Friday, October 24, 2008

Driving through the desert

Friday morning, 7.30am. Weekend. Empty streets. However three SUV’s driving through the desert; on their way to an Icehockey game in Al Ain. Reddish brown sand and nothing else than sand. Occasionally a single tree, now and then a few camels strolling between the dunes.

Unique aura of piece, breathtaking moments.

Unfortunately Tim and I didn’t take the camera with us, so we had to get by with my mobile.

Pictures of an early morning ride…






























Friday, October 17, 2008

Probleme

New York Flüge bei Etihad beginnen mitten in der Nacht. Eingecheckt wird dann, wenn anständige Leute sich unter die Bettdecke verziehen: um 0020 Uhr. Da gilt es, den Tag vernünftig einzuteilen, was auch immer mann oder frau darunter versteht. Entscheidend ist mitunter die Tatsache, ob bei der nächtlichen Mission zuerst Cockpit oder Crewbunk angesagt ist. Persönlich bevorzuge ich die zweite Variante, erlaubt sie doch gleichsam eine Tagesplanung ohne mühsame „Vorschlaf“-Versuche, die in der Regel eh meist in Frust und Verzweiflung enden.

Internet-Probleme
Bei meinem dieser Tage absolvierten New York-Flug geniesse ich zwar das Privileg des „Erst-Schicht-Schlafes“, dafür gibts Ärger ennet des grossen Wassers. Nach der Ankunft im Hotel stürzt sich unsere Besatzung wie immer gleich auf das Frühstücksbuffet. Denn dieses ist gratis – übrigens nicht nur für Mitglieder der Besatzung, sondern für sämtliche Gäste des Hauses. Ländliche Grosszügigkeit im beinahe idyllisch anmutenden Garden City, von wo aus Charles Lindbergh im Jahre 1927 zu seiner Nordatlantiküberquerung startete. Das Angebot ist zwar nicht üppig, doch nach stundenlangem Nachtflug über Wüste, Gebirge und Ozean sind hart gekochte Eier, Bagels, Muffins und frisch gebackene Waffeln mit Ahornsirup vor dem Schlafengehen eine willkommene Bereicherung.
Im für Kapitäne besonders geräumigen Zimmer angelangt, entledige ich mich der Goldstreifen, dann mache ich mich sogleich an die Installation des Laptops zwecks Erstellung der Internet-Bereitschaft. Doch irgendwie will es nicht so richtig klappen mit dem Einloggen ins „World Wide Web“. Zwar komme ich bis zur Login-Seite des Hotels, dann aber ist Schluss. Auf all meine verzweifelten Versuche kontert der Computer mit einem emotionslosen „This webpage cannot be displayed“. Doch so schnell gebe ich mich – mittlerweile besessen vom Ehrgeiz, diese technische Hürde zu meistern – nicht geschlagen. In der Folge dringe ich immer tiefer in die Eingeweide meines sonst so verlässlichen Laptops. Doch sämtliche „Microsoft-Hilfsprogramme“ nützen nichts und ich komme zur niederschmetternden Einsicht, dass in diesem Fall – zumindest mit meinen Kenntnissen – nichts auszurichten ist. Ärgerlich, nicht zuletzt deswegen, weil ich mir in dieser Situation eingestehen muss, dass ich nicht nur eine Computer-Niete, sondern auch ein Computer-Addict bin.

ATM-Probleme
Irgendwann, einige Stunden (!) und fehlgeschlagene Login-Versuche später, verschiebe ich mich in die Lobby, wo der Besatzung zwei hauseigene Computer-Terminals zur Verfügung stehen. Im gleichen Raum befindet sich ein Geldbezugsautomat. Praktisch, ist auf diese Weise doch stets für entsprechenden Bargeldnachschub gesorgt. Nachdem ich meine Internet-Gelüste befriedigt habe, klaube ich die ATM-Karte aus dem Portemmonnaie und versuche, dem Kasten einige Dollarscheine zu entlocken. Doch auch hier muss ich einen herben Rückschlag einstecken. Statt Bargeld gibts unflätige Sprüche: „Transaction declined“. Ich versuche es ein zweites, dann ein drittes Mal. Vergebens, die Technik scheint mir heute nicht wohlgesinnt (oder etwa "wohlgesonnen"...?). Die weltweite Finanzkrise macht auch vor dem entlegensten Geldkasten nicht halt. Bei der Tankstelle gleich neben dem Hotel gibts einen anderen Automaten. Nichts wie hin. Gleiches Prozedere, gleicher Frust: die wollen mir kein Geld aushändigen. Ob es wohl an der kümmerlichen Performance meiner Pensionskassenfonds liegen mag...?
Wie auch immer. Ich gebe auf und mache mich auf den Rückweg. Kein Internet, kein Bargeld – da kann mir nur noch der Wallander helfen. Und für die Begleichung des Nachtessens bleibt mir immer noch die Kreditkarte.

