Erster Einsatz nach 18 Tagen Ferien. Nach 18 Tagen Ferien stürze ich mich ausgeruht und frisch gestärkt in die Uniform. Nach 18 Tagen Ferien ist man (wieder) überdurchschnittlich belastbar und ebenso überdurchschnittlich motiviert. Nach 18 Tagen Ferien sind sämtliche Sinne frisch geschärft, die Aufmerksamkeit erhöht, die Arbeitslust gesteigert. Nach 18 Tagen Ferien beginnt ein neues (Arbeits)Leben.
Der Kampf gegen die Müdigkeit
Dumm ist – auch nach 18 Tagen Ferien – eine Check-In Zeit kurz nach Mitternacht und eine Flugdauer nach New York von über 14 Stunden. Noch dümmer ist, wenn man als „Crew A“geplant ist, also während der ersten sieben Stunden arbeiten muss, und beim nachmittäglichen Versuch vorzuschlafen, kein Auge zugetan hat. Da ist schon beinahe die Hälfte der in den Ferien regenerierten Batterien verpufft. Beneidenswert die beiden Kollegen, die sich, kaum sind wir in der Luft, aus dem Cockpit verabschieden und mit Kissen und Wolldecke ausgestattet in den Crewbunk verziehen. Hart und grausam ist bisweilen das Pilotendasein, für Insider ist dies nichts neues, und alle Laien und Ignoranten sollte ich mit der dramatischen Schilderung meiner post-regenerativen Erlebnisse hoffentlich eines Besseren belehrt haben.
Mit lediglich neun Minuten Verspätung stossen wir unseren Airbus A340-500 vom Gate zurück und starten die vier Rolls Royce Trent Triebwerke. Die Route führt uns über den Iran und das Schwarze Meer Richtung Zentraleuropa. Ich ringe einen harten Kampf gegen rasch zunehmende Müdigkeit und tonnenschwere Augenlider. Bereits nach etwas mehr als zwei Stunden Flugzeit erbitte ich mir beim immer noch frisch wirkenden deutschen Copiloten eine Auszeit. Seine Nationalität spielt in diesem Fall eine untergeordnete Rolle. Ich erwähne sie lediglich der Vollständigkeit halber. Ich klappe meine Sitzlehne zurück und lösche das Licht. Dann schliesse ich die Augen. Sogleich sinke ich in einen kurzen, tiefen Schlaf, um nach 25 Minuten wieder neu gestärkt zu erwachen. Dennoch bin ich erleichtert, als sich die Kollegen der zweiten Schicht nach rund sieben Stunden Flugzeit im Cockpit melden und mir ermöglichen, die zweite Hälfte der Reise im Land der Träume zu verbringen. Zeit zum Erwachen bleibt mir vor der Landung genügend. „New York Approach“ schickt uns über der Station Calverton völlig unerwartet ins Holding. 20 Minuten drehen wir unsere Kreise. Grund dafür sind zahlreiche Zusatzflüge unmittelbar vor Weihnachten. Der „John F. Kennedy Airport“ platzt aus allen Nähten. In der Ankunftshalle vor der Passkontrolle stauen sich lange Schlangen. „Queueing up for Christmas“ statt „Driving home for Christmas“ scheint, zumindest heute, das Motto zu sein.
Hotelankunft mit Überraschung
Kurz vor neun Uhr treffen wir im Hotel in Long Island ein. Wie immer lacht uns in der familiär eingerichteten Lobby das Frühstücksbuffet entgegen, an dem wir uns kostenlos verpflegen können. Schlüssel werden ausgefasst, Handtaschen deponiert und bereits machen sich die ersten Besatzungsmitglieder daran, den „Waffle-Oven“ mit Teig zu füllen. Plötzlich kommt Unruhe auf. Ein Cabin Attendant vermisst ihre Handtasche. „I just put it on my chair“, gibt sie zu verstehen. „Only a few seconds ago“, fügt das Mädchen aus den Philippinen an. Doch obwohl viele Augen suchen, lässt sich keine Tasche finden. Die Aufregung steigt und nach wenigen Minuten unterstützt uns auch das Hotelpersonal bei der Suche. Ergebnislos. Die offenbar bestohlene Rona wirkt immer besorgter, befinden sich doch ihr Pass, sämtliche übrigen Ausweise, Fotoapparat, Handy sowie ihr Bargeld in der Tasche. Ein Aufenthalt im Ausland gekoppelt mit dem Verlust sämtlicher Ausweispapiere kommt einem GAU gleich und kann nur noch durch einen Herzinfarkt im Einsiedlerkloster getoppt werden. Was alle zuerst banalisieren erweist sich letztlich als krimineller Akt. Denn spätestens bei der Betrachtung des Videotapes der Überwachungskameras wird klar, dass die Tasche gestohlen wurde. Die Aufnahmen zeigen einen unauffälligen Mann, der an einem der hinteren Tische frühstückt. Dann erscheinen erste uniformierte Flight Attendants, die ihre Handtaschen an den Tischen deponieren und sich ihrer Jacken und Hüte entledigen. Dazwischen rauschen andere Hotelgäste durch den Raum, bestückt mit Plateaus und Kaffeetassen. Wir sehen deutlich, wie Rona ihre Tasche auf einen Stuhl stellt und sich Richtung Buffet entfernt. Wenige Sekunden später taucht der Täter auf, stellt sich im allgemeinen Trubel neben den Stuhl und blickt kurz in die Aufzeichnungskamera (!). Dann packt er mit der linken Hand das Objekt seiner Begierde und wirft im gleichen Zug die Winterjacke, die er in seiner anderen Hand hält, darüber. Dieser Vorgang dauert zwei Sekunden, dann entfernt sich der Mann, aufgezeichnet von der gleichen Kamera, ohne Hast Richtung Hinterausgang des Hotels. Und war nicht mehr gesehen!
Hilfe - wir wurden bestohlen!
Here comes the NYPD!
Jetzt wissen wir wohl, wer es war – allein, dies hilft uns nicht viel weiter. Kameras zeichnen auf, können aber nicht zaubern. Es bleibt die leise Hoffnung, dass der Täter der Tasche mit den Ausweisen vielleicht in der näheren Umgebund des Hotels weggeworfen hat. Wir suchen alle Ausgänge und Abfalleimer ab. Vergeblich. Es bleibt nichts anderes übrig, als die Polizei zu benachrichtigen. Nach wenigen Minuten schon erscheint ein uniformierter Beamter, er muss wohl kurz vor seiner Pensionierung stehen, in der Hotelhalle. Die in diversen TV-Serien suggerierte „NYPD-Dynamik“ ist ihm nicht unbedingt eigen. Er bewegt sich eher langsam und schleppend. Auch verfügt er nicht über einen vor Kraft strotzenden Body. Seine Haltung ist gebeugt, das kurze Haar aschgrau, der Blick scheinbar uninteressiert. Mit Hilfe der äusserst hilfsbereiten Hotelcrew schaffen wir es dennoch, innerhalb etwas mehr als einer Stunde (nach 14 Stunden Flug, neun Stunden Zeitverschiebung, wenig Schlaf, einer Busfahrt und immer noch in Uniform...) den Rapport auszufüllen. Während die Besatzung langsam Auflösungserscheinungen zeigt und sich in die Gemächer zurückzieht, bleiben die Cabin Managerin und ich treu an der Seite des Opfers, trocknen Tränen und halten den Officer mit Fragen wie „Do you like the New York Islanders...?“ bei Laune (Leider ist er Fan der „New York Rangers“ – zu dumm...). Am Nachmittag kann Rona eine Kopie des Rapports auf der nahen Polizeiwache abholen. Damit sie nicht ohne Geld dasteht, hat die Besatzung eine Sammelaktion gestartet. Im entsprechenden Umschlag ist eine anständige Dollar-Summe zusammengekommen, die für einige „Last minute“-Geschenke und einen „Big-Mac“ reichen sollte. Mir bleibt, den Station Manager von New York anzurufen und ihn zu bitten, die entsprechenden Stellen in Abu Dhabi zu informieren. Schliesslich will ich sicherstellen, dass für Rona bei der Ausreise in New York und der Ankunft in Abu Dhabi keine weiteren Probleme entstehen. Ihr Crew-ID ist ihr glücklicherweise nicht Abhanden gekommen.
Abkühlung bei Eishockey
Für den Abend verabreden wir uns zum unverbindlichen Nachtessen im „Tin Alley“, einem nahe gelegenen typisch amerikanischen Lokal. Doch wie erwartet, hasten die Flight Attendants auch beim Eindunkeln immer noch durch die Malls, auf der verzweifelten Suche nach letzten Geschenken. Schliesslich haben sie alle am Vormittag wegen des Diebstahls viel Zeit verloren.
So bleiben letztlich sechs Männer, die sich aufmachen, ihre knurrenden Bäuche mit Sam Adams und Burger zu füllen: unsere Copis aus Ägypten und Deutschland, sowie der Kapitänskollege aus Trinidad, der eine Cockpitbesatzung seiner früheren Airline mitbringt. Und natürlich meine Wenigkeit, die sich jedoch schon kurz nach dem Essen wieder verabschiedet. Nach so viel Aufregung steht mir der Sinn nach einer „Abkühlung“, und was wäre da besser geeignet, als ein Eishockeyspiel der „National Hockey League“. Zufälligerweise spielen an diesem Abend die New York Islanders gegen die Washington Capitals. Das Nassau Coliseum liegt lediglich fünf Taximinuten entfernt, Tickets zu ergattern sind – anders als in Toronto – kein Problem. An der Kasse erstehe ich für 75 USD einen Platz im besten Segment und kaum habe ich die Arena betreten, setzt eine junge Dame zur US-Hymne an (festes Ritual vor jedem NHL-Spiel in den USA).
Das Spiel wogt lange Zeit torlos hin- und her. Schliesslich führen die Islanders mit 2:1 Toren, bis 50 Sekunden vor Schluss der junge russische Superstar Alexander Ovechkin mit einem Weitschuss ausgleicht: Overtime! Fünf Minuten mehr Spiel fürs gleiche Geld. Es werden schliesslich nur rund drei Minuten, dann beenden die Islanders die Partie mit ihrem dritten Tor. Die Sirene heult, die Zuschauer jubeln. Für einmal haben die richtigen die Nase vorn.
Impressionen aus dem Nassau Coliseum
Tuesday, December 25, 2007
Friday, December 21, 2007
Es weihnachtet sehr
Heute ist mein letzter Ferientag. Jetzt, wo emsige Engel und umtriebige Weihnachtsmänner dem Jahreshöhepunkt entgegenfiebern, schickt mich mein Arbeitgeber wieder in die weite Welt. Die 18 Tage ohne Einsatz vergingen förmlich wie im Flug – das mag seltsam klingen, doch es entspricht den Tatsachen. Ich hätte mir mehr Zeit gewünscht für Müssiggang und Familienrunde, doch diverse administrative Erledigungen, ein Hockeyturnier in Abu Dhabi (organisiert und durchgeführt von unserem Club), Spiele mit den „Under 18“ im eine Autostunde entfernten Al Ain und eine Vorstandssitzung sorgten insgesamt für weit mehr Aktivität als vorgesehen.
Driving home for Christmas
In drei Tagen ist Heiliger Abend. In diesen Tagen schweifen meine Gedanken häufig in die Vergangenheit. Die Vor-Weihnachtszeit gehört für mich zu den schönsten Phasen des Jahres. Lichterglanz und weihnachtlich angehauchte Musik in Radio und Einkaufszentren versetzen mich immer wieder in eine besondere Stimmung. Autofahrten durchs regnerisch-dunkle Zürcher Unterland, vorbei an mit Lichterketten bestückten Hausfassaden gehörten früher zum weihnächtlichen Alltag und weckten so manche Erinnerung an kindliche Jahre. Und klang dann noch Chris Rea’s „Driving home for Christmas“ aus den Lautsprechern, war mein kleines Weihnachtsglück komplett.
Diese Stimmungsbilder, die mich über viele Jahre geprägt und in festliche Vorfreude versetzt haben, präsentieren sich hier etwas anders. Sonnenschein statt Regen und Schnee, T-Shirt statt Wintermantel und Wollmütze und Air Conditioning statt Cheminée-Feuer. Doch all diese kleinen Unterschiede vermögen letztlich nicht zu verhindern, dass sich im Laufe des Dezembers so etwas wie Weihnachtsstimmung breitmacht. Auch im „Al Qurm“-Compound werden die Häuserfassaden mit Lichterketten behängt und nach Einbruch der Dunkelheit erkennt man durch die Fenster den einen oder anderen Christbaum. Die vielen amerikanischen Familien in der Siedlung haben nach „Thanksgiving“ begonnen, ihre Eingangstüren mit Kränzen zu schmücken. Bei Carrefour oder Spinneys wurden künstliche Weihnachtsbäume besorgt. Lichterketten und bunter Baumschmuck verwandelten die Tannen dann im Nu in stimmige Weihnachtsbäume.
Auch wir lassen uns nach Wochen, Monaten und Jahren des mitleidigen Lächelns und Zauderns dazu hinreissen, einen dergestaltigen Kunstbaum zu kaufen, denn dieses Jahr wird die ganze Familie den Heiligen Abend gemeinsam in Abu Dhabi feiern. Wohl gibt es in der Stadt Angebote für echte Nordmanntannen, doch dieser Aufwand scheint uns dann doch zu gross. Und Franziska tröstet sich damit, dass sie zumindest unseren Adventskranz selber gefertigt hat...
Wir „basteln“ einen Weihnachtsbaum
So machen wir uns denn eines sonnigen Dezembertages daran, den „Baum“ aus der Schachtel zu nehmen und die vielen „Einzelteile“ sorgfältig zusammen zu stecken: Sämtliche Äste sind farblich markiert, so dass Form und Dimensionen der Tanne nicht aus den Fugen geraten. Gemeinsames „Weihnachtsbaum-Basteln“ klingt ein wenig nach TV-Bastelstunde mit Gerda Conzetti (wird den Lesern meiner Generation wohl noch ein Begriff sein...). Schneller als erwartet steht die „Tanne“ in der Stube, dann drappieren Franziska und die Mädchen Lichterketten und Weihnachtskugeln und wenig später betrachten wir nicht ohne Stolz das stimmungsvolle Werk. Wir mögen kaum warten, bis es eindunkelt und per Stromschienen-Kippschalter die Lichter angezündet werden können. Zusammen mit vielen (echten) Kerzen verzaubern wir auf diese Weise unsere „Wüsten-Stube“ in ein festtägliches Lichtermeer, dass uns letztlich beinahe glauben lässt, die Temperaturen in Abu Dhabi wären um einige Grad gesunken.
Weihnachtsbaum-Basteln
Das stolze Endprodukt
Doch nicht nur unser „Nordmanntannen-Replikat“ versetzt uns in festliche Vorfreude. Nina, die seit längerer Zeit wöchentlich Unterrichtsstunden in einem „Dance-Club“ besucht, darf mit ihrer Gruppe an einer grossen Christmas Show im Auditorium der Britischen Schule teilnehmen. „Winter Wonderland“ – so der vielversprechende Titel der Vorführung, bei der getanzt, gesteppt und gesungen wird, ist gespickt mit unzähligen bekannten Weihnachtsmelodien. Etwa zur gleichen Teit organisiert die Deutsche Schule ihren traditionellen Weihnachtsmarkt auf dem Schulareal. Der Besucherandrang ist derart gross, dass Lebensmittel und Getränke früher als erwartet knapp werden. Wohl zum letzten Mal findet der Markt auf dem Gelände des bestehenden Schulhauses statt, ist doch der Umzug in die neuen Gebäulichkeiten auf den kommenden Sommer geplant.
Winter Wonderland
Dieses Jahr fällt das höchste islamische Fest, Eid Al Adha kurz vor Weihnachten, so dass auch die Muslime mit Vorbereitungsarbeiten beschäftigt sind. Bei diesem Anlass wird die endlich fertig gestellt „Sheikh Zayed Bin Sultan al Nahyan“-Moschee in Abu Dhabi offiziell eingeweiht, und zwar durch keinen geringeren als den UAE-Regenten Scheich Khalifa höchstpersönlich.
Das „Opferfest“ wird zum Abschluss des „Hajj“, der grossen Pilgerfahrt nach Mekka, gefeiert und findet in der Regel etwa 70 Tage nach dem Fastenmonat Ramadan statt. Dabei wird des Propheten Abraham gedacht. Die Gläubigen, die es sich leisten können, schlachten ein Tier, wobei die Behörden im Vorfeld in sämtlichen Medien vor Missbrauch und unrechtmässiger Schächtung gewarnt haben. Nicht selten begegnen uns auf den Strassen Abu Dhabis Kleintransporter, deren Ladeflächen vollgepfercht sind mit Lämmern, die wohl allesamt ihre letzte Fahrt „geniessen“.
Weniger blutig geht es in unserer Küche zu und her. Linda und ihr Freund Nathan frönen dem Brauch des „Plätzchen-Backens“. Unter ihren flinken Händen entstehen Brunsli, Mailänderli, Zimtsterne und gefüllte Lebkuchen. Bei meinem kurzen Besuch in der Schweiz Anfang Dezember habe ich auf Geheiss meiner Gattin in diversen „MM-Filialen“ des Zürcher Unterlandes einige Tonnen Fertigteig erstanden und im Schweisse meines Angesichts nach Abu Dhabi geschleppt. Nur dank gütiger Mithilfe einer gut gelaunten Schalter-Angestellten wurden mir die Übergepäck-Kosten erlassen, ansonsten wären die Kosten für unser Weihnachtsgebäck ins Unermessliche gestiegen und es wäre billiger gewesen, die Guetzli direkt von Teuscher im Privatjet nach Abu Dhabi einfliegen zu lassen.
In der heimischen Backstube
A propos Fliegen: Am 26. Dezember werden Franziska und die Kinder ins Flugzeug steigen und via Frankfurt in die Schweiz düsen. Acht Tage bleiben ihnen, um in der Ferienwohnung im Diemtigtal Schnee, Skifahren und geselliges Beisammensein zu geniessen. Am 4. Januar geht’s bereits wieder nach Abu Dhabi. Und der Vater...? Der verdient weiter einige Dirham; jemand muss ja für die Kosten der Weihnachtsguetzli aufkommen...
Driving home for Christmas
In drei Tagen ist Heiliger Abend. In diesen Tagen schweifen meine Gedanken häufig in die Vergangenheit. Die Vor-Weihnachtszeit gehört für mich zu den schönsten Phasen des Jahres. Lichterglanz und weihnachtlich angehauchte Musik in Radio und Einkaufszentren versetzen mich immer wieder in eine besondere Stimmung. Autofahrten durchs regnerisch-dunkle Zürcher Unterland, vorbei an mit Lichterketten bestückten Hausfassaden gehörten früher zum weihnächtlichen Alltag und weckten so manche Erinnerung an kindliche Jahre. Und klang dann noch Chris Rea’s „Driving home for Christmas“ aus den Lautsprechern, war mein kleines Weihnachtsglück komplett.
Diese Stimmungsbilder, die mich über viele Jahre geprägt und in festliche Vorfreude versetzt haben, präsentieren sich hier etwas anders. Sonnenschein statt Regen und Schnee, T-Shirt statt Wintermantel und Wollmütze und Air Conditioning statt Cheminée-Feuer. Doch all diese kleinen Unterschiede vermögen letztlich nicht zu verhindern, dass sich im Laufe des Dezembers so etwas wie Weihnachtsstimmung breitmacht. Auch im „Al Qurm“-Compound werden die Häuserfassaden mit Lichterketten behängt und nach Einbruch der Dunkelheit erkennt man durch die Fenster den einen oder anderen Christbaum. Die vielen amerikanischen Familien in der Siedlung haben nach „Thanksgiving“ begonnen, ihre Eingangstüren mit Kränzen zu schmücken. Bei Carrefour oder Spinneys wurden künstliche Weihnachtsbäume besorgt. Lichterketten und bunter Baumschmuck verwandelten die Tannen dann im Nu in stimmige Weihnachtsbäume.
Auch wir lassen uns nach Wochen, Monaten und Jahren des mitleidigen Lächelns und Zauderns dazu hinreissen, einen dergestaltigen Kunstbaum zu kaufen, denn dieses Jahr wird die ganze Familie den Heiligen Abend gemeinsam in Abu Dhabi feiern. Wohl gibt es in der Stadt Angebote für echte Nordmanntannen, doch dieser Aufwand scheint uns dann doch zu gross. Und Franziska tröstet sich damit, dass sie zumindest unseren Adventskranz selber gefertigt hat...
