posted by Dide.
Nachtflug nach Casablanca. Check in um 0050 Uhr - Abflug um 0220 Uhr. Mitten in der Nacht. Um diese Zeit herrscht beim „OCC“, dem „OPS“ der Etihad Hochbetrieb. Dabei muss sich der geneigte Leser diese Räumlichkeiten etwas weniger grosszügig als bei der SWISS vorstellen. Genau genommen handelt es sich lediglich um einen langen, schmalen und ständig verstopften Gang, in dem sich wartende Cabin Crew Members die Zigarettenpackungen weiter reichen, sowie um einen „Internet-Corner“, bei dem sich ungeduldige Besatzungsmitglieder in Ermangelung genügender Computerstationen die Füsse wund treten. Die Flugplanung findet im Stehen an einer langen Theke statt, hinter welcher Vertreter von Crew Control und Dispatch sitzen und versuchen, den Bedürfnissen aller Crew Members gerecht zu werden. Viel Papier staut sich auf knapper Ablagefläche, es gibt kaum eine Möglichkeit, in Ruhe die Dokumente durchzugehen. Schliesslich kommt mein Copi angetrottet. Ein sympathisch grinsender Jamaicaner, der alle zu kennen scheint, der links und rechts grüsst und mit jeder und jedem zu plaudern beginnt. Wohl arbeitet er erst seit Oktober 2005 für die Firma, doch bei solch rasantem Wachstum gehört man bereits nach kurzer Zeit zu „den Alten und Erfahrenen“. Sein Englisch erinnert mich ein wenig klischeehaft an Bob Marley oder an den Film „Cool running“, in dem sich vier muntere Bobfahrer mit Rastalocken aufmachen, die Eiskanäle dieser Welt zu erobern. Wer diesen Streifen dereinst gesehen hat, mag sich mit Sicherheit an die amüsanten Abenteuer der mitunter tolpatschig wirkenden Sportler erinnern. „Ya man“ meint mein Copi als ich ihm meinen Fuelvorschlag unterbreite. In Casablanca ist Nebel angesagt und da lohnt es sich wohl, einige Liter mehr zu tanken.
Während des Fluges wird viel diskutiert. Die Themen sind immer wieder die gleichen: Diskussionen über die angespannte Wohnsituation in Abu Dhabi, über das familiäre Umfeld aber auch über die individuelle Vorgeschichte der einzelnen Kollegen. Schliesslich führten alle auch ein Leben vor dem Eintritt in die Etihad und da offenbaren sich bei näherer Betrachtung manchmal gar eigentümliche Irrwege. Irgendwann mündet unser Gespräch ins Thema Sport. Ich staune nicht schlecht, als mein Mitarbeiter beginnt, von seinen diversen Aktivitäten und Präferenzen zu berichten. Eis und Schnee hätten es ihm angetan, meint er, und schliesslich berichtet er von seiner aktiven Karriere – wer mag es für möglich halten - als Bobfahrer! James erzählt von Sommer- und Wintertrainings, von deutschen Profitrainern, von Sponsoren und von diversen Wettkämpfen. Nur mit knapper Mühe bewahre ich meinen Unterkiefer vor etwaigem Ausrenken als er schliesslich grinsend erwähnt, dass er übrigens im Jahre 1998 sein Land an den Olympischen Winterspielen von Nagano im Zweierbob vertreten hätte. Nicht auf einem Podestplatz zwar – aber immerhin hätten sie auch nicht zu den schlechtesten Teams gehört. Ich staune und bin mir nach fünf Stunden Nachtflug nicht ganz sicher, ob ich träume. „No“ entgegnet mein Gegenüber und schüttelt den Kopf, „You’re not dreaming. It’s reality man.“
Wer sagt denn da, Filme seien Fiktion: „Ya man – hot temperatures but cool running...“
Monday, July 31, 2006
Subscribe to:
Post Comments (Atom)
No comments:
Post a Comment