Thursday, March 06, 2008

Frustrationen

Meine Ära als Präsident der „Abu Dhabi Falcons“ neigt sich ihrem Ende zu. Glücklicherweise! Der Eishockeyclub, in dessen Diensten rund 90 Kinder und Jugendliche jede Woche trainieren, stresst ungemein. Mehr noch; er frustriert.

Doch wen, ausser mir, interessiert das schon? Vielleicht Franziska, meine Frau, die einen Teil dieses Ärgers mit mir teilt. Oder Tim, der sich als Spieler der Falken sehr nahe am Geschehen bewegt. Er ist es im Grunde genommen, der mich antreibt, den viel zitierten „Pickel“ nicht frühzeitig ins Korn zu werfen. Also halten wir noch etwas durch. Das Ende ist absehbar, Ende Mai wird die Saison definitiv abgepfiffen.

Eishockey
Dabei gäbe es auch viel Positives zu vermelden. Nicht im Konjunktiv. Die Strukturen haben sich verbessert, das Vorstandsteam, bestehend aus einer italienischen Sekretärin, einem kanadischen Vizepräsidenten, einem südafrikanischen Headcoach, einer Schatzverwalterin aus Texas und mir als Präsident funktioniert und kommuniziert effizient. Die wöchentlichen Trainingseinheiten wurden im Verlauf der Saison aufgestockt, und auf dem Eis kümmern sich so viele freiwillige Coaches wie schon lange nicht mehr um die Spieler. Für die älteste Kategorie, die „Under 18“ wurde diese Saison ein Versuch gestartet, die früher üblichen Turniere durch eine Serie mit Spielen gegen die Mannschaften von Dubai und Al Ain zu ersetzen.
Zwar blieb die Suche nach Sponsoren bis heute erfolglos, dafür konnte unser jährlicher Fundraiser, der „Abu Dhabi Falcons Valentine Dinner/Dance“, einen erfreulichen Erfolg mit rekordverdächtigen Einnahmen verbuchen. Auch die Spielerzahlen haben zugenommen.
Schade nur, dass die Einsatzbereitschaft der meisten Eltern diesbezüglich nicht mithalten kann. Und damit ist auch bereits eines der grossen Übel ansgesprochen. Wie jeder andere Sportclub sind die „Falcons“ auf freiwillige Mithilfe möglichst vieler Supporter angewiesen. Nicht nur im Bereich „coaching“. Wir brauchen Team Managers, die sich um die Organisation der Mannschaften kümmern und die Fahrten zu den Turnieren und Spielen sichern. Wir brauchen ebenso Personen, die sich ums Sponsoring und um Spezialanlässe wie Fundraiser oder Saisonabschlussveranstaltungen bemühen. Doch die Expats sind, dies hat sich mehrfach bestätigt, eine besondere Spezies: Ständig beschäftigt, immer „on the move“, vielerorts engagiert und selten bereit, sich auch noch unentgeltlich für die Freizeit der Kinder zu engagieren. Speziell hier in Abu Dhabi, wo es so einfach ist, für jeden Handgriff eine billige Arbeitskraft anzuheuern. So sind es denn letztlich einige wenige, die den (Eishockey-)Karren in Schwung halten.

Das alles ist nun ja nichts grundsätzlich Neues und scheint sich auch bei Vereinen in der Schweiz nach ähnlichen Mustern abzuspielen. Was mir hier aber besonders zusetzt sind jene Personen, die sich immer wieder auflehnen und damit Unruhe stiften. Besserwisser, Alleskönner und Ignoranten! Diese Querschläger sind es, die mich mitunter an den Rand der Verzweiflung treiben. Kommt hinzu, dass – speziell wenn es um Wettkämpfe geht – die Clubvertreter aus Dubai und Al Ain ebenfalls ihre Krallen ausfahren. Die Angst, gewisse Mannschaften würden ihre Spieler nicht regelkonform einsetzen, nimmt bisweilen lächerliche, um nicht zu sagen pathologische Ausmasse an.
Ich bin es satt und habe die Nase gestrichen voll! Sorry – aber dies muss einfach einmal gesagt sein!

Squash
Die Liga ist in vollem Gang. Jeden Donnerstag wird eine Runde gespielt, unser Team liegt momentan auf Rang drei. Eine Mannschaft tritt mit fünf Spielern an, wobei jeweils die beiden stärksten Exponenten gegeneinander antreten und in analoger Vorgehensweise die Nummern zwei, drei, vier und fünf gegeneinander spielen. Ich belege – je nach aktueller Zusammensetzung des Teams – entweder Position drei oder vier. Die letzten beiden Matches verkamen zu absoluten Tiefschlägen. Und dies in einer Phase, in der unsere Equippe gute Chancen gehabt hätte, ihre Ranglistenposition zu verbessern. Doch meine jeweiligen Gegner erwiesen sich als zu stark. Oder vielleicht bin ich auch einfach zu schwach und leide an konstanter Selbstüberschätzung. Denn in beiden Fällen hatte ich mir Siegeschancen erhofft. Hatte wacker mitgespielt, den Rhythmus des Gegners gehalten und sogar einige gute Punkte erkämpft. Auch an der Puste hat es nicht gelegen, ich bin durch den Court gehastet wie ein junges, wenn auch aufgescheuchtes Reh. Am Ende waren es aber die taktische Überlegenheit sowie die Erfahrung der Kontrahenden, die mich ins Elend stürzten. Die Niederlagen schmerzten und raubten mir mein sportliches Selbstbewusstsein, das ich mir über die vergangenen Monate sorgsam aufgebaut hatte. Ein Turnier zu spielen ist eine Sache, für eine Mannschaft anzutreten eine andere. Da verkommt die Bitterkeit einer Niederlage gar zur ätzenden, mörderischen Giftbrühe.