Wir „basteln“ einen Weihnachtsbaum
So machen wir uns denn eines sonnigen Dezembertages daran, den „Baum“ aus der Schachtel zu nehmen und die vielen „Einzelteile“ sorgfältig zusammen zu stecken: Sämtliche Äste sind farblich markiert, so dass Form und Dimensionen der Tanne nicht aus den Fugen geraten. Gemeinsames „Weihnachtsbaum-Basteln“ klingt ein wenig nach TV-Bastelstunde mit Gerda Conzetti (wird den Lesern meiner Generation wohl noch ein Begriff sein...). Schneller als erwartet steht die „Tanne“ in der Stube, dann drappieren Franziska und die Mädchen Lichterketten und Weihnachtskugeln und wenig später betrachten wir nicht ohne Stolz das stimmungsvolle Werk. Wir mögen kaum warten, bis es eindunkelt und per Stromschienen-Kippschalter die Lichter angezündet werden können. Zusammen mit vielen (echten) Kerzen verzaubern wir auf diese Weise unsere „Wüsten-Stube“ in ein festtägliches Lichtermeer, dass uns letztlich beinahe glauben lässt, die Temperaturen in Abu Dhabi wären um einige Grad gesunken.
Weihnachtsbaum-Basteln
Das stolze Endprodukt
Doch nicht nur unser „Nordmanntannen-Replikat“ versetzt uns in festliche Vorfreude. Nina, die seit längerer Zeit wöchentlich Unterrichtsstunden in einem „Dance-Club“ besucht, darf mit ihrer Gruppe an einer grossen Christmas Show im Auditorium der Britischen Schule teilnehmen. „Winter Wonderland“ – so der vielversprechende Titel der Vorführung, bei der getanzt, gesteppt und gesungen wird, ist gespickt mit unzähligen bekannten Weihnachtsmelodien. Etwa zur gleichen Teit organisiert die Deutsche Schule ihren traditionellen Weihnachtsmarkt auf dem Schulareal. Der Besucherandrang ist derart gross, dass Lebensmittel und Getränke früher als erwartet knapp werden. Wohl zum letzten Mal findet der Markt auf dem Gelände des bestehenden Schulhauses statt, ist doch der Umzug in die neuen Gebäulichkeiten auf den kommenden Sommer geplant.
Winter Wonderland
Weihnachtsmarkt der DSAD
Dieses Jahr fällt das höchste islamische Fest, Eid Al Adha kurz vor Weihnachten, so dass auch die Muslime mit Vorbereitungsarbeiten beschäftigt sind. Bei diesem Anlass wird die endlich fertig gestellt „Sheikh Zayed Bin Sultan al Nahyan“-Moschee in Abu Dhabi offiziell eingeweiht, und zwar durch keinen geringeren als den UAE-Regenten Scheich Khalifa höchstpersönlich.
Das „Opferfest“ wird zum Abschluss des „Hajj“, der grossen Pilgerfahrt nach Mekka, gefeiert und findet in der Regel etwa 70 Tage nach dem Fastenmonat Ramadan statt. Dabei wird des Propheten Abraham gedacht. Die Gläubigen, die es sich leisten können, schlachten ein Tier, wobei die Behörden im Vorfeld in sämtlichen Medien vor Missbrauch und unrechtmässiger Schächtung gewarnt haben. Nicht selten begegnen uns auf den Strassen Abu Dhabis Kleintransporter, deren Ladeflächen vollgepfercht sind mit Lämmern, die wohl allesamt ihre letzte Fahrt „geniessen“.
Weniger blutig geht es in unserer Küche zu und her. Linda und ihr Freund Nathan frönen dem Brauch des „Plätzchen-Backens“. Unter ihren flinken Händen entstehen Brunsli, Mailänderli, Zimtsterne und gefüllte Lebkuchen. Bei meinem kurzen Besuch in der Schweiz Anfang Dezember habe ich auf Geheiss meiner Gattin in diversen „MM-Filialen“ des Zürcher Unterlandes einige Tonnen Fertigteig erstanden und im Schweisse meines Angesichts nach Abu Dhabi geschleppt. Nur dank gütiger Mithilfe einer gut gelaunten Schalter-Angestellten wurden mir die Übergepäck-Kosten erlassen, ansonsten wären die Kosten für unser Weihnachtsgebäck ins Unermessliche gestiegen und es wäre billiger gewesen, die Guetzli direkt von Teuscher im Privatjet nach Abu Dhabi einfliegen zu lassen.
In der heimischen Backstube
A propos Fliegen: Am 26. Dezember werden Franziska und die Kinder ins Flugzeug steigen und via Frankfurt in die Schweiz düsen. Acht Tage bleiben ihnen, um in der Ferienwohnung im Diemtigtal Schnee, Skifahren und geselliges Beisammensein zu geniessen. Am 4. Januar geht’s bereits wieder nach Abu Dhabi. Und der Vater...? Der verdient weiter einige Dirham; jemand muss ja für die Kosten der Weihnachtsguetzli aufkommen...
Friday, December 14, 2007
Mitten ins Herz
Ganz unerwartet und kurzfristig angekündigt legten gestern die „Red Arrows“ in Abu Dhabi einen Zwischenstopp ein. Das weltberühmte Akrobatikteam der Royal Air Force befindet sich in diesen Tagen auf dem Rückweg von ihrer „Eastern Arrows“ Tour, die unter anderem vom Triebwerkhersteller Rolls-Royce gesponsort wird. Zufälligerweise fiel dieses Spektakel mit dem 15ten Geburtstag von Linda zusammen. Eine einmalige Gelegenheit, sich als aviatisch geprägter Vater gewinnbringend „in Szene“ zu setzen.
Politischer Sesseltanz
Dem „Networking“ kommt zentrale Bedeutung zu, und zwar im beruflichen wie auch im privaten Umfeld. Christoph Blocher kann seit dem gestrigen Tag ein Lied davon singen. Ausgerechnet er, der auf vielen Ebenen (und mit den Wölfen) tanzt, wurde – dank raffinierter Verbandelung christlich-mittelinker Kreise – unbürokratisch aus der Landesregierung gehebelt. Aber das ist ein anderes Thema und dessen Erwähnung soll den Lesern lediglich demonstrieren, dass wir dank moderner Satellitentechnik auch im Morgenland die jüngsten politischen CH-Polit-Soaps hautnah mitverfolgen. Glücklicherweise befindet sich Abu Dhabi im Osten der Schweiz, so dass wir – trotz drei Stunden Zeitdifferenz – den Anfang der Sessionen nicht verpassen. Die Ereignisse in Bern lassen uns teilweise bis spät in die Nacht vor dem TV-Gerät ausharren, denn „10vor10“ beginnt in Abu Dhabi aus eben genannten Gründen erst um 0050 Uhr.
So genannt „gute Beziehungen“ haben mir letztlich auch zu Informationen zum Auftritt der „Red Arrows“verholfen. Denn die Medien vermeldeten im Vorfeld wenig bis gar nichts. Ich packe die Gelegenheit beim Schopf und verspreche meiner Tochter eine Geburtstagsüberraschung mit Seltenheitswert. „Aus der Luft wird sie (die Überraschung) kommen“, verkünde ich grossmundig, um gleich nachzudoppeln, dass „Hunderte von Zuschauern“ an ihrem Glück teilnehmen würden.
„Überraschung aus der Luft“
Kurz nach 13 Uhr holen Franziska und ich Nina, Linda und ihren Freund Nathan vor der Deutschen Schule ab. Tim steckt noch immer in den mehrtägigen „Final Exams“, den Semesterschluss-Prüfungen der ACS, die jeweils kurz nach dem Mittag beendet sind. Diese Konstellation bietet der gesamten Familie die Möglichkeit zum gemeinsamen Feiern. Zuerst geht’s zu „Mugg and Beans“, einem vor allem von Expats viel besuchten Snack- und Kaffeetreffpunkt in der Innenstadt, dessen Kuchen-, Torten- und Muffin-Auslage so manch fastende Seele ins Grübeln bringt. Während wir auf „Cheesecake“, „Chocolate Mousse Cake“ und „Cookies and Cream Cake“ warten, macht sich das Geburtstagskind über die Geschenke her. Sie strahlt. Auf’s Singen verzichten wir allerdings in Anbetracht der üppigen Besucherzahl. Da strahlt sie noch mehr – zu peinlich wär’s ihr gewesen.
Geschenkfreuden
Treffpunkt Corniche
Kaum sind die letzten Krümel verdrückt, machen wir uns auf den Weg in die Breakwater-Zone gegenüber der Corniche. Das Wetter zeigt sich einmal mehr von seiner besten Seite, die Temperatur liegt bei angenehmen 27 Grad, und die Sicht an diesem Dezembertag ist aussergewöhnlich klar. Anders als die politische Schweiz, die an diesem Morgen von „neu Bundesrätin“ Evelyne Widmer-Schlumpf über ihren Entscheid aufgeklärt wurde, tappt Linda noch immer völlig im Dunkeln. Während der kurzen Autofahrt, die uns am Emirates Palace vorbeiführt, rätselt sie unaufhörlich weiter. Allerding erfolglos.
Wir lassen uns am Wasser nieder und warten. Mein Informant aus dem Kontrollturm des Flughafens Abu Dhabi ruft mich an, als die neun roten Hawk zur Piste rollen. Wenig später informiert er mich per SMS über die Anflugrichtung und just in dem Moment, als wir den Verband am Horizont entdecken, klingelt mein Handy erneut. „They’re now approaching the Coastline“ – und dann rauscht die tadellose Formation auch schon über unsere Köpfe hinweg. Linda beginnt verschmitzt zu grinsen und hinterfragt gleichzeitig diskret meine Motivation zu diesem Ausflug...
Das lange Warten....
Geblendet von der Dezember-Sonne
Doch es bleibt keine Zeit für lange Erklärungen. Fasziniert vom ungewöhnlichen Himmelsballet geniessen wir, gemeinsam mit anderen Zaungästen, die rund 25 minütige Darbietung über unseren Köpfen. Erst als die tollkühnen Piloten sich anstellen, mit Rauch ein Herz, durchbohrt vom obligaten Pfeil, in den Himmel zu stellen, bietet sich mir Gelegenheit, mein Tun zu rechtfertigen. Eine Symbolik, die besser nicht zum Geburtstag passen könnte. Und – Hand auf eben dieses Herz – wem wird denn schon von einer der weltbesten Kunstflugstaffeln eine vergleichbare Geburtstags-Huldigung zuteil.
Mitten ins Herz
Politischer Sesseltanz
Dem „Networking“ kommt zentrale Bedeutung zu, und zwar im beruflichen wie auch im privaten Umfeld. Christoph Blocher kann seit dem gestrigen Tag ein Lied davon singen. Ausgerechnet er, der auf vielen Ebenen (und mit den Wölfen) tanzt, wurde – dank raffinierter Verbandelung christlich-mittelinker Kreise – unbürokratisch aus der Landesregierung gehebelt. Aber das ist ein anderes Thema und dessen Erwähnung soll den Lesern lediglich demonstrieren, dass wir dank moderner Satellitentechnik auch im Morgenland die jüngsten politischen CH-Polit-Soaps hautnah mitverfolgen. Glücklicherweise befindet sich Abu Dhabi im Osten der Schweiz, so dass wir – trotz drei Stunden Zeitdifferenz – den Anfang der Sessionen nicht verpassen. Die Ereignisse in Bern lassen uns teilweise bis spät in die Nacht vor dem TV-Gerät ausharren, denn „10vor10“ beginnt in Abu Dhabi aus eben genannten Gründen erst um 0050 Uhr.
So genannt „gute Beziehungen“ haben mir letztlich auch zu Informationen zum Auftritt der „Red Arrows“verholfen. Denn die Medien vermeldeten im Vorfeld wenig bis gar nichts. Ich packe die Gelegenheit beim Schopf und verspreche meiner Tochter eine Geburtstagsüberraschung mit Seltenheitswert. „Aus der Luft wird sie (die Überraschung) kommen“, verkünde ich grossmundig, um gleich nachzudoppeln, dass „Hunderte von Zuschauern“ an ihrem Glück teilnehmen würden.
„Überraschung aus der Luft“
Kurz nach 13 Uhr holen Franziska und ich Nina, Linda und ihren Freund Nathan vor der Deutschen Schule ab. Tim steckt noch immer in den mehrtägigen „Final Exams“, den Semesterschluss-Prüfungen der ACS, die jeweils kurz nach dem Mittag beendet sind. Diese Konstellation bietet der gesamten Familie die Möglichkeit zum gemeinsamen Feiern. Zuerst geht’s zu „Mugg and Beans“, einem vor allem von Expats viel besuchten Snack- und Kaffeetreffpunkt in der Innenstadt, dessen Kuchen-, Torten- und Muffin-Auslage so manch fastende Seele ins Grübeln bringt. Während wir auf „Cheesecake“, „Chocolate Mousse Cake“ und „Cookies and Cream Cake“ warten, macht sich das Geburtstagskind über die Geschenke her. Sie strahlt. Auf’s Singen verzichten wir allerdings in Anbetracht der üppigen Besucherzahl. Da strahlt sie noch mehr – zu peinlich wär’s ihr gewesen.
Geschenkfreuden
Treffpunkt Corniche
Kaum sind die letzten Krümel verdrückt, machen wir uns auf den Weg in die Breakwater-Zone gegenüber der Corniche. Das Wetter zeigt sich einmal mehr von seiner besten Seite, die Temperatur liegt bei angenehmen 27 Grad, und die Sicht an diesem Dezembertag ist aussergewöhnlich klar. Anders als die politische Schweiz, die an diesem Morgen von „neu Bundesrätin“ Evelyne Widmer-Schlumpf über ihren Entscheid aufgeklärt wurde, tappt Linda noch immer völlig im Dunkeln. Während der kurzen Autofahrt, die uns am Emirates Palace vorbeiführt, rätselt sie unaufhörlich weiter. Allerding erfolglos.
Wir lassen uns am Wasser nieder und warten. Mein Informant aus dem Kontrollturm des Flughafens Abu Dhabi ruft mich an, als die neun roten Hawk zur Piste rollen. Wenig später informiert er mich per SMS über die Anflugrichtung und just in dem Moment, als wir den Verband am Horizont entdecken, klingelt mein Handy erneut. „They’re now approaching the Coastline“ – und dann rauscht die tadellose Formation auch schon über unsere Köpfe hinweg. Linda beginnt verschmitzt zu grinsen und hinterfragt gleichzeitig diskret meine Motivation zu diesem Ausflug...
Das lange Warten....
...bis die roten Pfeile auftauchen!
Geblendet von der Dezember-Sonne
Doch es bleibt keine Zeit für lange Erklärungen. Fasziniert vom ungewöhnlichen Himmelsballet geniessen wir, gemeinsam mit anderen Zaungästen, die rund 25 minütige Darbietung über unseren Köpfen. Erst als die tollkühnen Piloten sich anstellen, mit Rauch ein Herz, durchbohrt vom obligaten Pfeil, in den Himmel zu stellen, bietet sich mir Gelegenheit, mein Tun zu rechtfertigen. Eine Symbolik, die besser nicht zum Geburtstag passen könnte. Und – Hand auf eben dieses Herz – wem wird denn schon von einer der weltbesten Kunstflugstaffeln eine vergleichbare Geburtstags-Huldigung zuteil.
Mitten ins Herz
Sunday, December 09, 2007
Party über Party und Justin Timberlake zum Geburtstag
In den VAE ist Party-Zeit. Nicht nur war gerade erst der „36. National Day“ (2./3. Dezember), auch einige prominente Leute aus dem Showbiz besuchten Abu Dhabi. Das musste natürlich gefeiert werden – und das wurde es auch, auf diversen Parties in der ganzen Stadt.
National Day
Den Beginn dieses Partymonats in den VAE leitete der 36. Geburtstag des Landes ein. Mit einem verlängerten Wochenende (5 Tage) wurde auch den Schülern die Möglichkeit geboten, sich richtig gehen zu lassen. Jeden Abend herrschte ein riesiger Auflauf bei der „Corniche“. Autos, mit der Flagge der Vereinigten Emiraten geschmückt und mit feiernden Arabern auf den Dächern, fuhren hupend die Strasse entlang – wobei „fahren“eigentlich nicht die richtige Bezeichnung ist, viel mehr bewegten sich die Fahrzeuge ausschliesslich im Schritttempo vorwärts.
Festlich beleuchtete Hochhäuser an der Corniche
Das ist nicht mit den Feierlichkeiten zum 1. August in der Schweiz zu vergleichen, denn in unserem Land wird mittlerweile mehr geredet als gefeiert. Höhepunkt des Abends ist meistens das Feuerwerk. Feuerwerk gibt es auch in Abu Dhabi. Jeden Abend konnte man die farbenprächtigen Explosionen am Himmelszelt beobachten und sich daran begeistern. In der Nacht wurde gefeiert und wer an der „Corniche“ lebt, hatte Probleme, auch nur ein bisschen Schlaf zu finden.
Trotzdem waren wohl die meisten traurig, als dieses mehrtägige Spektakel zu Ende war. Aber die „Party-Animals“ schauten schon auf den nächsten Event, das Justin Timberlake Konzert vom 6. Dezember im Garten des Luxushotels Emirates Palace.
Festlich geschmückter BMW auf dem Parkplatz
Justin Timberlake
Das Highlight des Monats bislang war zweifellos der 6. Dezember. Nicht nur weil ich meinen Geburtstag feiern durfte – was für die Einwohner der Stadt sicher einen grossen Teil zu diesem speziellen Tag beitrug -, sondern weil Justin Timberlake seine World Tour mit diesem Auftritt in Abu Dhabi beendete.
Mein Freund Neil schenkte mir zum Geburtstag eine Eintrittskarte. Als wir gut drei Stunden vor Beginn beim Emirates Palace ankamen, tummelten sich schon tausende von erwartungsfreudigen Zuschauern auf der Konzertwiese. Es stellte sich heraus, dass wir über Karten für Sitzplätze verfügten. Jedoch wollten Neil und ich nicht die ganze Zeit sitzen. Wir versuchten uns in den Stehplatzbereich zu schmuggeln, was jedoch aufgrund der strengen Security nicht klappte. So wurden wir wieder auf die Sitzplätze verbannt. Andere Schulkollegen fanden bessere Wege und Mittel und schafften später, was uns vergönnt war.
Das Konzert war ein voller Erfolg. Schnell wurden auch aus den Sitzplätzen Stehplätze. Justin Timberlake war in seinem Element und die Fans waren aus dem Häuschen. Ein Hit folgte dem anderen. "JT" begeisterte nicht nur mit Rhythmus und Gesang, sondern auch seine Tanzeinlagen wussten zu gefallen. Unterstützt wurde er dabei von einer Gruppe professioneller Tänzerinnen und Tänzer. Justin schien sein Auftenthalt in Abu Dhabi zu gefallen, wie er dem Publikum mitteilte.
Nach dem Konzert trafen Neil und ich die anderen Schüler aus der ACS. Die meisten schon „leicht“ angetrunken, konnten ihre Konzerteindrücke nur noch lallend schildern. Wir feierten meinen Geburtstag, wobei auch einige Becher Bier geleert wurden. Danach trennte sich die Gruppe, denn die einen zogen weiter zu diversen „Afterparties“. Neil jedoch musste nach Hause, und da ich bei ihm übernachtete, begleitete ich ihn.
Nach diesem turbulenten und feucht fröhlichen Abend wird mir mein 17. Geburtstag in bester Erinnerung bleiben…
Party-Stimmung...
...der Morgen danach
Vorschau
Die Parties hier zu Lande sind jedoch noch lange nicht vorbei. So kam mir kürzlich zu Ohren, dass der Dezember tatsächlich als der Partymonat gilt, jedoch nur bis zu Weihnachten, denn danach werden die meisten Schüler für kurze Ferien nach Hause in ihr Heimatland reisen. So wird das auch bei mir sein. Mit meiner Mutter und den beiden Schwestern fliege ich am 26. Dezember Richtung Schweiz, um dort mit unseren Verwandten die restlichen Festtage zu verbringen.
Doch bis dahin bleibt noch etwas Zeit. Es kommt jedoch ein weiterer Partydämpfer dazu. Vom 12. – 16. Dezember finden an der ACS die „Final Exams“ statt. In jedem Fach muss eine Prüfung über den Stoff des ganzen Halbjahres absolviert werden. Da gilt es, einiges aufzuarbeiten und es bleibt wenig Zeit für Freunde. Aber das ist nicht weiter schlimm, denn nach den Prüfungen sind Ferien angesagt und dann gibt es genügend Parties, um alles wieder gut zu machen.
Aber jetzt wird zuerst gelernt – denn ohne Fleiss, kein Preis…
posted by Tim
National Day
Den Beginn dieses Partymonats in den VAE leitete der 36. Geburtstag des Landes ein. Mit einem verlängerten Wochenende (5 Tage) wurde auch den Schülern die Möglichkeit geboten, sich richtig gehen zu lassen. Jeden Abend herrschte ein riesiger Auflauf bei der „Corniche“. Autos, mit der Flagge der Vereinigten Emiraten geschmückt und mit feiernden Arabern auf den Dächern, fuhren hupend die Strasse entlang – wobei „fahren“eigentlich nicht die richtige Bezeichnung ist, viel mehr bewegten sich die Fahrzeuge ausschliesslich im Schritttempo vorwärts.
