauptstadt eine Ausstellung mit dem vielversprechenden Namen „Cityscape“. Franziska und ich lassen es uns nicht nehmen und schlendern einen halben Tag durch die überfüllten Hallen. Was wir sehen, raubt uns den Atem: Projekte, die sich an Grösse und Ausgefallenheit gegenseitig überbieten. Bauten in einer Ausgefallenheit, dass der statische Laie immer wieder an deren Machbarkeit zweifelt.
Architektur und Dimension sind das eine, Kauf- und Verkaufsaktivitäten das andere. Die Besucher reissen sich um gewisse Einheiten, deren Wert quasi stündlich zunimmt. Auch Expats dürfen kaufen, allerdings sind die exklusivsten Objekte ausschliesslich den Emiratis vorenthalten.
Kein Zweifel – Abu Dhabi boomt. Und es ist kein Ende abzusehen.
Denn die Stadt wird zusehends hektischer. Ständig drängen neue Expats in die Emirate, angelockt von einer Vielzahl von Jobangeboten expandierender Firmen. Angesichts dieser Bevölkerungszunahme verkommt die Wohnsituation zum Albtraum. Zeitungen berichten von 20000 Wohneinheiten, die im kommenden Jahr fehlen werden. Dies, obwohl beinahe jeden Tag irgendwo ein neuer Kran aufgebaut wird. Das Bauvolumen ist schlicht unglaublich. Was Dubai an natürlichen Ressourcen langsam ausgeht, so schreibt die NZZ, nämlich Öl und natürliche Inseln, hat Abu Dhabi im Überfluss. Zurzeit fördert das grösste Emirat täglich rund zwei Millionen Barrel Öl, seine Reserven sind die viertgrössten weltweit. Und entsprechend gross sind die Möglichkeiten für Investitionen. Die Summen sind schwindelerregend. Gesamthaft sollen gemäss «Gulf News» in den fünf kommenden Jahren rund 100 Milliarden Dollar in den Ausbau der Wirtschaft und des Tourismus investiert werden, allein das führende Immobilienunternehmen Aldar will in den nächsten drei Jahren für rund 20 Milliarden Dollar auf natürlichen Inseln, die der Hauptstadt Abu Dhabi vorgelagert sind, Übernachtungs- und Wohnmöglichkeiten für 400 000 Menschen bauen. In Dubai der Hype und die Masse, in Abu Dhabi der Luxus und die Exklusivität, konzentriert auf die rund 200 natürlichen Inseln.
Dieser Tage beherrbergt die Hauptstadt eine Ausstellung mit dem vielversprechenden Namen „Cityscape“. Franziska und ich lassen es uns nicht nehmen und schlendern einen halben Tag durch die überfüllten Hallen. Was wir sehen, raubt uns den Atem: Projekte, die sich an Grösse und Ausgefallenheit gegenseitig überbieten. Bauten in einer Ausgefallenheit, dass der statische Laie immer wieder an deren Machbarkeit zweifelt.
Architektur und Dimension sind das eine, Kauf- und Verkaufsaktivitäten das andere. Die Besucher reissen sich um gewisse Einheiten, deren Wert quasi stündlich zunimmt. Auch Expats dürfen kaufen, allerdings sind die exklusivsten Objekte ausschliesslich den Emiratis vorenthalten.
Kein Zweifel – Abu Dhabi boomt. Und es ist kein Ende abzusehen.
Stadtmodelle einer anderen Dimension
Verpasster Sieg
Ganz anders meine jüngste Teilnahme an einem Squashturnier. Dort kommt das Ende schneller als mir lieb ist. Das „Sheraton Abu Dhabi Open“ dauert drei Wochen und wird in diversen Kategorien ausgetragen. Die zweithöchste Spielklasse, die „Division 2“, ist gut bemannt. Mittlerweile sind mir bereits zahlreiche der gemeldeten Namen bestens bekannt. Das Turnier beginnt erfolgreich für mich und ich kriege den jungen Gegner rasch in den Griff. Das Spiel zieht sich schliesslich mehr in die Länge als erwartet. Am Schluss behalte ich die Oberhand. Unglücklicherweise treffe ich in der zweiten Runde auf die Nummer zwei des Tableaus. Der erste Satz geht klar an den Gegner, dann fange ich mich auf und gerate immer besser ins Spiel. Doch nach einer knappen Stunde stehe ich mit dem Rücken zur Wand. Trotz langer Führung im vierten Satz kann ich den Druck nicht aufrechterhalten. Der Gegner wendet das Blatt und gewinnt schliesslich das Spiel mit 1 zu 3. Schade, ich war nahe dran und mit ein bisschen mehr Effizienz wäre gar ein Sieg dringelegen.