Gepäck-Probleme
Ungeachtet dieses Ärgers schlafe ich nach Barbeque-Burger und einigen Gläsern „Samuel Adams“ herrlich und erwache am nächsten Morgen um fünf Uhr Lokalzeit – in Abu Dhabi zeigen die Uhren 1300 Uhr – gestärkt und guten Mutes. Wir erreichen den Flughafen wie immer viel zu früh und unsere Girls vertreiben sich die Zeit bis zur Flugvorbereitung mit Einkäufen in den diversen Dutyfree-Shops.
Später – wir sitzen bereits im Cockpit und wühlen uns durch (viel zu) dicke Papierstapel – steht plötzlich der Stations-Manager in der Führerkanzel: „We’ve got a small problem with the loading of the crew bags“, meint er, auf seinem von Natur gegeben breiten Gesicht ein noch breiteres Grinsen. In einem unserer Koffer wird ein vibrierendes Geräusch gortet, der Verlad verzögert sich. Da wir vor jedem Flug unsere Gepäcktag-Nummern auf einer Liste eintragen, kann leicht festgestellt werden, wem der Koffer gehört: Männlein oder Weiblein? Selbstverständlich wird heftig über die Ursache der geheimnisvollen Vibrationen spekuliert... Die Lösung ist weit weniger spektakulär als erhofft: Es handelt sich um die elektrische Reisezahnbürste unseres Kapitänskollegen. Bis zu seinem Eintreffen im Gepäcksortierkeller vibriert jedoch nichts mehr. Die Batterien haben den Geist aufgegeben.

Fuel-Probleme
Schliesslich sind wir bereit zum "Push back", dem Zurückstossen des Flugzeuges. Vorgängige Probleme mit der „Fuel-Anzeige“ haben wir planungsmässig abgedeckt. So, wie es in unseren Handbüchern vorgegeben ist. Just in diesem Moment, ich will gerade die Bremsen lösen, meldet sich einer unserer beiden „Fuel Control and Monitoring Computer“ ab. Dummerweise ist es die Nummer eins, ohne die wir nicht fliegen dürfen. Dreissig Sekunden später steigt auch die Nummer zwei aus. Damit fehlt uns die komplette Übersicht über Kerosinmenge, -transfer und Tankinhalt. Wir versuchen einen „Reset“, den wir selber im Cockpit ausführen können. Der Erfolg ist nur von kurzer Dauer, nach vier Minuten steigen beide Rechner wieder aus. Wir brauchen einen Mechaniker. Der Einfachheit halber kraxelt er via Bugfahrwerkschacht und dem direkt unter uns liegenden Elektronik-Compartment ins Cockpit. Wir öffnen die entsprechende Luke hinter meinem Sitz. Dann gibt es weitere „Resets“, „Rerackings“ sowie einen Austausch der beiden Computer. Als das auch nichts hilft, laden wir alle Passagiere, Handgepäck inklusive, wieder aus und machen das Flugzeug stromlos. Mittlerweile haben die Maintenance-Verantwortlichen in Abu Dhabi mit Airbus in Toulouse Kontakt aufgenommen und im Gegenzug Anweisungen für eine komplizierte Computer Reset-Abfolge erhalten. Wir Cockpitkollegen haben die Angelegenheit eigentlich bereits aufgegeben und diskutieren mit den Stationsvertretern den Rückzug ins Hotel. Ähnliches ist mir bereits vor einem Jahr wiederfahren: Damals war ich mit Toni unterwegs und wir konnten nach dem Start das Fahrwerk nicht einfahren. 60 Tonnen Sprit über dem Nordatlantik versprüht und wieder gelandet, dann waren wir drei Tage in New York blockiert.
Heute haben wir mehr Glück. Die Anweisungen des Herstellers zeigen Wirkung, zumindest der eine „FCMC“ scheint arbeitswillig. Nummer zwei weigert sich standhaft, doch damit können wir leben. Alle Passagiere werden zurückbeordert, das „Re-Boarding“ dauert lediglich 15 Minuten. Mit zwei Stunden und 50 Minuten Verspätung stossen wir den A340-500 vom Gate zurück. Der Flug verläuft problemlos, wir landen nach zwölf Stunden und sieben Minuten in Abu Dhabi, wo sich erst vor einer halben Stunde der dichte Morgennebel verzogen hat. Dies bei einer gesamten "Dutytime" (Check-In bis Check-Out) der Besatzung von 17 Stunden und 39 Minuten! Ein neuer persönlicher Rekord.

