Monday, May 23, 2011

Lastflight

Ein Fliegerleben ist gespickt mit Anekdoten. Mit kleinen, grossen, lustigen, traurigen. Es gibt oberflächliche und unvergessliche Episoden, wahre und unwahre. Solche, die unter die Haut gehen, andere, die an der frisch gereinigten Uniformjacke abperlen. Geschichten im Inland wie im Ausland. Im Cockpit, im Galley oder im Crewbunk. In grossen und in niedrigen Flughöhen. Solche, die Mann oder Frau freudig und voller Stolz erzählen, und andere, die sie lieber für sich behalten.

Im Folgenden ein Müsterchen aus der immerlustigen Welt der Einsatzplanung.

Der Juni ist mein letzter Monat bei Etihad. Eigentlich ist es nur ein halber, denn am 16ten beginnen meine Ferien. Damit verbleiben mir zwei Flugwochen. Im kürzlich eingeführten PBS (Preferential Bidding System) habe ich einen Freiwunsch platziert: vom zweiten bis am fünften Juni. Man solls ja nicht übertreiben und zuviel verlangen. Mit diesem Block würde ich Lindas Graduation-Feier und unsere, mit Hirschhäusers umsichtig eingefädelte, Farewell-Party abdecken.
Die Idee eines PBS ist – wie der Name unmissverständlich belegt – individuelle Präferenzen und Einsatzwünsche der Crewmitglieder zu befriedigen. Nun, die praktische Umsetzung des Vorhabens gelingt nicht immer; wir wissen um die überhöhten Erwartungen, die mit dem besagten Verb verknüpft werden; auch in anderen Lebensbereichen...

Dank meiner Flight Safety-Funktion geniesse ich erweiterten Zugang zum Planungssystem. Gestern habe ich, ganz spontan, einen Blick auf den aktuellen Stand der Dinge geworfen. Ein bisschen staunen musste ich schon.

Mein Juniplan beginnt mit einem Flug nach Sydney: akkurat vom zweiten bis am fünften! Bingo! Ihr erinnert euch an meinen, weiter oben erwähnten, Freiwunsch. Am siebten steht eine London-Rotation an, und als krönender Höhepunkt – der allerletzte Etihad-Flug meiner Karriere – hat mir irgendein innovativer Kreativkopf den jährlichen Linecheck geplant! Zur Abwechslung nach London, denn da war ich ja schon lange nicht mehr. Warum auch nicht ein kleiner Prüfungsflug zum Abschluss von fünf amüsanten Flugjahren? Mal sehen, was der Eppler alles in der Wüste gelernt hat.

Ich habe dann doch, nach kurzem Reflektieren, der verantwortlichen Planerin und dem Chefpiloten eine Mailinfo geschickt. Sie mögen doch bitte...
Erfreulicherweise kam die Antwort postwendend. Und gab zu verhaltenem Optimismus Anlass. Heute war der Sydney-Flug verschwunden und durch Freitage ersetzt. Grosses Aufatmen und herzlichen Dank!

Auch mein Linecheck wurde gestrichen; allerdings nur für mich. Der Checkpilot kommt trotzdem mit und schaut ausschliesslich dem Copi ein bisschen auf die zittrigen Finger. So einfach lässt er sich nicht abschütteln. Er spekuliert wohl auf einen Gratisdrink.

Saturday, May 21, 2011

Eingeschlossen

Heute, exakt heute vor fünf Jahren, war mein erster Arbeitstag bei Etihad. Zusammen mit Kollegen aus Jordanien, England, Zypern und der Schweiz wühlte ich mich durch unverständliche Formulare und Fragebögen. So vertraut mit diesem Land, wie man nach 24 Stunden eben sein kann. Ein Neuankömmling unter Fremden. Nach Halt und Sinn suchend, mit leichtem Wehmut an die Familie in der Schweiz denkend.

Fünf Jahre sind seither vergangen, vielmehr verflogen. Der Rückzug steht vor der Tür. Schon?

Vieles, das wir erlebt haben, wurde in den Wüstenspuren festgehalten. Vermischt mit Gedanken, Zweifeln, Hoffnungen. Oftmals sind es kleine, unbedeutende Momente, die unser Befinden prägen. Ein Email kann das persönliche Empfinden erheblich beeinflussen. Für einen kurzen oder längeren Moment. Mir fällt es manchmal schwer, die Dinge ins rechte Licht zu rücken. Meine Ungeduld erweist sich als Hindernis in diesem Land. Denn alle haben Zeit. Alle haben Geduld. Heute ist Morgen oder Übermorgen. Wen kümmerts? Aus der Ferne ruft der Muezzin und seine Stimme legt sich sanft über das Rauschen des Stadtverkehrs.