Festlich beleuchtete Hochhäuser an der Corniche
Das ist nicht mit den Feierlichkeiten zum 1. August in der Schweiz zu vergleichen, denn in unserem Land wird mittlerweile mehr geredet als gefeiert. Höhepunkt des Abends ist meistens das Feuerwerk. Feuerwerk gibt es auch in Abu Dhabi. Jeden Abend konnte man die farbenprächtigen Explosionen am Himmelszelt beobachten und sich daran begeistern. In der Nacht wurde gefeiert und wer an der „Corniche“ lebt, hatte Probleme, auch nur ein bisschen Schlaf zu finden.
Trotzdem waren wohl die meisten traurig, als dieses mehrtägige Spektakel zu Ende war. Aber die „Party-Animals“ schauten schon auf den nächsten Event, das Justin Timberlake Konzert vom 6. Dezember im Garten des Luxushotels Emirates Palace.
Festlich geschmückter BMW auf dem Parkplatz
Justin Timberlake
Das Highlight des Monats bislang war zweifellos der 6. Dezember. Nicht nur weil ich meinen Geburtstag feiern durfte – was für die Einwohner der Stadt sicher einen grossen Teil zu diesem speziellen Tag beitrug -, sondern weil Justin Timberlake seine World Tour mit diesem Auftritt in Abu Dhabi beendete.
Mein Freund Neil schenkte mir zum Geburtstag eine Eintrittskarte. Als wir gut drei Stunden vor Beginn beim Emirates Palace ankamen, tummelten sich schon tausende von erwartungsfreudigen Zuschauern auf der Konzertwiese. Es stellte sich heraus, dass wir über Karten für Sitzplätze verfügten. Jedoch wollten Neil und ich nicht die ganze Zeit sitzen. Wir versuchten uns in den Stehplatzbereich zu schmuggeln, was jedoch aufgrund der strengen Security nicht klappte. So wurden wir wieder auf die Sitzplätze verbannt. Andere Schulkollegen fanden bessere Wege und Mittel und schafften später, was uns vergönnt war.
Das Konzert war ein voller Erfolg. Schnell wurden auch aus den Sitzplätzen Stehplätze. Justin Timberlake war in seinem Element und die Fans waren aus dem Häuschen. Ein Hit folgte dem anderen. "JT" begeisterte nicht nur mit Rhythmus und Gesang, sondern auch seine Tanzeinlagen wussten zu gefallen. Unterstützt wurde er dabei von einer Gruppe professioneller Tänzerinnen und Tänzer. Justin schien sein Auftenthalt in Abu Dhabi zu gefallen, wie er dem Publikum mitteilte.
Nach dem Konzert trafen Neil und ich die anderen Schüler aus der ACS. Die meisten schon „leicht“ angetrunken, konnten ihre Konzerteindrücke nur noch lallend schildern. Wir feierten meinen Geburtstag, wobei auch einige Becher Bier geleert wurden. Danach trennte sich die Gruppe, denn die einen zogen weiter zu diversen „Afterparties“. Neil jedoch musste nach Hause, und da ich bei ihm übernachtete, begleitete ich ihn.
Nach diesem turbulenten und feucht fröhlichen Abend wird mir mein 17. Geburtstag in bester Erinnerung bleiben…
Party-Stimmung...
...der Morgen danach
Vorschau
Die Parties hier zu Lande sind jedoch noch lange nicht vorbei. So kam mir kürzlich zu Ohren, dass der Dezember tatsächlich als der Partymonat gilt, jedoch nur bis zu Weihnachten, denn danach werden die meisten Schüler für kurze Ferien nach Hause in ihr Heimatland reisen. So wird das auch bei mir sein. Mit meiner Mutter und den beiden Schwestern fliege ich am 26. Dezember Richtung Schweiz, um dort mit unseren Verwandten die restlichen Festtage zu verbringen.
Doch bis dahin bleibt noch etwas Zeit. Es kommt jedoch ein weiterer Partydämpfer dazu. Vom 12. – 16. Dezember finden an der ACS die „Final Exams“ statt. In jedem Fach muss eine Prüfung über den Stoff des ganzen Halbjahres absolviert werden. Da gilt es, einiges aufzuarbeiten und es bleibt wenig Zeit für Freunde. Aber das ist nicht weiter schlimm, denn nach den Prüfungen sind Ferien angesagt und dann gibt es genügend Parties, um alles wieder gut zu machen.
Aber jetzt wird zuerst gelernt – denn ohne Fleiss, kein Preis…
posted by Tim
Tuesday, October 09, 2007
Sportliches
Eigentlich hatte ich sie ja bereits beendet und abgeschrieben; meine Squash-Karriere. Doch hier in Abu Dhabi, zwischen brennendem Sand und stechender Sonne, treibt es mich wieder in die engen Courts, deren Betonwände jeder Anlage zellenhaft-klaustrophobische Züge verleihen. Die Temperaturen sind angenehm kühl, was mitnichten heissen soll, dass mann oder frau bei der Jagd nach dem kleinen Gummiball nicht ins Schwitzen gerät.
Turnier-Fieber
In jungen Jahren, da hielt ich mich tagelang in Squashzentren auf. Ich durchlief eine Trainerausbildung, coachte in der Folge Junioren, spielte Turniere, die zu unsäglich früher Morgenstunde irgendwo in der Ostschweiz angesetzt wurden (und bei denen ich nicht selten nach einer Erstrundenniederlage frustriert von dannen zog...) und war Mitglied einer Interclubmannschaft. Zum Schweizermeister hat es zwar nicht ganz gereicht (kleiner Scherz), immerhin schaffte ich aber eine Klassierung unter den ersten 350 der Schweiz!
Heute flackert die alte Leidenschaft wieder auf! Faiz Khan, der pakistanische Coach, bei dem ich regelmässig Stunden nehme, hat ein Turnier organisiert: Das „Le Meridien Ramadan Squash Open“ lockt rund 60 Spieler in die neu renovierte Sportanlage des gleichnamigen Hotels. Das Turniertableau ist bunt gemischt. Im wahrsten Sinne des Wortes: dunkle Haut, helle Haut, grüne Shirts, rote Hosen. Anders als bei Wettkämpfen in der Schweiz gibt es keine Klassierungen, die ausgewogene Stärkeklassen garantieren. Das Teilnehmerfeld weist ein offenkundiges Gefälle auf. Gespielt wird über eine Zeitspanne von rund drei Wochen, die „Games“ finden in der Regel am späten Nachmittag oder am Abend statt. Mitunter informiert auch die Presse in bescheidenem Rahmen über die Resultate.
In völliger Ahnungslosigkeit gehe ich, die fiebernde Familie im Schlepptau, an mein erstes Spiel. Der arabisch klingende Name meines Gegner sagt mir nichts. Ich bin guten Mutes, schliesslich spiele ich seit längerer Zeit wieder regelmässig und fühle mich entsprechend fit. Erst die wenigen bedeutungsvollen Mienen einiger „Insider“ beim Aufwärmen stimmen mich skeptisch. Als der Gegner dann leichtfüssig die Arena betritt, sportlich durchtrainiert, rund zwei Dekaden jünger und überlegen lächelnd, ahne ich Böses. Und in der Tat – das Spiel verläuft ziemlich einseitig! Mein Gegner spielt und ich renne, laufe, keuche. Meine Fangemeinde ausserhalb des Courts wahrt die Fassung und beklatscht jeden Punkt, den mir mein Gnade walten lassender Gegner edelmütig zugesteht, frenetisch. So, dass schliesslich das Endresultat meiner Ehre wenig Abbruch tut. Später, die letzten Schweissperlen auf meiner Stirne sind kaum getrocknet, vertrauen mir Insider an, dass mein ägyptischer Bezwinger zu den besten Spielern der UAE gehöre und als Nummer vier des Turniers gesetzt sei. So gesehen, handelt es sich beinahe um eine Ehre, mit diesem Squash-Titanen, der das Turnier schliesslich auf dem dritten Rang beendet, einige Rallyes gespielt zu haben!
Meine Wenigkeit kämpft weiter in der „Plate Round“, dem Trostturnier. Es läuft gut und ich gewinne drei Spiele in Folge mit 3:0. Hoffnung keimt auf, das Ganze zu einem guten Ende zu führen. Mein Selbstvertrauen steigt mit jedem gewonnenen Punkt. Doch im Halbfinal ist Schluss. Mein 15jähriger Gegner, schon wieder ein Ägypter, erweist sich nach einem gewonnenen ersten Satz letztlich als zu stark und gewinnt 1:3.
Glücklicherweise stellen die Organisatoren weitere Turniere in Aussicht.
Captain-Fieber
Falsch! Die Rede ist nicht von der Fliegerei. Auch wenn ich obigen Absatz mit einer Anspielung daran ausklingen lasse.
Die „Falcons“ sind auf der Suche nach einem Teamcaptain für die Mannschaft der „Above 14“, also der „über 14jährigen“. Die in dieser Gruppe eingeteilten Jungs und Mädchen (in den UAE spielen beide Geschlechter nach Möglichkeit zusammen) stellen die älteste Altersklasse der Junioren dar. Wer älter als 18 ist, spielt bei den Erwachsenen.
Die Mannschaftsliste ist lang und ich liste sie hier auf, weil die Namen in ihrer Vielfalt beredtes Zeugnis des Nationengemischs liefern: Jasim Abdulbaki, Zayed Abdulbaki (UAE), Mark Armour (USA), Tyler Beresford (USA), Calum Crome-Hawke (UK), Ayoub Dib(Egypt/USA), Tim Eppler, Richard Eshaya (CAN), Ferras Hebaichi (Palestine/USA), Jafer Jaradat (CAN), Amir Kahoul, Brendon Knox (South Africa), Herman Lone (sprich „Lu-ne“, Norway), Michela Raciti, Riccardo Raciti (Italy), Alastair Salsman (CAN), Justin Shima (USA), Gabriel Shotton (USA), Lucas Taillefer (FR), Xiao Yao (China), Alexandra Yip-Choy (CAN), Zachary Zajac (CAN).
Die Truppe ist nicht nur bezüglich Herkunft äusserst vielfältig, auch die Fähigkeiten auf dem Eis sind alles andere als homogen. Da gibt es beispielsweise eine junge Kanadierin, die den meisten Jungs um die Ohren fährt und eishockeytechnisch ganz vorne mitmischt. Was nicht weiter erstaunt, hat sie doch früher in ihrem Heimatland in einer Auswahlmannschaft mitgespielt. Und da in den UAE keine Bodychecks bei Juniorenteams erlaubt sind, gehört sie bei den Turnierspielen ebenfalls zu den besten.
Nun sucht diese Mannschaft also einen Captain. Damit sich die SpielerInnen der Bedeutung der Captainswahl bewusst sind, verschickt der Coach vorgängig folgendes Mail:
„It is time to elect a Captain (C) and 2 Alternate or Assistant Captains (A) for the team. These roles are an important part of our team's development and it is important you give some thought to the selections you will be making. The following is from an article describing Mark Messier who some think was the best hockey team Captain ever:There are captains in the other major team sports, but in no other is the Captaincy as important as it is in hockey. An NHL captain is a team leader and a team spokesman, on and off the ice. He has to have heart--and the ability to be heartless. The job description can range from having to light a fire under a player whose work habits may not be up to snuff to helping a new teammate get settled. He's a social director, a bridge between players and management, and, almost certainly, its most dedicated, if not best, player. A captain is a team's communicator, a critic, a counselor, and a conscience all rolled into one. The "C" is a symbol of their teammates' respect and their coaches' trust...
No, we are not playing in the NHL but these attributes are something to strive for and something for you to think about when making your selection for Captain and Alternates. The election will be at the rink on Friday morning before we go on the ice. If you are not going to be at the rink on Friday then get back to me with your choices before Friday evening and I will compile. The election is meant to be free and private so any picks you send to me will be kept confidential....the choices should clearly state the name for Captain and the 2 names for Alternates.”
Eine verantwortungsvolle Aufgabe also, die es zu vergeben gilt. Die SpielerInnen notieren ihre Vorschläge auf kleine Zettel, die der Coach später einsammelt und im stillen Kämmerlein auszählt.
Gewählt wird Tim. Xiao und Ferras werden die beiden „Assistant Captains“. Die drei sollen ihre Mannschaft in eine erfolgreiche Saison führen. Mit vielen Toren und wenig Niederlagen. Mit neuem Logo und neu gestalteten Jerseys. Der Anfang gelingt. Sie gewinnen ein erstes Freundschaftsspiel gegen ein Erwachsenenteam der „Abu Dhabi Scorpions“ mit 8:4.
Radio-Fieber
Zugegeben – der Begriff „Radio-Fieber“ assoziiert nicht zwingend sportliche Höchstleistungen. Vielleicht aber innovativ-akademische!
Ich sitze im Zug von Genf nach Zürich und lese nach langem Unterbruch wieder einmal den „Tages-Anzeiger“. Dabei sticht mir ein Artikel über den Rosch.. äh Pardon, den „Herrn Schawinski“ ins Auge. Er sei es leid, ständig von jungen Schnöseln geduzt zu werden. Und das ewige „Britney Spears-Gedusel“ auf den gängigen Lokalsendern mag er auch nicht mehr hören. Er wird zum Opfer seiner eigenen Kreativität. Doch eines muss man dem guten lassen: im Gegensatz zu vielen anderen Zeitgenossen klagt (Herr) Schawinski nicht – er handelt! Ersteht kurzerhand das vollständige Aktienpaket des bislang unscheinbaren „Radio Tropic“ und beschliesst, nach Einschiessung von acht bis zehn Millionen das Radio von Grund auf umzubauen. Für ein Zielpublikum zwischen 30 und 60! Da bin ich also noch voll dabei! Und überhaupt war es schon immer mein Traum, in einem Lokalradio mitzutun. Frühere Pläne für ein „Radio Zürcher Unterland“ sind leider mangelndem Sponsoreninteresse zum Opfer gefallen. (Fehlende) Sponsoren scheinen im Übrigen immer mehr mein Leben zu dominieren. Ob bei Radioplänen oder heute beim Eishockey. Doch (Herr) Schawinski lässt mich wieder hoffen: Ab Beginn 2008 soll sein Radio loslegen. Mit einem neuen Team, das noch zu bilden ist. Ob ich mich wohl melden soll? Nach dem Abstecher in die Aviatik-Wüste wäre ein Wechsel in die Radio-Wüste nicht gar so ungewöhnlich. Und Erfahrung habe ich schliesslich. Ob ich den Passagieren einen Bären aufbinde oder den Zuhörern, spielt letztlich keine grosse Rolle.
Doch das muss ich alles zuerst mit Franziska besprechen...
Turnier-Fieber
In jungen Jahren, da hielt ich mich tagelang in Squashzentren auf. Ich durchlief eine Trainerausbildung, coachte in der Folge Junioren, spielte Turniere, die zu unsäglich früher Morgenstunde irgendwo in der Ostschweiz angesetzt wurden (und bei denen ich nicht selten nach einer Erstrundenniederlage frustriert von dannen zog...) und war Mitglied einer Interclubmannschaft. Zum Schweizermeister hat es zwar nicht ganz gereicht (kleiner Scherz), immerhin schaffte ich aber eine Klassierung unter den ersten 350 der Schweiz!
Heute flackert die alte Leidenschaft wieder auf! Faiz Khan, der pakistanische Coach, bei dem ich regelmässig Stunden nehme, hat ein Turnier organisiert: Das „Le Meridien Ramadan Squash Open“ lockt rund 60 Spieler in die neu renovierte Sportanlage des gleichnamigen Hotels. Das Turniertableau ist bunt gemischt. Im wahrsten Sinne des Wortes: dunkle Haut, helle Haut, grüne Shirts, rote Hosen. Anders als bei Wettkämpfen in der Schweiz gibt es keine Klassierungen, die ausgewogene Stärkeklassen garantieren. Das Teilnehmerfeld weist ein offenkundiges Gefälle auf. Gespielt wird über eine Zeitspanne von rund drei Wochen, die „Games“ finden in der Regel am späten Nachmittag oder am Abend statt. Mitunter informiert auch die Presse in bescheidenem Rahmen über die Resultate.
In völliger Ahnungslosigkeit gehe ich, die fiebernde Familie im Schlepptau, an mein erstes Spiel. Der arabisch klingende Name meines Gegner sagt mir nichts. Ich bin guten Mutes, schliesslich spiele ich seit längerer Zeit wieder regelmässig und fühle mich entsprechend fit. Erst die wenigen bedeutungsvollen Mienen einiger „Insider“ beim Aufwärmen stimmen mich skeptisch. Als der Gegner dann leichtfüssig die Arena betritt, sportlich durchtrainiert, rund zwei Dekaden jünger und überlegen lächelnd, ahne ich Böses. Und in der Tat – das Spiel verläuft ziemlich einseitig! Mein Gegner spielt und ich renne, laufe, keuche. Meine Fangemeinde ausserhalb des Courts wahrt die Fassung und beklatscht jeden Punkt, den mir mein Gnade walten lassender Gegner edelmütig zugesteht, frenetisch. So, dass schliesslich das Endresultat meiner Ehre wenig Abbruch tut. Später, die letzten Schweissperlen auf meiner Stirne sind kaum getrocknet, vertrauen mir Insider an, dass mein ägyptischer Bezwinger zu den besten Spielern der UAE gehöre und als Nummer vier des Turniers gesetzt sei. So gesehen, handelt es sich beinahe um eine Ehre, mit diesem Squash-Titanen, der das Turnier schliesslich auf dem dritten Rang beendet, einige Rallyes gespielt zu haben!
Meine Wenigkeit kämpft weiter in der „Plate Round“, dem Trostturnier. Es läuft gut und ich gewinne drei Spiele in Folge mit 3:0. Hoffnung keimt auf, das Ganze zu einem guten Ende zu führen. Mein Selbstvertrauen steigt mit jedem gewonnenen Punkt. Doch im Halbfinal ist Schluss. Mein 15jähriger Gegner, schon wieder ein Ägypter, erweist sich nach einem gewonnenen ersten Satz letztlich als zu stark und gewinnt 1:3.
Glücklicherweise stellen die Organisatoren weitere Turniere in Aussicht.
Captain-Fieber
Falsch! Die Rede ist nicht von der Fliegerei. Auch wenn ich obigen Absatz mit einer Anspielung daran ausklingen lasse.
Die „Falcons“ sind auf der Suche nach einem Teamcaptain für die Mannschaft der „Above 14“, also der „über 14jährigen“. Die in dieser Gruppe eingeteilten Jungs und Mädchen (in den UAE spielen beide Geschlechter nach Möglichkeit zusammen) stellen die älteste Altersklasse der Junioren dar. Wer älter als 18 ist, spielt bei den Erwachsenen.
Die Mannschaftsliste ist lang und ich liste sie hier auf, weil die Namen in ihrer Vielfalt beredtes Zeugnis des Nationengemischs liefern: Jasim Abdulbaki, Zayed Abdulbaki (UAE), Mark Armour (USA), Tyler Beresford (USA), Calum Crome-Hawke (UK), Ayoub Dib(Egypt/USA), Tim Eppler, Richard Eshaya (CAN), Ferras Hebaichi (Palestine/USA), Jafer Jaradat (CAN), Amir Kahoul, Brendon Knox (South Africa), Herman Lone (sprich „Lu-ne“, Norway), Michela Raciti, Riccardo Raciti (Italy), Alastair Salsman (CAN), Justin Shima (USA), Gabriel Shotton (USA), Lucas Taillefer (FR), Xiao Yao (China), Alexandra Yip-Choy (CAN), Zachary Zajac (CAN).
Die Truppe ist nicht nur bezüglich Herkunft äusserst vielfältig, auch die Fähigkeiten auf dem Eis sind alles andere als homogen. Da gibt es beispielsweise eine junge Kanadierin, die den meisten Jungs um die Ohren fährt und eishockeytechnisch ganz vorne mitmischt. Was nicht weiter erstaunt, hat sie doch früher in ihrem Heimatland in einer Auswahlmannschaft mitgespielt. Und da in den UAE keine Bodychecks bei Juniorenteams erlaubt sind, gehört sie bei den Turnierspielen ebenfalls zu den besten.
Nun sucht diese Mannschaft also einen Captain. Damit sich die SpielerInnen der Bedeutung der Captainswahl bewusst sind, verschickt der Coach vorgängig folgendes Mail:
„It is time to elect a Captain (C) and 2 Alternate or Assistant Captains (A) for the team. These roles are an important part of our team's development and it is important you give some thought to the selections you will be making. The following is from an article describing Mark Messier who some think was the best hockey team Captain ever:There are captains in the other major team sports, but in no other is the Captaincy as important as it is in hockey. An NHL captain is a team leader and a team spokesman, on and off the ice. He has to have heart--and the ability to be heartless. The job description can range from having to light a fire under a player whose work habits may not be up to snuff to helping a new teammate get settled. He's a social director, a bridge between players and management, and, almost certainly, its most dedicated, if not best, player. A captain is a team's communicator, a critic, a counselor, and a conscience all rolled into one. The "C" is a symbol of their teammates' respect and their coaches' trust...
