Friday, December 22, 2006

Merry Christmas!

Posted by Franziska

Vier Monate sind es nun her, seit wir nach Abu Dhabi gezogen sind. Und heute Nacht fliegen wir das erste Mal in die Ferien – zurück in die Schweiz – für zwei Wochen. Leider ohne Dide, weil er über Weihnachten keine Ferien bekommen hat.
Unglaublich schnell verging die Zeit, es gab ja auch ständig wieder Neues zu entdecken. Neben dem Kennenlernen der Stadt, dem Einrichten des neuen Hauses und überhaupt dem Zurechtfinden in einem total fremden Umfeld, bin ich immer wieder in verschiedene Gefühlsbäder getaucht. Schliesslich gab es diverse Abschiede und einen aufwändigen Umzug zu bewältigen. Aber wenn ich zurück blicke, erlebte ich mit meiner Familie einige Highlights. Ich denke da etwa an die Ankunft des Containers mit unseren persönlichen Möbeln und Effekten, an Ausflüge nach Al Ain mit Besichtigungen einer Oase und des Kamelmarktes sowie mit einer unvergesslichen Übernachtung auf dem Jebel Haffit. Wir erlebten unseren ersten Ramadan in Abu Dhabi und genossen Arabische Köstlichkeiten an Iftar-Buffets. Wir erhielten Besuch aus der Schweiz; Dides Bruder mit seinem Sohn, meine Eltern, meine Gotte, aber auch unsere Freunde Chris und Maja, auf deren Landsitz unser Kampfhund „Cicchi“ seit unserer Abwanderung ein freudvolles und aktives Leben geniesst. Dazwischen durfte ich bereits meinen ersten „Auslandurlaub“ in der Schweiz geniessen: ohne Dide und die Kinder reiste ich für vier Tage nach Hause zu einer Klassenzusammenkunft, verbunden mit einem Besuch natürlich bei Familie und Freunden.

Speziell gespannt war ich auf die Deutsche Schule. Der erste Schultag, nach knapp zwei Wochen Anklimatisierungszeit, war eine ziemlich aufregende Sache. Für mich als Mutter vielleicht sogar aufregender als für die Kinder! Wie wird es ihnen gefallen? Haben wir uns richtig entschieden? Heute können wir diese Frage bejahen. Wie bereits mehrfach in diesem Blog erwähnt, gefällt es Tim, Linda und Nina hier, sie haben in kürzester Zeit neue Freunde gefunden und auch mit den Lehrern sind sie grundsätzlich nicht weniger zufrieden als in der Schweiz.
Für mich bedeutet die Schule Begegnungsort und Austauschmöglichkeit. Sehr schnell kam ich in Kontakt mit anderen Eltern, durch die beiden Tätigkeiten als Klassenvertreterin der 8. Kl. und als Mitglied des Festkomitees, in dem ich mich in der aktuellen Besetzung äusserst wohl fühle. Mehr dazu in einem späteren Beitrag.

Im Dezember war sehr viel los. Wunderschön war das Konzert des Berliner Symphonieorchesters, das im Auditorium des Emirates Palace unter anderem „Sheherazade“ von Nikolai Rimsky-Korsakov zum Besten gab.
Und dann natürlich die Adventsstimmung, die auch hier überall spürbar war und immer noch ist. Die Shoppingmalls sind weihnächtlich geschmückt, überall erklang Weihnachtsmusik und es fanden zahlreiche „Events“ statt, wie etwa die Santa Claus Party der Swiss Embassy im Garten des Hotels Hilton oder der Weihnachtsbazar und die Schülerfeier der Deutschen Schule. Besinnlich war jedoch auch der „Swiss Christmas Market“ im Rotana Beach Hotel. Es lief soviel, dass wir darob beinahe in Planungsstress gerieten. Aber schliesslich soll es uns hier nicht besser gehen als in der Schweiz.