Letztlich bleibt mir nichts anderes übrig, als mich zuhause von der Gattin neu motivieren zu lassen. Die Salbe für die arg schmerzende Achillessehne muss ich allerdings selber auftragen, denn so weit geht das eheliche Mitgefühl leider nicht.
Ganz anders meine jüngste Teilnahme an einem Squashturnier. Dort kommt das Ende schneller als mir lieb ist. Das „Sheraton Abu Dhabi Open“ dauert drei Wochen und wird in diversen Kategorien ausgetragen. Die zweithöchste Spielklasse, die „Division 2“, ist gut bemannt. Mittlerweile sind mir bereits zahlreiche der gemeldeten Namen bestens bekannt. Das Turnier beginnt erfolgreich für mich und ich kriege den jungen Gegner rasch in den Griff. Das Spiel zieht sich schliesslich mehr in die Länge als erwartet. Am Schluss behalte ich die Oberhand. Unglücklicherweise treffe ich in der zweiten Runde auf die Nummer zwei des Tableaus. Der erste Satz geht klar an den Gegner, dann fange ich mich auf und gerate immer besser ins Spiel. Doch nach einer knappen Stunde stehe ich mit dem Rücken zur Wand. Trotz langer Führung im vierten Satz kann ich den Druck nicht aufrechterhalten. Der Gegner wendet das Blatt und gewinnt schliesslich das Spiel mit 1 zu 3. Schade, ich war nahe dran und mit ein bisschen mehr Effizienz wäre gar ein Sieg dringelegen.
Letztlich bleibt mir nichts anderes übrig, als mich zuhause von der Gattin neu motivieren zu lassen. Die Salbe für die arg schmerzende Achillessehne muss ich allerdings selber auftragen, denn so weit geht das eheliche Mitgefühl leider nicht.
Gulf News berichtet
Thursday, May 08, 2008
Die Schweizer sind die besseren Schweden!
Um Mitternacht treiben nicht nur die Geister ihr Unwesen. Auch der kleine, erst vor wenigen Monaten frisch bezogene Planungsraum für Etihad-Cockpitbesatzungen platzt aus allen Nähten. Zwischen zwei und drei Uhr starten zahlreiche Langstreckenflüge, ausserdem verlassen zur gleichen nachtschlafenen Stunde auch einige „Turnarounds“ – sprich Umkehrflüge – den heimatlichen Flughafen. So drängen sich denn Piloten verschiedenster Nationaliäten um die etwas zu klein geratenen Stehtischchen, auf denen viel zu dicke Papierbündel mit Wetter- und Flughafeninformationen verstreut liegen. Und es wird nicht nur geplant, sondern auch heftig geplaudert, über Gott, die Welt – und einige andere Dinge, beispielsweise Eishockey.
Schweizer Fernsehen in Pole Position
Ich bin wieder einmal unterwegs nach New York. Zu meinem Leidwesen als „Operating Commander“ und damit Mitglied der „Crew A“, was während der kommenden sieben Stunden Arbeit und wenig Schlaf verheisst. Während ich zwischen den verschiedenen Computerterminals und meinem Planungstisch hin und her pendle, erblicke ich Lennart und Christian. Der Erstgenannte ein Schwede, vormals in Swissaircockpits tätig, der Zweite ein Däne mit schwedischen Wurzeln, der früher in Diensten der SAS stand. Selbstverständlich kommen wir auch auf die im Moment laufende Eishockey-Weltmeisterschaft und auf das bevorstehende Spiel Schweiz-Schweden zu sprechen. Die beiden Skandinavier beklagen sich über die Tatsache, dass sie die Spiele nicht am Fernsehen mitverfolgen können, während ich ungeniert mit den Übertragungsrechten des Schweizer Fernsehens prahle. Und sogleich strafen mich Übermut und Vorwitz, denn Lennart und Christian laden sich auf hemmungslose Art gleich selber für den kommenden Mittwoch ein. Gattinnen inklusive – wen erstaunt’s, „sharing is caring“ und überhaupt ist Schweden ein Sozialstaat der ersten Stunde.
