posted by Nina
Nach zwei Wochen streichen, malen und einräumen im Berner Oberland sind wir endlich am Ziel. Jetzt ist unsere Ferienwohnung wo wir in Zukunft unsere Ferien in der Schweiz verbringen endlich bereit. Lindas und mein Bett sind pink geworden. Die Wand ist orange mit Hawaiiblumen verziert. Mein Pult steht auch schon bereit. In unserem Zimmer könnte man schon schlafen doch wenn man in das Wohnzimmer kommt sieht es nicht so schön aus. Ein Durcheinander und auf dem Sofa sind zwei volle Kartons. Als es dann endlich Dienstag, der 22. August war, mussten wir sehr früh aufstehen. Unser Grossvater fuhr uns dann nach Genf zum Flughafen. Nachdem wir das Gepäck aufgaben gab es noch eine Überaschung. Mein Onkel und meine Grossmutter hatten uns eine Freude gemacht. Sie legten extra 200km hinter sich um uns auf Wiedersehn zu sagen. Der Flug dauerte lang. Alle waren aufgeregt. Nachdem wir in Abu Dhabi gelandet waren, mussten wir an einen Schalter gehen und unsere Visa abholen. Erst danach konnten wir durch den Zoll gehen. Um unsere neun Koffer und Taschen zu transportieren brauchten wir drei Gepäckwagen. Mein Papi und Andrea holten uns ab. Wir fuhren zum ersten Mal im neuen Auto! Nach 20 Minuten erreichten wir den „Al Qurm Compound“. Unser Haus war noch ziemlich leer. Wenigstens waren die Betten montiert. Mein Papi hatte für jedes Kind eine Karte, eine Rose und ein kleines Geschenk aufs Nachttischchen gelegt. Auch für Mama gab es eine kleine Überraschung. Die erste Nacht im neuen Haus habe ich sehr gut überstanden und bis um 1100 Uhr geschlafen.
Jetzt bin ich schon drei Tage in Abu Dhabi. Ich habe mich langsam an die Hitze gewöhnt. Wenn Tim, Linda und ich am Abend durch den Compound spazieren, sehen wir weit und breit keinen einzigen Menschen. Wir wissen aber schon, dass es drei Hunde hat. Heute Nachmittag haben wir einen amerikanischen Jungen kennengelernt. Er ist 13 Jahre alt und heisst Robbie. Bis jetzt fuhren wir jeden Tag in die Stadt und besuchten Möbelgeschäfte. Leider haben wir noch kein Internet und können deshalb nicht mit unseren Freunden chatten. Dafür gehen wir jeden Tag im Pool des Compounds baden. Das Wasser wird nicht gekühlt und ist etwa 35 Grad warm.
Noch immer warten wir auf den Container mit unseren Möbeln und Spielsachen. Wir haben weder einen Tisch, noch ein Sofa, noch einen Fernseher und essen meistens auf dem Fussboden. Wie die Beduinen. Heute haben wir unser Nachtessen bei einem Iranischen Restaurant bestellt. Morgen ist der erste Tag, an dem wir alleine ohne Papa zurecht kommen müssen, weil er nach Manchester fliegt. Hoffentlich gibt es kein Durcheinander.
Sunday, August 27, 2006
Wednesday, August 16, 2006
Ich gehe fremd
posted by Dide
Liebe Blog-Leser. Für einmal mache ich es mir einfach und gehe fremd - quasi! In der NZZ vom 10. August beschrieb Christian Dettwiler in einem äusserst informativen Artikel die Gegensätze von Dubai und Abu Dhabi.
Sehr lesenswert und deshalb prominent platziert in den "Wüstenspuren". Viel Spass...
Begegnung mit Gegensätzen
Der Extravaganz von Dubai steht in Abu Dhabi vornehme Zurückhaltung gegenüber
Die Widersprüche zwischen Entwicklung und Gesellschaft sind in den Vereinigten Arabischen Emiraten sehr gross. Der teuren Tourismus-Infrastruktur und dem Luxus der Einheimischen stehen Heere von rechtlosen Gastarbeitern, religiöse Traditionen sowie ernste ökologische Probleme gegenüber. Abu Dhabi und Dubai gehen unterschiedliche Wege.
Das Paradox ist unter Vielreisenden und erfahrenen Touristen längst bekannt: Wer nach Dubai reisen will, bucht einen Flug nach Abu Dhabi. Der Zeitverlust durch die Fahrt vom Flughafen der Hauptstadt der Emirate nach Dubai wird nämlich längst wettgemacht durch das notorische Chaos auf dem Flughafen Dubais, der grössten Passagierdrehscheibe im Mittleren Osten. 5 Millionen Touristen zählt Dubai jährlich, Tendenz stark steigend, denn bis in 10 Jahren sollen es 15 Millionen sein, was auch die Neubaupläne für einen - den weltgrössten - Flughafen mehr als rechtfertigt. Aber auch Abu Dhabi kennt solche Pläne, bereits ist der Bau eines neuen Terminals angekündigt. Das ist Sinnbild für die stets latent schwelende Konkurrenz zwischen Dubai, dem Las Vegas des Orients, und Abu Dhabi, dem vornehm zurückhaltenden Genf der arabischen Welt. Hie der ungebremste Boom mit Tausenden von Neubauprojekten, die vor der Vollendung stehen, und da, in Abu Dhabi, die gemässigten, aber dennoch grosszügigen Entwicklungspläne.
Pionier aus Notwendigkeit
Es war zweifellos Dubai, das in dieser ganzen Entwicklung am Persischen Golf zeichensetzend war. In fünf Jahren werden keine Petrodollars mehr in die Staatskasse der Königsfamilie fliessen, und da ist Handlung angesagt: Durch die Schaffung einer offenen Wirtschaft, einer liberalen Kultur und einer gut ausgebauten Infrastruktur wurden zunächst Investoren angelockt, die von grosszügigen Steuergeschenken profitieren, und danach wurde der Tourismus generalstabsmässig gefördert. Noch vor 40 Jahren zählte Dubai knapp 100 000 Einwohner, heute sind es 1,2 Millionen - und Wohnungen für weitere 1,6 Millionen Bewohner und Gäste sind im Bau. Das wiederum ist für Touristen nicht sonderlich attraktiv: Der an der Dubai Marina Beach herrschende Bauboom hat ein solches Ausmass angenommen, dass gut überlegt und recherchiert werden will, wer wo Ferien bucht, sonst liegt man am Strand gleich neben der Baustelle des kommenden, noch luxuriöseren Beach-Resorts.