Thursday, October 09, 2008

Morgenstau

Träge und schwerfällig rollt die Blechlawine auf dem vierspurigen Highway Richtung Stadt. Stossstange reiht sich an Stossstange. Neben mir sitzt Linda, noch etwas verschlafen und geistesabwesend. In der rechten Ohrmuschel den Kopfhörer ihres hellblauen iPods, das linke Ohr hält sie anstandshalber frei, um auf allfällige Fragen oder Kommentare des Vaters reagieren zu können.

Gestern – etwa um die gleiche Zeit – kam ich von einem bei Besatzungen nicht sehr beliebten „Nacht-Beirut-Turnaround“ zurück. "Check-in" um 23.25 Uhr Lokalzeit, Rückkehr in Abu Dhabi am folgenden Morgen kurz vor neun. Dazwischen der Reiseflug über den Inselstaat Bahrain und über Saudi Arabien. Irgendwann höre ich "SWISS two two nine" am Funk, wenig später auch "SWISS two four three" Für einen kurzen Moment überlege ich, ob ich die Kollegen auf der zweiten Funkbox aufrufen soll. Auf einen kurzen Schwatz zu nächtlicher Stunde. Ich lasse es aber bleiben, die Stimmen klingen unbekannt. Im Sinkflug passieren wir das langgestreckte Libanon-Gebirge, dessen höchster Gipfel “Karnat as Sauda“ 3000 Meter hoch ist. Auch in der Dunkelheit der Nacht ist die feine Silhouette des Gebirgszugs am Horizont deutlich erkennbar. Das Gelände verlangt nach entsprechenden Höhenrestriktionen und einem steilen Sinkflug. Der „Final Approach“ schliesslich verläuft über dem Meer und führt uns präzise zum Aufsetzpunkt der Piste 16. Die libanesische Hauptstadt an der Levanteküste, politisch und wirtschaftlich über Jahre gebeutelt, erinnert mich wegen ihrer bewaldeten Hügellandschaft an meinen angestrebten Alterssitz Lugano. Sie wirkt bei unserer Landung ebenso verschlafen wie Linda im Beifahrersitz unseres Zweitwagens.

Und während die Tochter still mit der morgendlichen Müdigkeit kämpft, führt Abu Dhabi einen ähnlich harten Kampf mit zunehmenden Verkehrsströmen. Jährlich, vermutlich sogar monatlich fluten neue Arbeitskräfte die Stadt. Die Wirtschaftsturbulenzen in Europa, so versichert mir kürzlich ein Insider, würden den Zustrom noch massiv verstärken. Denn hier, wo Milch und Dattel-Honig fliessen, wird munter weiter gewachsen.
Noch vor zwei Jahren, zum Zeitpunkt unserer Ankunft, präsentierten sich die Strassen weniger befahren. Heute mehren sich Stausituationen. Die Betonstreifen werden zwar verbreitert und in der Linienführung optimiert, doch auch diese Anpassungen vermögen die Folgen der Einwandererströme kaum zu kompensieren.
Genauso wie sich die Verhältnisse auf den Strassen ändern, wird auch mein Oktober-Einsatzplan von den verantwortlichen Stellen mehrfach umgebaut. In der Folge fliege ich sehr wenig, derweil Büro- und Standby-Tage in der Überzahl sind. Gerade mal drei Flüge – Dammam, Beirut und eine Ultra-Langstrecke nach New York – überleben die Änderungen. Damit ihr mich nicht falsch versteht: Beklagen will ich mich keinesfalls! Wenig Zeitverschiebung, regelmässig schlafen und nur ein Nachtflug. Ausserdem werden die Temperaturen hier in Abu Dhabi mit jedem Tag angenehmer. Aufenthalte im Freien sind nicht mehr zwingend mit mehrfachem Tenuwechsel wegen Schweisstreiberei verbunden.