Der Flug nach New York verläuft problemlos. Die Flugzeit beträgt lediglich 13 Stunden und 25 Minuten. Landung auf Piste 31R. Für einmal müssen wir nicht viermal die Anflugkarte wechseln, die Controller leiten uns mit ansonsten nicht üblicher Beharrlichkeit zum Endanflug der beim Erstaufruf genannten Piste. Der „Big Apple“ präsentiert sich im strahlendsten Frühlingsgewand, nicht eine Wolke trübt den blauen Himmel. Die Temperatur empfinde ich als angenehm wohltuend, steigt doch in Abu Dhabi das Thermometer bereits regelmässig wieder über die 40-Grad Marke. Schade nur, dass unser Hotel im abgelegenen Long Island und nicht im pulsierenden Manhattan liegt. Ein Bummel entlang des Broadways zum Times Square wäre zu verlockend gewesen.
Wenn der Schädel dröhnt
Kurz nachdem ich mein Handy angekickt habe, empfange ich ein SMS von Franziska. Kopfschmerzen und Übelkeit haben sie offenbar vorübergehend ins Bett gezwungen. Die vielen Besuche der letzten Tage und Wochen – bei uns wie auch bei Andrea und Toni – hinterlassen Spuren. Wenig Schlaf, mehr Nikotin und noch mehr Alkohol. Franziska hat das Rauchen vor 20 Jahren aufgegeben und macht seither nur bei gesellschaftlichen Sturm- und Drangphasen die Regel (des Nichtrauchens) zur Ausnahme (des Rauchens).
Wie auch immer – nun liegt sie also siech darnieder. Dabei will ich sie vorwarnen und auf die möglichen Gefahren des anstehenden Mittwochabends hinweisen. Mein SMS verhallt zuerst unbeantwortet in den endlosen Weiten der von Satelliten getragenen Kommunikation heutiger Tage. Es vergehen einige Stunden bis mein Handy per vertrautem Klingelton den Eingang einer Nachricht ankündet. „Hi dide! Wir freuen uns auf einen schweden abend! Wir werden es tim sagen. Mami liegt immer noch im bett mit ks. Ich schmeiss für sie den haushalt! Lg nina“, steht da grossmundig geschrieben. Sieht man einmal von der Tatsache ab, dass unsere „Beinahe Vollzeit-Maid“ Romana die meisten anfallenden Haushaltarbeiten zuverlässig verrichtet, spuckt unsere Letztgeborene ziemlich grosse Töne. Ich muss schmunzeln, bin aber immerhin beruhigt, meine Frau in guter Pflege zu wissen.
Am folgenden Tag tippe ich beim Versand meiner Anfrage nach dem allgemeinen Befinden gleich beim ersten Mal die Handynummer von Nina ein. Und siehe da – die Antwort kommt postwendend: „Yes i got everything under control! Mami is gettin better and better! Cu on Wednesday! Kiss nina“.
Gut so – damit steht dem anstehenden Helvetisch-Skandinavischen Abend nichts mehr im Wege und ich kann bereits einmal anfangen, unseren Kühlschrank mit Bier zu füllen. Denn sie spielen nicht nur verdammt gut Eishockey, die Schweden, sie verfügen auch über einen kräftigen Zug. Und da wollen wir Schweizer uns – genausowenig wie auf dem Eis – nicht lumpen lassen. Die Gattinnen bleiben übrigens zu Hause. Dafür stösst während des Spiels Andrea zu uns. Die Männer sind dennoch in der Überzahl.
Vielleicht liegt darin der Grund, dass wir auch sportlich auf der ganzen Linie überzeugen und die Schweden empfindlich schlagen. Zum ersten Mal an einer WM seit 1993! Mit zwei Toren Unterschied. Der Schweizer Triumph ist total. Auch wenn dies meine Umgebund hier in den UAE nicht unbedingt so dezidiert wahrnimmt: "You're Swiss - where in Sweden do you live...?"
Gestern waren wir mit Sicherheit die besseren Schweden!
Schweizer Fernsehen in Pole Position
Ich bin wieder einmal unterwegs nach New York. Zu meinem Leidwesen als „Operating Commander“ und damit Mitglied der „Crew A“, was während der kommenden sieben Stunden Arbeit und wenig Schlaf verheisst. Während ich zwischen den verschiedenen Computerterminals und meinem Planungstisch hin und her pendle, erblicke ich Lennart und Christian. Der Erstgenannte ein Schwede, vormals in Swissaircockpits tätig, der Zweite ein Däne mit schwedischen Wurzeln, der früher in Diensten der SAS stand. Selbstverständlich kommen wir auch auf die im Moment laufende Eishockey-Weltmeisterschaft und auf das bevorstehende Spiel Schweiz-Schweden zu sprechen. Die beiden Skandinavier beklagen sich über die Tatsache, dass sie die Spiele nicht am Fernsehen mitverfolgen können, während ich ungeniert mit den Übertragungsrechten des Schweizer Fernsehens prahle. Und sogleich strafen mich Übermut und Vorwitz, denn Lennart und Christian laden sich auf hemmungslose Art gleich selber für den kommenden Mittwoch ein. Gattinnen inklusive – wen erstaunt’s, „sharing is caring“ und überhaupt ist Schweden ein Sozialstaat der ersten Stunde.
