Das Jahresende naht. Und alle warten auf den Bonus. Oder zumindest auf eine Info. Die Email-Accounts von Etihad-Piloten werden zwar geflutet mit Bulletins, Meldungen, Ankündigungen und Ähnlichem, allein, zur Bonus-Frage mag sich unsere Geschäftsleitung nicht äussern. Auch eine Taktik, mit Sicherheit aber nicht “the world’s leading one”.
Selbstverständlich gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Angestellten zu beglücken. Es muss nicht immer schnöder Mammon sein. Und es bräuchte fürwahr nicht viel, um die Pferdchen im Stall bei Laune zu halten. Mir persönlich ist in diesen Tagen grosse Freude widerfahren, wenn auch vermutlich nicht von der Firma in eben dieser Art geplant.
In der Not des ausstehenden Bonus frisst der Teufel Fliegen – der Pilot lässt sich vornehm fliegen.
Mein Standby-Block zwischen Weihnachten und Silvester wird, wenig überraschend, bereits einige Tage im Voraus umgewandelt. Der Plan sieht vor, mit dem Taxi nach Dubai zu fahren, dann in einer Maschine der Emirates via Larnaca nach Malta zu fliegen. Nach 30-stündigem Aufenthalt auf der Insel – reif dazu bin ich seit geraumer Zeit – sollen der Copi und ich einen A340-500, dessen Innenleben von Lufthansa Technik auf den neuesten Stand gebracht wurde, nach Abu Dhabi überführen.
Liest sich gut, denke ich mir und freue mich, an jenen Ort zurückzukehren, wo ich im März 1981, als angehender Swissair-Copi, unter kundiger Aufsicht wohlwollender Fluglehrer meine ersten holperigen Landungen auf dem DC-9-32 durchführte.
Um 0330 Uhr treffe ich den Copi am Flughafen in Abu Dhabi. Eine halbe Stunde später besteigen wir das Taxi nach Dubai. Im Vorbeigehn treffen wir einen Kapitänskollegen, der ziemlich belämmert aus der Wäsche schaut. Was ihm passiert ist, soll in einem kommenden Blogeintrag ausführlicher geschildert werden. Eine verrückte Geschichte.
Geschlafen haben weder der Copi noch ich viel, doch schliesslich werden an diesem Tag keine Gewaltsleistungen von uns erwartet. Bescheiden quetschen wir uns in die hinterste Reihe der Economy-Class und lassen uns von der Konkurrenz über Saudi Arabien, Syrien, den Libanon und das Mittelmeer nach Malta schaukeln. Das Unterhaltungsangebot ist wenig erbaulich, die Tonqualität der Filme mangelhaft, und so drifte ich alsbald ins Land der Träume.
Alles klappt hervorragend. Nach der pünktlichen Landung erwartet uns in der Ankunftshalle eine freundliche Dame. Sie fährt den Copi und mich ins Intercontinental Hotel am St. Julian’s Bay. Für das Check-in werden wir an die Reception in der International Lounge in die 15te Etage geleitet. Auch hier eine freundliche Dame, die uns mit ausnehmend herzlichem Lächeln Willkommen heisst. Eine weitere Mitarbeiterin offeriert Espresso und Orangensaft.
Zur Sicherheit, man weiss ja nie, will ich bei den verantwortlichen Lufthansa-Leuten zuerst einmal den Stand der Dinge verifizieren und unsere Bereitschaft zur Übernahme der A6-EHF anmelden. Bereits nach wenigen Klingeltönen meldet sich eine weibliche Stimme. Ich erkläre den Grund meines Anrufs, doch die Frau kann mir nicht weiterhelfen. Sie notiert meine Handynummer und verspricht, die Angelegenheit an die verantwortlichen Stellen weiterzuleiten. Nach zehn Minuten scheppert mein Mobiltelefon die erst kürzlich gespeicherte Tatort-Titelmelodie. Zeichen meiner treuen Verbundenheit mit der deutschen Krimikultur!
Der Mann am anderen Ende der Leitung wirkt befremdet. Er räuspert sich, hüstelt, und erklärt mir dann, dass die Arbeiten an unserer Maschine noch nicht abgeschlossen seien. Aha – wie lange es denn noch dauern würde, will ich wissen. Und die Antwort kommt postwendend: “Bis am 5. Januar”. Das wäre dann in acht Tagen, im nächsten Jahr…
Die Ankündigung der Verzögerung überrascht mich weniger als die Dimension derselben. Mein erster Eindruck des Hotels fällt zwar erfreulich aus, die Damen lächeln unentwegt und das Wetter erweist sich mit Sonne und 15 Grad als ganz passabel. Hingegen muss ich gestehen, dass mich die Vorstellung, den Jahreswechsel mit dem Copi und einigen unbekannten Maltesern - bestenfalls Malteserinnen - zu zelebrieren, nicht gerade aus den Socken haut. Umgehend wähle ich die Handynummer des A340 Chefpiloten. Ich erreiche ihn in einem Hotelzimmer in London. Das Gespräch fällt kurz aber herzlich aus. Er empfiehlt uns fürs (erste?) Abendessen eines der hervorragenden Seafood-Lokale und verspricht überdies, sich der Sache umgehend anzunehmen. Und bereits nach wenigen Minuten melden sich die Kollegen vom Crew Control in Abu Dhabi und verkünden frohe Botschaft: Wir würden am kommenden Tag wieder mit Emirates zurückfliegen. Die Tickets wären gebucht. Die Uniform bleibt im Koffer. Im weiteren entschuldigt sich der Kollege für die Umstände. Keine Ursache – ich nehme dies als grosszügiges Geschenk der Firmenleitung: Schliesslich wird nicht jedem Mitarbeiter zum Jahreswechsel eine Nacht im Fünfsternhotel in Malta offeriert. Flug und Frühstück in der Lounge inklusive.