Sorgen mit dem Bauen hat auch die sich im Besitz der Königsfamilie befindende Bau- und Immobilienunternehmung Nakheel: Ihre beiden ambitioniertesten Projekte, die Dubai vorgelagerten künstlichen Inseln «The Palm» und «The World», sind ins Stocken geraten. Zwar schreiten die Arbeiten an den rund 150 000 bereits verkauften Wohnungen, Villen und 25 Hotels auf «The Palm» weiterhin voran, doch im innern des künstlichen Archipels brodelt es: Die Wasserzirkulation zwischen den Palmblättern ist gestört, dem Wasser mangelt der Sauerstoffzustrom, und da, wo eigentlich in Zukunft die Gäste baden sollen, verfault das Wasser. Den Ingenieuren bleiben noch zwei Jahre, dann nämlich sind die Luxusvillen und Luxusapartments der internationalen Kundschaft bezugsbereit. Zurzeit werden in den umkreisenden Damm des «Palm» Löcher gebohrt in der Hoffnung, dass so eine genügende Durchmischung mit sauerstoffhaltigem Frischwasser erfolgen wird. Dramatischer scheint die Situation auf «The World» zu sein; widersprüchlichen Quellen gemäss sollen da die Bauarbeiten eingestellt sein, bestehen in der Planung doch noch grosse logistische Defizite bezüglich Wasser- und Energieversorgung.
Abu Dhabi hat, was Dubai fehlt
Was Dubai an natürlichen Ressourcen nicht hat, nämlich Öl und natürliche Inseln, hat Abu Dhabi im Überfluss. Zurzeit fördert das grösste Land der Emirate täglich rund 2 Millionen Barrel Öl, seine Reserven sind die viertgrössten weltweit. Und entsprechend gross sind die Möglichkeiten für Investitionen. Die Summen sind schwindelerregend. Gesamthaft sollen gemäss «Gulf News» in den fünf kommenden Jahren rund 100 Milliarden Dollar in den Ausbau der Wirtschaft und des Tourismus investiert werden, allein das führende Immobilienunternehmen Aldar will in den nächsten drei Jahren für rund 20 Milliarden Dollar auf natürlichen Inseln, die der Hauptstadt Abu Dhabi vorgelagert sind, Übernachtungs- und Wohnmöglichkeiten für 400 000 Menschen bauen. Bei all diesen Projekten wird aber stets betont, dass in Abu Dhabi nicht die (massen)touristischen Fehler Dubais wiederholt werden sollen: Man setzt ganz explizit auf Abgrenzung: in Dubai der Hype und die Masse, in Abu Dhabi der Luxus und die Exklusivität, konzentriert auf die rund 200 natürlichen Inseln.
Das unterstreicht auch Stephan Kaminsky, der Direktor des «Emirates Palace Hotel» in Abu Dhabi, des exklusivsten Hotels der Golfregion neben dem legendären «Burj al-Arab» in Dubai. Knapp 3 Milliarden Dollar hat das Haus an der Marina Abu Dhabis mit 300 Zimmern und 100 Suiten gekostet, es beschäftigt heute 1100 festangestellte Mitarbeiter, verzeichnet eine Auslastung von 50 Prozent - und ist für die Managementfirma Kempinski selbsttragend (bei Zimmerpreisen zwischen 800 und 25 000 Franken). Kaminsky sieht denn auch das Potenzial in der exklusiveren Klientel Abu Dhabis: Die Inselprojekte wie Al Raha Beach, Al-Reem, Saaydat Island oder El Grum basieren auf natürlichem Terrain und setzen Exklusivität vor Quantität und Masse. El Grum beispielsweise soll ein Resort nach polynesischem Vorbild werden mit einem Hotel (159 Zimmer), 59 Wasservillen und 10 privaten Inseln. Der Verkauf solcher Objekte ist übrigens atemberaubend: Für das Al-Raha- Projekt sollen 366 Wohnungen Ausländern angeboten und innert 45 Minuten verkauft worden sein; für weitere 900 Wohnungen (Kaufpreis zwischen 300 000 und 1,5 Millionen Dollar) lagen dem Vernehmen nach innert zweier Tage 20 000 Offerten auf dem Pult.
Dagegen stehen diejenigen, die diesen Bauboom und die Infrastruktur ermöglichen, mit recht leeren Händen da. 85 Prozent der Einwohner der Emirate sind Zugezogene aus Asien, Afrika und den umliegenden arabischen Ländern. Gegenüber den einheimischen «Nationals» sind sie absolut unterprivilegiert und unterbezahlt; ein Arbeiter auf dem Bau kommt auf knapp 200 Dollar, der «arabische Nomade» aus Somalia, der das Wüstencamp des «Emirates Palace Hotel» betreut, gerade einmal auf 100 Dollar im Monat. Finanzkräftig sind nur die leitenden Angestellten von nationalen wie internationalen Unternehmungen, die sich denn auch über die neugeschaffene Möglichkeit des Liegenschaftskaufs freuen.
Wie grenzenlos die Ideen der Tourismusplaner sind, zeigt auch die Tatsache, dass die Insel Sir Bani Yas rund 250 Kilometer westlich von Abu Dhabi erschlossen werden soll: Diese Insel war vom ehemaligen Scheich und Präsidenten zu einem Natur- und Tierreservat erklärt worden, doch in Zukunft sollen die Vögel, Gazellen, Giraffen und Wüstenhasen Freundschaft mit Touristen schliessen.
Tradition gegen Innovation
Angesichts dieses enormen Wandels mit Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft stellt sich die Frage: Wie kann das Experiment gelingen, die nach den Prinzipien des Liberalkapitalismus des 19. Jahrhunderts erarbeiteten Entwicklungspläne für die gesamte Region zu realisieren und gleichzeitig der nach wie vor latenten Gefahr fundamental- islamistischer Übergriffe wie etwa in Ägypten zu begegnen?