No, we are not playing in the NHL but these attributes are something to strive for and something for you to think about when making your selection for Captain and Alternates. The election will be at the rink on Friday morning before we go on the ice. If you are not going to be at the rink on Friday then get back to me with your choices before Friday evening and I will compile. The election is meant to be free and private so any picks you send to me will be kept confidential....the choices should clearly state the name for Captain and the 2 names for Alternates.”
Eine verantwortungsvolle Aufgabe also, die es zu vergeben gilt. Die SpielerInnen notieren ihre Vorschläge auf kleine Zettel, die der Coach später einsammelt und im stillen Kämmerlein auszählt.
Gewählt wird Tim. Xiao und Ferras werden die beiden „Assistant Captains“. Die drei sollen ihre Mannschaft in eine erfolgreiche Saison führen. Mit vielen Toren und wenig Niederlagen. Mit neuem Logo und neu gestalteten Jerseys. Der Anfang gelingt. Sie gewinnen ein erstes Freundschaftsspiel gegen ein Erwachsenenteam der „Abu Dhabi Scorpions“ mit 8:4.
Radio-Fieber
Zugegeben – der Begriff „Radio-Fieber“ assoziiert nicht zwingend sportliche Höchstleistungen. Vielleicht aber innovativ-akademische!
Ich sitze im Zug von Genf nach Zürich und lese nach langem Unterbruch wieder einmal den „Tages-Anzeiger“. Dabei sticht mir ein Artikel über den Rosch.. äh Pardon, den „Herrn Schawinski“ ins Auge. Er sei es leid, ständig von jungen Schnöseln geduzt zu werden. Und das ewige „Britney Spears-Gedusel“ auf den gängigen Lokalsendern mag er auch nicht mehr hören. Er wird zum Opfer seiner eigenen Kreativität. Doch eines muss man dem guten lassen: im Gegensatz zu vielen anderen Zeitgenossen klagt (Herr) Schawinski nicht – er handelt! Ersteht kurzerhand das vollständige Aktienpaket des bislang unscheinbaren „Radio Tropic“ und beschliesst, nach Einschiessung von acht bis zehn Millionen das Radio von Grund auf umzubauen. Für ein Zielpublikum zwischen 30 und 60! Da bin ich also noch voll dabei! Und überhaupt war es schon immer mein Traum, in einem Lokalradio mitzutun. Frühere Pläne für ein „Radio Zürcher Unterland“ sind leider mangelndem Sponsoreninteresse zum Opfer gefallen. (Fehlende) Sponsoren scheinen im Übrigen immer mehr mein Leben zu dominieren. Ob bei Radioplänen oder heute beim Eishockey. Doch (Herr) Schawinski lässt mich wieder hoffen: Ab Beginn 2008 soll sein Radio loslegen. Mit einem neuen Team, das noch zu bilden ist. Ob ich mich wohl melden soll? Nach dem Abstecher in die Aviatik-Wüste wäre ein Wechsel in die Radio-Wüste nicht gar so ungewöhnlich. Und Erfahrung habe ich schliesslich. Ob ich den Passagieren einen Bären aufbinde oder den Zuhörern, spielt letztlich keine grosse Rolle.
Doch das muss ich alles zuerst mit Franziska besprechen...
Monday, October 01, 2007
Kaffee-„Genüsse“
Vielleicht bin ich süchtig. Nach dem Duft roher Bohnen, und nach dem Geschmack frisch zubereiteten Kaffees. Deshalb beschäftigt mich das Thema immer öfter. Möglich auch, dass ich diesbezüglich ganz einfach verwöhnt bin. Unsere Nespresso-Maschine war seinerzeit die erste Anschaffung nach dem Einzug ins neue Haus in Abu Dhabi. Nicht einmal einen Becher, geschweige denn Tassen waren vorhanden. Weder in der Küche noch in den übrigen Zimmern. Doch schliesslich haben mann und frau liebe Nachbarn, so dass die Verlegenheit von kurzer Dauer ist. Ein Tässchen ausgeliehen und schon blubbert das Objekt der Begierde aus dem Hahn.
Monopol in Arabien
Vom Kaffee soll die Rede sein, und zwar im Besonderen vom Kaffeegenuss in Etihad-Flugzeugen. Serviert von Cabin Crews der Etihad und zwar im Besonderen an Cockpitbesatzungen derselben Airline. Das passt insofern, als dass die Arabische Welt bereits früh mit der Kaffeebohne in Kontakt kam. Durch Sklavenhändler wurde sie vermutlich im 14. Jahrhundert aus Äthiopien eingeführt. Der Kaffeeanbau brachte Arabien eine Monopolrolle ein. Handelszentrum war die Hafenstadt Mocha, auch Mokka genannt, das heutige Al Mukha im Jemen.
Mittlerweile hat sich das Getränk stetig weiterentwickelt. Der Kaffee geniesst Kultstatus. Die Geschmäcker sind verschieden. Kaffee – oder arabisch „Qahwa“ – ist eben nicht gleich Kaffee. Zwischen einem Caffé Latte“ und einem „Doppio Espresso“ klafft ein Riesengraben. Und zwar von der Zubereitung bis hin zu Form und Grösse des Trinkgefässes. Traditionelle Wiener Kaffeehäuser und „Starbucks“ haben wenig miteinander gemein. Fortwährend kreieren inspirierte Köpfe neue Variationen rund um die Kaffeebohne. Innovative Geister überschreiten dabei Grenzen wie Hannibal dereinst mit seinen Elefanten den Rubicon.
Nun bringt es mein Beruf mit sich, dass ich den Kaffee in der Regel nicht selber zubereite, sondern die Bestellung den Kolleginnen und Kollegen der Kabinenbesatzung weitergebe. Wobei sich grundsätzlich drei Varianten anbieten: Cappuccino, Espresso oder der gewöhnliche Filterkaffee. Erstgenannter kommt aus dem Beutel und ist meist schlecht gerührt, was eine unappetitliche Klumpenbildung zur Folge hat, zweiter wird mit der bordeigenen und den Besatzungen wenig vertrauten Nespressomaschine präpariert und und dritter tröpfelt abgestanden aus der Filtermaschine. Meine arme Seele ist jedoch auf die Hilfe des Koffeins angewiesen, um die quälenden Nacht(flug)-Stunden zu überstehen.
Andere Länder, andere (Kaffee-)Sitten
Etihad beschäftigt bekanntlicherweise Flight Attendants aus über 70 verschiedenen Herren Länder mit unterschiedlichen Kaffeekulturen. Daher geht mit der Bestellung eines Kaffees immer eine gewisse Spannung einher, ob denn nun das georderte Gebräu den persönlichen Vorstellungen entspreche.
Um es gleich vorwegzunehmen; in der Regel tut es das nicht!
Die triste Realität zeigt, dass beim Bestellen eines Kaffees mit allem gerechnet werden muss, was getränketechnisch zwischen lauwarmer Ovomaltine und gequirltem Zuckerwasser angeordnet werden kann. Mal dunkel wie die Nacht, dann wieder hell wie Wüstensand. Gefüllt in Plastikbecher, Servietten umwickelte Gläser bis hin zur eigentlichen Kaffeetasse. Was mir noch fehlt ist der Espresso in der Suppentasse oder der Cappuccino in der Dessertschale. Willkürliche Zuordnungen bar jeglicher Kaffee-Ethik. Schliesslich gehe ich für eine Darmspiegelung auch nicht zum Dermatologen und suche das Gemüse ebensowenig in der Auslage der Metzgerei.
In der Regel geht die Bestellung über zu viele Stellen, Sprachen und Dialekte, so dass Missverständnisse an der Tagesordnung sind. The „clash of cultures“ manifestiert sich auf eindrückliche Weise bei der Zubereitung des Kaffees. Arabischer Kaffee, Türkischer Kaffee, Kaffee aus Kenia oder Sibirien – sie sind so verschieden wie Tim und Struppi, Max und Moritz oder Fix und Foxi.
Der Espresso im Mineralwasserglas, auch „Tumbler“ genannt, ohne den verlockend züngelnden Schaum auf der Oberfläche, reizt mich genauso wenig wie eine gut gefüllte Tasse, deren Unterteller bereits bei der Entgegennahme deutlich feuchte Spuren des überschwappenden Inhalts zeigt. Viele unserer Flight Attendants trinken selber keinen Kaffee und sind sich der Qualitätsunterschiede leider nicht bewusst. Sie geben sich zwar Mühe, dessen bin ich mir sicher, doch leider mit mässigem Erfolg.
Selten so gesehen bei Etihad
So werde ich – in Anbetracht einer adäquaten Alternative – zweifellos auch in Zukunft meine Müdigkeit mit wässrig-lauwarmem Kaffee oder klumpigem Cappuccino bekämpfen. Dabei träume ich immer wieder den gleichen Traum: eine mitleidsvoll lächelnde Hostess der SWISS erscheint und reicht mir auf silbernem Tablett den perfekt geschäumten Espresso in der Nespresso-Tasse. Begleitet von einer dezent drappierten Auswahl feinster Lindt & Sprüngli Pralinés. Himmlische Genüsse im wahrsten Sinne des Wortes. Leider ohne jeglichen Bezug zur emiratischen Realität!
Monopol in Arabien
Vom Kaffee soll die Rede sein, und zwar im Besonderen vom Kaffeegenuss in Etihad-Flugzeugen. Serviert von Cabin Crews der Etihad und zwar im Besonderen an Cockpitbesatzungen derselben Airline. Das passt insofern, als dass die Arabische Welt bereits früh mit der Kaffeebohne in Kontakt kam. Durch Sklavenhändler wurde sie vermutlich im 14. Jahrhundert aus Äthiopien eingeführt. Der Kaffeeanbau brachte Arabien eine Monopolrolle ein. Handelszentrum war die Hafenstadt Mocha, auch Mokka genannt, das heutige Al Mukha im Jemen.
Mittlerweile hat sich das Getränk stetig weiterentwickelt. Der Kaffee geniesst Kultstatus. Die Geschmäcker sind verschieden. Kaffee – oder arabisch „Qahwa“ – ist eben nicht gleich Kaffee. Zwischen einem Caffé Latte“ und einem „Doppio Espresso“ klafft ein Riesengraben. Und zwar von der Zubereitung bis hin zu Form und Grösse des Trinkgefässes. Traditionelle Wiener Kaffeehäuser und „Starbucks“ haben wenig miteinander gemein. Fortwährend kreieren inspirierte Köpfe neue Variationen rund um die Kaffeebohne. Innovative Geister überschreiten dabei Grenzen wie Hannibal dereinst mit seinen Elefanten den Rubicon.
Nun bringt es mein Beruf mit sich, dass ich den Kaffee in der Regel nicht selber zubereite, sondern die Bestellung den Kolleginnen und Kollegen der Kabinenbesatzung weitergebe. Wobei sich grundsätzlich drei Varianten anbieten: Cappuccino, Espresso oder der gewöhnliche Filterkaffee. Erstgenannter kommt aus dem Beutel und ist meist schlecht gerührt, was eine unappetitliche Klumpenbildung zur Folge hat, zweiter wird mit der bordeigenen und den Besatzungen wenig vertrauten Nespressomaschine präpariert und und dritter tröpfelt abgestanden aus der Filtermaschine. Meine arme Seele ist jedoch auf die Hilfe des Koffeins angewiesen, um die quälenden Nacht(flug)-Stunden zu überstehen.
Andere Länder, andere (Kaffee-)Sitten
Etihad beschäftigt bekanntlicherweise Flight Attendants aus über 70 verschiedenen Herren Länder mit unterschiedlichen Kaffeekulturen. Daher geht mit der Bestellung eines Kaffees immer eine gewisse Spannung einher, ob denn nun das georderte Gebräu den persönlichen Vorstellungen entspreche.
Um es gleich vorwegzunehmen; in der Regel tut es das nicht!
Die triste Realität zeigt, dass beim Bestellen eines Kaffees mit allem gerechnet werden muss, was getränketechnisch zwischen lauwarmer Ovomaltine und gequirltem Zuckerwasser angeordnet werden kann. Mal dunkel wie die Nacht, dann wieder hell wie Wüstensand. Gefüllt in Plastikbecher, Servietten umwickelte Gläser bis hin zur eigentlichen Kaffeetasse. Was mir noch fehlt ist der Espresso in der Suppentasse oder der Cappuccino in der Dessertschale. Willkürliche Zuordnungen bar jeglicher Kaffee-Ethik. Schliesslich gehe ich für eine Darmspiegelung auch nicht zum Dermatologen und suche das Gemüse ebensowenig in der Auslage der Metzgerei.
In der Regel geht die Bestellung über zu viele Stellen, Sprachen und Dialekte, so dass Missverständnisse an der Tagesordnung sind. The „clash of cultures“ manifestiert sich auf eindrückliche Weise bei der Zubereitung des Kaffees. Arabischer Kaffee, Türkischer Kaffee, Kaffee aus Kenia oder Sibirien – sie sind so verschieden wie Tim und Struppi, Max und Moritz oder Fix und Foxi.
Der Espresso im Mineralwasserglas, auch „Tumbler“ genannt, ohne den verlockend züngelnden Schaum auf der Oberfläche, reizt mich genauso wenig wie eine gut gefüllte Tasse, deren Unterteller bereits bei der Entgegennahme deutlich feuchte Spuren des überschwappenden Inhalts zeigt. Viele unserer Flight Attendants trinken selber keinen Kaffee und sind sich der Qualitätsunterschiede leider nicht bewusst. Sie geben sich zwar Mühe, dessen bin ich mir sicher, doch leider mit mässigem Erfolg.
Selten so gesehen bei Etihad
So werde ich – in Anbetracht einer adäquaten Alternative – zweifellos auch in Zukunft meine Müdigkeit mit wässrig-lauwarmem Kaffee oder klumpigem Cappuccino bekämpfen. Dabei träume ich immer wieder den gleichen Traum: eine mitleidsvoll lächelnde Hostess der SWISS erscheint und reicht mir auf silbernem Tablett den perfekt geschäumten Espresso in der Nespresso-Tasse. Begleitet von einer dezent drappierten Auswahl feinster Lindt & Sprüngli Pralinés. Himmlische Genüsse im wahrsten Sinne des Wortes. Leider ohne jeglichen Bezug zur emiratischen Realität!
Tuesday, September 25, 2007
Bunt gemischt
Ach, es gäbe ja so vieles zu berichten. Doch es wird immer schwieriger, Zeit zum Verfassen der Texte zu finden. Unser Leben hier in Abu Dhabi hat nach den Ferien an Schwung zugelegt. So zumindest empfinde ich es nach den langen Wochen dieses Sommers ohne Frau und Kinder. Mit dem Beginn der Schule hat uns eine mächtige Welle erfasst, in deren Sog wir munter einige Sand- oder Strandmeilen mitgetragen werden.
Social Life
Vielleicht beginne ich am besten mit dem vergangenen Wochenende. Unsere ganze Familie ist eingeladen bei einer amerikanischen Nachbarsfamilie, den „Gunnisons“. Frances, Ehefrau und Mutter von sechs Kindern betreibt seit kurzer Zeit ebenfalls einen Blog (http://sandflowers.blogspot.com/), in dem sie ihre Eindrücke und Erlebnisse festhält. Mehr noch, sie schreibt bereits seit geraumer Zeit an einem Buch und bildet sich weiter in diversen Autorenkursen im In- und Ausland. Ausserdem ist sie Mitbegründerin des Bücherclubs, an dessen Treffen auch Franziska regelmässig teilnimmt.
So sind wir also, unsere ganze Familie, bei den Gunnisons zu Gast und bevölkern ihre geräumige „Six Bedroom Villa“. Frances hat ausserdem noch vier andere US-Sippen aus dem „Al Qurm Compund“ zu sich gebeten, so dass wir Helvetier wieder einmal hoffnungslos in der Unterzahl sind und – ähnlich wie unser Heimatland – in Gefahr laufen, weltpolitisch in die Anonymität der Kleinstaaten abzugleiten. Amerikaner so weit das sehende Auge und das gesprochene Wort reichen, mit Ausnahme von Hatim und Adele, einem ägyptisch-schottischen Paar, ebenfalls aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Hatim ist passionierter Whisky-Trinker und erscheint - Ramadan hin oder her - an ähnlichen Anlässen meist mit der eigenen Scotchflasche in der Hosentasche. Wenn er sich verabschiedet tut er dies in der Regel mit leerer Hosentasche und trockener Whiskyflasche.
Die Stimmung an diesem Abend ist entspannt und angenehm. So locker und unverkrampft wie man sie grundsätzlich bei einem amerikanischen „Prosecutor“ in Botschaftsdiensten nicht unbedingt erwarten würde. Einziger Wermutstropfen ist die Abreise einer ebenfalls amerikanischen Familie, die unerwartet zurück in die Staaten fliegt und damit ihren Aufenthalt in Abu Dhabi abrupt beendet. Der Vater ist diesen Sommer an Leukämie erkrankt und wird gemäss Prognosen seiner Ärzte nicht mehr lange leben. Die drei Söhne sind allesamt in Tims Alterssegment und ebenfalls, wie die meisten US-Kinder des Compounds, Schüler der ACS. Tim durfte jeweils mit ihnen zur Schule und zurück fahren, in der Freizeit gehörten Chris, Carlton und John zu den schillerndsten „Jugendaktivisten“ des Compounds. Ihre plötzliche und unerwartete Abreise – just an diesem besagten Abend eben – hinterlässt eine spürbare Lücke im sozialen Geflecht der „Al Qurm“-Jugendlichen. Und da sich heute mehr als ein Dutzend von ihnen im Anwesen der Gunnisons aufhalten, drückt dieser (endgültige) Abschied auf die Stimmung. Die traurige Geschichte macht deutlich, wie verwundbar unser Erdenglück doch ist. Irgendwann, lange nachdem die Familie abgefahren ist, erhebt die Gastgeberin ihr Glas und meint: „Life is so short – we have to enjoy it as long as we’re able to!“ Was zwar die Kranken nicht unbedingt gesund und die Toten nicht lebendig werden, die Seelen aber für einen kurzen Moment im Glauben an das Gute sündigen lässt.
Familienzuwachs
Hier gibt es gleich zwei Neuzuzüge zu vermelden: das eine Neumitglied ist aus Blech, Kunststoff und Leder gefertigt, weiss lackiert, aus zweiter Hand und trägt einen Stern auf der Haube, das zweite Mitglied tritt etwas bescheidener auf und ist in schwarzes Tuch gewandet.
In gut zwei Wochen, nach dem Ende des Ramadan, wird Romana, unsere neue Maid einziehen. Franziska und ich sind aufgrund unserer Aktivitäten immer öfters ausser Haus aktiv und können etwas Unterstützung gut gebrauchen. Nun da feststeht, dass die Deutsche Schule definitiv ins neue Gebäude wechseln wird, ist ein Mehraufwand für Franziska und das Bibliothekenteam auch für nicht Sternenkundige leicht absehbar. Die „Falcons“halten mich ebenfalls auf Trab, so dass andere Aktivitäten über Gebühr leiden. Deshalb das Vehikel mit dem Stern: Wir brauchen ein zusätzliches Fortbewegungsmittel. Die im vergangenen Jahr noch ziemlich einfache Koordination wird zunehmend komplexer. Und letztlich bin ich froh, nach 50 Jahren endlich plausible Gründe für einen Mercedes-Kauf gefunden zu haben: Flexibilität, ungezügelte Freiheit sowie der momentan äusserst tiefe Kurs des Dirham. Abgesehen davon sind die Autos in Abu Dhabi mindestens 20 Prozent billiger als in der Schweiz. So gesehen, kriegen wir den Wagen quasi geschenkt. Da wäre es ja direkt fahrlässig, ein solches Schnäppchen auszuschlagen...
Hockey is on
Die Eishockey-Saison hat vor etwas mehr als einer Woche begonnen, und zwar gleich mit einem Highlight: mit Sandy Velenosi und Zack Blashkiw kommen zwei kanadische Coaches nach Abu Dhabi und leiten ein „Powerskate und Hockey Development-Camp“, das insgesamt über 60 junge Spieler aufs Eis lockt. Ich habe sogar meinen Freiwunsch erhalten und kümmere mich während drei Tagen um sämtliche Belange der beiden Hockey-Cracks. Dabei spiele ich Chauffeur, Fremdenführer und Betreuer zugleich. Ich gehe sogar soweit, dass ich, um mit den „Crazy Canucks“ mithalten zu können, meiner sensiblen Leber nach Sonnenuntergang grössere Mengen alkoholischer Getränke zuführe, was zwischenzeitlich deutliche Spuren hinterlässt.
