Meine Anstrengungen, den November-Einsatz durch Abtausch oder taktisch optimiertes Bitten bei den Planungsstellen zu modifizieren, blieben erfolglos. Überhaupt ist die ganze „Abtauscherei“ in dieser Firma eine frustrierende Angelegenheit. Abgesehen davon, dass pro Monat lediglich ein einziges Mal "geswapt" werden kann, muss leider festgehalten werden, dass sowohl die Bereitschaft als auch die Unterstützung der Crew Control Mitarbeiter minimal sind. Was waren das doch für herrliche Zeiten bei der SWISS!
Ich gehe ja nicht davon aus, dass aktive Crew-Disponenten/innen diesen Blog konsultieren, dennoch wäre es mir ein echtes Bedürfnis ihnen mitzuteilen, dass ihr Engagement, „posthum“ betrachtet, überdurchschnittlich war und wohl immer noch ist. Anders bei Etihad. Hier bewegt sich die Gruppe der „Abtausch-Willigen“ auf dünnem Eis. Wenn auch der Begriff „Eis“ für eine Airline mit Domizil Abu Dhabi vielleicht etwas ungünstig gewählt ist.
Wie auch immer – Franziska flog also am 11. November wie geplant in die Schweiz. Der „Menuplan“ der Klassenzusammenkunft klang verlockend, ausserdem galt es, einige Pendenzen zu erledigen. So musste sie beispielsweise unseren Familienwagen, der sich leider als unverkäuflich erwies – zumindest zu unseren Preisvorstellungen – ins Berner Oberland überführen. Auf diese Weise werden wir uns während unserer Schweizer Aufenthalte wenigstens die üppigen Kosten für ein Mietauto ersparen können. Bleibt nur zu hoffen, dass uns keine unerwarteten Service- und Wartungskosten überraschen.
Während Franziska also im Alpenland bei Raclette und Autotransport weilte, düste meine Wenigkeit in beruflicher Mission nach Manchester. Die Kinder mussten wir zurücklassen: allein in Abu Dhabi – oder in Anlehnung an ein verblichenes cineastisches Meisterwerk mit ebenso verblichenem Hauptdarsteller kurz – „Home alone“.
Völlig allein waren sie natürlich nicht. Wir sind ja keine Unmenschen. Da gab es noch die weiteren rund 900000 Einwohner der Emiratischen Hauptstadt, und zu guter Letzt hatten sich unsere lieben Nachbarn und Freunde Toni und Andrea anerboten, die Jungschar minutiös zu observieren. Sie wachten über TV-, Computer- und Schlafgewohnheiten der Kinder und übernahmen sämtliche Fahrten zur Deutschen Schule und zurück. Ausserdem feuerten sie auf der Tribüne – der Zufall wollte es nämlich, dass am ersten der beiden Tage ein Wettkampf zwischen mehreren Schulen der Emirate in den Sparten Fuss- und Volleyball stattfand – die Mannschaften der DSAD lauthals an und sorgten für ausreichenden Vitamin- und Energienachschub in Form von nahrhaften Produkten der renommierten Marke „Kentucky Fried Chicken“, Fachleuten auch unter dem Kürzel „KFC“ bekannt.
So gesehen, waren unsere Kinder gut versorgt. Dennoch mutete die Konstellation ungewöhnlich an. Wohl hatten wir die drei bereits bei früheren Gelegenheiten allein gelassen, doch die Tatsache, dass wir Eltern rund sieben Flugstunden entfernt in Europa, und das Erbgut im fernen Abu Dhabi weilten, verlieh der ganzen Situation neue Dimensionen. Um es gleich vorwegzunehmen: alles klappte bestens. Keine unangenehmen Überraschungen und keine Beschwerdemeldungen irgendwelcher Art. Weder Landschaden noch misteriöse Schulabsenzen. Sicher ein weiteres Indiz dafür, dass sich Tim, Linda und Nina in ihrer neuen Umgebung gut eingelebt haben, und dass sie sich hier sehr wohl fühlen. Aber auch dafür natürlich, dass sie langsam dem Kindesalter entrücken...