Zwar keine planerische Meisterleistung aber zweifellos ein Bonus der besonderen Art!
Wednesday, December 29, 2010
Thursday, December 23, 2010
Fröhliche Weihnachten
Der Mercedes ist verkauft. Seit wenigen Tagen steht ein Volvo vor unserem Haus an der Delma Street. Nicht weiss, sondern grau. Mit der Möglichkeit, bei Bedarf das Dach herunterzukurbeln, eigentlich mehr herunterzufahren. Automatisch, auf Knopfdruck. Das Auto kommt im nächsten Jahr mit in den Container. Ab dem Juli werde ich damit über Schweizer Strassen cruisen. Den Dachöffnungsmechanismus wirds freuen. Ihm wird mit Sicherheit etwas mehr Ruhe gegönnt sein in Zentraleuropa...
A propos: In diesen Tagen muss ich den Wagen den Mechanikern im Stadtteil Musaffah abtreten. Service, Reifenwechsel (nein, keine Winterreifen!!!), Einbau eines Navi-Geräts.
Zum Glück gibts Taxis. Ein Verkehrsmittel, auf das die Mitglieder unserer Familie ohnehin öfters zurückgreifen. Allein schon, weil in den Emiraten die Null-Promille-Regel gilt. Bislang haben Franziska und ich uns strikt daran gehalten. Im Gegensatz zu vielen Freunden und Bekannten. Die Polizei führt zwar keine Kontrollen durch, wer aber in einen Unfall verwickelt wird und getrunken hat, muss mit Ärger rechnen.
Überdies gehören Abu Dhabi-Taxis wahrscheinlich (noch) zu den günstigsten auf dieser Welt. Doch was die Fahrgäste freut, ärgert die Taxifahrer. Lashanta ist einer von ihnen. Seit er unsere Freunde Michele und Mario seinerzeit an den Flughafen von Dubai gefahren hat, haben Franziska und ich seine Nummer auf unseren Handys gespeichert. Wir schätzen seine Freundlichkeit und seine Zuverlässigkeit. Auf die Dienste eines Vertrauensfahrers zählen zu können, ist nicht unbedingt nur Luxus.
Gestern hat mich Lashanta ins Büro gefahren. Wie am Vorabend vereinbart, wartet er um viertel nach Sieben vor dem Haus. Er plappert munter drauflos. In Anbetracht der Tageszeit für mich beinahe etwas zu munter. Er ereifert sich über die verschärften Arbeitsbedingungen. Im November kam es während zwei Tagen zu heftigen Prostesten der Fahrer. Ein verzweifelter wie hoffnungsloser Versuch, sich gegen die reduzierten Provisionssätze zu wehren.
Ich will es etwas genauer wissen und erkundige mich nach konkreten Zahlen. Lashanta rechnet vor: Wenn er seine Vorgabe von 10’000 Dirham pro Monat umsetzt, nach heutigem Kurs rund 2600 Schweizer Franken, hat er bislang 2700 Dirham in die eigene Tasche erhalten. Dafür arbeitet er mindestens 15 Stunden täglich. Den ganzen Monat, ohne einen Freitag notabene! Das entspricht 700 Franken. Tritt der neue Vertrag in Kraft, so reduziert sich sein persönlicher Lohn auf 1900 Dirham. Es bleiben ihm also lediglich noch 490 Franken. Das ist zwar wesentlich mehr, als er in seiner Heimat Sri Lanka verdienen könnte, entspricht aber einem Salärabbau von beinahe 30 Prozent!
Zusätzlich ärgert sich Lashanta über die Tatsache, dass ihn die verantwortliche Agentur in Colombo seinerzeit mit einem Monatsgehalt von über 4000 Dirham gelockt hat. “I was cheated by my own people!”, entrüstet er sich. Und als möchte er seinen Worten eine zusätzliche Protestnote verleihen, krempelt er die Hemdsärmel nach hinten und entledigt sich seiner Dienstkrawatte.
Ich bin zwischenzeitlich etwas beunruhigt und frage mich, inwiefern Lashantas Ärger seine Fahrtüchtigkeit beinträchtigt. Schliesslich stecken wir im Morgenverkehr und die Ausfallstrasse zum Etihad Headquarter verfügt über vier Spuren.
“And you know…” fährt er fort, “…there will be many more coming from my country.”
Tja, die Stadt sucht Taxifahrer. Und ungeachtet Lashantas Verwünschungen werden auch in Zukunft Männer aus Sri Lanka, Pakistan, Bangladesh und den Philippinen nach Abu Dhabi strömen und nach kurzer Zeit in silberfarbenen Wagen Fahrgäste zwischen Malls, Hotels, Banken und privaten Adressen herumchauffieren. Nicht selten werden sie dabei bei der Routenwahl auf die Hilfe ihrer Passagiere im Fonds angewiesen sein. Erstaunen darf das nicht. Man möge den Fahrern die Unzulänglichkeiten verzeihen.