Jetzt haben wir gepackt, alles ist bereit für die Ferien, in ein paar Stunden geht unser Flug. Eben haben wir noch die vierte Kerze auf unserem Adventskranz angezündet und zwischen Kofferpacken und Aufräumen ein bisschen im kleinen Rahmen mit Dide Weihnachten "vorgefeiert". Es gab einige Geschenke und „Home Delivery“ von Burger King. So richtig idyllisch. In einer Stunde bringt uns Dide zum Flughafen. Ich freue mich auf die Ferien in der Schweiz. Ich freue mich auf die geselligen Stunden im Kreise der Familie und der Freunde.
Aber ich freue mich auch darauf, am 4. Januar wieder nach Abu Dhabi zu fliegen.

















Wir wünschen allen unseren Freunden und Verwandten ein besinnliches Weihnachstsfest und einen guten Rutsch in ein glückliches Jahr 2007!!!

Dide, Franziska, Tim, Linda und Nina

Thursday, December 14, 2006

Happy Birthday Linda... und Tim!















Gestern feierte Linda ihren 14. Geburtstag. Franziska, wohl wissend um ihre Vorliebe für Donuts, verteilte die Kerzen statt auf einer Torte auf 14 Donuts, was das Ausblasen leicht erschwerte.

Dennoch genoss die heranwachsende Tochter ihren Jubeltag, an dem dauernd Glückwünsche per Telefon, Mail oder SMS eintrafen. Kurz, es klingelte oder bimmelte den ganzen Tag und die Jubilarin wurde reich beschenkt (leider hat sich noch immer kein begüterter Beduinensohn in sie verliebt, der im Bewusstsein orientalischer Gastfreundschaft dem Vater ein standesgemässes Strassenvehikel geschänkt hätte oder so...).






Wohl zum ersten Mal konnte ihr Geburtstag mit Steak und Grillwurst im Garten gefeiert werden.


Damit wär die Reihe voll: Sämtliche Kinder haben ihren "ersten" Wüstengeburtstag gefeiert und sind somit bereits um ein Jahr "gealtert". Oder müsste ich schreiben "...haben gealtert..."?

Tim feierte seinen 16. Geburtstag vor genau einer Woche, am 6. Dezember, und erlangte somit die lang ersehnte "Pool-Mündigkeit". Ganz im Sinne seines bescheidenen und zurückhaltenden Wesens haben wir jedoch auf unnötigen medialen Rummel verzichtet und ihm dafür ein etwas aufwändigeres Geschenk gewährt....


Für "Neu-Blogger" sei an dieser Stelle noch einmal erwähnt: Wer ein Foto genauer anschauen möchte, der clicke lediglich auf das entsprechende Bild - und schon erscheint es im Grossformat...

Monday, December 11, 2006

Santa Claus rides the camel

Zugegeben, der letzte Blog-Eintrag war nicht unbedingt ein Aufsteller, doch für meine Ulcus ventriculi-Prävention absolut unvermeidlich. Aber wenden wir uns heute wieder erfreulicheren Dingen zu und tauchen ein in die Vorweihnachtsstimmung von Abu Dhabi.

Schon oft wurden wir gefragt, ob es denn in der Wüste auch einen „Samichlaus“ gäbe. Ja! Es gibt ihn tatsächlich, den Wüstenchlaus, der jedoch Wert auf eine korrekte Schreibweise legt und den ersten Teil seines Namens auf keinen Fall als Adjektiv verstanden haben will...

Am Abend des 9. Dezember lud die „Swiss Embassy“ zur zweiten „Santa Claus Party“ im Hotel Hilton. Im Gegensatz zur Schweiz finden solche Anlässe nicht in schlecht beleuchteten und spärlich beheizten Waldhütten statt sondern im idyllischen Tropengarten des Hotels Hilton. Und im Gegensatz zur Schweiz stapft der Chlaus nicht mit dem Esel an der Leine durch den verschneiten Tannenwald sondern erscheint „hoch zu Kamel“, den Schmutzli zu Fuss im Schlepptau. Letzterer arbeitet nebenberuflich bei der UBS, während der semiprofessionelle Weihnachtsmann in Abu Dhabi italienischer Urabstammung ist und sich seine spärliche Freizeit in den Cockpits der Etihad-Flieger vertreibt. Genug verraten...?
Sicher schon, schliesslich ist dieser Blog nicht jugendfrei. Ausserdem wollen wir versuchen, den Zauber und den Reiz weihnächtlicher Vorfreude wie auch das „Chlausische Brauchtum“ möglichst lange und unverfälscht zu wahren – Wüste hin oder her.