Als unsere Besatzung vor zwei Tagen den Bus vor dem Hotel besteigt ahnt niemand, wie lange wir darin verbringen würden. Die Fahrt vom Sydney Harbour zum Flughafen dauert zu dieser Abendstunde dreissig Minuten. Der Fahrer parkt das Gefährt vor dem Eingang zum Terminal. Dann drückt er auf den Knopf zur automatischen Türöffnung. Nichts geschieht. Nicht einmal ein leises Summen des Elektromotors ist hörbar.
Der Mann erhebt sich von seinem Sitz und beginnt, an den Hebeln für die manuelle Öffnung zu hantieren. Abermals nichts. Er dreht energischer, rupft, dann rüttelt er. Immer noch nichts. Die Tür bleibt zu, und wir bleiben sitzen. Der Fahrer mit chinesischen Wurzeln spricht schlecht Englisch. Er hantiert weiter an der Tür. Es kann sich nur um Sekunden handeln. Das Licht im Bus ist matt, zumindest lässt uns die Klimaanlage nicht im Stich. Wir warten geduldig. Noch ist keine Eile geboten.

Nach einer Viertelstunde sitzen wir noch immer. Der Chinese rüttelt unentwegt weiter. Schweiss tropft ihm von der Stirn. Mittlerweile hat sich vor dem Wagen ein Polizist sowie ein Vertreter der Busfirma eingefunden. Unsere Klopfzeichen wurden erhört. Die getönten Scheiben verhindern allerdings einen Blick von aussen ins Innere des Gefährts. Der Fahrer rüttelt unentwegt, der Polizist stemmt sich gegen die Tür, die sich hartnäckig weigert, zu kooperieren. Es ist zum Verzweifeln. Zum Glück bricht kein Feuer aus...

Unsere Kabinenchefin ruft die Kollegen von der Station an. Wir wären hier, erklärt sie, allerdings gefangen im Bus. Nach weiteren zehn Minuten versammeln sich die uniformierten Etihad-Angestellten der Station Sydney vor dem Wagen, drücken ihre australischen Nasen an der Scheibe platt. Neugierig lugen sie ins Innere. Der Fahrer indes lässt sich nicht beirren und rüttelt unentwegt weiter. Er tut mir fast ein bisschen leid.
Nochmals zehn Minuten später zertrümmert ein Angestellter der Transportfirma die untere Scheibe der Tür und streckt seinen Arm ins Innere des Busses. Für eine Evakuation ist diese Öffnung allerdings viel zu klein. Während der Fahrer weiter verbissen rüttelt, kontrolliert sein Helfer die Box mit dem Türmechanismus. Es nützt alles nichts. Wir sind gefangen. Vier Piloten, zwölf Flight Attendants. Und der Fahrer natürlich, der nach wie vor an sämtlichen Hebeln reisst und rüttelt.
Dann entscheidet irgend jemand, dass der Bus ans Ende des Terminals verschoben werden soll. Zuviele Passagiere verfolgen mittlerweile die hilflosen Aktionen zur Befreiung ihrer Besatzung. Ob das ermutigend wirkt...?

Es dauert weitere zehn Minuten bis ein Mechaniker mit einem voll ausgerüsteten Servicewagen eintrifft. Er packt ein unheimliches Sägemonster aus. Das Aufheulen des Motors dringt nur gedämpft durch die soliden (feuerfesten?) Busfenster. Als der Mann sich entschlossen am ersten Sicherungsriegel zu schaffen macht, verbreitet sich leichter Brandgeruch im Wageninnern. Die Klimaanlage arbeitet zufriedenstellend. Der Chinese will nicht aufhören zu rütteln. Muss jemand auf die Toilette?

Nach just 40 Minuten bewegt sich die Türe leicht. Noch einmal lärmt die Säge. Dann sind sämtliche Widerstände gebrochen. Die Tür geht auf. Endlich! Frische Luft strömt ins Innere des Busses. Wir sind frei – mindestens so frei wie Strauss-Kahn. Ohne, dass Etihad eine Kaution hätte hinterlegen müssen.