Das System definiert die Grenzen. Das hat sich in den vergangenen Tagen übrigens auch auf zahlreichen Flughäfen Europas gezeigt. Das Machbare fällt dem Spardruck zum Opfer. Die Angestellten kompensieren mit einer beispielhaften, und vom Management in ebensolcher Gesinnung adäquat honorierten Can do-Haltung, und irgendwann läuft alles weiter wie zuvor. Flugzeuge starten und landen auf parallelen Pisten in atemberaubenden Frequenzen. Und das Taxi findet sein Ziel auch mit Umwegen. Vielleicht kommt das dem Fahrer gar nicht ungelegen. Wir mögen es ihm gönnen.
Fröhliche (weisse) Weihnachten!
A propos: In diesen Tagen muss ich den Wagen den Mechanikern im Stadtteil Musaffah abtreten. Service, Reifenwechsel (nein, keine Winterreifen!!!), Einbau eines Navi-Geräts.
Zum Glück gibts Taxis. Ein Verkehrsmittel, auf das die Mitglieder unserer Familie ohnehin öfters zurückgreifen. Allein schon, weil in den Emiraten die Null-Promille-Regel gilt. Bislang haben Franziska und ich uns strikt daran gehalten. Im Gegensatz zu vielen Freunden und Bekannten. Die Polizei führt zwar keine Kontrollen durch, wer aber in einen Unfall verwickelt wird und getrunken hat, muss mit Ärger rechnen.
Überdies gehören Abu Dhabi-Taxis wahrscheinlich (noch) zu den günstigsten auf dieser Welt. Doch was die Fahrgäste freut, ärgert die Taxifahrer. Lashanta ist einer von ihnen. Seit er unsere Freunde Michele und Mario seinerzeit an den Flughafen von Dubai gefahren hat, haben Franziska und ich seine Nummer auf unseren Handys gespeichert. Wir schätzen seine Freundlichkeit und seine Zuverlässigkeit. Auf die Dienste eines Vertrauensfahrers zählen zu können, ist nicht unbedingt nur Luxus.
Gestern hat mich Lashanta ins Büro gefahren. Wie am Vorabend vereinbart, wartet er um viertel nach Sieben vor dem Haus. Er plappert munter drauflos. In Anbetracht der Tageszeit für mich beinahe etwas zu munter. Er ereifert sich über die verschärften Arbeitsbedingungen. Im November kam es während zwei Tagen zu heftigen Prostesten der Fahrer. Ein verzweifelter wie hoffnungsloser Versuch, sich gegen die reduzierten Provisionssätze zu wehren.
Ich will es etwas genauer wissen und erkundige mich nach konkreten Zahlen. Lashanta rechnet vor: Wenn er seine Vorgabe von 10’000 Dirham pro Monat umsetzt, nach heutigem Kurs rund 2600 Schweizer Franken, hat er bislang 2700 Dirham in die eigene Tasche erhalten. Dafür arbeitet er mindestens 15 Stunden täglich. Den ganzen Monat, ohne einen Freitag notabene! Das entspricht 700 Franken. Tritt der neue Vertrag in Kraft, so reduziert sich sein persönlicher Lohn auf 1900 Dirham. Es bleiben ihm also lediglich noch 490 Franken. Das ist zwar wesentlich mehr, als er in seiner Heimat Sri Lanka verdienen könnte, entspricht aber einem Salärabbau von beinahe 30 Prozent!
Zusätzlich ärgert sich Lashanta über die Tatsache, dass ihn die verantwortliche Agentur in Colombo seinerzeit mit einem Monatsgehalt von über 4000 Dirham gelockt hat. “I was cheated by my own people!”, entrüstet er sich. Und als möchte er seinen Worten eine zusätzliche Protestnote verleihen, krempelt er die Hemdsärmel nach hinten und entledigt sich seiner Dienstkrawatte.
Ich bin zwischenzeitlich etwas beunruhigt und frage mich, inwiefern Lashantas Ärger seine Fahrtüchtigkeit beinträchtigt. Schliesslich stecken wir im Morgenverkehr und die Ausfallstrasse zum Etihad Headquarter verfügt über vier Spuren.
“And you know…” fährt er fort, “…there will be many more coming from my country.”
Tja, die Stadt sucht Taxifahrer. Und ungeachtet Lashantas Verwünschungen werden auch in Zukunft Männer aus Sri Lanka, Pakistan, Bangladesh und den Philippinen nach Abu Dhabi strömen und nach kurzer Zeit in silberfarbenen Wagen Fahrgäste zwischen Malls, Hotels, Banken und privaten Adressen herumchauffieren. Nicht selten werden sie dabei bei der Routenwahl auf die Hilfe ihrer Passagiere im Fonds angewiesen sein. Erstaunen darf das nicht. Man möge den Fahrern die Unzulänglichkeiten verzeihen.
Das System definiert die Grenzen. Das hat sich in den vergangenen Tagen übrigens auch auf zahlreichen Flughäfen Europas gezeigt. Das Machbare fällt dem Spardruck zum Opfer. Die Angestellten kompensieren mit einer beispielhaften, und vom Management in ebensolcher Gesinnung adäquat honorierten Can do-Haltung, und irgendwann läuft alles weiter wie zuvor. Flugzeuge starten und landen auf parallelen Pisten in atemberaubenden Frequenzen. Und das Taxi findet sein Ziel auch mit Umwegen. Vielleicht kommt das dem Fahrer gar nicht ungelegen. Wir mögen es ihm gönnen.
Fröhliche (weisse) Weihnachten!