Ein sicherlich nicht endgültiges Fazit könnte lauten: Sowohl Abu Dhabi als besonders auch Dubai befinden sich auf einem schwierigen Balanceakt. Ihr durchaus berechtigter Anspruch auf einen Platz in der Welt des Luxus-Tourismus mit allen dazugehörenden Konsequenzen muss tagtäglich neu austariert werden mit einer Realität, in welcher es immer noch eine fast sklavenartige Fremdarbeit gibt und eine Kultur, die letztlich die Gepflogenheiten westlicher Touristen nur widerwillig, doch sehr professionell assimiliert. Ein Ende dieses schwierigen Prozesses ist noch nicht absehbar.
Christian Dettwiler
Informationen zu Dubai bei F & W Communications in Ittigen. Telefon 031 924 75 99. Homepage: www.dubaitourism.com. Zu Abu Dhabi: News Plus Communications, 80311 München. Telefon 0049 89 23 66 21 25. E-Mail: abudhabi@mangum.de.
Diesen Artikel finden Sie auf NZZ Online unter: http://www.nzz.ch/2006/08/10/to/articleEAWV2.html
Copyright © Neue Zürcher Zeitung AG
Liebe Blog-Leser. Für einmal mache ich es mir einfach und gehe fremd - quasi! In der NZZ vom 10. August beschrieb Christian Dettwiler in einem äusserst informativen Artikel die Gegensätze von Dubai und Abu Dhabi.
Sehr lesenswert und deshalb prominent platziert in den "Wüstenspuren". Viel Spass...
Begegnung mit Gegensätzen
Der Extravaganz von Dubai steht in Abu Dhabi vornehme Zurückhaltung gegenüber
Die Widersprüche zwischen Entwicklung und Gesellschaft sind in den Vereinigten Arabischen Emiraten sehr gross. Der teuren Tourismus-Infrastruktur und dem Luxus der Einheimischen stehen Heere von rechtlosen Gastarbeitern, religiöse Traditionen sowie ernste ökologische Probleme gegenüber. Abu Dhabi und Dubai gehen unterschiedliche Wege.
Das Paradox ist unter Vielreisenden und erfahrenen Touristen längst bekannt: Wer nach Dubai reisen will, bucht einen Flug nach Abu Dhabi. Der Zeitverlust durch die Fahrt vom Flughafen der Hauptstadt der Emirate nach Dubai wird nämlich längst wettgemacht durch das notorische Chaos auf dem Flughafen Dubais, der grössten Passagierdrehscheibe im Mittleren Osten. 5 Millionen Touristen zählt Dubai jährlich, Tendenz stark steigend, denn bis in 10 Jahren sollen es 15 Millionen sein, was auch die Neubaupläne für einen - den weltgrössten - Flughafen mehr als rechtfertigt. Aber auch Abu Dhabi kennt solche Pläne, bereits ist der Bau eines neuen Terminals angekündigt. Das ist Sinnbild für die stets latent schwelende Konkurrenz zwischen Dubai, dem Las Vegas des Orients, und Abu Dhabi, dem vornehm zurückhaltenden Genf der arabischen Welt. Hie der ungebremste Boom mit Tausenden von Neubauprojekten, die vor der Vollendung stehen, und da, in Abu Dhabi, die gemässigten, aber dennoch grosszügigen Entwicklungspläne.
Pionier aus Notwendigkeit
Es war zweifellos Dubai, das in dieser ganzen Entwicklung am Persischen Golf zeichensetzend war. In fünf Jahren werden keine Petrodollars mehr in die Staatskasse der Königsfamilie fliessen, und da ist Handlung angesagt: Durch die Schaffung einer offenen Wirtschaft, einer liberalen Kultur und einer gut ausgebauten Infrastruktur wurden zunächst Investoren angelockt, die von grosszügigen Steuergeschenken profitieren, und danach wurde der Tourismus generalstabsmässig gefördert. Noch vor 40 Jahren zählte Dubai knapp 100 000 Einwohner, heute sind es 1,2 Millionen - und Wohnungen für weitere 1,6 Millionen Bewohner und Gäste sind im Bau. Das wiederum ist für Touristen nicht sonderlich attraktiv: Der an der Dubai Marina Beach herrschende Bauboom hat ein solches Ausmass angenommen, dass gut überlegt und recherchiert werden will, wer wo Ferien bucht, sonst liegt man am Strand gleich neben der Baustelle des kommenden, noch luxuriöseren Beach-Resorts.
Sorgen mit dem Bauen hat auch die sich im Besitz der Königsfamilie befindende Bau- und Immobilienunternehmung Nakheel: Ihre beiden ambitioniertesten Projekte, die Dubai vorgelagerten künstlichen Inseln «The Palm» und «The World», sind ins Stocken geraten. Zwar schreiten die Arbeiten an den rund 150 000 bereits verkauften Wohnungen, Villen und 25 Hotels auf «The Palm» weiterhin voran, doch im innern des künstlichen Archipels brodelt es: Die Wasserzirkulation zwischen den Palmblättern ist gestört, dem Wasser mangelt der Sauerstoffzustrom, und da, wo eigentlich in Zukunft die Gäste baden sollen, verfault das Wasser. Den Ingenieuren bleiben noch zwei Jahre, dann nämlich sind die Luxusvillen und Luxusapartments der internationalen Kundschaft bezugsbereit. Zurzeit werden in den umkreisenden Damm des «Palm» Löcher gebohrt in der Hoffnung, dass so eine genügende Durchmischung mit sauerstoffhaltigem Frischwasser erfolgen wird. Dramatischer scheint die Situation auf «The World» zu sein; widersprüchlichen Quellen gemäss sollen da die Bauarbeiten eingestellt sein, bestehen in der Planung doch noch grosse logistische Defizite bezüglich Wasser- und Energieversorgung.
Abu Dhabi hat, was Dubai fehlt
Was Dubai an natürlichen Ressourcen nicht hat, nämlich Öl und natürliche Inseln, hat Abu Dhabi im Überfluss. Zurzeit fördert das grösste Land der Emirate täglich rund 2 Millionen Barrel Öl, seine Reserven sind die viertgrössten weltweit. Und entsprechend gross sind die Möglichkeiten für Investitionen. Die Summen sind schwindelerregend. Gesamthaft sollen gemäss «Gulf News» in den fünf kommenden Jahren rund 100 Milliarden Dollar in den Ausbau der Wirtschaft und des Tourismus investiert werden, allein das führende Immobilienunternehmen Aldar will in den nächsten drei Jahren für rund 20 Milliarden Dollar auf natürlichen Inseln, die der Hauptstadt Abu Dhabi vorgelagert sind, Übernachtungs- und Wohnmöglichkeiten für 400 000 Menschen bauen. Bei all diesen Projekten wird aber stets betont, dass in Abu Dhabi nicht die (massen)touristischen Fehler Dubais wiederholt werden sollen: Man setzt ganz explizit auf Abgrenzung: in Dubai der Hype und die Masse, in Abu Dhabi der Luxus und die Exklusivität, konzentriert auf die rund 200 natürlichen Inseln.