Das „casual get-together for adults and children“ war ein Stelldichein der Schweizer Kolonie, die so gross nicht ist in Abu Dhabi. Bekannte Gesichter an allen Ecken, bunt gemischt mit unbekannten Köpfen jeglichen Alters. Selbstverständlich macht die Pilotengruppe mit ihren Familien mittlerweile einen erklecklichen Anteil der Eidgenossen aus, wenn sie auch durchmischt ist mit skandinavischem und spanischem Blut. Die Kinder tummelten sich ausgelassen auf der Wiese während die gesetzteren Jahrgänge bei Glühwein und Stehgespräch den Abend einläuteten. Die meist indischen und fernöstlichen KellnerInnen trugen lustige, oft etwas zu gross geratene, Weihnachtsmützen und waren emsig bemüht, die Apéro-Häppchen, unter anderem bestehend aus Spiesschen mit Schweizer Käse und Oliven, an den Mann oder an die Frau zu bringen. Als schliesslich der Samichlaus angekündigt wurde, liessen sich die Kinder artig im Halbkreis nieder während die Väter auf Geheiss der Gattinnen ebenso artig

ihre Digitalkameras zückten und eine letzte Batteriekontrolle vornahmen.
Einzeln, mit Namen aufgerufen, traten die kleinen und nicht mehr so kleinen Töchter und Söhne vor den Chlaus und bedankten sich in verschiedenen Sprachen mit auswendig gelernten „Sprüchli“ oder Liedern für den grosszügig gefüllten Chlaussack. Dabei erstaunte auch die bärtige Eminenz durch sprachliche Vielfalt wie sie sonst nur Weltreisenden eigen ist. Ob Italienisch, Englisch, Französisch oder urchiges Schweizerdeutsch – dem Samichlaus entging auch nicht das kleinste linguistische Detail. Zu gerne hätten wir ihm einen jungen ausgewanderten Altgriechen gegenüber gestellt, doch ein solcher befand sich an diesem Abend leider nicht in der munteren Helvetierschar.

Nachdem sich „Père Noël” wieder auf den Kamelhöcker geschwungen (na ja – fällt mir gerade kein besseres Wort ein...) und verabschiedet hatte, begann die legendäre Schlacht am Buffet. Speziell die diversen Raclette-Stände wurden regelrecht „bestürmt“. Die Walliser Spezialität stand hoch in der Gunst der Gäste und mittlerweile liessen auch die Temperaturen sowie der hartnäckige Wind beinahe so etwas wie winterliche Schmelzkäsestimmung aufkommen. Die Damen warfen mit edler Geste ihre Paschminas über die Schultern, während die Herren ihre Pullover montierten. Man setzte sich an die runden, festlich gedeckten Tische und genoss bei lockerer Plauderei Raclette, Bratwurst, Gratin, Pommes und dergleichen. Für einmal waren die „Compatriotes“ aus der Westschweiz den Deutschschweizern – zumindest was die Anzahl betraf – ebenbürtig. Die Stimmung war angenehm und für wenige Stunden fühlten sich die Schweizer ganz unter sich während draussen vor dem Hotel der Abendverkehr von Abu Dhabi in gewohnt hektischer Manier weiter brauste.








Sunday, December 10, 2006

Die unerträgliche Schwere der Arroganz

Da ahnt man doch nichts Böses, bringt am ersten Tag der angebrochenen Arbeitswoche die Kinder zur Schule, erledigt im sich verdichtenden Morgenverkehr einige Besorgungen und fährt danach bestens gelaunt wieder zurück ins Haus am Stadtrand. Dabei kommt einem der Gedanke, wieder einmal das Postfach zu leeren und den Rest des Morgens Briefe und Rechnungen zu sortieren.

