Turnier-Fieber
In jungen Jahren, da hielt ich mich tagelang in Squashzentren auf. Ich durchlief eine Trainerausbildung, coachte in der Folge Junioren, spielte Turniere, die zu unsäglich früher Morgenstunde irgendwo in der Ostschweiz angesetzt wurden (und bei denen ich nicht selten nach einer Erstrundenniederlage frustriert von dannen zog...) und war Mitglied einer Interclubmannschaft. Zum Schweizermeister hat es zwar nicht ganz gereicht (kleiner Scherz), immerhin schaffte ich aber eine Klassierung unter den ersten 350 der Schweiz!
Heute flackert die alte Leidenschaft wieder auf! Faiz Khan, der pakistanische Coach, bei dem ich regelmässig Stunden nehme, hat ein Turnier organisiert: Das „Le Meridien Ramadan Squash Open“ lockt rund 60 Spieler in die neu renovierte Sportanlage des gleichnamigen Hotels. Das Turniertableau ist bunt gemischt. Im wahrsten Sinne des Wortes: dunkle Haut, helle Haut, grüne Shirts, rote Hosen. Anders als bei Wettkämpfen in der Schweiz gibt es keine Klassierungen, die ausgewogene Stärkeklassen garantieren. Das Teilnehmerfeld weist ein offenkundiges Gefälle auf. Gespielt wird über eine Zeitspanne von rund drei Wochen, die „Games“ finden in der Regel am späten Nachmittag oder am Abend statt. Mitunter informiert auch die Presse in bescheidenem Rahmen über die Resultate.
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Glücklicherweise stellen die Organisatoren weitere Turniere in Aussicht.
Captain-Fieber
Falsch! Die Rede ist nicht von der Fliegerei. Auch wenn ich obigen Absatz mit einer Anspielung daran ausklingen lasse.
Die „Falcons“ sind auf der Suche nach einem Teamcaptain für die Mannschaft der „Above 14“, also der „über 14jährigen“. Die in dieser Gruppe eingeteilten Jungs und Mädchen (in den UAE spielen beide Geschlechter nach Möglichkeit zusammen) stellen die älteste Altersklasse der Junioren dar. Wer älter als 18 ist, spielt bei den Erwachsenen.
Die Mannschaftsliste ist lang und ich liste sie hier auf, weil die Namen in ihrer Vielfalt beredtes Zeugnis des Nationengemischs liefern: Jasim Abdulbaki, Zayed Abdulbaki (UAE), Mark Armour (USA), Tyler Beresford (USA), Calum Crome-Hawke (UK), Ayoub Dib(Egypt/USA), Tim Eppler, Richard Eshaya (CAN), Ferras Hebaichi (Palestine/USA), Jafer Jaradat (CAN), Amir Kahoul, Brendon Knox (South Africa), Herman Lone (sprich „Lu-ne“, Norway), Michela Raciti, Riccardo Raciti (Italy), Alastair Salsman (CAN), Justin Shima (USA), Gabriel Shotton (USA), Lucas Taillefer (FR), Xiao Yao (China), Alexandra Yip-Choy (CAN), Zachary Zajac (CAN).
Die Truppe ist nicht nur bezüglich Herkunft äusserst vielfältig, auch die Fähigkeiten auf dem Eis sind alles andere als homogen. Da gibt es beispielsweise eine junge Kanadierin, die den meisten Jungs um die Ohren fährt und eishockeytechnisch ganz vorne mitmischt. Was nicht weiter erstaunt, hat sie doch früher in ihrem Heimatland in einer Auswahlmannschaft mitgespielt. Und da in den UAE keine Bodychecks bei Juniorenteams erlaubt sind, gehört sie bei den Turnierspielen ebenfalls zu den besten.