Das unterstreicht auch Stephan Kaminsky, der Direktor des «Emirates Palace Hotel» in Abu Dhabi, des exklusivsten Hotels der Golfregion neben dem legendären «Burj al-Arab» in Dubai. Knapp 3 Milliarden Dollar hat das Haus an der Marina Abu Dhabis mit 300 Zimmern und 100 Suiten gekostet, es beschäftigt heute 1100 festangestellte Mitarbeiter, verzeichnet eine Auslastung von 50 Prozent - und ist für die Managementfirma Kempinski selbsttragend (bei Zimmerpreisen zwischen 800 und 25 000 Franken). Kaminsky sieht denn auch das Potenzial in der exklusiveren Klientel Abu Dhabis: Die Inselprojekte wie Al Raha Beach, Al-Reem, Saaydat Island oder El Grum basieren auf natürlichem Terrain und setzen Exklusivität vor Quantität und Masse. El Grum beispielsweise soll ein Resort nach polynesischem Vorbild werden mit einem Hotel (159 Zimmer), 59 Wasservillen und 10 privaten Inseln. Der Verkauf solcher Objekte ist übrigens atemberaubend: Für das Al-Raha- Projekt sollen 366 Wohnungen Ausländern angeboten und innert 45 Minuten verkauft worden sein; für weitere 900 Wohnungen (Kaufpreis zwischen 300 000 und 1,5 Millionen Dollar) lagen dem Vernehmen nach innert zweier Tage 20 000 Offerten auf dem Pult.
Dagegen stehen diejenigen, die diesen Bauboom und die Infrastruktur ermöglichen, mit recht leeren Händen da. 85 Prozent der Einwohner der Emirate sind Zugezogene aus Asien, Afrika und den umliegenden arabischen Ländern. Gegenüber den einheimischen «Nationals» sind sie absolut unterprivilegiert und unterbezahlt; ein Arbeiter auf dem Bau kommt auf knapp 200 Dollar, der «arabische Nomade» aus Somalia, der das Wüstencamp des «Emirates Palace Hotel» betreut, gerade einmal auf 100 Dollar im Monat. Finanzkräftig sind nur die leitenden Angestellten von nationalen wie internationalen Unternehmungen, die sich denn auch über die neugeschaffene Möglichkeit des Liegenschaftskaufs freuen.
Wie grenzenlos die Ideen der Tourismusplaner sind, zeigt auch die Tatsache, dass die Insel Sir Bani Yas rund 250 Kilometer westlich von Abu Dhabi erschlossen werden soll: Diese Insel war vom ehemaligen Scheich und Präsidenten zu einem Natur- und Tierreservat erklärt worden, doch in Zukunft sollen die Vögel, Gazellen, Giraffen und Wüstenhasen Freundschaft mit Touristen schliessen.
Tradition gegen Innovation
Angesichts dieses enormen Wandels mit Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft stellt sich die Frage: Wie kann das Experiment gelingen, die nach den Prinzipien des Liberalkapitalismus des 19. Jahrhunderts erarbeiteten Entwicklungspläne für die gesamte Region zu realisieren und gleichzeitig der nach wie vor latenten Gefahr fundamental- islamistischer Übergriffe wie etwa in Ägypten zu begegnen?
Ein sicherlich nicht endgültiges Fazit könnte lauten: Sowohl Abu Dhabi als besonders auch Dubai befinden sich auf einem schwierigen Balanceakt. Ihr durchaus berechtigter Anspruch auf einen Platz in der Welt des Luxus-Tourismus mit allen dazugehörenden Konsequenzen muss tagtäglich neu austariert werden mit einer Realität, in welcher es immer noch eine fast sklavenartige Fremdarbeit gibt und eine Kultur, die letztlich die Gepflogenheiten westlicher Touristen nur widerwillig, doch sehr professionell assimiliert. Ein Ende dieses schwierigen Prozesses ist noch nicht absehbar.
Christian Dettwiler
Informationen zu Dubai bei F & W Communications in Ittigen. Telefon 031 924 75 99. Homepage: www.dubaitourism.com. Zu Abu Dhabi: News Plus Communications, 80311 München. Telefon 0049 89 23 66 21 25. E-Mail: abudhabi@mangum.de.
Diesen Artikel finden Sie auf NZZ Online unter: http://www.nzz.ch/2006/08/10/to/articleEAWV2.html
Copyright © Neue Zürcher Zeitung AG
Sunday, August 13, 2006
Abbruch - Aufbruch - Umbruch
posted by Dide
Bruchrechnen gehört mit Sicherheit nicht zu meinen Stärken. Statt mit Zählern und Nennern beschäftige ich mich seit jeher viel lieber mit Genitiven und Nominativen. Doch mit „Brüchen“ aller Art werden wir im täglichen Leben immer wieder konfrontiert. Auch ausserhalb mathematischer Theorien. Glücklich also, wer über einen guten Riecher für den gemeinsamen Nenner verfügt.
Abbruch
In der Nacht auf vorletzten Freitag war ich in die Schweiz gereist. Aus Platzgründen nicht auf dem direktesten Weg, sondern mit Etihad nach München und dann mit der Deutschen Bundesbahn nach Winterthur. Über das Wochenende war der grosse Umzug angesagt. Nicht der fasnächtliche allerdings, nein, vielmehr galt es, das Haus in Stadel zu räumen. Abbruch der Zelte: Die „Mission Abu Dhabi“ ging in die nächste Phase.