Friday, December 17, 2010
ESC
Das Kürzel könnte aus dem Hause Airbus stammen und für eines der schwer durchschaubaren technischen Flugzeugsysteme stehen. Tut es allerdings nicht. Geprägt von einer, momentan in der Schweiz unter dem Namen Jeder Rappen zählt, äusserst erfolgreich laufenden TV- und Radio-Sammelaktion steht ESC schlicht für Every Second counts.
Sogar in Abu Dhabi läuft der Fernseher den ganzen Tag; SF2 sendet ununterbrochen aus der Glasbox am Berner Bundesplatz. Aus dem politischen Zentrum Helvetiens, wo sich Volkes Seele bei frostigem Wind und Schneetreiben bereits zu früher Morgenstund' die Hirnwindungen tieffrieren lässt, um letztlich am Schalter eine Münze oder gar eine Note ins Kässeli zu legen.
Auch wir sind heute früh aufgestanden. Später zwar, als geplant, aber nur, weil Franziskas Handy den Weckdienst verweigert hat (Weshalb bleibt letztlich ungeklärt...). Die Damen wollen für einige Tage nach Genf fliegen. Freunde und Familie zum vorweihnachtlichen Guetzli-Klatsch treffen. Und wegen der Winterstimmung. Und überhaupt. Ferien gibts für mich keine über die Festtage. Wir feiern heuer in Abu Dhabi. Alle werden sie deshalb am 22. zurückfliegen: Franziska, Linda, Nina und Tim.
Wie wir also, leicht gehetzt und mit morgendlicher Übellaune, heute früh am Flughafen vorfahren, erwartet uns die nächste Überraschung: Menschen, die sich in langen Schlangen in der Abflughalle vor den Check-In Schaltern aufreihen. Das heisst, sie sollten sich eigentlich reihen; In Tat und Wahrheit erinnert die Schar an die jährliche Wanderung der Gnu-Herden von der Serengeti in die Masai Mara Kenias. Und ich bin beinahe sicher, sprängen die Vordersten in die Fluten des Grumeti-Flusses, die anderen würden mit Koffer und Handgepäck auf der Stelle folgen.
Franziska und Nina, die mit gebuchten Jahrestickets reisen, haben bereits gestern elektronisch eingecheckt, müssen allerdings ihr Gepäck an einem der überlaufenden Schalter deponieren. Linda stellt sich in die Schlange vor dem Staff Check-In. Sie hat ihr Annual Leave Ticket bereits letzten Monat für die Reise nach Vancouver gebucht und versuchts mit einem Zehnprozent-Ticket. Eigentlich hoffnungslos. Die Maschine ist ausgebucht. Sicherheitshalber informiere ich den diensttuenden Captain via SMS. Er ist wahrscheinlich im (Planungs-)Stress. In seiner Heimat Sri Lanka fällt der Schnee nicht in denselben Mengen wie in diesen Tagen in der Schweiz.
Franziska und Nina kommen kaum vorwärts. Dabei müssen sie noch mindestens sieben Slalomschlaufen bewältigen bis zur Schalterreihe. Die Ungeduld wächst, der Flug geht in etwas mehr als einer Stunde. In diesem Moment wird die erste Verspätung auf den Anzeigetafeln signalisiert. Dreissig Minuten Gnadenfrist. Die Menschen wirken gestresst, Personal ist kaum auszumachen. Chaos total. Eine mutige holländische Passagierin baut sich zwischen zwei Schaltern auf und versucht, Ordnung ins Getümmel zu bringen. Alle drängeln nach vorn, wechseln die Spur, beziehungsweise die Schlange, wie die Autos auf emiratischen Autobahnen. Ein Araber ist sich mit einer Engländerin in die Haare geraten. Ihre engagierte Morgendiskussion verkürzt den Reisenden die Wartezeit.
Franziska und Nina sind ausgeschert und haben sich vor dem Schalter für Oversize-Baggage postiert. Doch der Beamte, der eben noch da war, hat Reissaus genommen. Ich wende mich an einen jungen Emirati im Dishdash, der sich um Ordnung bemüht. Er zögert, doch als ich mich als Etihad Captain ausweise, blitzen seine Augen. Jetzt geht die Post ab. Sofort weist er einen Uniformierten an, meinen Angehörigen helfen. Dann senkt er seine Stimme und wechselt das Thema. Er hätte einen GPA von 3.54 und wäre auf der Warteliste für die Pilotenschule... Wieviel ich denn nun wirklich verdienen würde: „45‘000“, erwidere ich etwas verblüfft. „Dollar...?!“ fragt er zurück. Nein, es wären Dirham, gebe ich ihm zu verstehen, und das Auto müsse er selber bezahlen, und überhaupt müsste ich mich jetzt um die andere Tochter am Staff-Schalter kümmern. Dann tauche ich unter in den Massen und winde mich Richtung Linda. Sie ist als nächste dran, doch der Kollege am Schalter macht wenig Hoffnung. Sie wird auf die Liste für einen „Jumpseat“ gesetzt. Warten, warten, warten. Natürlich ist sie nicht die einzige. Die Zeit läuft. Franziska und Nina gesellen sich zu uns, bevor sie sich zur Passkontrolle aufmachen. Nach weiteren 20 Minuten kommt das Aus: Der Captain würde keine Crew-Sitze vergeben. Wir sollten es doch am Abend noch einmal versuchen.