Ebenfalls Spuren, glücklicherweise aber ausschliesslich im mentalen Bereich, hinterlassen zwei Zwischenfälle auf dem Eis: Da ist zum einen der unglückliche Fall eines Coaches auf den nicht behelmten Hinterkopf und zum anderen der gestürzte Spieler, der mit hoher Geschwindigkeit ungebremst in die Bande donnert, nicht mehr atmen kann und minutenlang regungslos liegen bleibt. Wir haben grosses Glück, denn in beiden Fällen sind Ärzte zur Stelle, deren Söhne zu den Teilnehmern gehören, und in beiden Fällen sind die Verletzungen minim. Beim verletzten Coach geht der Herr Doktor gar so weit, dass er sich nach getaner Pflicht dazu hinreissen lässt, Sandy, Zack und meine Wenigkeit (ein Präsident geniesst eben Sonderrechte) auf eine abendliche Bootstour einzuladen. So treffen wir uns nach der harten Arbeit auf dem Eis in der Marina beim Hotel Intercontinental und „entern“ zusammen mit einer Gruppe frankokanadischer Ärzte eine nicht ganz unbescheidene und auf den Namen „Marie-Claude“ getaufte Barkasse. 20 Personen sind es an der Zahl, Erwachsene, Kinder und zwei Hunde. So flitzen wir an den Strand von „Bahraini Island“. Dann werden riesige Cooler geöffnet, Bierbüchsen enthauptet und Salamipackungen entjungfert. Wir legen uns ins laue, knietiefe Wasser und geniessen das „Dolce far niente“ im Arabischen Golf. Der Sonnenuntergang auf der Rückfahrt toppt das Erlebte und Sandy beginnt immer öfter von einem Umzug seiner Hockeyschule (http://www.velsk8.com/) nach Abu Dhabi zu fantasieren.
A430-600
Neben solchen und ähnlichen Highlights kommt es immer wieder vor, dass ich im Cockpit sitze und meiner hauptberuflichen Tätigkeit nachgehe. Mittlerweile habe ich auch meine ersten A340-600 Flüge hinter mir. Einen kurzen „Turnaround“ nach Delhi und in der vergangenen Woche den ersten Einsatz nach Toronto. Da wären wir also bereits wieder bei den Kanadiern.
Toronto – die Eishockey verrückte Stadt am „Lake Ontario“, Sitz der „Hockey Hall of Fame“ mit Spielernamen in ihren Hallen, die das viel gerühmte Eis schmelzen lassen wie die Sonne den Wachs von Ikarus’ Flügeln.
Auf Sightseeing Tour in Toronto
The "Hockey Hall of Fame"
Noch bedient Etihad die Stadt erst vier Mal wöchentlich, so dass die Besatzungen von Mehrnächtern profitieren. Ein Freitag in der Metropole ist purer Luxus und – ähnlich wie die Anschaffung eines Mercedes – ein Privileg erster Güte. Die Tatsache, sich dessen bewusst zu sein, reduziert allfällig aufkommende Schuldgefühle auf ein Minimum. Der Aufenthalt bei prächtigstem Wetter lässt Jubelstimmung aufkommen, die „Sightseeing-Tour“ im offenen Doppeldecker Frühlingsgefühle. Dabei stehen wir vor den Pforten des Herbstes und müssen bereits wieder mit frühmorgendlichen Nebelschwaden rechnen. Nicht nur in der Schweiz oder in Zentraleuropa wohlverstanden. Auch Abu Dhabi ist in höchstem Masse gefährdet! Womit wir bereits beim wahren Highlight dieser Rotation wären; einer „Diversion“ nach Al Ain. Bereits die Wettervorhersage beim Abflug in Toronto verhiess nichts Gutes für unsere Ankunft in der Wüste. Als wir schliesslich – 12 Stunden später und 100 Tonnen leichter – in Abu Dhabi eintreffen, kreisen bereits die ersten beiden Maschinen im Holding. Die Sicht beträgt 100 Meter, teilweise noch weniger. „No improvement expected for the next 1 ½ hours“ vermeldet „Approach Control“. Obwohl wir zusätzlich Sprit getankt haben, scheint uns in Anbetracht dieser Ausgangslage einzig eine vorzeitige Ausweichlandung in Al Ain vernünftig. Denn „Most“ zu "verbraten" und anschliessend womöglich mit knappem Fuelbestand als letzte den Ausweichplatz anzusteuern, wollen wir nach dieser langen Flugzeit um jeden Preis vermeiden. Die Lösung erweist sich im Nachhinein als gut, denn nach einer Stunde auf dem heissen Beton von Al Ain rollen wir bereits wieder zur Startpiste und landen 20 Minuten später in Abu Dhabi. Andere Kollegen stehen noch auf dem Tarmac und warten auf den Tankwagen oder auf ihre Flugunterlagen. „First come, first serve“ – da macht die Fliegerei keinen Unterschied.
Social Life
Vielleicht beginne ich am besten mit dem vergangenen Wochenende. Unsere ganze Familie ist eingeladen bei einer amerikanischen Nachbarsfamilie, den „Gunnisons“. Frances, Ehefrau und Mutter von sechs Kindern betreibt seit kurzer Zeit ebenfalls einen Blog (http://sandflowers.blogspot.com/), in dem sie ihre Eindrücke und Erlebnisse festhält. Mehr noch, sie schreibt bereits seit geraumer Zeit an einem Buch und bildet sich weiter in diversen Autorenkursen im In- und Ausland. Ausserdem ist sie Mitbegründerin des Bücherclubs, an dessen Treffen auch Franziska regelmässig teilnimmt.
So sind wir also, unsere ganze Familie, bei den Gunnisons zu Gast und bevölkern ihre geräumige „Six Bedroom Villa“. Frances hat ausserdem noch vier andere US-Sippen aus dem „Al Qurm Compund“ zu sich gebeten, so dass wir Helvetier wieder einmal hoffnungslos in der Unterzahl sind und – ähnlich wie unser Heimatland – in Gefahr laufen, weltpolitisch in die Anonymität der Kleinstaaten abzugleiten. Amerikaner so weit das sehende Auge und das gesprochene Wort reichen, mit Ausnahme von Hatim und Adele, einem ägyptisch-schottischen Paar, ebenfalls aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Hatim ist passionierter Whisky-Trinker und erscheint - Ramadan hin oder her - an ähnlichen Anlässen meist mit der eigenen Scotchflasche in der Hosentasche. Wenn er sich verabschiedet tut er dies in der Regel mit leerer Hosentasche und trockener Whiskyflasche.
Die Stimmung an diesem Abend ist entspannt und angenehm. So locker und unverkrampft wie man sie grundsätzlich bei einem amerikanischen „Prosecutor“ in Botschaftsdiensten nicht unbedingt erwarten würde. Einziger Wermutstropfen ist die Abreise einer ebenfalls amerikanischen Familie, die unerwartet zurück in die Staaten fliegt und damit ihren Aufenthalt in Abu Dhabi abrupt beendet. Der Vater ist diesen Sommer an Leukämie erkrankt und wird gemäss Prognosen seiner Ärzte nicht mehr lange leben. Die drei Söhne sind allesamt in Tims Alterssegment und ebenfalls, wie die meisten US-Kinder des Compounds, Schüler der ACS. Tim durfte jeweils mit ihnen zur Schule und zurück fahren, in der Freizeit gehörten Chris, Carlton und John zu den schillerndsten „Jugendaktivisten“ des Compounds. Ihre plötzliche und unerwartete Abreise – just an diesem besagten Abend eben – hinterlässt eine spürbare Lücke im sozialen Geflecht der „Al Qurm“-Jugendlichen. Und da sich heute mehr als ein Dutzend von ihnen im Anwesen der Gunnisons aufhalten, drückt dieser (endgültige) Abschied auf die Stimmung. Die traurige Geschichte macht deutlich, wie verwundbar unser Erdenglück doch ist. Irgendwann, lange nachdem die Familie abgefahren ist, erhebt die Gastgeberin ihr Glas und meint: „Life is so short – we have to enjoy it as long as we’re able to!“ Was zwar die Kranken nicht unbedingt gesund und die Toten nicht lebendig werden, die Seelen aber für einen kurzen Moment im Glauben an das Gute sündigen lässt.
Familienzuwachs
Hier gibt es gleich zwei Neuzuzüge zu vermelden: das eine Neumitglied ist aus Blech, Kunststoff und Leder gefertigt, weiss lackiert, aus zweiter Hand und trägt einen Stern auf der Haube, das zweite Mitglied tritt etwas bescheidener auf und ist in schwarzes Tuch gewandet.
In gut zwei Wochen, nach dem Ende des Ramadan, wird Romana, unsere neue Maid einziehen. Franziska und ich sind aufgrund unserer Aktivitäten immer öfters ausser Haus aktiv und können etwas Unterstützung gut gebrauchen. Nun da feststeht, dass die Deutsche Schule definitiv ins neue Gebäude wechseln wird, ist ein Mehraufwand für Franziska und das Bibliothekenteam auch für nicht Sternenkundige leicht absehbar. Die „Falcons“halten mich ebenfalls auf Trab, so dass andere Aktivitäten über Gebühr leiden. Deshalb das Vehikel mit dem Stern: Wir brauchen ein zusätzliches Fortbewegungsmittel. Die im vergangenen Jahr noch ziemlich einfache Koordination wird zunehmend komplexer. Und letztlich bin ich froh, nach 50 Jahren endlich plausible Gründe für einen Mercedes-Kauf gefunden zu haben: Flexibilität, ungezügelte Freiheit sowie der momentan äusserst tiefe Kurs des Dirham. Abgesehen davon sind die Autos in Abu Dhabi mindestens 20 Prozent billiger als in der Schweiz. So gesehen, kriegen wir den Wagen quasi geschenkt. Da wäre es ja direkt fahrlässig, ein solches Schnäppchen auszuschlagen...
Hockey is on
Die Eishockey-Saison hat vor etwas mehr als einer Woche begonnen, und zwar gleich mit einem Highlight: mit Sandy Velenosi und Zack Blashkiw kommen zwei kanadische Coaches nach Abu Dhabi und leiten ein „Powerskate und Hockey Development-Camp“, das insgesamt über 60 junge Spieler aufs Eis lockt. Ich habe sogar meinen Freiwunsch erhalten und kümmere mich während drei Tagen um sämtliche Belange der beiden Hockey-Cracks. Dabei spiele ich Chauffeur, Fremdenführer und Betreuer zugleich. Ich gehe sogar soweit, dass ich, um mit den „Crazy Canucks“ mithalten zu können, meiner sensiblen Leber nach Sonnenuntergang grössere Mengen alkoholischer Getränke zuführe, was zwischenzeitlich deutliche Spuren hinterlässt.
Ebenfalls Spuren, glücklicherweise aber ausschliesslich im mentalen Bereich, hinterlassen zwei Zwischenfälle auf dem Eis: Da ist zum einen der unglückliche Fall eines Coaches auf den nicht behelmten Hinterkopf und zum anderen der gestürzte Spieler, der mit hoher Geschwindigkeit ungebremst in die Bande donnert, nicht mehr atmen kann und minutenlang regungslos liegen bleibt. Wir haben grosses Glück, denn in beiden Fällen sind Ärzte zur Stelle, deren Söhne zu den Teilnehmern gehören, und in beiden Fällen sind die Verletzungen minim. Beim verletzten Coach geht der Herr Doktor gar so weit, dass er sich nach getaner Pflicht dazu hinreissen lässt, Sandy, Zack und meine Wenigkeit (ein Präsident geniesst eben Sonderrechte) auf eine abendliche Bootstour einzuladen. So treffen wir uns nach der harten Arbeit auf dem Eis in der Marina beim Hotel Intercontinental und „entern“ zusammen mit einer Gruppe frankokanadischer Ärzte eine nicht ganz unbescheidene und auf den Namen „Marie-Claude“ getaufte Barkasse. 20 Personen sind es an der Zahl, Erwachsene, Kinder und zwei Hunde. So flitzen wir an den Strand von „Bahraini Island“. Dann werden riesige Cooler geöffnet, Bierbüchsen enthauptet und Salamipackungen entjungfert. Wir legen uns ins laue, knietiefe Wasser und geniessen das „Dolce far niente“ im Arabischen Golf. Der Sonnenuntergang auf der Rückfahrt toppt das Erlebte und Sandy beginnt immer öfter von einem Umzug seiner Hockeyschule (http://www.velsk8.com/) nach Abu Dhabi zu fantasieren.
A430-600
Neben solchen und ähnlichen Highlights kommt es immer wieder vor, dass ich im Cockpit sitze und meiner hauptberuflichen Tätigkeit nachgehe. Mittlerweile habe ich auch meine ersten A340-600 Flüge hinter mir. Einen kurzen „Turnaround“ nach Delhi und in der vergangenen Woche den ersten Einsatz nach Toronto. Da wären wir also bereits wieder bei den Kanadiern.
Toronto – die Eishockey verrückte Stadt am „Lake Ontario“, Sitz der „Hockey Hall of Fame“ mit Spielernamen in ihren Hallen, die das viel gerühmte Eis schmelzen lassen wie die Sonne den Wachs von Ikarus’ Flügeln.
Auf Sightseeing Tour in Toronto
The "Hockey Hall of Fame"
Noch bedient Etihad die Stadt erst vier Mal wöchentlich, so dass die Besatzungen von Mehrnächtern profitieren. Ein Freitag in der Metropole ist purer Luxus und – ähnlich wie die Anschaffung eines Mercedes – ein Privileg erster Güte. Die Tatsache, sich dessen bewusst zu sein, reduziert allfällig aufkommende Schuldgefühle auf ein Minimum. Der Aufenthalt bei prächtigstem Wetter lässt Jubelstimmung aufkommen, die „Sightseeing-Tour“ im offenen Doppeldecker Frühlingsgefühle. Dabei stehen wir vor den Pforten des Herbstes und müssen bereits wieder mit frühmorgendlichen Nebelschwaden rechnen. Nicht nur in der Schweiz oder in Zentraleuropa wohlverstanden. Auch Abu Dhabi ist in höchstem Masse gefährdet! Womit wir bereits beim wahren Highlight dieser Rotation wären; einer „Diversion“ nach Al Ain. Bereits die Wettervorhersage beim Abflug in Toronto verhiess nichts Gutes für unsere Ankunft in der Wüste. Als wir schliesslich – 12 Stunden später und 100 Tonnen leichter – in Abu Dhabi eintreffen, kreisen bereits die ersten beiden Maschinen im Holding. Die Sicht beträgt 100 Meter, teilweise noch weniger. „No improvement expected for the next 1 ½ hours“ vermeldet „Approach Control“. Obwohl wir zusätzlich Sprit getankt haben, scheint uns in Anbetracht dieser Ausgangslage einzig eine vorzeitige Ausweichlandung in Al Ain vernünftig. Denn „Most“ zu "verbraten" und anschliessend womöglich mit knappem Fuelbestand als letzte den Ausweichplatz anzusteuern, wollen wir nach dieser langen Flugzeit um jeden Preis vermeiden. Die Lösung erweist sich im Nachhinein als gut, denn nach einer Stunde auf dem heissen Beton von Al Ain rollen wir bereits wieder zur Startpiste und landen 20 Minuten später in Abu Dhabi. Andere Kollegen stehen noch auf dem Tarmac und warten auf den Tankwagen oder auf ihre Flugunterlagen. „First come, first serve“ – da macht die Fliegerei keinen Unterschied.
Sunday, September 16, 2007
Drei Tage im Nationalpark
Ich, Nina, war diesen Sommer wirklich ganze drei Tage im Nationalpark. Aber nicht mit meiner Familie. Nein! Sondern mit meiner ehemaligen Klasse. Es war ein sehr toller Ausflug. Doch ich glaube das Tüpfchen auf dem i war für alle, dass ich auch dabei sein durfte! Die ganze Klasse hatte Spass!
Die "Hütte Varusch" - unsere Unterkunft
1. Tag
Am Montagmorgen, dem 27. August, um 7.40 Uhr ging es los. Zuerst mit dem Bus, dann mit dem Zug. Nach dem Lunch, für den wir unsere reise eine Stunde unterbrachen, gab es zwei kleine Filme zu sehen. Einer über die Bartgeier im Nationalpark und der andere über den Nationalpark. Das alles sahen wir im Nationalpark-Haus. Dieses Museum ist zwar nicht im Nationalpark, gehört aber trotzdem dazu.
Vor den Sommerferien mussten sich die Schüler (nur ich nicht) in einer Liste eintragen. Immer zu zweit. Denn diese Zweiergrüppchen bekamen ein Tier zugeteilt, zu dem sie so viel wie möglich herausfinden mussten. So schaute sich die ganze Klasse etwa eine Viertelstunde in diesem Museum um, dann ging es weiter. Wieder stiegen wir in einen Zug und wieder mussten wir umsteigen.
Irgendwann erreichten wir einen Bahnhof, an dem es nicht mehr mit Zug oder Bus weiterging, sondern nur noch mit den Füssen. Wir mussten ungefähr 1.30-2.00 Stunden laufen. Es war anstrengend, und nicht nur die Füsse sondern auch die Schultern taten uns allen danach sehr weh (ist doch klar bei so einem schweren Rucksack mit Kleidung für drei Tage, einem kleinen Lunch, Schlafsack und Kamera oder Feldstecher). Trotzdem war gute Stimmung. Das Wetter spielte mit, und uns wurde nie langweilig, denn wir hatten viel zu erzählen. Und dann...endlich kamen wir bei der Hütte Varusch an. Diese eher kleine aber gemütliche Hütte sollte also für drei Tage unser Hort sein. Als erstes mussten wir alles unter die Lupe nehmen. Es gab zwei grosse Zimmer, zwei Badezimmer, ein Waschraum und ein Zimmer für die Lehrer (es war nicht nur Herr Bleiker, der uns begleitete sondern auch noch Frau Bleiker und die Hilfsleiterin Linda). Wir Mädchen bekamen das grösste Zimmer, denn von unserer „Sorte“ gab es ja auch am meisten. Später richtete jede und jeder sein kleines Bett ein. Als alle damit fertig waren konnte man tun, was man wollte. Einige spielten auf dem Spielplatz, andere beobachteten mit Feldstechern die Hirsche und Gemsen und nochmals andere sassen zusammen und redeten über Gott und die Welt. Ich tat sozusagen alles. Mal spielte ich, dann wieder beobachtete ich Tiere und zwischendurch redete ich ein bisschen. Später spazierten einige aus unserer Klasse und ich in unseren Schlag. Dort spielten wir, wir würden den Bären sehen. Im Nationalpark-Haus gab es nämlich einen Zettel, auf dem stand, was man machen sollte, wenn man den Bär sieht. Also übten wir das. Nur 10 Minuten später gab es Abendessen.
Spät, spät am Abend, als es draussen dunkel war, erzählte uns Herr Bleiker eine Gruselgeschichte, die richtig zum Gruseln war. Eine halbe Stunde später schliefen die meisten schon. Darunter auch ich.
Vor der Hütte
2. Tag
Am zweiten Tag wurden wir etwa um 6.30 Uhr geweckt. Denn heute hatten wir eine lange Wanderung vor uns. Um 7.00 Uhr gab es Frühstück. Durim und ich mussten die Küchenarbeit machen. Dazu gehörte, dass wir das ganze Besteck abspülten und dann abtrockneten. Das dauerte eine Viertelstunde. Danach konnten wir unsere Zähne putzen und den Rucksack packen. Um 7.30 Uhr ging es los. Am Anfang sahen wir keine Murmeltiere und auch keine Hirsche. Erst nach einer halben Stunde kamen die ersten Tiere zum Vorschein. Als allererstes sah ich ein Murmeltier. Es war ziemlich weit entfernt und man konnte es nur mit einem Feldstecher sehen. Zwischendurch kam ein Vogel vorbei geflogen oder Ameisen krabbelten auf dem Boden herum. Aber ein Tier, das so richtig unsere Interessen geweckt hätte (z.B. ein Bär) entdeckten wir nicht. Doch plötzlich als wir um eine Ecke bogen, sahen wir etwa 6 Meter entfernt ein Murmeltier. Alle holten ihre Kamera oder ihren Feldstecher aus dem Rucksack und beobachteten dieses Tier. Doch es entfernte sich immer mehr. Dazu kam noch das hohe Gras, in dem sich das „Murmeli“ versteckt hielt. Plötzlich guckte ein kleiner Kopf aus einem Loch heraus. Die ganze Klasse richtete ihre Augen auf diesen merkwürdigen Kopf. Es kam immer mehr aus dem Loch heraus, dieses Ding. Man sah kleine Arme, einen Bauch und dann stand ein zweites Murmeltier vor uns. Es schaute, wie beim Überqueren einer Strasse, zuerst nach links und dann nach rechts. Danach „speedete“ es ganz schnell zum anderen Murmeltier.