Was den Wohnwechsel zusätzlich erschwerte war die Tatsache, dass unsere für diesen Übergang vorgesehene Ferienwohnung im Berner Oberland aufgrund juristischer Ungereimtheiten und in der Folge verzögerter Umbauarbeiten nicht wie geplant bezugsbereit war. So sahen wir uns gezwungen, sämtliche Kisten und Möbel auf zwei Wohneinheiten zu verteilen. Keine der beiden Unterkünfte – dies sei an dieser Stelle eingeschoben – vermag allerdings den räumlichen Bedürfnissen einer fünfköpfigen Familie zu genügen. Die Kombination indes bietet beinahe ungeahnte Wohndimensionen: Das Pyjama in der einen Wohnung, die Unterwäsche in der anderen. Wenig praktisch. Ärgerlich auch wenn man erst am späten Abend realisiert, dass die Bettlektüre im anderen Etablissement abgelegt worden ist. Langeweile kommt kaum auf. Ein Leben aus Koffern mit hohem Anspruch ans Organisatorische. Ich bewundere dabei die beinahe schon provokative Gelassenheit meiner Frau Franziska und erschrecke gleichzeitig ob meiner manchmal beängstigenden Dünnhäutigkeit. Hängt dies womöglich mit den Östrogenen oder dem Testosteron zusammen? Oder gar mit dem Alter? Die Fragen haben ihre Berechtigung, denn sogar der – in juvenilem Sturm und Drang oftmals ungeduldige und launische – Nachwuchs macht freudig mit, zeigt sich motiviert und greift bisweilen gar zu Hammer oder Pinsel. Einzig spontan auftretende Neidereien sorgen kurzfristig für unangenehme Nebengeräusche.
Aufbruch
Nun sind die Zelte in Stadel abgebrochen. Ein letzter Blick in die leeren Räume mutet komisch an. In diesem Haus haben wir die vergangenen 19 Jahre verbracht. Die drei Kinder halfen mit, die anfänglich marginal besetzten Zimmer zu füllen. An diesem Wochenende nun wurden sämtliche Zeugen einer für uns wichtigen Lebensphase aus dem Haus getragen: jedes Spielzeugauto, jede Puppe, jedes Bild und jedes Möbelstück. Nicht aber die zahlreichen Erinnerungen an viele glückliche und weniger glückliche Momente sowie an vielfältige und bereichernde Begegnungen. Ohne die zahlreichen fleissigen Hände hüben und drüben wäre diese Aktion so nicht machbar gewesen. Tausend Dank – ein Wüstenritt ist euch sicher!
Der Aufbruch in ein neues Land und Leben kommt einem Wandel gleich, wie ich ihn in seiner vollen Dimension heute nicht abschätzen kann. Dies wurde mir allein in meinen ersten drei Abu Dhabi-Monaten klar. Die Pläne und Vorstellungen, geschmiedet an diversen Tischrunden in heimatlichen Gefilden decken sich bei weitem nicht immer mit den Realitäten des neuen Landes. Wunschträume verschmelzen mit Fantasien und Hoffnungen. Erst das unmittelbare Erleben des Alltags jedoch bringt uns der Wirklichkeit ein Stück näher. Einer Wirklichkeit, die sich immer wieder neu zu definieren scheint und die individuell sehr unterschiedlich empfunden wird.
Umbruch
So wird denn der Aufbruch gleichzeitig zum Umbruch. Nur wenig bleibt vom Bekannten übrig. Und immer wieder taucht die Frage nach der Richtigkeit des eigenen Handelns auf. Das Leben als Tauschgeschäft gleichsam; Nebel gegen Sonne, Vertrautes gegen Unbekanntes, Bequemes gegen Unbequemes. „Wer nichts wagt, gewinnt nichts“ spricht der Volksmund. Doch dies sagt sich leicht – am eigenen Herd oder in der behüteten Stube. Wir ehemaligen Swissairler sollten es eigentlich besser wissen: „Brüche“ bieten neue Chancen, eröffnen mitunter ungeahnte Möglichkeiten, die wir ohne äusseren Zwang wohl kaum wahrnehmen würden.
Solche und ähnliche Gedanken wälze ich in meinen ersten Tagen im neuen Haus, das in einem Compound liegt, der in seiner verwinkelten Architektur im ersten Moment an eine Ferienanlage erinnert. Im Wohnzimmer herrscht gähnende Leere und darin geführte Telefongespräche erinnern an Durchsagen aus Lautsprechern in Bahnhofs- oder Abflughallen. In den Schlafzimmern stehen die neuen Betten bereit. In der Küche wurden mittlerweile Kühlschrank und Kochherd installiert. Bis auf weiteres kein Internet und kein TV. Da bleibt viel Zeit zum Lesen – oder zum Studium der Manuals und der Unterlagen im „Skybook“. Zwischendurch reichts gar für eine Partie Tischtennis mit Mohammed, einem der „Security officers“ unseres Compounds. Die Frage nach dem Sieger dürfte sich erübrigen...
Wer ob solcher Gedankenspiele nun aber denkt, in mir regten sich Zweifel über mein/unser Tun, dem sei an dieser Stelle gesagt, dass er oder sie sich täuscht. Selten noch war ich so überzeugt von diesem Entscheid wie heute! Im vollen Bewusstsein, dass sich vieles weiter verändern wird. „For the better or the worse“ – dies zu beantworten, ist zu früh. Aber auch diese Antwort werden wir dereinst bekommen. Ich zweifle nicht daran.
Am 22. August kommt die Familie nach Abu Dhabi. Ein lang ersehnter Moment, auf den ich mich riesig freue.
Bruchrechnen gehört mit Sicherheit nicht zu meinen Stärken. Statt mit Zählern und Nennern beschäftige ich mich seit jeher viel lieber mit Genitiven und Nominativen. Doch mit „Brüchen“ aller Art werden wir im täglichen Leben immer wieder konfrontiert. Auch ausserhalb mathematischer Theorien. Glücklich also, wer über einen guten Riecher für den gemeinsamen Nenner verfügt.
Abbruch
In der Nacht auf vorletzten Freitag war ich in die Schweiz gereist. Aus Platzgründen nicht auf dem direktesten Weg, sondern mit Etihad nach München und dann mit der Deutschen Bundesbahn nach Winterthur. Über das Wochenende war der grosse Umzug angesagt. Nicht der fasnächtliche allerdings, nein, vielmehr galt es, das Haus in Stadel zu räumen. Abbruch der Zelte: Die „Mission Abu Dhabi“ ging in die nächste Phase.