Ich will die enttäuschte Tochter mindestens mit einer heissen Schokolade trösten, als wenig später, wir haben uns bereits Richtung Starbucks aufgemacht, mein Handy klingelt. Der Captain ists: wo denn nun meine Tochter wäre...
Aha – hab ichs mir doch gedacht. Das war eine krasse Fehlinformation. Linda im Schlepptau, hetze ich wieder ans Check-In, passiere elegant die artig Wartenden und erkläre dem Beamten die neue Ausgangslage. Es dauert noch einmal fünf Minuten, bis er uns eine Bordkarte aushändigt. Unter sein Kinn hat er sich den Telefonhörer geklemmt. Ich vermute, aus taktischen Gründen, denn er sagt kein einziges Wort. Ich an seiner Stelle, hätte auch das Schild mit dem grossmundigen Hinweis, dass Etihad Airways heuer bereits zum zweiten Mal zur World's Leading Airline gekürt wurde, irgendwo hinter der Abdeckung versteckt.
Dafür erhält Linda jetzt gar einen Sitz in der Economy zugeteilt. Das soll einer noch verstehen. Wieder ab in die andere Richtung. Mein Handy klingelt, erneut der Captain. Er will wissen, wer denn diesen Unsinn über gesperrte Crewsitze verbreite. Selbstverständlich würde er nicht ohne meine Tochter fliegen. Echte Kollegenhilfe – ein bisschen Egoismus darf – oder muss? – sein. Jeder und jede ist sich selbst der oder die Nächste. Wir habens heute Morgen erlebt.
Ferienbeginn. Die Schlacht in der Abflughalle – ESC – Every Second counts!
Sogar in Abu Dhabi läuft der Fernseher den ganzen Tag; SF2 sendet ununterbrochen aus der Glasbox am Berner Bundesplatz. Aus dem politischen Zentrum Helvetiens, wo sich Volkes Seele bei frostigem Wind und Schneetreiben bereits zu früher Morgenstund' die Hirnwindungen tieffrieren lässt, um letztlich am Schalter eine Münze oder gar eine Note ins Kässeli zu legen.
Auch wir sind heute früh aufgestanden. Später zwar, als geplant, aber nur, weil Franziskas Handy den Weckdienst verweigert hat (Weshalb bleibt letztlich ungeklärt...). Die Damen wollen für einige Tage nach Genf fliegen. Freunde und Familie zum vorweihnachtlichen Guetzli-Klatsch treffen. Und wegen der Winterstimmung. Und überhaupt. Ferien gibts für mich keine über die Festtage. Wir feiern heuer in Abu Dhabi. Alle werden sie deshalb am 22. zurückfliegen: Franziska, Linda, Nina und Tim.
Wie wir also, leicht gehetzt und mit morgendlicher Übellaune, heute früh am Flughafen vorfahren, erwartet uns die nächste Überraschung: Menschen, die sich in langen Schlangen in der Abflughalle vor den Check-In Schaltern aufreihen. Das heisst, sie sollten sich eigentlich reihen; In Tat und Wahrheit erinnert die Schar an die jährliche Wanderung der Gnu-Herden von der Serengeti in die Masai Mara Kenias. Und ich bin beinahe sicher, sprängen die Vordersten in die Fluten des Grumeti-Flusses, die anderen würden mit Koffer und Handgepäck auf der Stelle folgen.
Franziska und Nina, die mit gebuchten Jahrestickets reisen, haben bereits gestern elektronisch eingecheckt, müssen allerdings ihr Gepäck an einem der überlaufenden Schalter deponieren. Linda stellt sich in die Schlange vor dem Staff Check-In. Sie hat ihr Annual Leave Ticket bereits letzten Monat für die Reise nach Vancouver gebucht und versuchts mit einem Zehnprozent-Ticket. Eigentlich hoffnungslos. Die Maschine ist ausgebucht. Sicherheitshalber informiere ich den diensttuenden Captain via SMS. Er ist wahrscheinlich im (Planungs-)Stress. In seiner Heimat Sri Lanka fällt der Schnee nicht in denselben Mengen wie in diesen Tagen in der Schweiz.
Franziska und Nina kommen kaum vorwärts. Dabei müssen sie noch mindestens sieben Slalomschlaufen bewältigen bis zur Schalterreihe. Die Ungeduld wächst, der Flug geht in etwas mehr als einer Stunde. In diesem Moment wird die erste Verspätung auf den Anzeigetafeln signalisiert. Dreissig Minuten Gnadenfrist. Die Menschen wirken gestresst, Personal ist kaum auszumachen. Chaos total. Eine mutige holländische Passagierin baut sich zwischen zwei Schaltern auf und versucht, Ordnung ins Getümmel zu bringen. Alle drängeln nach vorn, wechseln die Spur, beziehungsweise die Schlange, wie die Autos auf emiratischen Autobahnen. Ein Araber ist sich mit einer Engländerin in die Haare geraten. Ihre engagierte Morgendiskussion verkürzt den Reisenden die Wartezeit.
