posted by Dide
Mein vorletzter Blog-Eintrag erzählt von allerlei Erlebnissen mit Taxifahrern. Die leidige Geschichte mit den Taxis findet hier eine Fortsetzung. Allerdings keine erfreuliche.
Ich weile beim Verfassen dieses Beitrages immer noch in Casablanca – ihr mögt euch erinnern – zusammen mit meinem Jamaicanischen „Horseshoe-Bezwinger“. Dieser liegt allerdings noch in den Federn, als meine Wenigkeit nach erholsamem Schlaf das Hotel auf eigene Faust verlässt. Dies in der Absicht, an der Corniche – eine solche gibt es anscheinend in den meisten arabischen Städten – zu flanieren. Verhandlungen mit einem Taxifahrer (da sind wir doch schon wieder mitten im Thema...) in der Nähe des Sheraton lassen mich jedoch aufhorchen. Wohl verspricht er, den „Meter“ (= Zähler) einzuschalten, doch seine Anmerkung, diese Fahrt würde mich gut und gerne 100 Marokkanische Dirham kosten, stimmt misstrauisch. Der Ansatz scheint mir eher hoch, dennoch steige ich ein. Ein lapidarer Fehler. Wohl behalte ich den tickenden Zähler im Auge, mir fällt allerdings auf, dass der Fahrer mit seiner rechten Hand immer wieder verstohlen am Kasten herum fummelt. Schliesslich zeigt das Gerät am Ende der Fahrt satte 150 Dirham, was rund 25 Schweizer Franken entspricht. Mir ist sogleich klar, dass dieser Preis nicht stimmen kann, und nach heftiger Diskussion gebe ich dem Mann hinter dem Steuer einen Hunderter – immer noch viel zu viel – und steige murrend aus. Wohl wissend, dass ich wie ein Anfänger übers Ohr gehauen worden bin.
Die Stimmung will ich mir deswegen aber nicht verderben lassen. So schlendere ich der stark belebten Promenade entlang und trinke in einem am Strand gelegenene Café zwei Espressi. Das Meer wirft hohe, unregelmässige Wellen gegen das Ufer, das gesäumt ist von zahlreichen gut besuchten Schwimmbecken und Sportanlagen.
Irgendwann entscheide ich mich, zurück zum Hotel zu fahren, denn ein einladendes Restaurant lässt sich auch nach ausgiebiger Suche nicht ausmachen. Also springe ich ins nächste Taxi. Wir sind gute drei Minuten auf einer vierspurigen Ausfallstrasse unterwegs, da kracht es gewaltig und ich sehe ein schwarzes Teil an meinem Fenster vorbeifliegen. Instinktiv ziehe ich meinen Kopf ein. Bevor ich realisiere was geschieht, beginnt unser Taxi zu schlingern und dreht sich in zügigem Tempo mehr als 90 Grad nach links, um gleichzeitig gegen einen Wagen auf der angrenzenden Fahrspur zu schlittern. Kurz tauchen Erinnerungen an wilde Achterbahnfahrten in jugendlichen Sturm- und Drangjahren vor meinem geistigen Auge auf. Meinem Fahrer indes bleibt kaum Zeit für dergestaltiges Sinnieren. Wuchtig tritt er in die Bremsen. Gleichzeitig kurbelt er wie wild am Steuer. Haarscharf gelingt es ihm, eine weitere Kollision zu verhindern. Im rechten Blickwinkel nehme ich einen schwarzen VW Touareg wahr, der mit übersetzter Geschwindigkeit weiter rast. Wir hingegen bleiben in der Mitte der Strasse in einer Staubwolke stehen. Das Ganze hat nur wenige Sekunden gedauert. Uns entgegen drängen sich Fahrzeuge auf vier Spuren. Wildes Gehupe. Ich möchte das Taxi so rasch als möglich verlassen, habe allerdings meine Zweifel, ob sich die rechte Hintertür nach diesem Schlag öffnen lässt. Doch die Skepsis ist unbegründet. Zusammen mit dem verdatterten Fahrer betrachte ich den kleinen roten Fiat von aussen. Beide – Fahrer und Fiat – machen einen erbärmlichen Eindruck und in mir wachsen Zweifel, ob dieses Auto je wieder selbstständig marokkanische Highways entjungfern wird! Beide Stossstangen liegen am Boden, das Heck ist total demoliert und die Hinterachse massiv verschoben. Das rechte Hinterrad ist erheblich angewinkelt, der Reifen platt. Sofort sind wir von einer Gruppe wild diskutierender Einheimischer umringt. Obwohl ich mittlerweile der Arabischen Sprache so weit mächtig bin, dass ich flüssig auf 10 zählen kann, verstehe ich vom Gesagten äusserst wenig. Während der Fahrer im Handschuhfach zu nesteln beginnt, beschliesse ich, mich aus dem Staub zu machen. Ich habe keine Lust auf lange Diskussionen mit den einheimischen „Freunden und Helfern“. Niemand bemerkt, wie ich davon schleiche und dem Geschehen aus sicherer Distanz einige weitere Minuten beiwohne. Schliesslich winke ich das nächste Taxi heran. Es ist das dritte heute!
Der Fahrer ist im Gegensatz zu seinen Vorgängern von eher geselliger Natur und plappert unaufhörlich. Er will mich bei meinem nächsten Stopp in Casablanca gleich mit der gesamten Besatzung zu sich nach Hause einladen. Sein Couscous sei das beste in der ganzen Stadt, bemerkt er stolz. Auf seinen eindrücklichen Wunsch notiere ich sogleich seine Handynummer und verspreche, mich dereinst zu melden. Unbeschadet erreichen wir wenig später das Sheraton. Und auch der Zähler hat seinen Dienst einwandfrei verrichtet; in angemessenem Tempo notabene. Ich bezahle lediglich 2o Dirham – Trinkgeld und Einladung inklusive... Hamdulela!
Tuesday, August 01, 2006
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1 comment:
Hallo Dide
Du brauchst dringend einen Vierfach-Airbag, falls du weitere taxifahrerische Episoden einigermassen heil überleben willst. So langsam mache ich mir schon Sorgen um unseren einzig(artig)en Ausland-Korespondenten!
Brigitte
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