Die "Murmeli" kriechen aus dem Loch
Und gleich danach kam noch ein drittes aus dem Loch. Diesmal aber ein junges. Und es blieb einfach stehen. So als würde es uns nicht geben. Ich schoss tausende von Fotos und flüsterte zwischendurch wieder „Jööö!!! So süss!“ Wir mussten flüstern, sonst wären die Tiere erschrocken. Nach einer Viertelstunde marschierten wir weiter. Wir erspähten nur ein paar Ameisen und Gemsen in weiter Entfernung.
Nach 10 Minuten sahen wir eine kleine Hütte. Dort machten wir kurz eine Pause. Und die Schüler, die noch mehr sehen wollten, wanderten mit Herr Bleiker weiter nach oben. Ich war auch dabei. Leider fing es bald an zu Regnen und wir hörten sogar einen Donnerschlag. So entschieden wir, wieder zurück zu gehen. Zum Glück war bei der kleinen Hütte ein netter Nationalpark-Wächter, der uns sofort die Türe öffnete. Dann konnten wir unsere Regenjacken ins Trockene legen. Als es aufhörte zu regnen, kam der Wächter und stellte sein Fernrohr auf ein Stativ. So konnten wir Gemse und Hirsche wunderbar beobachten. Anschliessend marschierten wir etwa eine Stunde lang bis wir einen guten Platz für unseren Lunch fanden. Es gab wie gestern Sandwiches. Doch sie waren sehr lecker. Und wenn man grossen Hunger hat, dann ist das Essen noch leckerer! Später, als alle satt waren, zogen wir weiter. Es blieben nur noch 15 Minuten bis zu unserer Lagerhütte. Nach dieser aufregenden Wanderung mussten sich alle ein bisschen entspannen.
3. Tag
Als ich aufwachte wusste ich: Das ist der dritte und somit der letzte Tag. Am Frühstückstisch wurde ausgemacht, wer alles schon früher die Hütte verlässt, um den Lunch einzukaufen. Weil meine und Noirin’s Mutter Herr Bleiker noch ein bisschen Geld für die Reise mitgegeben hatten, waren wir beide auch dabei. Zu sechst trotteten wir los: Fünf Kinder und eine Hilfsleiterin, nämlich Linda. Auf dem Weg ins Dorf fing es an zu regnen. Es war aber nicht so schlimm. Als wir bei den Häusern ankamen, rannten wir schnell in den Volg und kauften dort die Esswaren. Danach machten wir uns auf den Weg zum Banhof. Dort warteten wir 20 Minuten bis die anderen eintrafen. Anschliessend reisten wir eine Weile mit Zug und Bus. Das Wetter wurde wieder schöner, deshalb durften wir einen Zwischenstopp machen und Katzengold suchen. Einige fanden mehr und andere weniger. Auch ich sammelte einige Steine, doch die schenkte ich denen, die nur wenig Katzengold fanden.
Unterwegs im Zug
Schliesslich machten wir uns auf die endgültige Rückreise nach Stadel. Dann sah ich die Schule. Sie wurde immer grösser, bis der Bus anhielt. Wir waren am Ende dieser drei Tage. Draussen standen schon viele Eltern. Auch meine Mutter wartete auf mich. Noch schnell tauschten wir einige Worte mit den Eltern meiner Klassenkameraden. Dann mussten wir uns verabschieden. Ich konnte nicht anders und musste alle meine Freunde umarmen. Dann fuhren meine Mutter und ich los. Im Auto erzählte ich ihr alles was passiert war. Noch am gleichen Abend flogen wir zu zweit zurück nach Abu Dhabi. Und auf dem Flug dachte ich: Das waren die besten drei Tage die ich je mit meiner Klasse erlebt hatte!!!
Die "Hütte Varusch" - unsere Unterkunft
1. Tag
Am Montagmorgen, dem 27. August, um 7.40 Uhr ging es los. Zuerst mit dem Bus, dann mit dem Zug. Nach dem Lunch, für den wir unsere reise eine Stunde unterbrachen, gab es zwei kleine Filme zu sehen. Einer über die Bartgeier im Nationalpark und der andere über den Nationalpark. Das alles sahen wir im Nationalpark-Haus. Dieses Museum ist zwar nicht im Nationalpark, gehört aber trotzdem dazu.
Vor den Sommerferien mussten sich die Schüler (nur ich nicht) in einer Liste eintragen. Immer zu zweit. Denn diese Zweiergrüppchen bekamen ein Tier zugeteilt, zu dem sie so viel wie möglich herausfinden mussten. So schaute sich die ganze Klasse etwa eine Viertelstunde in diesem Museum um, dann ging es weiter. Wieder stiegen wir in einen Zug und wieder mussten wir umsteigen.
Irgendwann erreichten wir einen Bahnhof, an dem es nicht mehr mit Zug oder Bus weiterging, sondern nur noch mit den Füssen. Wir mussten ungefähr 1.30-2.00 Stunden laufen. Es war anstrengend, und nicht nur die Füsse sondern auch die Schultern taten uns allen danach sehr weh (ist doch klar bei so einem schweren Rucksack mit Kleidung für drei Tage, einem kleinen Lunch, Schlafsack und Kamera oder Feldstecher). Trotzdem war gute Stimmung. Das Wetter spielte mit, und uns wurde nie langweilig, denn wir hatten viel zu erzählen. Und dann...endlich kamen wir bei der Hütte Varusch an. Diese eher kleine aber gemütliche Hütte sollte also für drei Tage unser Hort sein. Als erstes mussten wir alles unter die Lupe nehmen. Es gab zwei grosse Zimmer, zwei Badezimmer, ein Waschraum und ein Zimmer für die Lehrer (es war nicht nur Herr Bleiker, der uns begleitete sondern auch noch Frau Bleiker und die Hilfsleiterin Linda). Wir Mädchen bekamen das grösste Zimmer, denn von unserer „Sorte“ gab es ja auch am meisten. Später richtete jede und jeder sein kleines Bett ein. Als alle damit fertig waren konnte man tun, was man wollte. Einige spielten auf dem Spielplatz, andere beobachteten mit Feldstechern die Hirsche und Gemsen und nochmals andere sassen zusammen und redeten über Gott und die Welt. Ich tat sozusagen alles. Mal spielte ich, dann wieder beobachtete ich Tiere und zwischendurch redete ich ein bisschen. Später spazierten einige aus unserer Klasse und ich in unseren Schlag. Dort spielten wir, wir würden den Bären sehen. Im Nationalpark-Haus gab es nämlich einen Zettel, auf dem stand, was man machen sollte, wenn man den Bär sieht. Also übten wir das. Nur 10 Minuten später gab es Abendessen.
Spät, spät am Abend, als es draussen dunkel war, erzählte uns Herr Bleiker eine Gruselgeschichte, die richtig zum Gruseln war. Eine halbe Stunde später schliefen die meisten schon. Darunter auch ich.
Vor der Hütte
2. Tag
Am zweiten Tag wurden wir etwa um 6.30 Uhr geweckt. Denn heute hatten wir eine lange Wanderung vor uns. Um 7.00 Uhr gab es Frühstück. Durim und ich mussten die Küchenarbeit machen. Dazu gehörte, dass wir das ganze Besteck abspülten und dann abtrockneten. Das dauerte eine Viertelstunde. Danach konnten wir unsere Zähne putzen und den Rucksack packen. Um 7.30 Uhr ging es los. Am Anfang sahen wir keine Murmeltiere und auch keine Hirsche. Erst nach einer halben Stunde kamen die ersten Tiere zum Vorschein. Als allererstes sah ich ein Murmeltier. Es war ziemlich weit entfernt und man konnte es nur mit einem Feldstecher sehen. Zwischendurch kam ein Vogel vorbei geflogen oder Ameisen krabbelten auf dem Boden herum. Aber ein Tier, das so richtig unsere Interessen geweckt hätte (z.B. ein Bär) entdeckten wir nicht. Doch plötzlich als wir um eine Ecke bogen, sahen wir etwa 6 Meter entfernt ein Murmeltier. Alle holten ihre Kamera oder ihren Feldstecher aus dem Rucksack und beobachteten dieses Tier. Doch es entfernte sich immer mehr. Dazu kam noch das hohe Gras, in dem sich das „Murmeli“ versteckt hielt. Plötzlich guckte ein kleiner Kopf aus einem Loch heraus. Die ganze Klasse richtete ihre Augen auf diesen merkwürdigen Kopf. Es kam immer mehr aus dem Loch heraus, dieses Ding. Man sah kleine Arme, einen Bauch und dann stand ein zweites Murmeltier vor uns. Es schaute, wie beim Überqueren einer Strasse, zuerst nach links und dann nach rechts. Danach „speedete“ es ganz schnell zum anderen Murmeltier.
Die "Murmeli" kriechen aus dem Loch
Und gleich danach kam noch ein drittes aus dem Loch. Diesmal aber ein junges. Und es blieb einfach stehen. So als würde es uns nicht geben. Ich schoss tausende von Fotos und flüsterte zwischendurch wieder „Jööö!!! So süss!“ Wir mussten flüstern, sonst wären die Tiere erschrocken. Nach einer Viertelstunde marschierten wir weiter. Wir erspähten nur ein paar Ameisen und Gemsen in weiter Entfernung.
Nach 10 Minuten sahen wir eine kleine Hütte. Dort machten wir kurz eine Pause. Und die Schüler, die noch mehr sehen wollten, wanderten mit Herr Bleiker weiter nach oben. Ich war auch dabei. Leider fing es bald an zu Regnen und wir hörten sogar einen Donnerschlag. So entschieden wir, wieder zurück zu gehen. Zum Glück war bei der kleinen Hütte ein netter Nationalpark-Wächter, der uns sofort die Türe öffnete. Dann konnten wir unsere Regenjacken ins Trockene legen. Als es aufhörte zu regnen, kam der Wächter und stellte sein Fernrohr auf ein Stativ. So konnten wir Gemse und Hirsche wunderbar beobachten. Anschliessend marschierten wir etwa eine Stunde lang bis wir einen guten Platz für unseren Lunch fanden. Es gab wie gestern Sandwiches. Doch sie waren sehr lecker. Und wenn man grossen Hunger hat, dann ist das Essen noch leckerer! Später, als alle satt waren, zogen wir weiter. Es blieben nur noch 15 Minuten bis zu unserer Lagerhütte. Nach dieser aufregenden Wanderung mussten sich alle ein bisschen entspannen.
3. Tag
Als ich aufwachte wusste ich: Das ist der dritte und somit der letzte Tag. Am Frühstückstisch wurde ausgemacht, wer alles schon früher die Hütte verlässt, um den Lunch einzukaufen. Weil meine und Noirin’s Mutter Herr Bleiker noch ein bisschen Geld für die Reise mitgegeben hatten, waren wir beide auch dabei. Zu sechst trotteten wir los: Fünf Kinder und eine Hilfsleiterin, nämlich Linda. Auf dem Weg ins Dorf fing es an zu regnen. Es war aber nicht so schlimm. Als wir bei den Häusern ankamen, rannten wir schnell in den Volg und kauften dort die Esswaren. Danach machten wir uns auf den Weg zum Banhof. Dort warteten wir 20 Minuten bis die anderen eintrafen. Anschliessend reisten wir eine Weile mit Zug und Bus. Das Wetter wurde wieder schöner, deshalb durften wir einen Zwischenstopp machen und Katzengold suchen. Einige fanden mehr und andere weniger. Auch ich sammelte einige Steine, doch die schenkte ich denen, die nur wenig Katzengold fanden.
Unterwegs im Zug
Schliesslich machten wir uns auf die endgültige Rückreise nach Stadel. Dann sah ich die Schule. Sie wurde immer grösser, bis der Bus anhielt. Wir waren am Ende dieser drei Tage. Draussen standen schon viele Eltern. Auch meine Mutter wartete auf mich. Noch schnell tauschten wir einige Worte mit den Eltern meiner Klassenkameraden. Dann mussten wir uns verabschieden. Ich konnte nicht anders und musste alle meine Freunde umarmen. Dann fuhren meine Mutter und ich los. Im Auto erzählte ich ihr alles was passiert war. Noch am gleichen Abend flogen wir zu zweit zurück nach Abu Dhabi. Und auf dem Flug dachte ich: Das waren die besten drei Tage die ich je mit meiner Klasse erlebt hatte!!!
Thursday, September 13, 2007
Home back home!
Nach meiner „New York-Odyssee“ kann ich mich während vier Tagen zuhause erholen. Es sind dies die ersten gemeinsamen Momente mit der Familie nach den langen Sommerferien. Franziska und Nina haben die Pause ausgiebig genossen und sind erst nach meiner Abreise in die Staaten nach Abu Dhabi zurückgekehrt. Anfang Juni waren es Tim und ebenfalls Franziska, die als erste aufbrachen, um in London eine Hochzeitsfeier zu besuchen.
Neues Schuljahr, neuer Rhythmus...
Die tägliche Routine hat uns schnell wieder im Griff. Die Schulzeiten der Kinder diktieren den Tagesrhythmus. Für Tim hat sich einiges geändert, bei den Mädchen bleibt (fast) alles beim Alten. Sie besuchen nach wie vor die Deutsche Schule. Allerdings hat das neue Schuljahr Veränderungen im Lehrerstab und in den einzelnen Klassen gebracht. So tauscht Linda das Privileg, einziges Mädchen in einer Horde von Jungs zu sein gegen zwei neue Klassenkameradinnen ein. Einige Lehrer haben die Schule verlassen, neue sind gekommen. Für Nina beginnt erst jetzt – in der sechsten Klasse – der Französischunterricht.
Die DSAD insgesamt hegt grosse Pläne: die Emiratische Regierung hat ein neues, hervorragend ausgestattetes Schulgebäude in Aussicht gestellt. Die Verhandlungen und Abklärungen mit den einzelnen Stellen, in Abu Dhabi wie in Deutschland, laufen auf Hochtouren. Im Zusammenhang mit der geplanten Einführung des internationalen bilingualen Abiturs käme ein solcher Umzug einem qualitativen Quantensprung der Schule gleich. Doch noch ist nichts offiziell und so schicken wir hie und da ein kräftiges „Insch’ Allah“ zum Himmel. In der Hoffnung, Allah möge während des soeben angebrochenen „Ramadan“ besonders hellhörig sein und sich als besonders grosszügig erweisen. Auch gegenüber Nicht-Muslimen.
Für Tim hat der Wechsel an die „American Community School“ (ACS) spürbare Veränderungen gebracht. Er verlässt das Haus bereits um 0715 Uhr. Der Driver einer bei uns im Compound wohnhaften amerikanischen Familie mit drei Jungs an der selben Schule fährt die vier durch den Morgenverkehr zur ACS. Die Schule gehört mit rund 800 Schülern zu den grössten in Abu Dhabi und verfügt über ausgezeichnete Infrastrukturen. Speziell im Bereich Sport wird den Schülern und Schülerinnen eine vielfältige Auswahl geboten. Tim hat es ins „Varsity Soccer Team“ geschafft und wird in den kommenden Wochen an den diversen Liga- und Turnierwettkämpfen teilnehmen können. Die Auswahl erstreckte sich über mehrere Wochen, während derer in diversen Trainings die bestehende Gruppe von 32 Jungs auf 18 zusammengestrichen wurde. Für die Endrunde im November werden dann nochmals vier Spieler das Team verlassen müssen. Die Amerikaner verstehen es ausgezeichnet, kompetitive Elemente zu betonen und die Konkurrenz zusätzlich anzuheizen. Für Tim ist die Aufnahme ins Team gar so wichtig, dass er sich – nach Jahren des Widerstrebens – bereit erklärt hat, Kontaktlinsen zu tragen. Eine Auflage des Coaches, der ihn aus Sicherheitsgründen nicht mit Brille spielen lassen will. "Safety first". Beinahe wie in der Fliegerei.
Der Unterricht in Englisch fordert ebenfalls seinen Tribut. Die Lektionen sind anstrengend und der vermittelte Stoff wird regelmässig in Form eines bewerteten Quiz’ überprüft. Ausserdem werden wesentlich mehr Hausaufgaben verteilt als in der Deutschen Schule. Mit dem Resultat, dass Tim deutlich mehr arbeiten muss und abends in der Folge früher in die Federn kriecht als auch schon. Doch er fühlt sich wohl und geniesst das neue Umfeld. Auf diese Weise lässt sich so vieles leichter ertragen.
...neue Aktivitäten...
Auch die liebe Gattin hat sich bereits wieder tüchtig verfangen im dicht gewobenen Netz diverser Schulaktivitäten. In der Bibliothek der DSAD gilt es, die beiden neuen Teammitglieder einzuführen und das Festkomitee beginnt bereits mit der Planung feucht-fröhlicher Aktivitäten und fasst die Organisation eines „Oktoberfests“ ins Auge. Ausserdem lädt die ACS die Eltern sämtlicher Neuzugänge zu einem informativen „New Parents Dinner“ ein und sucht ebenfalls wacker neue „Volunteers“. Für einmal können wir uns (knapp) zurückhalten. Dafür besucht Franziska die erste Ausgabe des von den „Desperate Housewives“ unseres Compounds ins Leben gerufenen „Literature meetings“ und organisiert für Nina eine neue Klavierlehrerin polnischen Ursprungs.
An den Wochenenden (zur Erinnerung: Freitag / Samstag) strömen Kinder und Jugendliche unter unser Dach und bereits nach einer Woche hat jedes der Kinder jemanden zur Übernachtung eingeladen. Das pikante Detail, dass es sich dabei lediglich bei Tim und Nina um Freunde gleichen Geschlechts handelt, sei hier – aus Gründen der Diskretion – lediglich am Rande erwähnt. Die Zeiten ändern sich eben und der Geist der modernen Aufklärung treibt ratsuchende Eltern manchmal dermassen in die Enge, dass einzig mit innovativen (schönfärberisches Adjektiv zur Tarnung hilfloser Erziehungmassnahmen) Lösungsansätzen ein Abbruch der Verhandlungen zu verhindern ist ...
...und neue Flügelschläge
Mit dem September beginnt auch die neue Eishockey-Saison der „Falken“. Die „Abu Dhabi Falcons“ versuchen unter neuer Führung, ihre angeschlagenen Strukturen zu festigen. Die Planung dieser Saison hat mich den ganzen Sommer hindurch beschäftigt, allerdings eher auf kleiner Flamme. Doch mit dem „Registration Day“ am 8. September, dem Tag, an dem die Eltern in Scharen zum „Ice Rink“ pilgern um das Jahresgeld abzuladen und das Beitrittsformular zu unterschreiben, hat sich der junge Falke mutig aus dem Horst gestürzt. Mit ersten Flügelschlägen erkundet er, neugierig und mutig zugleich, sein Umfeld. Und er darf sich freuen: Das Echo ist erfreulich gross: knapp über 80 Spieler und Spielerinnen tragen sich im Clubregister ein. Mit Sicherheit werden es noch einige mehr werden.
Bereits dieses Wochendende steht das erste Trainingscamp an. Zwei Coaches aus Kanada (http://www.velsk8.com/) weilen für eine Woche in den Emiraten. Dabei arbeiten sie während der ersten Tage ausschliesslich im Raum Dubai, um am Donnerstagabend nach Abu Dhabi zu wechseln. Auf dem Eis verspricht ihr „Powerskating“-Training Abwechslung und viel Dynamik. Neben dem Eis ist vor allem Sightseeing und Betreuung angesagt; durch unsere Coaches und durch mich, den Präsidenten des Clubs. So sind denn zwei meiner vier Freitage bereits verplant. Es gilt, den Falken in der Luft zu halten und für stabile aerodynamische Verhältnisse zu sorgen. Ob mir dies gelingt, wird sich in Bälde zeigen. Ich will es hoffen – auch ohne Navigationscomputer und Autopilot!
Neues Schuljahr, neuer Rhythmus...
Die tägliche Routine hat uns schnell wieder im Griff. Die Schulzeiten der Kinder diktieren den Tagesrhythmus. Für Tim hat sich einiges geändert, bei den Mädchen bleibt (fast) alles beim Alten. Sie besuchen nach wie vor die Deutsche Schule. Allerdings hat das neue Schuljahr Veränderungen im Lehrerstab und in den einzelnen Klassen gebracht. So tauscht Linda das Privileg, einziges Mädchen in einer Horde von Jungs zu sein gegen zwei neue Klassenkameradinnen ein. Einige Lehrer haben die Schule verlassen, neue sind gekommen. Für Nina beginnt erst jetzt – in der sechsten Klasse – der Französischunterricht.
Die DSAD insgesamt hegt grosse Pläne: die Emiratische Regierung hat ein neues, hervorragend ausgestattetes Schulgebäude in Aussicht gestellt. Die Verhandlungen und Abklärungen mit den einzelnen Stellen, in Abu Dhabi wie in Deutschland, laufen auf Hochtouren. Im Zusammenhang mit der geplanten Einführung des internationalen bilingualen Abiturs käme ein solcher Umzug einem qualitativen Quantensprung der Schule gleich. Doch noch ist nichts offiziell und so schicken wir hie und da ein kräftiges „Insch’ Allah“ zum Himmel. In der Hoffnung, Allah möge während des soeben angebrochenen „Ramadan“ besonders hellhörig sein und sich als besonders grosszügig erweisen. Auch gegenüber Nicht-Muslimen.