Franziska und Nina sind ausgeschert und haben sich vor dem Schalter für Oversize-Baggage postiert. Doch der Beamte, der eben noch da war, hat Reissaus genommen. Ich wende mich an einen jungen Emirati im Dishdash, der sich um Ordnung bemüht. Er zögert, doch als ich mich als Etihad Captain ausweise, blitzen seine Augen. Jetzt geht die Post ab. Sofort weist er einen Uniformierten an, meinen Angehörigen helfen. Dann senkt er seine Stimme und wechselt das Thema. Er hätte einen GPA von 3.54 und wäre auf der Warteliste für die Pilotenschule... Wieviel ich denn nun wirklich verdienen würde: „45‘000“, erwidere ich etwas verblüfft. „Dollar...?!“ fragt er zurück. Nein, es wären Dirham, gebe ich ihm zu verstehen, und das Auto müsse er selber bezahlen, und überhaupt müsste ich mich jetzt um die andere Tochter am Staff-Schalter kümmern. Dann tauche ich unter in den Massen und winde mich Richtung Linda. Sie ist als nächste dran, doch der Kollege am Schalter macht wenig Hoffnung. Sie wird auf die Liste für einen „Jumpseat“ gesetzt. Warten, warten, warten. Natürlich ist sie nicht die einzige. Die Zeit läuft. Franziska und Nina gesellen sich zu uns, bevor sie sich zur Passkontrolle aufmachen. Nach weiteren 20 Minuten kommt das Aus: Der Captain würde keine Crew-Sitze vergeben. Wir sollten es doch am Abend noch einmal versuchen.
Ich will die enttäuschte Tochter mindestens mit einer heissen Schokolade trösten, als wenig später, wir haben uns bereits Richtung Starbucks aufgemacht, mein Handy klingelt. Der Captain ists: wo denn nun meine Tochter wäre...
Aha – hab ichs mir doch gedacht. Das war eine krasse Fehlinformation. Linda im Schlepptau, hetze ich wieder ans Check-In, passiere elegant die artig Wartenden und erkläre dem Beamten die neue Ausgangslage. Es dauert noch einmal fünf Minuten, bis er uns eine Bordkarte aushändigt. Unter sein Kinn hat er sich den Telefonhörer geklemmt. Ich vermute, aus taktischen Gründen, denn er sagt kein einziges Wort. Ich an seiner Stelle, hätte auch das Schild mit dem grossmundigen Hinweis, dass Etihad Airways heuer bereits zum zweiten Mal zur World's Leading Airline gekürt wurde, irgendwo hinter der Abdeckung versteckt.
Dafür erhält Linda jetzt gar einen Sitz in der Economy zugeteilt. Das soll einer noch verstehen. Wieder ab in die andere Richtung. Mein Handy klingelt, erneut der Captain. Er will wissen, wer denn diesen Unsinn über gesperrte Crewsitze verbreite. Selbstverständlich würde er nicht ohne meine Tochter fliegen. Echte Kollegenhilfe – ein bisschen Egoismus darf – oder muss? – sein. Jeder und jede ist sich selbst der oder die Nächste. Wir habens heute Morgen erlebt.
Ferienbeginn. Die Schlacht in der Abflughalle – ESC – Every Second counts!
Thursday, December 09, 2010
Advent in Abu Dhabi
Das Bild ist in seiner Qualität mangelhaft. Doch es wurde spontan geschossen. Mit meines Bruders Handy. Mobiltelefone verfügen heutzutage über Chips, Prozessoren und das Potential einer Top Digitalkamera der späten Neunzigerjahre. Daneben kann man mit ihnen auch telefonieren.
Mein Bruder – er weilt gerade in Abu Dhabi in den Ferien – pflegt auf unseren abendlichen Ausflügen seinen Fotoapparat zuhause zu lassen. Dafür liegt sein Handy stets griffbereit auf dem Tisch.
Heute Abend, in der weitläufigen Anlage des Hotels Shangri-La, einem meiner Lieblingsplätze, zwischen Souk und Luxushotel, bei Aussentemperaturen von 24 Grad, die Sheikh Zayed Grand Mosque stets im Blick, hat er wieder zugeschlagen: Das arabische Paar im Vordergrund ist eng zusammengerückt. Sie zeigt ihm ständig Kinderfotos auf ihrem iPhone. Dazwischen pafft er genüsslich an seiner Shisha, vermutlich Grape-Aroma. Wir mutmassen, dass es sich um seine zweite Gattin handeln muss. Vielleicht auch die dritte. Er hat wohl die gemeinsamen Kinder schon lange nicht mehr gesehen. Möglicherweise hat sich das Paar über längere Zeit nicht mehr ausgetauscht. Es gibt viel zu berichten. Vielleicht gerade deswegen strahlen die beiden Innigkeit aus.
Vielleicht liegen wir aber völlig falsch.
Es ist Dezember, und wir sitzen um 22 Uhr kurzärmelig im Freien. Betrachten einen Mann in seiner weissen Kandoora und eine Frau in ihrer Abaya, so schwarz wie die Nacht.
Advent in Abu Dhabi....
Mein Bruder – er weilt gerade in Abu Dhabi in den Ferien – pflegt auf unseren abendlichen Ausflügen seinen Fotoapparat zuhause zu lassen. Dafür liegt sein Handy stets griffbereit auf dem Tisch.
Heute Abend, in der weitläufigen Anlage des Hotels Shangri-La, einem meiner Lieblingsplätze, zwischen Souk und Luxushotel, bei Aussentemperaturen von 24 Grad, die Sheikh Zayed Grand Mosque stets im Blick, hat er wieder zugeschlagen: Das arabische Paar im Vordergrund ist eng zusammengerückt. Sie zeigt ihm ständig Kinderfotos auf ihrem iPhone. Dazwischen pafft er genüsslich an seiner Shisha, vermutlich Grape-Aroma. Wir mutmassen, dass es sich um seine zweite Gattin handeln muss. Vielleicht auch die dritte. Er hat wohl die gemeinsamen Kinder schon lange nicht mehr gesehen. Möglicherweise hat sich das Paar über längere Zeit nicht mehr ausgetauscht. Es gibt viel zu berichten. Vielleicht gerade deswegen strahlen die beiden Innigkeit aus.