Tennis
Bekanntlich sind ja aller guten Dinge drei. So gesehen passt es bestens, dass auch unser „Roger“ in Dubai bereits in der ersten Runde eins aufs Dach gekriegt hat. Wäre da nicht die Tatsache, dass meine Wenigkeit vor einigen Wochen – von naiver Verblendung geschlagen – je vier Tickets für Halbfinal und Endspiel erstanden hat. Und jetzt lässt uns der helvetische Tenniskönig einfach hängen. Ausgerechnet in Dubai! Verliert gegen diesen Schotten und macht sich sang- und klanglos aus dem Staub und ab in den Sand, oder besser in die Dubai Marina. Dort sollen er und seine Mirka nämlich ein Apartment besitzen. Was mich persönlich allerdings nicht zu trösten vermag. Mitnichten – die Niederlage Federers degradiert mich vollends zum sportlichen Tiefflieger. Zumindest wird klar, dass auch Spitzenathleten in ihrer Siegfähigkeit limitiert sind. Der Roger hat uns dies im Verlaufe der letzten Jahre irgendwie vergessen lassen. Aber niemand ist unschlagbar. Dies wird wohl nirgends derart deutlich, wie wenn die lange Zeit so unangefochtene Nummer eins im Tennis aus einem Turnier fliegt. Im gleichen Atemzug drängt sich eine andere Erkenntnis auf: Niemand verliert ausschliesslich. Der nächste Sieg ist nur eine Frage der Zeit. Aha – da keimt Hoffnung auf. Bleibt zu hoffen, dass entweder Nadal, Djokovic oder Roddick bis zum Freitag durchhalten und meine malträtierte Kämpferseele wieder etwas aufmuntern. Bleibt noch die Frage nach dem passenden Outfit fürs Halbfinal: Denn die Schweizerfahne und das „Suisse T-shirt“ habe ich bereits wieder im Kleiderschrank abgelegt.

4 comments:

ledi said...

Dide, es war das Pfeiffersche Drüsenfieber, das unserem Roger den Schnauf nahm.
Kopf hoch, und erinnere dich an deine Siege in Bachenbüli!

Jürg

Dide said...

Ok - der Roger ist entschuldigt.Fein raus. Aber ich??
Habe ich wirklich einmal gewonnen in Bachenbüli...? Muss im letzten Leben gewesen sein...

Aber ich schätze deinen Effort, meine instabile Moral aufwerten zu wollen.

Danke Jürg!

Anonymous said...

ja mein lieber dide

lernt man im leben von den erfahrungen die man macht? in deinem fall würde ich klar sagen - nein ! vorstandsarbeit in einem verein - mit kindern - ist immer knochenarbeit. die eltern wollen ja immer das beste für ihr kind. trainer haben meistens - laut aussagen der eltern - sowieso keine ahnung. da sind doch konflikte vorprogrammiert. damit muss man rechnen. sowieso, wenn man von erfahrenen menschen noch darauf aufmerksam gemacht wurde. ältere menschen haben nicht automatisch mehr lebenserfahrung, sie sind einfach schon ein wenig länger "im teich geschwommen". doch wie sie sich an der wasserobefläche halten ist verschieden. einige crawlen bis zum untergang und andere merken, dass man mit der rückenlage am meisten energie sparen kann, und somit wesentlich einfacher zum ziel kommt. aber ich bin der überzeugung, du brauchst diese herausforderungen und dein nächstes amt wartet schon in der pipeline. ohne mobile und ohne laptop kannst du nicht mehr leben. Ich glaube das könnte nicht mal dr. frasier ändern. In diesem sinne wünsch ich dir einen guten abschluss bei den falcons und auch mit laptop bist du jederzeit willkommen.

es grüsst herzlich
der duschvorhang

Dide said...

Gut geraschelt lieber "Duschvorhang". Ich teile deine Erkenntnisse in vielen Punkten - allerdings nicht in allen.
Die Diskussion können wir aber nicht an dieser Stelle führen. Ich habe meine Lektion gelernt. Dessen bin ich mir sicher! Und ich werde mich hüten, weitere Engagements in einem ähnlich gemischten Umfeld anzunehmen. Denn "Viel weiss, wer weiss, dass er... - in diesem Fall ...sich aus gewissen Aktivitäten raushalten soll".

Gruss