Meine liebreizende Gattin – leider "nur" die zweitbeste Ehefrau von allen (die beste hat sich der liebe Ephraim seinerzeit ja geschnappt), lässt mir keine Ruh. Seit Wochen liegt sie mir in den Ohren und beklagt sich über die Tatsache, dass ich die „Wüstenspuren“ nur noch mit Erlebnissen rund um die Fliegerei füttere. „Wie wär’s“, stichelte sie kürzlich, „wenn du wieder mal etwas Interessantes schreiben würdest? Geschichten, die auch „Nicht- Piloten“ interessieren? Zumal wir vor kurzer Zeit doch Familienzuwachs erhalten haben...?“
Aber Achtung – keine voreiligen Schlüsse bitte. Schnelldenker seien gewarnt! Der Kinder zählen wir immer noch drei an der Zahl. Keine neuen Hausangestellten und auch keine Familienmitglieder, die bei uns um Asyl nachgefragt haben. Mit „Familienzuwachs“ sind zwei kleine Kater gemeint, die seit wenigen Tagen mit Volldampf durchs Haus speeden. Mittlerweile sind wir auch ganz sicher, dass es sich bei beiden um männliche Exponenten ihrer Spezies handelt. Die Katzen stammen aus dem unerschöpflichen Fundus der „Feline friends“, einer Organisation, die sich um heimatlose Katzen kümmert und diese nach Möglichkeit (und Einkassierung einer stattlichen Summe) an geeignete Plätze weitervermittelt. Zufälligerweise wohnt in unserem Compound eine Vertreterin dieser engagierten Tierfreunde, und seit unsere Töchter kürzlich eine Schar tollpatschiger Jungtiere zu sehen bekamen, ist es um sie – die Töchter eben – geschehen.
Nach altbekanntem Muster (scheint aber immer wieder zu funktionieren) beginnen sie ihr endloses Jammerspiel: „Könnten wir nicht...? Dürfen wir nicht...? Sollten wir nicht... eine oder besser gleich zwei dieser armen Kreaturen bei uns aufnehmen?“ Elterliche Einwände werden standhaft dementiert; mit gemeinsam inszenierten Leiern über jüngst gewachsenes Verantwortungsbewusstsein oder mit jüngst gewachsener Hilfsbereitschaft, verbunden mit tausend kaum zu glaubenden Versprechungen. Das Rote Kreuz, die Heilsarmee – sie würden sich freuen ob solch williger und pflichtbewusster Mitglieder. Sogar Tim röhrt ins gleiche Rohr und meint, dass Tiere eine wertvolle Bereicherung unserer familiären Gemeinschaft wären.
Die Eltern stehen mit dem Rücken zur Wand. Und es bedarf lediglich des Besuches zweier Familien, dann ist die Wahl getroffen: Die ausgewählten Kater sind knapp zwei Monate alt, einer ist grau der andere rot getigert. Sie heissen „Bart“ (der rote) und „Bubbles“ (der graue). Les jeux sont faits.
Scherben bringen Glück
So gewinnt denn unser eingespieltes Familienleben wieder zügig an Dynamik, vergleichbar mit den Tempowechseln der internationalen Börsen. Zum Schlafen schliessen wir die munteren Tierchen vorerst ins Gästebad, wenn mindestens ein Familienmitglied zuhause ist, werden die beiden rausgelassen. Und dann geht die Post ab: es wird gebalgt, gejagt, geklettert und geschnurt. Hie und da kommt es auch zu kleineren Sachbeschädigungen, beispielsweise an Fliegengittern oder Edelpflanzen. Ärgerlich ist die kürzlich erfolgte Zerstörung von Lindas grossem Spiegel, der – in Ermangelung eines versierten Handwerkers – seit Monaten an der Wand ihres Zimmers lediglich angelehnt steht. Der Lärm ist ohrenbetäubend, das Scherben-Meer chaotisch. Angesichts dieser Destruktion läuft sogar der sonst so tierliebenden Linda die Galle über, und während Nina und ich die zerstückelte Glaspracht zusammenwischen packt sie den verwirrten Bubbles am Kragen und schüttelt ihn ordentlich durch.