Vielleicht liegen wir aber völlig falsch.
Es ist Dezember, und wir sitzen um 22 Uhr kurzärmelig im Freien. Betrachten einen Mann in seiner weissen Kandoora und eine Frau in ihrer Abaya, so schwarz wie die Nacht.
Advent in Abu Dhabi....
Saturday, December 04, 2010
"Über sieben Brücken musst du gehn...
... sieben dunkle Jahre überstehn“. So lautet der Titel eines Songs, mit dem zuerst die DDR-Band Karat, später der deutsche Rocker Peter Maffay ein erkleckliches Sümmchen eingespielt haben.
In Abu Dhabi sind wir mit den Brücken noch nicht ganz soweit. Doch es geht vorwärts. Am 25. November wurde die Sheik Zayed Bridge eröffnet! Gestaunt haben alle ein bisschen, geriet der Bau doch über lange Zeit arg ins Stocken und nahm letztlich insgesamt acht Jahre in Anspruch.
Die Daten der von der irakischen Architektin Zaha Hadid entworfenen Bogenbrücke sind deswegen nicht weniger eindrücklich: Über eine Länge von insgesamt 842 Metern verbinden zwei je vierspurigen Fahrbahnen die Inselstadt Abu Dhabi mit dem Festland. Kennzeichnend für das Werk sind steil ansteigende und abfallende S-Bögen über der eigentlichen Brücke, die den Verlauf der Sanddünen symbolisieren sollen.
Die Eröffnung war ursprünglich bereits auf 2006 geplant, doch finanzielle Querelen zwischen der Regierung als Auftraggeber und den Baufirmen behinderten die Arbeiten. Die Kosten beliefen sich nach diesen Projektverzögerungen auf insgesamt 270 Millionen US-Dollar. Neben der Maqta- und der Mussafah-Brigde bringt die neu eröffnete Konstruktion wertvolle Kapazitäten, speziell für Fahrten von der Stadt Abu Dhabi nach Dubai. Die zeitliche Einsparung dürfte bis gegen eine Viertelstunde betragen.
Das Gebilde ist imposant, besonders in der Nacht. Die grosszügig geschwungenen Bögen werden mit starken Schweinwerfern angestrahlt, die der Brückenkonstruktion dank ständig wechselnder Farbkombinationen einen bunten Schleier überziehen.
Durch die neue Verbindung ist die Fahrt von unserer Wohnung zum Etihad-Hauptsitz – und damit ins Flight Safety-Büro – wesentlich einfacher und kürzer geworden. Für den Weg zum Flughafen benutzen wir nach wie vor die Maqta-Bridge, die nur wenige Meter neben der neu eröffneten Sheik Zayed Brücke liegt.
Mit jedem Jahr, mit jedem neu erstellten Bauwerk rückt Abu Dhabi ein Stück näher an die Nachbar-Metropole Dubai. Der Bevölkerung vermittelt die Hauptstadt zunehmendes Grossstadt-Feeling. An der Corniche schiessen Wolkenkratzer wie Pilze aus dem Sand. Neben dem Hotel Emirates Palace thronen die mächtigen Etihad-Türme, die ihrer Fertigstellung stetig näher rücken. Allen Unkenrufen zum Trotz dreht sich das Rad unweigerlich weiter. Und es bestehen keine Zweifel, dass die Qatar zugesprochene Fussball-WM 2022 der gesamten Region mittelfristig weiteren Aufwind garantieren wird.
In Abu Dhabi sind wir mit den Brücken noch nicht ganz soweit. Doch es geht vorwärts. Am 25. November wurde die Sheik Zayed Bridge eröffnet! Gestaunt haben alle ein bisschen, geriet der Bau doch über lange Zeit arg ins Stocken und nahm letztlich insgesamt acht Jahre in Anspruch.
Die Daten der von der irakischen Architektin Zaha Hadid entworfenen Bogenbrücke sind deswegen nicht weniger eindrücklich: Über eine Länge von insgesamt 842 Metern verbinden zwei je vierspurigen Fahrbahnen die Inselstadt Abu Dhabi mit dem Festland. Kennzeichnend für das Werk sind steil ansteigende und abfallende S-Bögen über der eigentlichen Brücke, die den Verlauf der Sanddünen symbolisieren sollen.
Die Eröffnung war ursprünglich bereits auf 2006 geplant, doch finanzielle Querelen zwischen der Regierung als Auftraggeber und den Baufirmen behinderten die Arbeiten. Die Kosten beliefen sich nach diesen Projektverzögerungen auf insgesamt 270 Millionen US-Dollar. Neben der Maqta- und der Mussafah-Brigde bringt die neu eröffnete Konstruktion wertvolle Kapazitäten, speziell für Fahrten von der Stadt Abu Dhabi nach Dubai. Die zeitliche Einsparung dürfte bis gegen eine Viertelstunde betragen.
Das Gebilde ist imposant, besonders in der Nacht. Die grosszügig geschwungenen Bögen werden mit starken Schweinwerfern angestrahlt, die der Brückenkonstruktion dank ständig wechselnder Farbkombinationen einen bunten Schleier überziehen.