Was den Wohnwechsel zusätzlich erschwerte war die Tatsache, dass unsere für diesen Übergang vorgesehene Ferienwohnung im Berner Oberland aufgrund juristischer Ungereimtheiten und in der Folge verzögerter Umbauarbeiten nicht wie geplant bezugsbereit war. So sahen wir uns gezwungen, sämtliche Kisten und Möbel auf zwei Wohneinheiten zu verteilen. Keine der beiden Unterkünfte – dies sei an dieser Stelle eingeschoben – vermag allerdings den räumlichen Bedürfnissen einer fünfköpfigen Familie zu genügen. Die Kombination indes bietet beinahe ungeahnte Wohndimensionen: Das Pyjama in der einen Wohnung, die Unterwäsche in der anderen. Wenig praktisch. Ärgerlich auch wenn man erst am späten Abend realisiert, dass die Bettlektüre im anderen Etablissement abgelegt worden ist. Langeweile kommt kaum auf. Ein Leben aus Koffern mit hohem Anspruch ans Organisatorische. Ich bewundere dabei die beinahe schon provokative Gelassenheit meiner Frau Franziska und erschrecke gleichzeitig ob meiner manchmal beängstigenden Dünnhäutigkeit. Hängt dies womöglich mit den Östrogenen oder dem Testosteron zusammen? Oder gar mit dem Alter? Die Fragen haben ihre Berechtigung, denn sogar der – in juvenilem Sturm und Drang oftmals ungeduldige und launische – Nachwuchs macht freudig mit, zeigt sich motiviert und greift bisweilen gar zu Hammer oder Pinsel. Einzig spontan auftretende Neidereien sorgen kurzfristig für unangenehme Nebengeräusche.
Aufbruch
Nun sind die Zelte in Stadel abgebrochen. Ein letzter Blick in die leeren Räume mutet komisch an. In diesem Haus haben wir die vergangenen 19 Jahre verbracht. Die drei Kinder halfen mit, die anfänglich marginal besetzten Zimmer zu füllen. An diesem Wochenende nun wurden sämtliche Zeugen einer für uns wichtigen Lebensphase aus dem Haus getragen: jedes Spielzeugauto, jede Puppe, jedes Bild und jedes Möbelstück. Nicht aber die zahlreichen Erinnerungen an viele glückliche und weniger glückliche Momente sowie an vielfältige und bereichernde Begegnungen. Ohne die zahlreichen fleissigen Hände hüben und drüben wäre diese Aktion so nicht machbar gewesen. Tausend Dank – ein Wüstenritt ist euch sicher!
Der Aufbruch in ein neues Land und Leben kommt einem Wandel gleich, wie ich ihn in seiner vollen Dimension heute nicht abschätzen kann. Dies wurde mir allein in meinen ersten drei Abu Dhabi-Monaten klar. Die Pläne und Vorstellungen, geschmiedet an diversen Tischrunden in heimatlichen Gefilden decken sich bei weitem nicht immer mit den Realitäten des neuen Landes. Wunschträume verschmelzen mit Fantasien und Hoffnungen. Erst das unmittelbare Erleben des Alltags jedoch bringt uns der Wirklichkeit ein Stück näher. Einer Wirklichkeit, die sich immer wieder neu zu definieren scheint und die individuell sehr unterschiedlich empfunden wird.
Umbruch
So wird denn der Aufbruch gleichzeitig zum Umbruch. Nur wenig bleibt vom Bekannten übrig. Und immer wieder taucht die Frage nach der Richtigkeit des eigenen Handelns auf. Das Leben als Tauschgeschäft gleichsam; Nebel gegen Sonne, Vertrautes gegen Unbekanntes, Bequemes gegen Unbequemes. „Wer nichts wagt, gewinnt nichts“ spricht der Volksmund. Doch dies sagt sich leicht – am eigenen Herd oder in der behüteten Stube. Wir ehemaligen Swissairler sollten es eigentlich besser wissen: „Brüche“ bieten neue Chancen, eröffnen mitunter ungeahnte Möglichkeiten, die wir ohne äusseren Zwang wohl kaum wahrnehmen würden.
Solche und ähnliche Gedanken wälze ich in meinen ersten Tagen im neuen Haus, das in einem Compound liegt, der in seiner verwinkelten Architektur im ersten Moment an eine Ferienanlage erinnert. Im Wohnzimmer herrscht gähnende Leere und darin geführte Telefongespräche erinnern an Durchsagen aus Lautsprechern in Bahnhofs- oder Abflughallen. In den Schlafzimmern stehen die neuen Betten bereit. In der Küche wurden mittlerweile Kühlschrank und Kochherd installiert. Bis auf weiteres kein Internet und kein TV. Da bleibt viel Zeit zum Lesen – oder zum Studium der Manuals und der Unterlagen im „Skybook“. Zwischendurch reichts gar für eine Partie Tischtennis mit Mohammed, einem der „Security officers“ unseres Compounds. Die Frage nach dem Sieger dürfte sich erübrigen...
Wer ob solcher Gedankenspiele nun aber denkt, in mir regten sich Zweifel über mein/unser Tun, dem sei an dieser Stelle gesagt, dass er oder sie sich täuscht. Selten noch war ich so überzeugt von diesem Entscheid wie heute! Im vollen Bewusstsein, dass sich vieles weiter verändern wird. „For the better or the worse“ – dies zu beantworten, ist zu früh. Aber auch diese Antwort werden wir dereinst bekommen. Ich zweifle nicht daran.
Am 22. August kommt die Familie nach Abu Dhabi. Ein lang ersehnter Moment, auf den ich mich riesig freue.
Thursday, August 10, 2006
New car - new address
posted by Dide
Es hat sich einiges getan! Raus aus dem Haus in Stadel, rein in zwei kleine Wohnungen im Berner Oberland (Familie), und beinahe noch wichtiger - rein ins eigene Haus in Abu Dhabi (ich). Das tönt alles viel einfacher als es in Tat und Wahrheit war oder ist. Darüber werde ich aber später berichten. Denn im Moment fehlt es mir an Zeit und Mitteln: mein Haus ist gähnend leer und verfügt "ufn" (für Laien: until further notice) nicht über eine Internetverbindung! Was insofern nicht weiter schlimm ist, als dass mir dieser Ausnahmezustand Anlass zum Besuch der Starbucks-Filiale in der Stadt gibt. "Caramel Macchiato" und drahtloses Surfen im Netz! Beides hat allerdings seinen Preis. Dennoch, man will ja mit der Aussenwelt verbunden sein.