Nun sucht diese Mannschaft also einen Captain. Damit sich die SpielerInnen der Bedeutung der Captainswahl bewusst sind, verschickt der Coach vorgängig folgendes Mail:
„It is time to elect a Captain (C) and 2 Alternate or Assistant Captains (A) for the team. These roles are an important part of our team's development and it is important you give some thought to the selections you will be making. The following is from an article describing Mark Messier who some think was the best hockey team Captain ever:There are captains in the other major team sports, but in no other is the Captaincy as important as it is in hockey. An NHL captain is a team leader and a team spokesman, on and off the ice. He has to have heart--and the ability to be heartless. The job description can range from having to light a fire under a player whose work habits may not be up to snuff to helping a new teammate get settled. He's a social director, a bridge between players and management, and, almost certainly, its most dedicated, if not best, player. A captain is a team's communicator, a critic, a counselor, and a conscience all rolled into one. The "C" is a symbol of their teammates' respect and their coaches' trust...
No, we are not playing in the NHL but these attributes are something to strive for and something for you to think about when making your selection for Captain and Alternates. The election will be at the rink on Friday morning before we go on the ice. If you are not going to be at the rink on Friday then get back to me with your choices before Friday evening and I will compile. The election is meant to be free and private so any picks you send to me will be kept confidential....the choices should clearly state the name for Captain and the 2 names for Alternates.”
Eine verantwortungsvolle Aufgabe also, die es zu vergeben gilt. Die SpielerInnen notieren ihre Vorschläge auf kleine Zettel, die der Coach später einsammelt und im stillen Kämmerlein auszählt.
Gewählt wird Tim. Xiao und Ferras werden die beiden „Assistant Captains“. Die drei sollen ihre Mannschaft in eine erfolgreiche Saison führen. Mit vielen Toren und wenig Niederlagen. Mit neuem Logo und neu gestalteten Jerseys. Der Anfang gelingt. Sie gewinnen ein erstes Freundschaftsspiel gegen ein Erwachsenenteam der „Abu Dhabi Scorpions“ mit 8:4.
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Radio-Fieber
Zugegeben – der Begriff „Radio-Fieber“ assoziiert nicht zwingend sportliche Höchstleistungen. Vielleicht aber innovativ-akademische!
Ich sitze im Zug von Genf nach Zürich und lese nach langem Unterbruch wieder einmal den „Tages-Anzeiger“. Dabei sticht mir ein Artikel über den Rosch.. äh Pardon, den „Herrn Schawinski“ ins Auge. Er sei es leid, ständig von jungen Schnöseln geduzt zu werden. Und das ewige „Britney Spears-Gedusel“ auf den gängigen Lokalsendern mag er auch nicht mehr hören. Er wird zum Opfer seiner eigenen Kreativität. Doch eines muss man dem guten lassen: im Gegensatz zu vielen anderen Zeitgenossen klagt (Herr) Schawinski nicht – er handelt! Ersteht kurzerhand das vollständige Aktienpaket des bislang unscheinbaren „Radio Tropic“ und beschliesst, nach Einschiessung von acht bis zehn Millionen das Radio von Grund auf umzubauen. Für ein Zielpublikum zwischen 30 und 60! Da bin ich also noch voll dabei! Und überhaupt war es schon immer mein Traum, in einem Lokalradio mitzutun. Frühere Pläne für ein „Radio Zürcher Unterland“ sind leider mangelndem Sponsoreninteresse zum Opfer gefallen. (Fehlende) Sponsoren scheinen im Übrigen immer mehr mein Leben zu dominieren. Ob bei Radioplänen oder heute beim Eishockey. Doch (Herr) Schawinski lässt mich wieder hoffen: Ab Beginn 2008 soll sein Radio loslegen. Mit einem neuen Team, das noch zu bilden ist. Ob ich mich wohl melden soll? Nach dem Abstecher in die Aviatik-Wüste wäre ein Wechsel in die Radio-Wüste nicht gar so ungewöhnlich. Und Erfahrung habe ich schliesslich. Ob ich den Passagieren einen Bären aufbinde oder den Zuhörern, spielt letztlich keine grosse Rolle.
Doch das muss ich alles zuerst mit Franziska besprechen...