Von solchen und ähnlichen Gedanken getragen, lässt sich auch der lange Nachtflug in den Libanon leichter ertragen. Ausserdem sind wir zu dritt im Cockpit. Nicht etwa, weil der Flug so lange dauert und uns die Besatzungsplanung ein zusätzliches Nickerstündchen gönnen würde. Der Copi, ein Neuseeländer, wurde soeben vom A330 auf den A340 quergeschult und hat heute seinen „Final check“. In früheren Jahren, so teilt er mir während der Planung mit, ist er für Moritz Suter geflogen: Saab 2000 und später Embraer 145. Er ist mir trotzdem auf Anhieb sympathisch.
Auf dem dritten Sitz fliegt ein Österreicher mit. Immer wieder verfallen wir in die Deutsche Sprache. So angenehm und praktisch wie unanständig. Der Copi ignorierts, arbeitet vorbildlich und gibt sich jede erdenkliche Mühe. Wir fliegen den A340-300. Etihad operiert lediglich eine einzige Maschine dieses Typs. Im Gegensatz zu den 500er und 600er Typen hat die „EYC“ schon einige Jährchen auf dem Buckel und ist immer wieder mal für eine Überraschung gut. Heute Nacht hält sich die reife Dame (oder sind Airbus-Maschinen männlich?) allerdings erstaunlich tapfer. Keine Lampe, die ungewollt aufleuchtet, kein akkustisches Signal, das uns aus der nächtlichen Ruhe reissen würde. Die Nacht über Syrien und dem Libanon ist sternenklar. Wir lassen das hell erleuchtete Damaskus rechts liegen, während wir auf der linken Seite bereits den Lichterschein von Beirut erkennen. Der Anflug verläuft problemlos, die Landung ebenso.

Auf dem Rückflug blendet uns bereits die aufgehende Sonne wieder. Die Sonnenblende vermag ihrem Namen nicht vollumfänglich gerecht zu werden. Eine Realität, an die sich alle Piloten - ungeachtet des Flugzeugtyps - früher oder später gewöhnen müssen. Sie behelfen sich mit Zeitungen oder anderem Papier, das – über die Jahre geübt – zwischen Cockpitscheibe und Blendvorrichtung geklemmt wird. Bei unserer Landung in Abu Dhabi steht die gleissende Diva schon zu hoch am Himmel, als dass sie uns noch stören würde. Wir setzen auf und rollen zum Abstellplatz. Triebwerke abstellen, Anflugkarten einordnen und dann nichts wie aus dem Flugzeug. Die Augen brennen, der Geist ist träge. Wie ich mich auf der Autobahn der Stadt nähere, nimmt der Verkehr zu. Die Ampel vor unserem Compound wechselt in kurzen Intervallen. Auch das, so meine ich zu glauben, ging vor zwei Jahren wesentlich schneller. Ärgerlicher Morgenstau.

Sunday, October 05, 2008

Eid-Break

Mit dem grossen Fastenbrecherfest "Eid al-Fitr" feiern die Muslime das Ende des Fastenmonats Ramadan. Es ist nach dem Opferfest "Eid al-Adha" das zweitwichtigste Fest des Islams. Aus diesem Anlass bleiben die Schulen in Abu Dhabi für eine ganze Woche geschlossen. Zahlreiche Geschäfte stellen ihren Betrieb für die Feiertage ein und viele Einwohner nutzen die Gelegenheit und verreisen für ein paar Tage.