Last but not least: ein eigenes Auto! Was wiederum die Benutzerrate kollidierender Taxis erheblich zu reduzieren vermag. Ab sofort "cruise" ich selber über die Strassen des Morgenlandes. Welch erhabenes Gefühl. Unter mir ein 165 Liter Tank, mit dem ausgedehnte Wüstentrips auch ohne Esso-Fata Morgana oder Shell-Oase problemlos zu bewältigen sind, und den ich vor Ort zu umgerechnet läppischen 80 Franken bis an den Rand fülle. An einer bedienten Tankstelle notabene.
Tuesday, August 01, 2006
Taxi Crash in Casablanca!
posted by Dide
Mein vorletzter Blog-Eintrag erzählt von allerlei Erlebnissen mit Taxifahrern. Die leidige Geschichte mit den Taxis findet hier eine Fortsetzung. Allerdings keine erfreuliche.
Ich weile beim Verfassen dieses Beitrages immer noch in Casablanca – ihr mögt euch erinnern – zusammen mit meinem Jamaicanischen „Horseshoe-Bezwinger“. Dieser liegt allerdings noch in den Federn, als meine Wenigkeit nach erholsamem Schlaf das Hotel auf eigene Faust verlässt. Dies in der Absicht, an der Corniche – eine solche gibt es anscheinend in den meisten arabischen Städten – zu flanieren. Verhandlungen mit einem Taxifahrer (da sind wir doch schon wieder mitten im Thema...) in der Nähe des Sheraton lassen mich jedoch aufhorchen. Wohl verspricht er, den „Meter“ (= Zähler) einzuschalten, doch seine Anmerkung, diese Fahrt würde mich gut und gerne 100 Marokkanische Dirham kosten, stimmt misstrauisch. Der Ansatz scheint mir eher hoch, dennoch steige ich ein. Ein lapidarer Fehler. Wohl behalte ich den tickenden Zähler im Auge, mir fällt allerdings auf, dass der Fahrer mit seiner rechten Hand immer wieder verstohlen am Kasten herum fummelt. Schliesslich zeigt das Gerät am Ende der Fahrt satte 150 Dirham, was rund 25 Schweizer Franken entspricht. Mir ist sogleich klar, dass dieser Preis nicht stimmen kann, und nach heftiger Diskussion gebe ich dem Mann hinter dem Steuer einen Hunderter – immer noch viel zu viel – und steige murrend aus. Wohl wissend, dass ich wie ein Anfänger übers Ohr gehauen worden bin.
Die Stimmung will ich mir deswegen aber nicht verderben lassen. So schlendere ich der stark belebten Promenade entlang und trinke in einem am Strand gelegenene Café zwei Espressi. Das Meer wirft hohe, unregelmässige Wellen gegen das Ufer, das gesäumt ist von zahlreichen gut besuchten Schwimmbecken und Sportanlagen.
Irgendwann entscheide ich mich, zurück zum Hotel zu fahren, denn ein einladendes Restaurant lässt sich auch nach ausgiebiger Suche nicht ausmachen. Also springe ich ins nächste Taxi. Wir sind gute drei Minuten auf einer vierspurigen Ausfallstrasse unterwegs, da kracht es gewaltig und ich sehe ein schwarzes Teil an meinem Fenster vorbeifliegen. Instinktiv ziehe ich meinen Kopf ein. Bevor ich realisiere was geschieht, beginnt unser Taxi zu schlingern und dreht sich in zügigem Tempo mehr als 90 Grad nach links, um gleichzeitig gegen einen Wagen auf der angrenzenden Fahrspur zu schlittern. Kurz tauchen Erinnerungen an wilde Achterbahnfahrten in jugendlichen Sturm- und Drangjahren vor meinem geistigen Auge auf. Meinem Fahrer indes bleibt kaum Zeit für dergestaltiges Sinnieren. Wuchtig tritt er in die Bremsen. Gleichzeitig kurbelt er wie wild am Steuer. Haarscharf gelingt es ihm, eine weitere Kollision zu verhindern. Im rechten Blickwinkel nehme ich einen schwarzen VW Touareg wahr, der mit übersetzter Geschwindigkeit weiter rast. Wir hingegen bleiben in der Mitte der Strasse in einer Staubwolke stehen. Das Ganze hat nur wenige Sekunden gedauert. Uns entgegen drängen sich Fahrzeuge auf vier Spuren. Wildes Gehupe. Ich möchte das Taxi so rasch als möglich verlassen, habe allerdings meine Zweifel, ob sich die rechte Hintertür nach diesem Schlag öffnen lässt. Doch die Skepsis ist unbegründet. Zusammen mit dem verdatterten Fahrer betrachte ich den kleinen roten Fiat von aussen. Beide – Fahrer und Fiat – machen einen erbärmlichen Eindruck und in mir wachsen Zweifel, ob dieses Auto je wieder selbstständig marokkanische Highways entjungfern wird! Beide Stossstangen liegen am Boden, das Heck ist total demoliert und die Hinterachse massiv verschoben. Das rechte Hinterrad ist erheblich angewinkelt, der Reifen platt. Sofort sind wir von einer Gruppe wild diskutierender Einheimischer umringt. Obwohl ich mittlerweile der Arabischen Sprache so weit mächtig bin, dass ich flüssig auf 10 zählen kann, verstehe ich vom Gesagten äusserst wenig. Während der Fahrer im Handschuhfach zu nesteln beginnt, beschliesse ich, mich aus dem Staub zu machen. Ich habe keine Lust auf lange Diskussionen mit den einheimischen „Freunden und Helfern“. Niemand bemerkt, wie ich davon schleiche und dem Geschehen aus sicherer Distanz einige weitere Minuten beiwohne. Schliesslich winke ich das nächste Taxi heran. Es ist das dritte heute!