Gedacht, getan – mit einem Stapel Couverts unter dem Arm treffe ich wenig später wieder zuhause ein. Ebenfalls eingetroffen ist die neue Ausgabe der „SkyNews.ch“. Flüchtig blättere ich das farbige Luftfahrtmagazin durch und bleibe an einem Interview mit Moritz Suter hängen, der in seiner Funktion als Verwaltungsratspräsident der Hello AG offenbar nach wie vor mediales Interesse auslöst. Niemand kann mir verübeln, dass ich seine Aussagen nicht bis ins letzte Detail studiere. Auf dem abgebildeten Foto lächelt der Befragte verschmitzt im karierten Hemd und mit der obligaten Zigarre in seiner Hand.
Ich überfliege die Fragen und bleibe schliesslich an einem Kasten hängen, in dem Suter zu gewissen Stichwörtern seine Gedanken äussert. Eines dieser Stichwörter lautet - wie könnte es anders sein - „Swiss“.
Und wie ich Suters Äusserung lese, kommen mir doch beinahe der Morgenkaffe und sämtliche Glühweingläser des Chlausabends vom Vortag hoch. Seine Antwort lautet nämlich: „...Wurde am 14. Februar 1975 unter dem Namen Business Flyers Basel AG gegründet, änderte am 24. November 1978 ihren Namen in Crossair und im März 2002 in Swiss International Air Lines. Ich hoffe, sie wird erfolgreich weiter existieren.“
Sind es Verblendung, Irrwahn, Naivität oder bereits erste Spuren keimender Senilität, die den Guten zu dieser Aussage bringen? Vielleicht müssten in Anbetracht solch übler Selbstüberschätzung die Macher/Innen des Duden gewisse Steigerungsformen neu definieren, beispielsweise beim Begriff „arrogant“.

Das alles könnte mir im fernen Abu Dhabi im Grunde genommen ja egal sein, wäre da nicht eine weitere Passage des Gesprächs, die mich zusätzlich beunruhigt. Auf die Frage nämlich, ob er, Moritz Suter, sich noch in anderen aviatischen Feldern als der Hello AG bewegen würde, erwähnt er diverse Verwaltungsratsmandate, die er inne habe. Seit kurzem gar für den sehr interessanten Start-up RAK Airways in Ras Al Kaimah, für den er unter dem Präsidenten Scheich Omar Bin Saqr Al-Qasimi als Vizepräsident amte.
Auch die Golfregion scheint demzufolge nicht sicher zu sein vor Suters weit reichenden Beziehungen. Mir wird er langsam unheimlich, dieser omnipräsente und überhebliche Airlinemagnat. Da sollte sich der besagte Scheich ernsthaft in Acht nehmen. Sein Emirat trat wohl erst als siebtes und letztes den UAE bei. Das war bereits im Jahr 1972. Es kann an dieser Stelle jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass in den Geschichtsbüchern schon bald zu lesen sein wird, dass die Ursprünge von Ras Al Kaimah in der Schweiz lägen, wo am 14. Februar 1975 die Business Flyers Basel AG gegründet worden seien. Von einem gewissen Scheich Moritz bin Suter al Merian....

Monday, December 04, 2006

Von Bangladesh bis nach Berlin

Am Donnerstag früh, beim Morgengrauen, sind wir in Dhaka gelandet. Der Flug war kurz, dauerte nicht einmal vier Stunden. Der Flugplan notierte eine durchschnittliche Rückenwindkomponente von 83 Knoten. Die Monsunregen am Gangesdelta haben sich längst verzogen und sind den hartnäckigen Morgennebeln gewichen. Wer glaubt, nur die Zürcher Unterländer hätten die Nebelsuppe auszulöffeln, irrt. Auch in der Hauptstadt von Bangladesh ziehen um diese Jahreszeit jeden Morgen feine Nebelschwaden auf und hüllen die Landschaft um den Flughafen in sanftes und milchiges Grau. Allerdings nicht im selben Masse, wie wir es in der Schweiz gewohnt sind.
Bei unserer Landung um 0700 Uhr beträgt die Temperatur lediglich 13 Grad und es herrscht eine Sichtweite von 1200 Metern. Das reicht zumindest für einen Anflug. Das Instrumentenlandesystem auf dem „Zia International Airport“ verlangt eine minimale Sicht von 800 Metern. Viel Reserve bleibt also nicht, umso mehr, als dass wir gegen die aufgehende Sonne anfliegen und unangenehm geblendet werden. Beim Verlassen der Piste rollen wir an einem unmittelbar am „Taxiway“ liegenden kleinen Weiher vorbei, in dem Einheimische ihre Morgentoilette absolvieren. Noch gibt es hier keine Stacheldrahtzäune oder Mauern, die den Flughafen gegen aussen abschirmen. Soviel zum Thema „Airport Security“...