Auch wir packen die Chance und gönnen uns zwei Nächte in Muscat. Zwischen einem Flug nach Sydney und einigen kurzen "Middle East-Hüpfern" hat mir die Einsatzplanerin drei Tage frei zugestanden. Der Flug in die grösste Stadt des benachbarten Sultanats Oman dauert lediglich 40 Minuten. Franziska organisiert via Internet zwei Hotelzimmer zu raisonablem Preis, und so steht unserem spontanen "Eid-Break" nichts mehr im Wege.
Wir versuchen, in der zur Verfügung stehenden Zeit "Dolce far niente" und "Sightseeing" zu kombinieren. Dabei allen Ansprüchen gerecht zu werden, erweist sich als Quadratur des Kreises. Mit Salem finden wir einen geduldigen einheimischen Taxi-Driver, der uns in einer zweistündigen Tour die Umgebung der Stadt näher bringt. Auch wenn sein Auto den Platzansprüchen einer fünfköpfigen Familie nur marginal zu genügen vermag, wird die Fahrt zu einem Highlight. Die Strassen sind erstaunlich gut ausgebaut und verhindern so, dass unsere eingeengten Glieder zusätzlich durchgeschüttelt werden. Eine leichte Meeresbrise sorgt für angenehme Temperaturen und die untergehende Sonne verpasst der hügeligen Landschaft ein romantisch-kitschiges Farbkleid. Salem erklärt, teils in Englisch (schlecht verständlich), teils in Arabisch (noch schlechter verständlich). Franziska füllt die wenigen Lücken und (re-)zitiert aus diversen Reiseführern. Und für einmal nehmen die Kinder sogar die Stöpsel aus den Ohren und verzichten auf hämmernden Bass-Sound.
Am Schluss sind alle zufrieden; die Eltern weils halt einfach so schön war, die Kinder weils vorbei ist und Salem weil er eine grosszügige Entlöhung kriegt. Schliesslich ist Eid - da soll man ja nicht knauserig sein...

Für einmal sollen Fotos Worte ersetzen. Viel Bild, wenig Schrift; Couleur statt öde Buchstaben in schwarz-weiss.















Warten aufs Hotelzimmer















Blick vom Balkon auf die Poollandschaft















Muscats grosse Moschee















Eines der zahlreichen Forts















Der alte Teil von Muscat















Unterwegs















Pittoreske Fischerbucht















Pittoreske Kinderschar















Kulinarisches...















Wässriges...















Artistisches...





















Auf dem Souq von Muttrah



















Omanisches Tuch auf Schweizer Kopf















Omanischer Food...















...zwischen Schweizer Beinen















A walk to remember...

Thursday, October 02, 2008

Special message

Im Verlauf der vergangenen Wochen bin ich zunehmend in meine neue Aufgabe im „Flight Data Monitoring“ (Flight Safety) hineingewachsen. Zusammenhänge werden klarer, langsam zwar, aber immerhin. Verzwackte Dreibuchstaben-Kürzel können zugeordnet werden und die Anwendung der IT-Tools gewinnt an Sicherheit. Allerdings stehe ich bei weitem noch nicht dort, wo ich stehen will und soll. Deshalb versuche ich jede sich bietende Chance zu packen. Wenns sein muss, gar auf Kosten eines Freitages bei einer Genf-Rotation.

Win-win
Etihad Airways hat ihre Flight Safety Abteilung seinerzeit förmlich aus dem Sand gestampft. Da sich mit Paolo und André zwei Schweizer Piloten um den Aufbau kümmerten, erstaunt es nicht, dass sie in der Anfangsphase bei ihrem früheren Arbeitgeber SWISS anklopften. Die so entstandene Zusammenarbeit hat sich bis in heutige Tage erhalten. Etihad profitiert von Know-How und Infrastruktur der Schweizer, wächst dabei selber unaufhörlich und hat sich in der Folge zum besten Kunden der SWISS in diesem Bereich gemausert. Das wiederum spült den Managern am Klotener Obstgarten einen erklecklichen Batzen in die Kassen, was in Zeiten serbelnder Finanzmärkte so manch leidender Seele Linderung und besseren Schlaf verschafft. Kommunikation und Zusammenarbeit funktionieren beinahe so einwandfrei und harmonisch wie die Rhythmik der Russischen Synchronschwimmerinnen in Peking. Vor diesem Hintergrund hat sich André, Manager „Flight Data Monitoring“, seines Zeichens Eidgenosse – Nachbar und Chef von mir – zu einem erneuten Besuch bei der Partnerabteilung in der Schweiz entschieden. Dass er dabei ausgerechnet den in meinem September-Einsatz geplanten Flug für seine Reise nach Genf und zurück wählt, erweist sich als besonders vorteilhafte Konstellation: Ohne die Firma zusätzlich zu belasten, profitiere ich ebenfalls vom Erfahrungsaustausch, derweil ich erst noch Hin- und Rückflug im Cockpit abspule. „Win-win“ der Sonderklasse.
Nach der Landung am frühen Morgen in der Calvinstadt und nach einigen an die Besatzung verteilten Reisetipps lege ich mich vier Stunden aufs Ohr. Dann fahre ich mit dem Zug nach Zürich, wie immer einige helvetische Tageszeitungen und ein Sandwich im Reisegepäck. Doch nach solchen Nachtflügen fühle ich mich meist „dizzy“ und irgendwie „neben den Schuhen“. Jede Zeile wird mehrfach gelesen, "mens" und "corpus", auch wenn "sana" und "sano", reagieren deutlich verlangsamt. Trotzdem freue ich mich auf das Nachtessen in einem stimmigen Zürcher Lokal mit Vertretern der SWISS Flight Safety. Der neue Leiter der Flugdatenüberwachung war früher Flottenchef des B747, einer seiner jüngst rekrutierten Mitarbeiter damaliger Chefinstruktor auf dem langjährigen Swissair-Flaggschiff. Mit beiden habe ich mehrere Jahre als Pilot und Instruktor zusammengearbeitet, und mit der zukünftigen Kollaboration im Bereich Flight Safety scheint sich auf eigentümliche Art ein Kreis zu schliessen.