Der Fahrer allerdings, ich glaube er rüttelt noch immer – wenn nicht in Realität, dann sicher in seinen Träumen...

Friday, May 20, 2011

Tanz mit den Delphinen

Gestern Nachmittag, 1400 Uhr in Dubai; Linda, Nina und Nemo tanzen mit den Delphinen im 23-grädigen Salzwasser. Wir wollen hoffen, es hat nicht nur den dreien gefallen...



































Wednesday, May 11, 2011

Den Dummen bestraft das Leben

Mit einem Kribbeln im Bauch und anderthalb Kilo frisch importierter Schweizer Schokolade habe ich mich heute Morgen auf den Weg ins Büro gemacht. Es mutet seltsam an, nach einer über drei Jahre selbstverständlich gewordenen Routine den Schlusspunkt zu setzen. Die Räumlichkeiten, und besonders die Menschen sind mir ans Herz gewachsen. Die Arbeit blieb spannend bis zur letzten Email. Die Woche verläuft relativ ruhig, einmal abgesehen von einem medizinischen Zwischenfall mit Todesfolge eines Passagiers auf einem unserer Flüge, und von den üblichen kleineren operationellen Patzern, die das Flugdatenüberwachungssystem gnadenlos entlarvt.

Weils mein letzter Bürotag ist, organisiere ich einen Imbiss. Zur Mittagszeit bringt der Kurier arabische Spezialitäten und Mini-Pizzas (-Pizzen). Nach und nach trudeln die Mitarbeiter von Safety und Quality im Sitzungszimmer ein, greifen nach den Häppchen, trinken Pepsi aus der Dose und unterhalten sich – oft mit vollem Mund – was bei den Asiaten jedoch nicht unbedingt verwerflich ist. Dazwischen gesellen sich einige Emiratis aus der Airportsecurity zu uns. Fotos werden geschossen und später in einem speziellen Folder mit dem Namen Dieter’s Farewell-Party abgelegt. Den ganzen Tag steht ein mit Schweizer Schöggeli gefüllter kleiner Korb auf meinem Arbeitstisch. Bitteschön: Wer Lust hat, greift hinein. Die einen wollen hell, andere dunkel, manche hoffen auf Nusssplitter. Niemand weiss, dass sich in unterschiedlicher Verpackung die immer gleiche Schokolade verbirgt.
Zum Abschluss gibts Schulterklopfer, Küsschen auf die Wange und – ich bin völlig verdutzt – eine spontane Umarmung meines sonst sehr zurückhaltenden Chefs aus Malysia. „I’m very sad“, sagt er verlegen. Ich glaube es ihm, denn ich bin es auch.

Und während mich die Begleiter der vergangenen Jahre herzlich verabschieden und mein Namensschild aus dem Büro seit heute an der Tür unseres Kühlschranks klebt, laufe ich in der Schweiz voll in den Hammer! Doch ich muss mich selber an der Nase nehmen. Die Dummen bestraft das Leben.

Da ich meinen, von der Etihad zur Verfügung gestellten, Laptop beim Austritt abgeben muss, ist es an der Zeit, nach passendem Ersatz Ausschau zu halten. Das Angebot ist so vielfältig wie verwirrend. Der überforderte Geist spaltet sich bereits bei der Kultfrage, ob PC oder Mac. Nicht zu gross darf er sein, mit langlebigem Akku, geräumiger Festplatte und ultraschnellem Rechner. Nach langem Suchen entschliesse ich mich für ein schwarz glänzendes Powermodell aus dem Haus Fujitsu.
Die online-Bestellung erweist sich als Kinderspiel. Ich ordere das Ganze an die Adresse meiner Schwägerin. Franziska und Linda weilen übers Wochenende auf Besuch in der Schweiz, wo sie die neue Wohnung ausmessen und den 75. Geburtstag meiner Schwiegermutter feiern. Ich bin guter Hoffnung, dass mir die beiden den neuen Laptop nach Abu Dhabi bringen.
Die Hoffnung indes zerschlägt sich bald. Nach der Bestellung kommt eine Email-Erklärung, dass bei erstmaliger Bestellung nur Vorausszahlung akzeptiert werde. Die Auslieferung würde dann innert 48 Stunden erfolgen. Ich tue wie geheissen. Ahnungslos, unbedacht. Dann ist warten angesagt.
Als auch nach 60 Stunden kein Laptop bei der Schwägerin eintrifft, frage ich nach. Genauer, ich versuche nachzufragen. Auf der professionell und vertrauenswürdig aufgemachten Website des Schweizer Anbieters finde ich eine Hotline-Nummer. Besetzt. Nach fünf Minuten ist immer noch besetzt, nach einer Viertelstunde piepst mir ein Fax ins Ohr. Meine Emailanfragen bleiben unbeantwortet. Leicht beunruhigt starte ich eine Google-Recherche. Viel zu spät, wie sich bald herausstellt. Es dauert nicht lange, und ich lande auf einem Kassensturz-Forum. Wie konnte ich nur so naiv sein! Im gleichen Atemzug stellt sich die Frage, wie ein solcher Gauner in unserem Land über Jahre ungestraft sein Unwesen treiben kann.