Morgenstau
Die Fahrt mit den zwei Kleinbussen durch den Morgenverkehr ins Hotel ist ein besonderes Erlebnis. Als zivilisierter Europäer kann man sich derartige Strassenverhältnisse kaum vorstellen. Die Autos drängen – Karosserie an Karosserie – Richtung Stadt. Ein Kampf um jeden Zentimeter auf Biegen und Brechen. Die klapprigen Busse sind voll gepfercht, teilweise hängen die zuletzt eingestiegenen Gäste förmlich im offenen Türrahmen, Kleider und Haare flattern im Fahrtwind. Besonders mutig scheinen die Fahr- und Motorradfahrer. Sie schlängeln sich durch die Masse der wartenden und hupenden Autos in der Hoffnung, lange Stauzeiten zu umgehen. Die Qualität der Fahrzeuge allgemein ist miserabel. Jeder Prüfexperte eines kantonalen Strassenverkehrsamtes würde in diesem Land von Panikattacken ergriffen. Mögliche Langzeitschäden wären nicht auszuschliessen!
In die Stadt zu fahren ist nicht ungefährlich. Die politische Situation ist zur Zeit sehr instabil. Sogar unser Flight Attendant aus Dhaka warnt die Besatzung und bittet mich auf dem Hinflug persönlich, der Crew von Ausflügen irgendwelcher Art abzuraten. Im Januar sind Wahlen und täglich kommt es in den Strassen und auf öffentlichen Plätzen zu neuen Ausschreitungen und Kundgebungen. Gestern beispielsweise wurde das Auto eines Politikers in Brand gesetzt, vor wenigen Wochen kam es gar zu Schiessereien mit Toten. Ebenfalls wurde erst kürzlich ein Flight Attendant von Etihad im Taxi von drei Männern überfallen, geschlagen und ausgeraubt.
Bei meinem letzten Dhaka-Aufenthalt wollten wir es dennoch wissen und fuhren am Abend zu fünft in die Stadt. Der Gang durch die Strassen war ein Kampf. Zahlreiche Bettler und Kinder zerrten an den Kleidern und liessen uns kaum in Ruhe einen Schritt gehen. Mit grossen Augen wurden wir gemustert. Auf der Rückfahrt, nach dem Nachtessen, gab unser Taxi den Geist auf. Der Fahrer suchte Ersatz, was sich jedoch nicht als einfach erwies. Schliesslich wurden wir in einen Kleinwagen gepfercht, in dem wir nur deshalb alle Platz fanden, weil sich zwei weibliche Flight Attendants den Vordersitz teilten. Wobei auch dies nur möglich war, weil die eine der Damen ständig den Kopf durchs offene Fenster hielt. Nicht nur Fahrzeugkontrolleuren rate ich von einem Besuch in Dhaka ab. Auch für Schweizer Verkehrspolizisten ist die Stadt alles andere als empfehlenswert.