Der Fahrer ist im Gegensatz zu seinen Vorgängern von eher geselliger Natur und plappert unaufhörlich. Er will mich bei meinem nächsten Stopp in Casablanca gleich mit der gesamten Besatzung zu sich nach Hause einladen. Sein Couscous sei das beste in der ganzen Stadt, bemerkt er stolz. Auf seinen eindrücklichen Wunsch notiere ich sogleich seine Handynummer und verspreche, mich dereinst zu melden. Unbeschadet erreichen wir wenig später das Sheraton. Und auch der Zähler hat seinen Dienst einwandfrei verrichtet; in angemessenem Tempo notabene. Ich bezahle lediglich 2o Dirham – Trinkgeld und Einladung inklusive... Hamdulela!
Mein vorletzter Blog-Eintrag erzählt von allerlei Erlebnissen mit Taxifahrern. Die leidige Geschichte mit den Taxis findet hier eine Fortsetzung. Allerdings keine erfreuliche.
Ich weile beim Verfassen dieses Beitrages immer noch in Casablanca – ihr mögt euch erinnern – zusammen mit meinem Jamaicanischen „Horseshoe-Bezwinger“. Dieser liegt allerdings noch in den Federn, als meine Wenigkeit nach erholsamem Schlaf das Hotel auf eigene Faust verlässt. Dies in der Absicht, an der Corniche – eine solche gibt es anscheinend in den meisten arabischen Städten – zu flanieren. Verhandlungen mit einem Taxifahrer (da sind wir doch schon wieder mitten im Thema...) in der Nähe des Sheraton lassen mich jedoch aufhorchen. Wohl verspricht er, den „Meter“ (= Zähler) einzuschalten, doch seine Anmerkung, diese Fahrt würde mich gut und gerne 100 Marokkanische Dirham kosten, stimmt misstrauisch. Der Ansatz scheint mir eher hoch, dennoch steige ich ein. Ein lapidarer Fehler. Wohl behalte ich den tickenden Zähler im Auge, mir fällt allerdings auf, dass der Fahrer mit seiner rechten Hand immer wieder verstohlen am Kasten herum fummelt. Schliesslich zeigt das Gerät am Ende der Fahrt satte 150 Dirham, was rund 25 Schweizer Franken entspricht. Mir ist sogleich klar, dass dieser Preis nicht stimmen kann, und nach heftiger Diskussion gebe ich dem Mann hinter dem Steuer einen Hunderter – immer noch viel zu viel – und steige murrend aus. Wohl wissend, dass ich wie ein Anfänger übers Ohr gehauen worden bin.
Die Stimmung will ich mir deswegen aber nicht verderben lassen. So schlendere ich der stark belebten Promenade entlang und trinke in einem am Strand gelegenene Café zwei Espressi. Das Meer wirft hohe, unregelmässige Wellen gegen das Ufer, das gesäumt ist von zahlreichen gut besuchten Schwimmbecken und Sportanlagen.
Irgendwann entscheide ich mich, zurück zum Hotel zu fahren, denn ein einladendes Restaurant lässt sich auch nach ausgiebiger Suche nicht ausmachen. Also springe ich ins nächste Taxi. Wir sind gute drei Minuten auf einer vierspurigen Ausfallstrasse unterwegs, da kracht es gewaltig und ich sehe ein schwarzes Teil an meinem Fenster vorbeifliegen. Instinktiv ziehe ich meinen Kopf ein. Bevor ich realisiere was geschieht, beginnt unser Taxi zu schlingern und dreht sich in zügigem Tempo mehr als 90 Grad nach links, um gleichzeitig gegen einen Wagen auf der angrenzenden Fahrspur zu schlittern. Kurz tauchen Erinnerungen an wilde Achterbahnfahrten in jugendlichen Sturm- und Drangjahren vor meinem geistigen Auge auf. Meinem Fahrer indes bleibt kaum Zeit für dergestaltiges Sinnieren. Wuchtig tritt er in die Bremsen. Gleichzeitig kurbelt er wie wild am Steuer. Haarscharf gelingt es ihm, eine weitere Kollision zu verhindern. Im rechten Blickwinkel nehme ich einen schwarzen VW Touareg wahr, der mit übersetzter Geschwindigkeit weiter rast. Wir hingegen bleiben in der Mitte der Strasse in einer Staubwolke stehen. Das Ganze hat nur wenige Sekunden gedauert. Uns entgegen drängen sich Fahrzeuge auf vier Spuren. Wildes Gehupe. Ich möchte das Taxi so rasch als möglich verlassen, habe allerdings meine Zweifel, ob sich die rechte Hintertür nach diesem Schlag öffnen lässt. Doch die Skepsis ist unbegründet. Zusammen mit dem verdatterten Fahrer betrachte ich den kleinen roten Fiat von aussen. Beide – Fahrer und Fiat – machen einen erbärmlichen Eindruck und in mir wachsen Zweifel, ob dieses Auto je wieder selbstständig marokkanische Highways entjungfern wird! Beide Stossstangen liegen am Boden, das Heck ist total demoliert und die Hinterachse massiv verschoben. Das rechte Hinterrad ist erheblich angewinkelt, der Reifen platt. Sofort sind wir von einer Gruppe wild diskutierender Einheimischer umringt. Obwohl ich mittlerweile der Arabischen Sprache so weit mächtig bin, dass ich flüssig auf 10 zählen kann, verstehe ich vom Gesagten äusserst wenig. Während der Fahrer im Handschuhfach zu nesteln beginnt, beschliesse ich, mich aus dem Staub zu machen. Ich habe keine Lust auf lange Diskussionen mit den einheimischen „Freunden und Helfern“. Niemand bemerkt, wie ich davon schleiche und dem Geschehen aus sicherer Distanz einige weitere Minuten beiwohne. Schliesslich winke ich das nächste Taxi heran. Es ist das dritte heute!
Der Fahrer ist im Gegensatz zu seinen Vorgängern von eher geselliger Natur und plappert unaufhörlich. Er will mich bei meinem nächsten Stopp in Casablanca gleich mit der gesamten Besatzung zu sich nach Hause einladen. Sein Couscous sei das beste in der ganzen Stadt, bemerkt er stolz. Auf seinen eindrücklichen Wunsch notiere ich sogleich seine Handynummer und verspreche, mich dereinst zu melden. Unbeschadet erreichen wir wenig später das Sheraton. Und auch der Zähler hat seinen Dienst einwandfrei verrichtet; in angemessenem Tempo notabene. Ich bezahle lediglich 2o Dirham – Trinkgeld und Einladung inklusive... Hamdulela!
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