Für Tim hat der Wechsel an die „American Community School“ (ACS) spürbare Veränderungen gebracht. Er verlässt das Haus bereits um 0715 Uhr. Der Driver einer bei uns im Compound wohnhaften amerikanischen Familie mit drei Jungs an der selben Schule fährt die vier durch den Morgenverkehr zur ACS. Die Schule gehört mit rund 800 Schülern zu den grössten in Abu Dhabi und verfügt über ausgezeichnete Infrastrukturen. Speziell im Bereich Sport wird den Schülern und Schülerinnen eine vielfältige Auswahl geboten. Tim hat es ins „Varsity Soccer Team“ geschafft und wird in den kommenden Wochen an den diversen Liga- und Turnierwettkämpfen teilnehmen können. Die Auswahl erstreckte sich über mehrere Wochen, während derer in diversen Trainings die bestehende Gruppe von 32 Jungs auf 18 zusammengestrichen wurde. Für die Endrunde im November werden dann nochmals vier Spieler das Team verlassen müssen. Die Amerikaner verstehen es ausgezeichnet, kompetitive Elemente zu betonen und die Konkurrenz zusätzlich anzuheizen. Für Tim ist die Aufnahme ins Team gar so wichtig, dass er sich – nach Jahren des Widerstrebens – bereit erklärt hat, Kontaktlinsen zu tragen. Eine Auflage des Coaches, der ihn aus Sicherheitsgründen nicht mit Brille spielen lassen will. "Safety first". Beinahe wie in der Fliegerei.
Der Unterricht in Englisch fordert ebenfalls seinen Tribut. Die Lektionen sind anstrengend und der vermittelte Stoff wird regelmässig in Form eines bewerteten Quiz’ überprüft. Ausserdem werden wesentlich mehr Hausaufgaben verteilt als in der Deutschen Schule. Mit dem Resultat, dass Tim deutlich mehr arbeiten muss und abends in der Folge früher in die Federn kriecht als auch schon. Doch er fühlt sich wohl und geniesst das neue Umfeld. Auf diese Weise lässt sich so vieles leichter ertragen.
...neue Aktivitäten...
Auch die liebe Gattin hat sich bereits wieder tüchtig verfangen im dicht gewobenen Netz diverser Schulaktivitäten. In der Bibliothek der DSAD gilt es, die beiden neuen Teammitglieder einzuführen und das Festkomitee beginnt bereits mit der Planung feucht-fröhlicher Aktivitäten und fasst die Organisation eines „Oktoberfests“ ins Auge. Ausserdem lädt die ACS die Eltern sämtlicher Neuzugänge zu einem informativen „New Parents Dinner“ ein und sucht ebenfalls wacker neue „Volunteers“. Für einmal können wir uns (knapp) zurückhalten. Dafür besucht Franziska die erste Ausgabe des von den „Desperate Housewives“ unseres Compounds ins Leben gerufenen „Literature meetings“ und organisiert für Nina eine neue Klavierlehrerin polnischen Ursprungs.
An den Wochenenden (zur Erinnerung: Freitag / Samstag) strömen Kinder und Jugendliche unter unser Dach und bereits nach einer Woche hat jedes der Kinder jemanden zur Übernachtung eingeladen. Das pikante Detail, dass es sich dabei lediglich bei Tim und Nina um Freunde gleichen Geschlechts handelt, sei hier – aus Gründen der Diskretion – lediglich am Rande erwähnt. Die Zeiten ändern sich eben und der Geist der modernen Aufklärung treibt ratsuchende Eltern manchmal dermassen in die Enge, dass einzig mit innovativen (schönfärberisches Adjektiv zur Tarnung hilfloser Erziehungmassnahmen) Lösungsansätzen ein Abbruch der Verhandlungen zu verhindern ist ...
...und neue Flügelschläge
Mit dem September beginnt auch die neue Eishockey-Saison der „Falken“. Die „Abu Dhabi Falcons“ versuchen unter neuer Führung, ihre angeschlagenen Strukturen zu festigen. Die Planung dieser Saison hat mich den ganzen Sommer hindurch beschäftigt, allerdings eher auf kleiner Flamme. Doch mit dem „Registration Day“ am 8. September, dem Tag, an dem die Eltern in Scharen zum „Ice Rink“ pilgern um das Jahresgeld abzuladen und das Beitrittsformular zu unterschreiben, hat sich der junge Falke mutig aus dem Horst gestürzt. Mit ersten Flügelschlägen erkundet er, neugierig und mutig zugleich, sein Umfeld. Und er darf sich freuen: Das Echo ist erfreulich gross: knapp über 80 Spieler und Spielerinnen tragen sich im Clubregister ein. Mit Sicherheit werden es noch einige mehr werden.
Bereits dieses Wochendende steht das erste Trainingscamp an. Zwei Coaches aus Kanada (http://www.velsk8.com/) weilen für eine Woche in den Emiraten. Dabei arbeiten sie während der ersten Tage ausschliesslich im Raum Dubai, um am Donnerstagabend nach Abu Dhabi zu wechseln. Auf dem Eis verspricht ihr „Powerskating“-Training Abwechslung und viel Dynamik. Neben dem Eis ist vor allem Sightseeing und Betreuung angesagt; durch unsere Coaches und durch mich, den Präsidenten des Clubs. So sind denn zwei meiner vier Freitage bereits verplant. Es gilt, den Falken in der Luft zu halten und für stabile aerodynamische Verhältnisse zu sorgen. Ob mir dies gelingt, wird sich in Bälde zeigen. Ich will es hoffen – auch ohne Navigationscomputer und Autopilot!
Wednesday, September 05, 2007
Gestrandet in New York
Diese Geschichte mag unglaublich klingen, und kritische „Wüstenspuren“-Leser – nicht nur Peter – werden sich fragen, ob das Geschriebene auch wirklich der Wahrheit entspricht. Doch ich kann euch versichern, beim Barte des Propheten (dem ich wesentlich näher bin als auch schon...), dass nicht eine einzige Silbe erfunden ist. Wenn Murphy zuschlägt, dann tut er dies konsequent, und mit einer Kraft, die so manche Planungsstelle in die Verzweiflung treibt.
Dann gibt es auch noch Zufälle. Die Tatsache beispielsweise, dass sich der zweite Captain meines New York-Flugs kurzfristig krank meldet und kein geringerer als Toni in die Lücke springt! Seine SMS erreicht mich, als ich bereits auf dem Weg zum Flughafen bin. Natürlich freuen wir uns, schliesslich passiert solches nicht alle Tage.
Entspannter Auftakt
Rund 16 Stunden später, nach einem ereignislosen Flug, landen wir auf der Piste 31L des John F. Kennedy Airport. Die Sonne lacht und lockt so manche Seele unserer Crew nach Manhattan. Toni und ich nehmen’s gemütlich, schweifen durch die gut gefüllte "Mall" und lassen den Tag bei Sam Addams und Filet Mignon ausklingen.
Am nächsten Morgen, frisch geduscht und bereits in Uniformhose, bemerke ich den Zettel unter der Zimmertür. Unser „Pick-up“ sei drei Stunden verspätet, steht geschrieben. Ein Grund wird nicht genannt. Es stellt sich heraus, dass die Maschine auf dem Weg von Abu Dhabi nach New York in Paris zwischenlanden musste. Wegen eines medizinischen Notfalls. Mir scheint, um den allgemeinen Gesundheitszustand unserer Fluggäste ist es nicht zum Besten bestellt. Regelmässig höre ich von solchen „Medical Emergencies“, die einzelne Flüge zu unplanmässigen Landungen zwingen. Öfters als ich dies aus SWISS(air)-Zeiten in Erinnerung habe. Zumindest bleibt uns nun genügend Zeit für ein ausgiebiges Frühstück im Hotel. Wir würden später froh sein, um die getankten Energien...
Die Crew steht auf schwachen Beinen
Bei der Ankunft am Flughafen spähen wir neugierig nach der Heckflosse mit dem Falken. Unser Airbus A340-500 steht in der Tat am Gate. Zahlreiche Transit-Passagiere warten bereits seit dem frühen Morgen auf den Abflug. Wir begegnen ihnen im Gedränge der Security-Schlangen vor den Gepäckröntgenmaschinen, und auch die Wartehalle beim Gate ist bereits dicht besetzt. Auf dem Hinflug hat alles bestens geklappt. Kurt, der kanadische Copi, und ich – wir haben auf dem Hinflug als „Crew A“ gewirkt – können einige spitze Bemerkungen nicht verkneifen. „Seit ihr am Ball seid, geht gar nichts mehr“ bekommen Toni und Dev zu hören. Sie wissen es zu ertragen und fahren ungerührt mit der Planung fort.
Während die Kabinenbesatzung ihr Briefing zu Ende führt, verlassen wir die etwas hektische Atmosphäre beim Gate und begeben uns ins Flugzeug, wo „Cleaners“ immer noch mit Aufräumarbeiten beschäftigt sind. Das Innere der langen Röhre gleicht wie immer in dieser Phase einem Wespennest. Mechaniker, „Catering“-Personal und Sicherheitsverantwortliche streifen hektisch durch die Kabine. Toni und Dev, der malayische Copi, beginnen mit der „Fütterung“ der Computer, die – ähnlich wie die Raubtiere im Zoo – gierig verschlingen, was ihnen eingegeben wird. Ich setze mich auf den Jumpseat und blättere in den Handbüchern. Dann taucht jemand von der Kabinenbesatzung im Cockpiteingang auf. Es ist die aus dem Land der Pyramiden stammende Naggla, die mit verwirrtem Blick erklärt: „Captain, one of the cabin crew has collapsed!“
Da waren’s nur noch 17...
Da Toni immer noch mit Flugvorbereitungen beschäftigt ist, gehe ich den Weg zurück zum „Gate“, wo sich, mit Ausnahme der „Galley Operators“, unsere Hostessen bis zum Ende der Kabinenreinigung die Zeit vertreiben. Offenbar bekommt dies nicht allen gleich gut. Ein Mädchen aus den Philippinen liegt flach auf dem Boden, umringt von den Kolleginnen. Jemand hat ihre Beine hochgelagert, eine weitere Hand fächelt ihr Luft zu. Sie sei einfach umgekippt, erzählt mir eine aufgeregte Stimme. Das Gesicht ist kreidebleich, sie scheint noch immer ziemlich abwesend. Mich stört in diesem Moment, dass uns bei dieser Aktion die Passagiere ungehindert beobachten. Doch Rob, der Airport Manager, weigert sich die „Patientin“ ohne ärztliche Begutachtung zu transportieren. Die Amerikaner sind vorsichtig, das kennen wir ja. Doch das Ganze zieht sich endlos hin, die aufgebotene Ambulanz lässt auf sich warten. Schliesslich wird es auch Rob zuviel und er willigt ein, die Dame vorsichtig hochzuheben und ins „Jetty“ zu transportieren, wo sie gleich darauf einen weiteren Schwächeanfall erleidet, erbricht und beinahe wieder das Bewusstsein verliert. Wie immer in solchen Situationen fühle ich mich etwas hilflos und bin daher froh, dass sich zwei „Flight Attendants“ rührend um die Leidende kümmern. Dann endlich trifft die Sanität ein. Verzögert, dafür gleich zu dritt, uniformiert und erst noch in Begleitung eines Polizisten. Der Entscheid ist rasch gefällt: Die Patientin wird in diesem Zustand nicht mit uns fliegen. Die Ambulanz wird sie zur Abklärung in eine Klinik bringen. Dass sie letztlich vor uns in Abu Dhabi sein würde, konnte zu diesem Zeitpunkt niemand wissen.
„Gear up“
Es ist bereits nach 14 Uhr Lokalzeit, als Toni unseren Airbus auf der Piste 31L zum Start aufliniert. „Etihad 100 cleared for take off.“ Die vier Rolls Royce Triebwerke beschleunigen, die Geschwindigkeit nimmt stetig zu. Der Start verläuft völlig normal. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als Toni den Befehl zum Einfahren des Fahrwerks gibt und Dev den entsprechenden Hebel bewegen will. Dieser erweist sich jedoch als ungewöhnlich störrisch. Er ist blockiert, und lässt sich trotz mehrfacher Versuche nicht bewegen. Die Räder bleiben draussen!
Der „Canarsie climb“ indes, unsere vorgegebene Abflugroute, lässt nicht viel Zeit für Gedankenspiele. Kurz nach dem Abheben müssen wir abdrehen und die Funkfrequenz wechseln. Mein Blick wandert nach links unten, wo sich die „Pins“, die Bolzen zur Sicherung des Fahrwerks befinden. Denn die Vermutung liegt in diesem Fall nahe, dass ein solcher in seiner Fahrwerkhalterung stecken geblieben ist und das Einfahren verhindert. In diesem Fall kämen wir alle ziemlich flach weg. Die anderen drei Kollegen spielen mit dem gleichen Gedanken, doch zu unserer Beruhigung befinden sich alle Pins in der dafür vorgesehenen Box. In 1500 Fuss Flughöhe erscheint eine Warnung auf einem der Bildschirme: „Landing Gear L Lenghtening fault“. Nun wird schnell klar, dass irgend etwas mit dem Fahrwerkmechanismus nicht stimmt. Noch immer stehen unsere Landeklappen auf Position 2, wir haben sie seit dem Abheben nicht verändert. Mittlerweile hat Toni den Autopiloten zugeschaltet. Auch die Abflugleitstelle reagiert rasch und weist uns an, Richtung Westen zu fliegen. Auf 5000 Fuss (1500 Meter) beenden wir fürs erste den Steigflug. Bevor sich Toni und Dev mit der Checkliste beschäftigen, sprechen wir uns kurz ab. Kurt beginnt in den technischen Handbüchern zu blättern und ich kümmere mich um die Information der Kabinenbesatzung und der Passagiere.
Für einmal zu viel Sprit
Die aerodynamischen Geräusche des ausgefahrenen Fahrwerks sind unüberhörbar und man muss kein Aviatik-Experte sein um zu realisieren, dass etwas nicht stimmt. Rasch wird klar, dass angesichts der technischen Ausgangslage nur eine Möglichkeit bleibt: eine Rückkehr nach New York!. Doch mit 110 Tonnen Kerosin in den Tanks sind wir natürlich viel zu schwer für eine sofortige Landung. Das maximale Landegewicht unseres Airbus beträgt 240 Tonnen, beim Start haben wir 321 Tonnen in die Luft gehievt. Aus diesem Grund erbitten wir am Funk eine Bewilligung, um Sprit abzulassen. Diese erhalten wir sogleich. Doch bevor Toni und Dev die Ventile öffnen, steigen wir auf 8000 Fuss. Die Passagiere haben wir darauf hingewiesen, dass der Strahl des abgehenden Sprits gut sichtbar sein wird. Während 45 Minuten ziehen wir weite Kreise über dem Nordatlantik und „dumpen“ dabei 80 Tonnen des kostbaren und teuren Treibstoffs. In der Zwischenzeit laufen weitere Absprachen mit den Etihad-Bodenstationen in New York und Abu Dhabi. Der Umstand, dass wir zu viert im Cockpit sitzen hilft, den Stresspegel tief zu halten. Während Toni und sein Copi für’s Fliegen und für die Checklisten zuständig sind, durchkämmt Kurt die technischen Unterlagen an Bord. Ich meinerseits halte die Passagiere auf dem Laufenden und kommuniziere mit der Kabinenbesatzung und den diversen Bodenstellen. Es ist kurz vor 16 Uhr, als wir gemeinsam den bevorstehenden Anflug besprechen.
Als reine Vorsichtsmassnahme bestellen wir die Feuerwehr an den Pistenrand. Auch dies wird unseren Gästen mitgeteilt. Es ist ja ein bisschen wie beim Zahnarzt: So lange man weiss, was läuft, hält sich die Angst in Grenzen. Und diesbezüglich habe ich einschlägige Erfahrung
„New York Approach Control“ führt uns speditiv auf das Instrumentenlandesystem (ILS) der Piste 31L. Das Wetter ist ausgezeichnet, der Anflug verläuft problemlos und Toni setzt den mittlerweile „nur“ noch 239 Tonnen schweren Vogel exakt auf die „Centreline“ der Landebahn. Bereits in der Endphase des Anflugs können wir die Blinklichter der Feuerwehr- und Sanitätsfahrzeuge ausmachen. Kaum drehen wir von der Piste nähern sie sich uns in raschem Tempo. Wir benötigen jedoch keine weitere Hilfe. Glücklicherweise!
"Fuel Jettisoning"-Anzeige im Cockpit
"Dumping" über dem Atlantik mit blockiertem Fahrwerk
Und so sehen es die Passagiere
Feuerwehrfahrzeuge inspizieren den Airbus
Gefährliches Nachtlager
Nach einer ersten Inspektion der Lufthansa-Mechaniker zeigt sich, dass eine Reparatur im Moment nicht möglich ist. Im „shortening mechanism“ ist ein Verbindungsbolzen gebrochen. Ein Ersatzteil muss her. Damit ist die Mission für heute gescheitert. Die Passagiere quälen sich aus ihren Sitzen und verlassen die Maschine widerwillig.
Was nach dieser ungeplanten Rückkehr folgt, wäre abend-, tagebuch- ja gar bücherfüllend. Ich werde mich kurz halten.
In den USA ist „Labour day week end“, was für die meisten Amerikaner auch das Ende der Sommermonate bedeutet. Strände und Ausflugsziele sind überfüllt mit Menschen, die das letzte lange Sommerwochenende genießen. Ebenso auch die Flughäfen. In vielen touristischen Gegenden in den Nordstaaten endet die Saison und die Hotelpreise gehen nach unten. Dafür nimmt die Belegung für einige Tage markant zu! 17 gestrandete Besatzungsmitglieder kurzfristig im „Big Apple“ unterzubringen, gestaltet sich als schwieriges Unterfangen. Für die erste Nacht reserviert uns der Airport Manager Zimmer im Airport Holiday Inn unmittelbar beim Flughafen. In einer Gegend, in der es lebensgefährlich ist, sich alleine im Freien aufzuhalten. Wir werden eindringlich gewarnt. Der letzte Mord im Quartier soll erst vor wenigen Tagen stattgefunden haben... Tief beeindruckt ob dieser Kriminalstatistik, entscheiden wir uns, das Nachtessen im Hotel einzunehmen. Mit wenigen Ausnahmen zumindest. Toni und ich sind froh, am nächsten Morgen alle guten Mutes beim Frühstück anzutreffen!
Heisse Ohren
Das Hotel kann uns nur für eine Nacht beherbergen. Wir müssen raus, haben aber keine Ahnung wohin. Die Telefone laufen heiss. Toni kabelt mit den Stationsverantwortlichen in New York bis er heisse Ohren kriegt, ich versuche bei der Einsatzleitstelle in Abu Dhabi mehr Infos zu erhaschen. Offenbar wurde ein Ersatzteil in London gefunden, noch liegen aber keine definitiven Zusagen vor. Vielleicht morgen Samstag, heisst es. Könnte aber auch Sonntag werden. Oder Montag. Toni berichtet, dass uns ein Bus nach Long Island ins Marriott Hotel fahren würde. Also werden die Koffer wieder gepackt. Die neue Bleibe gefällt allen wesentlich besser.
Die Unterhosen werden angesichts der ungewissen Ausgangslage knapp, deshalb macht sich die gesamte Besatzung am Nachmittag auf in die nahe gelegene "Mall". Und bei jeder zufälligen Begegnung blicken uns fragende Augenpaare an: „Are we going home soon?“
„Sorry, but we don’t know. Earliest Sunday morning, but...“
...Bus fahren...
...ausladen
Ungewissheit
Also noch ein Paar Unterhosen mehr in den Einkaufskorb gelegt. Auf eigene Rechnung wohlverstanden. Die Wäscherei des Hotels erklärt angesichts der Feiertage Forfait. Piloten- oder Cabin Crew-Berufsrisiko. „Expect the unexpected“ – einmal mehr und in aller Deutlichkeit. Wir geniessen die Zeit trotz der Ungewissheit. Die Atmosphäre innerhalb der Besatzung ist aufgeräumt, wenn auch einigen Damen langsam die Hauskatze oder der Boyfriend zu fehlen beginnt. Männer sind diesbezüglich wohl etwas einfacher verdrahtet. Bier gibt’s schliesslich überall. Telefoniert wird nach wie vor viel. Von Abu Dhabi bekommen wir wenig zu hören, es sind vor allem die Stationsverantwortlichen in New York, die uns aufdatieren. Das Ersatzteil sei auf dem Weg über den Grossen Teich. „Virgin Atlantic“ sei Dank. Doch die Anlieferung erfolgt erst am Sonntagmittag. Dies bedeutet eine weitere Nacht im Marriott. Mindestens dürfen wir die Zimmer behalten.