Der Flug nach New York verläuft problemlos. Die Flugzeit beträgt lediglich 13 Stunden und 25 Minuten. Landung auf Piste 31R. Für einmal müssen wir nicht viermal die Anflugkarte wechseln, die Controller leiten uns mit ansonsten nicht üblicher Beharrlichkeit zum Endanflug der beim Erstaufruf genannten Piste. Der „Big Apple“ präsentiert sich im strahlendsten Frühlingsgewand, nicht eine Wolke trübt den blauen Himmel. Die Temperatur empfinde ich als angenehm wohltuend, steigt doch in Abu Dhabi das Thermometer bereits regelmässig wieder über die 40-Grad Marke. Schade nur, dass unser Hotel im abgelegenen Long Island und nicht im pulsierenden Manhattan liegt. Ein Bummel entlang des Broadways zum Times Square wäre zu verlockend gewesen.
Wenn der Schädel dröhnt
Kurz nachdem ich mein Handy angekickt habe, empfange ich ein SMS von Franziska. Kopfschmerzen und Übelkeit haben sie offenbar vorübergehend ins Bett gezwungen. Die vielen Besuche der letzten Tage und Wochen – bei uns wie auch bei Andrea und Toni – hinterlassen Spuren. Wenig Schlaf, mehr Nikotin und noch mehr Alkohol. Franziska hat das Rauchen vor 20 Jahren aufgegeben und macht seither nur bei gesellschaftlichen Sturm- und Drangphasen die Regel (des Nichtrauchens) zur Ausnahme (des Rauchens).
Wie auch immer – nun liegt sie also siech darnieder. Dabei will ich sie vorwarnen und auf die möglichen Gefahren des anstehenden Mittwochabends hinweisen. Mein SMS verhallt zuerst unbeantwortet in den endlosen Weiten der von Satelliten getragenen Kommunikation heutiger Tage. Es vergehen einige Stunden bis mein Handy per vertrautem Klingelton den Eingang einer Nachricht ankündet. „Hi dide! Wir freuen uns auf einen schweden abend! Wir werden es tim sagen. Mami liegt immer noch im bett mit ks. Ich schmeiss für sie den haushalt! Lg nina“, steht da grossmundig geschrieben. Sieht man einmal von der Tatsache ab, dass unsere „Beinahe Vollzeit-Maid“ Romana die meisten anfallenden Haushaltarbeiten zuverlässig verrichtet, spuckt unsere Letztgeborene ziemlich grosse Töne. Ich muss schmunzeln, bin aber immerhin beruhigt, meine Frau in guter Pflege zu wissen.
Am folgenden Tag tippe ich beim Versand meiner Anfrage nach dem allgemeinen Befinden gleich beim ersten Mal die Handynummer von Nina ein. Und siehe da – die Antwort kommt postwendend: „Yes i got everything under control! Mami is gettin better and better! Cu on Wednesday! Kiss nina“.
Gut so – damit steht dem anstehenden Helvetisch-Skandinavischen Abend nichts mehr im Wege und ich kann bereits einmal anfangen, unseren Kühlschrank mit Bier zu füllen. Denn sie spielen nicht nur verdammt gut Eishockey, die Schweden, sie verfügen auch über einen kräftigen Zug. Und da wollen wir Schweizer uns – genausowenig wie auf dem Eis – nicht lumpen lassen. Die Gattinnen bleiben übrigens zu Hause. Dafür stösst während des Spiels Andrea zu uns. Die Männer sind dennoch in der Überzahl.
Vielleicht liegt darin der Grund, dass wir auch sportlich auf der ganzen Linie überzeugen und die Schweden empfindlich schlagen. Zum ersten Mal an einer WM seit 1993! Mit zwei Toren Unterschied. Der Schweizer Triumph ist total. Auch wenn dies meine Umgebund hier in den UAE nicht unbedingt so dezidiert wahrnimmt: "You're Swiss - where in Sweden do you live...?"
Gestern waren wir mit Sicherheit die besseren Schweden!
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