Eine Antwort habe ich keine. Einen Laptop übrigens auch nicht. Franziska und Linda sind mit leeren Taschen nach Abu Dhabi zurückgekehrt. Und den Schtutz bin ich ebenfalls los.

Ach ja - den Namen des besagten Online-Anbieters habe ich noch vergessen: nova24!
Hütet euch...































Sunday, May 08, 2011

Vier Tage im Büro

Vier Tage im Büro. Aber nicht so, wie die letzten drei Jahre. Heute hat meine letzte Flight Safety-Bürowoche begonnen. Die Kolleginnen und Kollegen haben mich mit vielsagendem Lächeln gebeten, den Sonntagabend freizuhalten. Offensichtlich haben sie etwas ausgeheckt.
Nun beginnen sie also; diese Abschiedsanlässe oder -momente, an denen sich Tage, Wochen und Monate der vergangenen fünf Jahre entweder in Stundenfrist oder im Alkohol verflüchtigen. Manchmal brauchts auch alle beide. Ein Handschlag, eine innige Umarmung, ein flüchtiger Kuss auf die Wange, ein verlegenes Lächeln. „Take care, hope to meet some when, some where on this planet“…

Eine reine Verlegenheitsfloskel. Die meisten meiner aktuellen Mitarbeiter werde ich wohl nie mehr sehen. Im Gegensatz zu unserem Wegzug aus der Schweiz, kleben an diesen Verabschiedungen die Schatten der Endgültigkeit. Mit Ausnahmen natürlich. Einige Freunde werden bleiben. Auch wird es Besuche geben. In der Schweiz, und in Abu Dhabi. Doch die Wege werden sich in der Mehrheit trennen.

Wie ist es überhaupt möglich, dass die Zeit so dahinrast? Wie kann es sein, dass mir Ereignisse, die fünf Jahre zurückliegen vorkommen, als hätte ich sie erst gestern erlebt? Wie selektiv arbeitet mein Gedächtnis? Welche Rolle spielt das persönliche Empfinden?

Gestern wurden in unserem Wohnzimmer zwei brandneue Sofas montiert. In unschuldigem Weiss. Gekauft haben wir sie nicht nur wegen ihrer Farbe, sondern weil der Dirham angesichts des starken Frankens ständig an Wert verliert. Und weil die Schweiz halt immer noch wesentlich teurer ist als die Emirate.
In drei Wochen werden die beiden Sofas wieder aus derselben Türe getragen. Von anderen Händen allerdings, sorgfältig verpackt in Karton und Plastik, und bereit für den Verlad in den Schiffscontainer. Das mag wenig sinnvoll klingen, ist aber aus zolltechnischen Gründen (lesen Zollbeamte eigentlich auch Blogs...?) unumgänglich. Was immer wir von hier in die neue alte Heimat mitnehmen, es wird uns an eine besondere Zeit erinnern.

Doch auch Erinnerungen haften nicht ewig. Sie verblassen, verlieren sich in der Hektik der Gegenwart oder in der Vergesslichkeit des zunehmenden Alters.
Es sei denn, sie würden festgehalten, niedergeschrieben etwa in einem Buch. Das ist, für Schreiber wie mich, allerdings nur mit viel Glück und der entsprechenden Unterstützung möglich. So etwa, wie mir beides im Februar des vergangenen Jahres beschieden war. Zuerst vermutete ich eine versteckte Kamera. Ich las besagten Kommentar wieder und wieder. Was ich anfänglich für einen Scherz hielt, erwies sich jedoch als einmalige Chance, die Wüstenspuren zum Buch zu machen. Ein Flug nach Zürich, ein Gespräch im Hilton, eine Offerte, ein Plan. Unvermittelt sass ich einer Bestsellerautorin gegenüber; Verena Wermuth, die seinerzeit mit ihrem Buch "Die verbotene Frau" monatelang die Büchercharts angeführt hatte.