„Alte" Bekannte
Der nächste Tag steht vollumfänglich im Zeichen des Austausches. Wir treffen uns um halb neun in den hellen komfortablen Büros der SWISS-Kollegen. Während sich André sogleich mit den IT-Spezialisten der Abteilung zwecks System-Justierung auf elektronische Tauchfahrt begibt, schnappe ich mir einen freien Stuhl und setze mich neben die Flugdaten-Analysten, deren Kurven etwas regelmässiger verlaufen als jene ihrer Kollegen an der Börse. Ich lasse mir ihre Arbeitsabläufe erklären, kritzle Notizen auf einen Block und versuche möglichst nichts zu verpassen. Max hat glücklicherweise ein Einsehen und vermag sein forsches Arbeitstempo im Zaum zu halten. Neueinsteiger Richi brilliert zwischendurch spontan mit brillanten Anwendertipps.
Irgendwann, im Verlauf des Nachmittags, klingelt mein Handy. Tim berichtet ziemlich aufgeregt von einer „Bombendrohung“, die diesen Nachmittag an seiner Schule in Abu Dhabi eingegangen sein soll. „Das Fussballtraining am Abend fällt aus“, klagt er, und für einen kurzen Moment bin ich mir nicht ganz sicher, was ihn nun mehr beunruhigt: Bombendrohung oder der Verzicht auf Fussball. Ich solle meine Email-Box prüfen, meint er weiter, die Schulleitung hätte eine Info verschickt.
Die Mitteilung, verfasst und unterschrieben vom „Superintendent“ (Rektor), liegt tatsächlich im elektronischen Postfach: “Dear Parents, At the end of the school day today, we received a threatening email message. While the message is very vague and does not seem to be directed toward a school, I immediately notified the Abu Dhabi police...”
Ich überfliege die Zeilen, deren Umfang ich aus Gründen des Datenschutzes hier nicht in vollem Masse wiedergebe. Zugegeben, ich bin etwas überrascht. Wer im vermeintlich sicheren und ungefährlichen Abu Dhabi lebt, neigt zur Verblendung. Es wäre naiv zu glauben, dass die Emirate vor Ungemach, und wenn es in diesem Fall „nur“ falsche Drohungen sind, verschont blieben. Solche gehören heutzutage vielerorts beinahe schon zur Tagesordnung. Mitunter sind gar Schweizer Schulen betroffen. Für Reisende gehören rigorose Sicherheitskontrollen und endlose Warteschlangen auf Flughäfen schon lange zum Tagesgeschäft. Wir haben gelernt, damit zu leben und entledigen uns des Gürtels und der Schuhe vor dem Passieren der „Security“ mit der selben Selbstverständlichkeit, mit der wir am Abend die Zähne putzen. Vielleicht werden solche Kontrollen eines Tages auch in Banken oder Stadtverwaltungen zum Einsatz kommen. Oder in Schulen.
Übertrieben? Vielleicht! Letzten Endes bleibt auch dies ausschliesslich eine Frage der Gewöhung. Die Fliegerei mit ihren ständig verstärkten Sicherheitsvorschriften und -kontrollen hat schon mehrfach bewiesen, wie schnell wir uns an neue Einschränkungen gewöhnen! Oder wie war das doch, als wir noch mit grosser Zahnpastatube und Parfumflasche im Handgepäck reisen durften...?