Hoteltage
So verbringe ich diesmal die Tage im Hotel. Das Radisson wurde erst kürzlich eröffnet. Eine wunderschöne Anlage mit grosszügigen Dimensionen. Diverse Restaurants, Fitness, Pool, Tennis. Eine Luxusinsel inmitten totaler Armut. Gegensätze wie sie Flugbesatzungen und Reisende immer wieder antreffen. In einem kleinen Laden im Untergeschoss werden DVD-Kopien verkauft, das Stück für 90 Thaka oder umgerechnet rund zwei Franken! Die Auswahl ist riesig, die Qualität bemerkenswert.
Doch für Filme bleibt mir nicht viel Zeit. Immer wieder verkrieche ich mich hinter meinen Laptop, bin ich doch damit beschäftigt, die Differenzliste A340-300 vs A340-500 durchzuackern. Nächste Woche steht mein Einführungsflug nach London an. Ausserdem spiele ich jeden Tag mindestens eine Stunde Tennis. Der 25-jährige Tennislehrer ist „Bangladesh Double Champion“, was auch immer das bedeuten mag. Auf jeden Fall bin ich gegen ihn chancenlos und die Lektionen machen Spass. Auch in Abu Dhabi stehe ich pro Woche mindestens drei bis viermal auf dem Tenniscourt unseres Compounds. Wolfgang und Peter, die beiden Deutschen Ärzte, erweisen sich als ideale Spielpartner, nicht nur wegen ihrer unregelmässigen Arbeitszeiten. Unser erklärtes Ziel ist eine Teilnahme in Wimbledon in der Sparte „Senior but still active Doubles“. Die „kleinen“ Beckers und der „kleine“ Federer – eine Topkombination! Auch in reiferen Jahren sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt...
Nach dem Tennis geht’s zur Massage, mindestens eine Stunde, bevor wir uns um 1900 Uhr zum Abendessen am Buffet treffen: Paul, der Copi aus den Philippinen, vormals im Cockpit von Philippine Airlines-Maschinen tätig, Karina unser „Cabin Manager“ (dafür gibt es offiziell keine weibliche Form) aus Indien, die früher für Kuwait Airways geflogen ist und Meriem, eine Hostess aus Algerien, die es direkt von der Uni zur Etihad gespült hat. Vier Sprachen an einem Tisch: Tagalog, Hindi, Französich-Arabisch und Deutsch. Dennoch unterhalten wir uns gut. Beim Essen wie beim anschliessen Billard. In Englisch natürlich.

National Day
Im Verlauf des 2. Dezember klingelt mein Telefon gleich mehrfach. Die U.A.E Botschaft organisiert anlässlich des Nationalfeiertags einen Empfang im „Grand Ballroom“ unseres Hotels. Sowohl ein Vertreter von Etihad als auch ein Angestellter der Botschaft – letzterer fünf Minuten

















Gruppenbild mit UAE-Ambassador

vor Beginn der Veranstaltung – informieren mich, dass die gesamte Besatzung eingeladen wäre. Mein zaghafter Einwand, ich hätte weder Anzug noch Krawatte im Reisegepäck, beirren den beflissenen "Embassy-Representative" keineswegs. "We can not take off without the captain" fügt er überzeugend an. Noch härter trifft es die beiden Arabisch sprechenden Flight Attendants. Sie werden kurzerhand „abdetachiert“ und erhalten den Auftrag, in Uniform den eintreffenden Gästen während zwei Stunden kleine Rosensträusse zu verteilen. 400 Besucher, meist hochrangige Wirtschaftsvertreter und Diplomaten mit ihren Gattinnen, geniessen bei lockerem Smalltalk die servierten Häppchen. Alkoholische Drinks werden selbstverständlich keine ausgeschenkt. Nach einer knappen Stunde verziehen wir uns und geniessen noch einmal das ausgezeichnete Buffett im Hotelrestaurant. Die beiden „Uniformierten“ stossen etwas später dazu.

Rückflug am Sonntag. Landung in Abu Dhabi bereits eine halbe Stunde zu früh, um 1625 Uhr. Viel Zeit zur Rast bleibt indes nicht. Heimfahren, duschen, umziehen.

Zusammen mit einigen Deutschen, alle Eltern von Klassenkameraden unserer Kinder, besuchen Franziska und ich ein Konzert des Berliner Sinfonie-Orchesters im Auditorium des Hotels Emirates Palace. Auch dies eine Veranstaltung im Rahmen der Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag der UAE. Gastgeber ist diesmal die Deutsche Botschaft. Wohl in der Absicht, die interkulturellen Beziehungen zu intensivieren. Auch wir intensivieren, nämlich in erster Linie soziale Kontakte mit unseren nördlichen Nachbarn. Die Karten haben wir von einem Deutschen Elternpaar erhalten, ein offizieller Verkauf fand nicht statt. So gesehen solidarisiere ich mich mit meinen Swiss-Kollegen, deren Bande zum Mutterhaus mit Kranichsymbol auch immer enger werden...