„Abu Dhabi Mall“ und „Milano“
Überhaupt haben alle drei zahlreiche neue Beziehungen geknüpft und neue Freunde gefunden. Nicht nur an der Deutschen Schule, sondern auch im Compound selber oder bei den „Abu Dhabi Falcons“, dem lokalen Eishockeyclub. Die Jugendlichen - vor allem die „Expats“, die bereits längere Zeit in Abu Dhabi leben – wissen um die Kurzlebigkeit vieler Kontakte und Freundschaften. Spätestens nach zwölf Monaten, wenn das neue Schuljahr beginnt, kommt es zu massiven Wechseln: neue Gesichter tauchen auf, andere kehren zurück in ihre Heimat. Die Klassen werden neu gemischt. Schnell werden wieder neue Kontakte geknüpft.
Tim und Linda geniessen jeweils den Ausgang am Donnerstagabend in der „Abu Dhabi Mall“ oder im „Milano“, einem Lokal, in dem sich zahlreiche Jugendliche zum Sisharauchen und Plaudern treffen. Es mischen sich Schüler diverser Schulen und streifen dann in kleinen oder grösseren Gruppen durch die weiten Gänge der grosszügigen „Malls“. Anders als bei uns in der Schweiz spielt sich hier das sozial öffentliche Leben der Jungen nicht auf der Strasse sondern vielmehr in den belebten Einkaufszentren ab, in denen sich auch die grossen und topmodern eingerichteten Kinokomplexe befinden. Nicht zuletzt vielleicht auch deswegen, weil öffentliche Verkehrsmittel praktisch nicht existieren und eine Verschiebung ausschliesslich mit dem Taxi (Eltern oder bezahlter Fahrer) oder zu Fuss möglich ist.
Weitere Treffpunkte – auch unter Tag – sind der „Ice rink“ oder die Bowlinghalle. Des öfteren wird bei Freunden genächtigt, teilweise ganz spontan. Dieses Vergnügen gönnt sich auch Nina, die selbstverständlich noch nicht bei den donnerstäglichen Streifzügen in der Stadt mit von der Partie ist. Werden Freunde zu uns eingeladen, wird mitunter auch am Pool gebadet – wenn er denn Wasser hat und nicht gerade während mehrerer Tage gereinigt wird. Die unsägliche Regelung, dass Kindern unter 16 Jahren nur in Begleitung einer erwachsenen Aufsichtsperson Zulass gewährt wird, ist für uns Eltern weiterhin äusserst umständlich. Mehrmaliges Insistieren bei den zuständigen Stellen der verwaltenden Bank haben bisher wenig gebracht. Wen wundert’s. Zum Glück darf Tim in wenigen Wochen seinen 16. Geburtstag feiern...
Zur Zeit weilen Franziskas Eltern und ihre Gotte bei uns. Gerade richtig zur anbrechenden Grillsaison. Denn erst in diesen Novembertagen sind die Temperaturen auf Werte gesunken, die angenehmes und schweissloses Grillieren zulassen: 23 Grad um 2300 Uhr. Adventszeit bei „Barbeque“ und Gartenplausch. Den Flughafen von Abu Dhabi ziert übrigens bereits eine weihnächtliche Lichterflut. Fehlt nur noch „Santa Claus“ mit der Bimmelglocke.
Die Zeit rast dahin, es ist kaum zu glauben. Gespannt warte ich auf den Dezembereinsatz. Ob ich wohl meine Ferien vom 6. bis 14. Dezember bekomme? Und die gewünschten Freitage vom 28. bis 31. Dezember?
Ich bin skeptisch, aber vielleicht hat ja der Osterhase ein Einsehen mit mir...
Monday, November 20, 2006
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2 comments:
Ich lese immer mit Hochgenuss die Berichte über eure Wüsten-Erlebnisse. Ich ertappe mich dabei, dass ich fast täglich reinschaue und auf News hoffe.
Liebe Grüsse
Markus
Es ist sicher lustig gewesen, auf dem Schiff.
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