Damit habe ich keineswegs gerechnet! Doch das Buch steht vor der Fertigstellung. Dem woa-Verlag sei Dank. Dazwischen lag viel Arbeit. Ein Austausch über Distanz. Zahlreiche Emails, Telefonate, Flüge zwischen Abu Dhabi und der Schweiz. Der Endspurt steht an, das Ziel in Sichtweite. Ich freue mich, bin auch gespannt. Im August, Inshallah, solls soweit sein. Aus den Wüstenspuren wird Blindflug Abu Dhabi – aus einem fünfjährigen Blog ein jungfräuliches Buch, aus einem Piloten ein aufgeregter Autor...

Sunday, May 01, 2011

Das erste letzte Mal

Nun hat es mich von der Seitengasse in Mailand trotzdem an die Themse verschlagen. Einen Tag nur, nachdem sich Kate und William ewige Treue geschworen haben. Und mein Aufenthalt fällt länger aus, als ursprünglich geplant. Ein Etihad-Sonderflug, der die ans Hochzeitsfest eingeladenen Scheichs nach Abu Dhabi zurückbringen soll, hat den Flugplan kurzfristig auf den Kopf gestellt. Ich befürchte allerdings, dass die Hochzeitsorte bereits weggeputzt wurde...

Ich gebe es ja zu: der Fernseher lief während des Vermählungsaktes auch bei uns in Abu Dhabi. Die Mädchen halt, und auch Franziska...
Ich meinerseites war anderweitig beschäftigt. Meistens zumindest. Den Kuss auf dem Balkon des Palastes habe ich rein zufälligerweise mitbekommen. Er fiel für meinen Geschmack etwas kurz aus. Einem veritablen Royal kann es doch egal sein, ob ein paar Milliarden mehr oder weniger mit(g)eifern. Da hätten der junge Prinz und seine Gattin ein prominentes Zeichen setzen können: More love – less war oder so ähnlich. Sind wir mal gespannt, wie der verschmitzte Harry die Sache angehen wird.

Während für William and Kate eine neue Epoche ihres Lebens eingeläutet wurde, beginnt für uns die Zeit der letzten Male: Ein letztes Mal nach Mailand oder London, ein letztes Mal in dieses oder jenes Lokal, ein letztes Mal zum indischen Coiffeur oder – wie für mich bald der Fall – die letzten sechs Tage im Büro und ein letzter Simulator Check bei Etihad (auf den hätte ich gut verzichten können).
Linda hat ihren letzten regulären Schultag bereits hinter sich. Im Mai folgen IB- und Abschlussprüfungen. Vieles, das wir angehn und tun, weist – ohne dass wir uns dies bewusst sind – ultimativen Charakter auf. Gestern haben wir unseren letzten Besuch verabschiedet. Es war Franziskas Schwester, die im Jahr 2006 unseren fünfjährigen Besucherreigen eröffnet hatte. Dazwischen kamen sie immer wieder, Freunde und Familie, haben ungezählte Tage und Nächte mit uns geteilt. In der sengenden Hitze der Wüstensonne oder unter dem frostigen Luftstrom der Klimaanlagen. Der Reigen könnte nach unserer Rückkehr weitergehen. Mit geänderten Vorzeichen: Freunde aus Abu Dhabi besuchen uns in der Schweiz. Die ersten Anfragen liegen bereits vor...

Mit der Phase der letzten Male beginnt sich das Rad der Zeit noch schneller zu drehen. Die Tage wirbeln, die Termine purzeln. In einem Monat fährt der Containerwagen vor. Noch ist ungewiss, wo Franziska, Nina und ich die letzten zwei Wochen nächtigen werden.

Das Boot haben wir ebenfalls zum Verkauf ausgeschrieben. Gestern Nachmittag hat mir unser Bootspartner Al eine SMS geschickt: „We have an offer for 85k. What do you want to do...?“

Auch die Tage von Litina sind definitiv gezählt.