Durch die neue Verbindung ist die Fahrt von unserer Wohnung zum Etihad-Hauptsitz – und damit ins Flight Safety-Büro – wesentlich einfacher und kürzer geworden. Für den Weg zum Flughafen benutzen wir nach wie vor die Maqta-Bridge, die nur wenige Meter neben der neu eröffneten Sheik Zayed Brücke liegt.
Mit jedem Jahr, mit jedem neu erstellten Bauwerk rückt Abu Dhabi ein Stück näher an die Nachbar-Metropole Dubai. Der Bevölkerung vermittelt die Hauptstadt zunehmendes Grossstadt-Feeling. An der Corniche schiessen Wolkenkratzer wie Pilze aus dem Sand. Neben dem Hotel Emirates Palace thronen die mächtigen Etihad-Türme, die ihrer Fertigstellung stetig näher rücken. Allen Unkenrufen zum Trotz dreht sich das Rad unweigerlich weiter. Und es bestehen keine Zweifel, dass die Qatar zugesprochene Fussball-WM 2022 der gesamten Region mittelfristig weiteren Aufwind garantieren wird.
Thursday, December 02, 2010
5 out of 39
Heute, am 2. Dezember, feiern die Emarat al arabya al mutahada (Vereinigte Arabische Emirate) ihren Jahrestag. Es ist der 39ste. Während ich in unserer Stube diese Zeilen schreibe, verpufft an der Corniche ein gewaltiges Feuerwerk tausende von Dirham am Himmel von Abu Dhabi. Das Knallen der Raketen und Petarden dringt durch den Verkehr der Stadt bis in unsere Wohnung. Das grosszügige Wohnzimmerfenster erlaubt uns den Blick auf die letzten zehn Meter der Feuerwerkskörper vor ihrer Kulmination. Just, bevor sie sich mit Funken und Lichterschweif wieder in die Tiefe stürzen.
Für uns ist dies der letzte Jahrestag im Wüstenland. Nach langem Ringen, nach endlosem Hinauszögern, nach immer wieder aufflammenden Diskussionen haben Franziska und ich uns entschlossen, im Juli des kommenden Jahres wieder in die Schweiz zurückzukehren. Angesichts der aktuellen Wetterverhältnisse in Europa eine Dummheit. Wir waren heute mit meinem in den Ferien weilenden Bruder Üse auf dem Boot. Haben vor einer Sandbank den Anker gesetzt und bei sanftem Wellengang Salami, Käse und Brot geteilt. Das Wasser schien uns mit 24 Grad zu kalt. Derweilen Väterchen Frost Europa und die Schweiz fest im Griff hat.
Einzig Üse hat sich letztlich zu einem kühnen Sprung ins Arabische Meer überwunden. Linda, Nina und mir wars zu kalt. Es muss wohl das Touristen-Virus gewesen sein, das meinen Bruder zu solchem Tun animiert hat („Mindestens einmal in diesen Ferien will ich im Meer gebadet haben...„). Wir verstehen ihn gut. So, wie die meisten Freunde und die Familie unseren Rückkehrentscheid nachvollziehen können.
Fünf Jahre werden wir bei unserer Abreise in den Emiraten verbracht haben. 5 out of 39! Das entspricht rund zehn Prozent der noch jungen Landesgeschichte, berechtigt aber weder zu einer Green-Card noch zu einem gratis Macchiato im Starbucks der Marina Mall.
Damit haben wir unsere Feuerwerksrakete zum Jahresende verschossen. Nicht gar so knallig und farbenprächtig wie die Dinger an der Corniche. Dafür mit einem Schuss Emotion, der sich lange am emiratisch-nächtlichen Himmel halten wird.
Für uns ist dies der letzte Jahrestag im Wüstenland. Nach langem Ringen, nach endlosem Hinauszögern, nach immer wieder aufflammenden Diskussionen haben Franziska und ich uns entschlossen, im Juli des kommenden Jahres wieder in die Schweiz zurückzukehren. Angesichts der aktuellen Wetterverhältnisse in Europa eine Dummheit. Wir waren heute mit meinem in den Ferien weilenden Bruder Üse auf dem Boot. Haben vor einer Sandbank den Anker gesetzt und bei sanftem Wellengang Salami, Käse und Brot geteilt. Das Wasser schien uns mit 24 Grad zu kalt. Derweilen Väterchen Frost Europa und die Schweiz fest im Griff hat.
Einzig Üse hat sich letztlich zu einem kühnen Sprung ins Arabische Meer überwunden. Linda, Nina und mir wars zu kalt. Es muss wohl das Touristen-Virus gewesen sein, das meinen Bruder zu solchem Tun animiert hat („Mindestens einmal in diesen Ferien will ich im Meer gebadet haben...„). Wir verstehen ihn gut. So, wie die meisten Freunde und die Familie unseren Rückkehrentscheid nachvollziehen können.
Fünf Jahre werden wir bei unserer Abreise in den Emiraten verbracht haben. 5 out of 39! Das entspricht rund zehn Prozent der noch jungen Landesgeschichte, berechtigt aber weder zu einer Green-Card noch zu einem gratis Macchiato im Starbucks der Marina Mall.
Damit haben wir unsere Feuerwerksrakete zum Jahresende verschossen. Nicht gar so knallig und farbenprächtig wie die Dinger an der Corniche. Dafür mit einem Schuss Emotion, der sich lange am emiratisch-nächtlichen Himmel halten wird.
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