Unsere Maid Romana ist vielleicht die einzige Person im Haus, die den beiden Neuzuzügern eher skeptisch begegnet. Verständlich, entstehen ihr doch zusätzliche Mühen. Abgesehen davon ist es nicht ganz einfach den Boden zu wischen, wenn ständig zwei verspielte Jungkater um den Besen hüpfen. Trotzdem schickt sie sich willig in ihr neues Schicksal.
Noch scheint die Situation also unter Kontrolle, nicht zuletzt auch weil sich die Kinder bis anhin an die gemachten Versprechungen halten. Hoffen wir, dass sich dies nicht so schnell ändert. Falls doch, wird an dieser Stelle davon zu lesen sein.
Sind sie nicht süss...?
Sender- und Playoffprobleme
Definitiv geändert hat hingegen die Verschlüsselung des Satellitenempfangs der Helvetischen TV-Kanäle. Denn von einem Tag auf den andern sind wir nicht mehr in der Lage, SF1 und 2 zu empfangen. Wo früher munter 10vor10 uns aufdatierte, oder wo Jann Billeter das Sportgeschehen moderierte, begegnet uns nichts als schwarze Leere. "Mini Schwiiz - mis Fernseh!" Von wegen. Alles leere Sprüche, "mein" Sender ist spurlos verschwunden. Und das im wirklich dümmsten Augenblick, kämpft doch der SCB um’s Überleben in den Eishockey-Playoffs. Franziska und Tim wirken in diesen Tagen äusserst hektisch und nervös. Der Möglichkeit beraubt, ihre Spieler am Fernsehen anzufeuern, fühlen sie sich ausserstande, die Berner Equippe standesgerecht zu unterstützen. Und Franziskas Vater gar, der aus dem Emmental angereist ist, um bei uns einige Ferientage zu geniessen, sieht seine Erholung erheblich gefährdet (Kann sein, dass diese Formulierung ein bisschen übertrieben ist).
Tim verfolgt die ersten Spiele gegen Fribourg am Internet. Jedes Tor, jede Strafe wird lautstark in die Stube vermeldet. Nach zwei Siegen geraten die Berner völlig unerwartet unter Druck. Das Momentum kippt. Während unsere liebe Nachbarin Andrea anlässlich ihres Aufenthaltes in der Schweiz verzweifelt die legalen Möglichkeiten eines erneuten Empfangs der Schweizer Fernsehkanäle erkundet, nähert sich die Playoffserie zwischen Fribourg und Bern ihrem Kulminationspunkt. Und es wird eng; nicht nur resultatmässig – auch zeitlich. Die Reaktivierung unseres Senderempfangs wird wohl erst nach Andreas Rückkehr möglich sein. Weder Franziska noch Tim halten dieser Dauerbelastung stand und so verziehen sich beide kurz nach Anpfiff des entscheidenden Spiels ins Bett. Der Schock am folgenden Morgen ist gross, als sie erfahren, dass der SCB einmal mehr in der Verlängerung verloren und damit definitiv den Einzug ins Halbfinal verpasst hat. Da vermag auch die Tatsache nicht gross zu trösten, dass Andrea am nächsten Tag mit der rettenden (und legalen) Sat-Access-Karte aus der Schweiz eintrifft. Les jeux sont faits – der SCB ist out. Der TV-Empfang funktioniert wieder. Es lebe der ZSC...
Tuesday, March 18, 2008
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4 comments:
Gratuliere,einmal mehr fantastisch geschrieben.
Es grüsst
der duschvorhang
Hallo Liebe Fam. Eppler
Wir haben auch zwei kleine Bister. Leider wachsen sie total schnell. Eure Katzen sehe wirklich süss aus. Viel Spass aus Stadel.
Leana
PS: Wenn sie grösser sind können sie BISTER werden!!
Hallo Familie Eppler!!!
Diese zwei Kater sehen ja sehr süss aus!! Ich habe da noch eine Allgeimeine Frage:
Habt ihr unsere Schülerzeitung bekommen?
Gruss Delia
Auf die Gefahr hin Ihre Frau zu verstimmen: Ich mag die Geschichten rund um Ihre fliegerischen Erlebnisse :)
greetings from cologne
PS: Glückwunsch zum Familienzuwachs
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