Dann wird repariert, die für Passagierflüge notwendigen Kontrollen sind in JFK allerdings nicht möglich, da gewisse Vorkehrungen fehlen. Also erhalten wir „bloss“ die Bewilligung für einen „Ferry Flight“, einen Leerflug. Angenehm für die Kabinenbesatzung, schlecht für die Kasse. Am Montagmorgen um 0700 Uhr soll’s losgehen. Dann gibt’s noch einmal Unruhe, als Toni am Sonntagabend kurzfristig angefragt wird, ob ein Start in zwei (!) Stunden möglich wäre. Natürlich nicht – wie um Himmels Willen sollen wir unsere 17 Seelen – verstreut über die unendliche Weite Manhattans – so kurfristig zusammenkriegen? Also bleibt es beim Montagmorgen. Als mein Wecker klingelt ist es immer noch dunkel. Und ich habe das Gefühl, als wäre ich erst gerade eingeschlafen.
Kulinarischer Zeitvertreib im Hotel
Heimflug
Die technische Konstellation verleiht unserem Start auf der Piste 22R in New York eine besondere Spannung. Werden wir das Fahrwerk einfahren können? Der Schaden wurde zwar repariert, eine Kontrolle der Mechanik war jedoch nicht möglich. Von Airbus haben wir die Bewilligung für lediglich einen Flug erhalten. Sollte das Fahrwerk klemmen, müssten wir nach Toronto ausweichen, wo die entsprechenden Installationen zur vollständigen Reparatur vorhanden sind. Doch dies ist – al hamdulillah – nicht nötig. Der Hebel ist willig – die Räder auch. Uns allen fällt ein Stein vom Herzen. Wir sind in der Luft. Auf dem Weg nachhause. Das Flugzeug gehört alleine uns – für einmal keine Passagiere in der Kabine!
Die Kabinenbesatzung tauscht Uniform mit Trainerhosen und T-Shirt. Die Cockpittüre bleibt für einmal – wie vor 20 Jahren – während des ganzen Fluges offen. Die erste Klasse verkommt zum Schlaf- und Kinosaal. Und die 12.30 Stunden bis nach Abu Dhabi vergehen im wahrsten Sinne des Wortes wie im Flug.
Doch noch einmal steigt die Spannung: dann nämlich, als wir zwei Stunden vor der Landung den aktuellen Wetterbericht von Abu Dhabi studieren. Die Sicht ist im Abnehmen begriffen, kurfristig bis gegen 1500 Meter. Die dünne Wolkendecke liegt tief: auf etwas mehr als 30 Metern über Grund. Die Anflugminima in Abu Dhabi sind wesentlich höher als in Europa. Ein Ausweichen nach Al Ain würde eigentlich perfekt zum Verlauf dieser Rotation passen und wohl niemanden erstaunen. Doch an diesem Tag ist das Glück uns hold. Die Landung klappt, ein Traktor zieht uns direkt vor den Hangar. Eine Treppe wird herangefahren.
Aussteigen – zwei Tage frei für alle. Ausser für die Mechaniker, denen 14 lange Stunden bevorstehen.
Dann gibt es auch noch Zufälle. Die Tatsache beispielsweise, dass sich der zweite Captain meines New York-Flugs kurzfristig krank meldet und kein geringerer als Toni in die Lücke springt! Seine SMS erreicht mich, als ich bereits auf dem Weg zum Flughafen bin. Natürlich freuen wir uns, schliesslich passiert solches nicht alle Tage.
Entspannter Auftakt
Rund 16 Stunden später, nach einem ereignislosen Flug, landen wir auf der Piste 31L des John F. Kennedy Airport. Die Sonne lacht und lockt so manche Seele unserer Crew nach Manhattan. Toni und ich nehmen’s gemütlich, schweifen durch die gut gefüllte "Mall" und lassen den Tag bei Sam Addams und Filet Mignon ausklingen.
Am nächsten Morgen, frisch geduscht und bereits in Uniformhose, bemerke ich den Zettel unter der Zimmertür. Unser „Pick-up“ sei drei Stunden verspätet, steht geschrieben. Ein Grund wird nicht genannt. Es stellt sich heraus, dass die Maschine auf dem Weg von Abu Dhabi nach New York in Paris zwischenlanden musste. Wegen eines medizinischen Notfalls. Mir scheint, um den allgemeinen Gesundheitszustand unserer Fluggäste ist es nicht zum Besten bestellt. Regelmässig höre ich von solchen „Medical Emergencies“, die einzelne Flüge zu unplanmässigen Landungen zwingen. Öfters als ich dies aus SWISS(air)-Zeiten in Erinnerung habe. Zumindest bleibt uns nun genügend Zeit für ein ausgiebiges Frühstück im Hotel. Wir würden später froh sein, um die getankten Energien...
Die Crew steht auf schwachen Beinen
Bei der Ankunft am Flughafen spähen wir neugierig nach der Heckflosse mit dem Falken. Unser Airbus A340-500 steht in der Tat am Gate. Zahlreiche Transit-Passagiere warten bereits seit dem frühen Morgen auf den Abflug. Wir begegnen ihnen im Gedränge der Security-Schlangen vor den Gepäckröntgenmaschinen, und auch die Wartehalle beim Gate ist bereits dicht besetzt. Auf dem Hinflug hat alles bestens geklappt. Kurt, der kanadische Copi, und ich – wir haben auf dem Hinflug als „Crew A“ gewirkt – können einige spitze Bemerkungen nicht verkneifen. „Seit ihr am Ball seid, geht gar nichts mehr“ bekommen Toni und Dev zu hören. Sie wissen es zu ertragen und fahren ungerührt mit der Planung fort.
Während die Kabinenbesatzung ihr Briefing zu Ende führt, verlassen wir die etwas hektische Atmosphäre beim Gate und begeben uns ins Flugzeug, wo „Cleaners“ immer noch mit Aufräumarbeiten beschäftigt sind. Das Innere der langen Röhre gleicht wie immer in dieser Phase einem Wespennest. Mechaniker, „Catering“-Personal und Sicherheitsverantwortliche streifen hektisch durch die Kabine. Toni und Dev, der malayische Copi, beginnen mit der „Fütterung“ der Computer, die – ähnlich wie die Raubtiere im Zoo – gierig verschlingen, was ihnen eingegeben wird. Ich setze mich auf den Jumpseat und blättere in den Handbüchern. Dann taucht jemand von der Kabinenbesatzung im Cockpiteingang auf. Es ist die aus dem Land der Pyramiden stammende Naggla, die mit verwirrtem Blick erklärt: „Captain, one of the cabin crew has collapsed!“
Da waren’s nur noch 17...
Da Toni immer noch mit Flugvorbereitungen beschäftigt ist, gehe ich den Weg zurück zum „Gate“, wo sich, mit Ausnahme der „Galley Operators“, unsere Hostessen bis zum Ende der Kabinenreinigung die Zeit vertreiben. Offenbar bekommt dies nicht allen gleich gut. Ein Mädchen aus den Philippinen liegt flach auf dem Boden, umringt von den Kolleginnen. Jemand hat ihre Beine hochgelagert, eine weitere Hand fächelt ihr Luft zu. Sie sei einfach umgekippt, erzählt mir eine aufgeregte Stimme. Das Gesicht ist kreidebleich, sie scheint noch immer ziemlich abwesend. Mich stört in diesem Moment, dass uns bei dieser Aktion die Passagiere ungehindert beobachten. Doch Rob, der Airport Manager, weigert sich die „Patientin“ ohne ärztliche Begutachtung zu transportieren. Die Amerikaner sind vorsichtig, das kennen wir ja. Doch das Ganze zieht sich endlos hin, die aufgebotene Ambulanz lässt auf sich warten. Schliesslich wird es auch Rob zuviel und er willigt ein, die Dame vorsichtig hochzuheben und ins „Jetty“ zu transportieren, wo sie gleich darauf einen weiteren Schwächeanfall erleidet, erbricht und beinahe wieder das Bewusstsein verliert. Wie immer in solchen Situationen fühle ich mich etwas hilflos und bin daher froh, dass sich zwei „Flight Attendants“ rührend um die Leidende kümmern. Dann endlich trifft die Sanität ein. Verzögert, dafür gleich zu dritt, uniformiert und erst noch in Begleitung eines Polizisten. Der Entscheid ist rasch gefällt: Die Patientin wird in diesem Zustand nicht mit uns fliegen. Die Ambulanz wird sie zur Abklärung in eine Klinik bringen. Dass sie letztlich vor uns in Abu Dhabi sein würde, konnte zu diesem Zeitpunkt niemand wissen.
„Gear up“
Es ist bereits nach 14 Uhr Lokalzeit, als Toni unseren Airbus auf der Piste 31L zum Start aufliniert. „Etihad 100 cleared for take off.“ Die vier Rolls Royce Triebwerke beschleunigen, die Geschwindigkeit nimmt stetig zu. Der Start verläuft völlig normal. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als Toni den Befehl zum Einfahren des Fahrwerks gibt und Dev den entsprechenden Hebel bewegen will. Dieser erweist sich jedoch als ungewöhnlich störrisch. Er ist blockiert, und lässt sich trotz mehrfacher Versuche nicht bewegen. Die Räder bleiben draussen!
Der „Canarsie climb“ indes, unsere vorgegebene Abflugroute, lässt nicht viel Zeit für Gedankenspiele. Kurz nach dem Abheben müssen wir abdrehen und die Funkfrequenz wechseln. Mein Blick wandert nach links unten, wo sich die „Pins“, die Bolzen zur Sicherung des Fahrwerks befinden. Denn die Vermutung liegt in diesem Fall nahe, dass ein solcher in seiner Fahrwerkhalterung stecken geblieben ist und das Einfahren verhindert. In diesem Fall kämen wir alle ziemlich flach weg. Die anderen drei Kollegen spielen mit dem gleichen Gedanken, doch zu unserer Beruhigung befinden sich alle Pins in der dafür vorgesehenen Box. In 1500 Fuss Flughöhe erscheint eine Warnung auf einem der Bildschirme: „Landing Gear L Lenghtening fault“. Nun wird schnell klar, dass irgend etwas mit dem Fahrwerkmechanismus nicht stimmt. Noch immer stehen unsere Landeklappen auf Position 2, wir haben sie seit dem Abheben nicht verändert. Mittlerweile hat Toni den Autopiloten zugeschaltet. Auch die Abflugleitstelle reagiert rasch und weist uns an, Richtung Westen zu fliegen. Auf 5000 Fuss (1500 Meter) beenden wir fürs erste den Steigflug. Bevor sich Toni und Dev mit der Checkliste beschäftigen, sprechen wir uns kurz ab. Kurt beginnt in den technischen Handbüchern zu blättern und ich kümmere mich um die Information der Kabinenbesatzung und der Passagiere.
Für einmal zu viel Sprit
Die aerodynamischen Geräusche des ausgefahrenen Fahrwerks sind unüberhörbar und man muss kein Aviatik-Experte sein um zu realisieren, dass etwas nicht stimmt. Rasch wird klar, dass angesichts der technischen Ausgangslage nur eine Möglichkeit bleibt: eine Rückkehr nach New York!. Doch mit 110 Tonnen Kerosin in den Tanks sind wir natürlich viel zu schwer für eine sofortige Landung. Das maximale Landegewicht unseres Airbus beträgt 240 Tonnen, beim Start haben wir 321 Tonnen in die Luft gehievt. Aus diesem Grund erbitten wir am Funk eine Bewilligung, um Sprit abzulassen. Diese erhalten wir sogleich. Doch bevor Toni und Dev die Ventile öffnen, steigen wir auf 8000 Fuss. Die Passagiere haben wir darauf hingewiesen, dass der Strahl des abgehenden Sprits gut sichtbar sein wird. Während 45 Minuten ziehen wir weite Kreise über dem Nordatlantik und „dumpen“ dabei 80 Tonnen des kostbaren und teuren Treibstoffs. In der Zwischenzeit laufen weitere Absprachen mit den Etihad-Bodenstationen in New York und Abu Dhabi. Der Umstand, dass wir zu viert im Cockpit sitzen hilft, den Stresspegel tief zu halten. Während Toni und sein Copi für’s Fliegen und für die Checklisten zuständig sind, durchkämmt Kurt die technischen Unterlagen an Bord. Ich meinerseits halte die Passagiere auf dem Laufenden und kommuniziere mit der Kabinenbesatzung und den diversen Bodenstellen. Es ist kurz vor 16 Uhr, als wir gemeinsam den bevorstehenden Anflug besprechen.
Als reine Vorsichtsmassnahme bestellen wir die Feuerwehr an den Pistenrand. Auch dies wird unseren Gästen mitgeteilt. Es ist ja ein bisschen wie beim Zahnarzt: So lange man weiss, was läuft, hält sich die Angst in Grenzen. Und diesbezüglich habe ich einschlägige Erfahrung
„New York Approach Control“ führt uns speditiv auf das Instrumentenlandesystem (ILS) der Piste 31L. Das Wetter ist ausgezeichnet, der Anflug verläuft problemlos und Toni setzt den mittlerweile „nur“ noch 239 Tonnen schweren Vogel exakt auf die „Centreline“ der Landebahn. Bereits in der Endphase des Anflugs können wir die Blinklichter der Feuerwehr- und Sanitätsfahrzeuge ausmachen. Kaum drehen wir von der Piste nähern sie sich uns in raschem Tempo. Wir benötigen jedoch keine weitere Hilfe. Glücklicherweise!
"Fuel Jettisoning"-Anzeige im Cockpit
"Dumping" über dem Atlantik mit blockiertem Fahrwerk
Und so sehen es die Passagiere
Feuerwehrfahrzeuge inspizieren den Airbus
Gefährliches Nachtlager
Nach einer ersten Inspektion der Lufthansa-Mechaniker zeigt sich, dass eine Reparatur im Moment nicht möglich ist. Im „shortening mechanism“ ist ein Verbindungsbolzen gebrochen. Ein Ersatzteil muss her. Damit ist die Mission für heute gescheitert. Die Passagiere quälen sich aus ihren Sitzen und verlassen die Maschine widerwillig.
Was nach dieser ungeplanten Rückkehr folgt, wäre abend-, tagebuch- ja gar bücherfüllend. Ich werde mich kurz halten.
In den USA ist „Labour day week end“, was für die meisten Amerikaner auch das Ende der Sommermonate bedeutet. Strände und Ausflugsziele sind überfüllt mit Menschen, die das letzte lange Sommerwochenende genießen. Ebenso auch die Flughäfen. In vielen touristischen Gegenden in den Nordstaaten endet die Saison und die Hotelpreise gehen nach unten. Dafür nimmt die Belegung für einige Tage markant zu! 17 gestrandete Besatzungsmitglieder kurzfristig im „Big Apple“ unterzubringen, gestaltet sich als schwieriges Unterfangen. Für die erste Nacht reserviert uns der Airport Manager Zimmer im Airport Holiday Inn unmittelbar beim Flughafen. In einer Gegend, in der es lebensgefährlich ist, sich alleine im Freien aufzuhalten. Wir werden eindringlich gewarnt. Der letzte Mord im Quartier soll erst vor wenigen Tagen stattgefunden haben... Tief beeindruckt ob dieser Kriminalstatistik, entscheiden wir uns, das Nachtessen im Hotel einzunehmen. Mit wenigen Ausnahmen zumindest. Toni und ich sind froh, am nächsten Morgen alle guten Mutes beim Frühstück anzutreffen!
Heisse Ohren
Das Hotel kann uns nur für eine Nacht beherbergen. Wir müssen raus, haben aber keine Ahnung wohin. Die Telefone laufen heiss. Toni kabelt mit den Stationsverantwortlichen in New York bis er heisse Ohren kriegt, ich versuche bei der Einsatzleitstelle in Abu Dhabi mehr Infos zu erhaschen. Offenbar wurde ein Ersatzteil in London gefunden, noch liegen aber keine definitiven Zusagen vor. Vielleicht morgen Samstag, heisst es. Könnte aber auch Sonntag werden. Oder Montag. Toni berichtet, dass uns ein Bus nach Long Island ins Marriott Hotel fahren würde. Also werden die Koffer wieder gepackt. Die neue Bleibe gefällt allen wesentlich besser.
Die Unterhosen werden angesichts der ungewissen Ausgangslage knapp, deshalb macht sich die gesamte Besatzung am Nachmittag auf in die nahe gelegene "Mall". Und bei jeder zufälligen Begegnung blicken uns fragende Augenpaare an: „Are we going home soon?“
„Sorry, but we don’t know. Earliest Sunday morning, but...“
Warten...
...Bus fahren...
...ausladen
Ungewissheit
Also noch ein Paar Unterhosen mehr in den Einkaufskorb gelegt. Auf eigene Rechnung wohlverstanden. Die Wäscherei des Hotels erklärt angesichts der Feiertage Forfait. Piloten- oder Cabin Crew-Berufsrisiko. „Expect the unexpected“ – einmal mehr und in aller Deutlichkeit. Wir geniessen die Zeit trotz der Ungewissheit. Die Atmosphäre innerhalb der Besatzung ist aufgeräumt, wenn auch einigen Damen langsam die Hauskatze oder der Boyfriend zu fehlen beginnt. Männer sind diesbezüglich wohl etwas einfacher verdrahtet. Bier gibt’s schliesslich überall. Telefoniert wird nach wie vor viel. Von Abu Dhabi bekommen wir wenig zu hören, es sind vor allem die Stationsverantwortlichen in New York, die uns aufdatieren. Das Ersatzteil sei auf dem Weg über den Grossen Teich. „Virgin Atlantic“ sei Dank. Doch die Anlieferung erfolgt erst am Sonntagmittag. Dies bedeutet eine weitere Nacht im Marriott. Mindestens dürfen wir die Zimmer behalten.
Dann wird repariert, die für Passagierflüge notwendigen Kontrollen sind in JFK allerdings nicht möglich, da gewisse Vorkehrungen fehlen. Also erhalten wir „bloss“ die Bewilligung für einen „Ferry Flight“, einen Leerflug. Angenehm für die Kabinenbesatzung, schlecht für die Kasse. Am Montagmorgen um 0700 Uhr soll’s losgehen. Dann gibt’s noch einmal Unruhe, als Toni am Sonntagabend kurzfristig angefragt wird, ob ein Start in zwei (!) Stunden möglich wäre. Natürlich nicht – wie um Himmels Willen sollen wir unsere 17 Seelen – verstreut über die unendliche Weite Manhattans – so kurfristig zusammenkriegen? Also bleibt es beim Montagmorgen. Als mein Wecker klingelt ist es immer noch dunkel. Und ich habe das Gefühl, als wäre ich erst gerade eingeschlafen.
Kulinarischer Zeitvertreib im Hotel
Heimflug
Die technische Konstellation verleiht unserem Start auf der Piste 22R in New York eine besondere Spannung. Werden wir das Fahrwerk einfahren können? Der Schaden wurde zwar repariert, eine Kontrolle der Mechanik war jedoch nicht möglich. Von Airbus haben wir die Bewilligung für lediglich einen Flug erhalten. Sollte das Fahrwerk klemmen, müssten wir nach Toronto ausweichen, wo die entsprechenden Installationen zur vollständigen Reparatur vorhanden sind. Doch dies ist – al hamdulillah – nicht nötig. Der Hebel ist willig – die Räder auch. Uns allen fällt ein Stein vom Herzen. Wir sind in der Luft. Auf dem Weg nachhause. Das Flugzeug gehört alleine uns – für einmal keine Passagiere in der Kabine!
Die Kabinenbesatzung tauscht Uniform mit Trainerhosen und T-Shirt. Die Cockpittüre bleibt für einmal – wie vor 20 Jahren – während des ganzen Fluges offen. Die erste Klasse verkommt zum Schlaf- und Kinosaal. Und die 12.30 Stunden bis nach Abu Dhabi vergehen im wahrsten Sinne des Wortes wie im Flug.
Doch noch einmal steigt die Spannung: dann nämlich, als wir zwei Stunden vor der Landung den aktuellen Wetterbericht von Abu Dhabi studieren. Die Sicht ist im Abnehmen begriffen, kurfristig bis gegen 1500 Meter. Die dünne Wolkendecke liegt tief: auf etwas mehr als 30 Metern über Grund. Die Anflugminima in Abu Dhabi sind wesentlich höher als in Europa. Ein Ausweichen nach Al Ain würde eigentlich perfekt zum Verlauf dieser Rotation passen und wohl niemanden erstaunen. Doch an diesem Tag ist das Glück uns hold. Die Landung klappt, ein Traktor zieht uns direkt vor den Hangar. Eine Treppe wird herangefahren.
Aussteigen – zwei Tage frei für alle. Ausser für die Mechaniker, denen 14 lange Stunden bevorstehen.
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